Antimodernist
1467

Die Dubia-Kardinäle und ihr Scheitern - Ein Kommentar

Zur Zeit Pius XII. wäre kein Katholik auf die Idee gekommen, z.B. nach einer seiner Enzykliken den Stellvertreter Christi öffentlich zu kritisieren, lächerlich zu machen oder gegen ihn öffentlich aktiv zu werden.
Seit der Entstehung des Traditionalismus nach dem sog. "Vatikanum II" ist es usus geworden, dem Papst zu widersprechen, ihn in Unehrerbietigkeit zu kritisieren und in Besserwisserei lächerlich zu machen und ihm zu widerstehen, wo die Meinung eine andere ist.
Wohlgemerkt, dem Papst, den sie für den Papst halten und dem sie kindlichen Gehorsam schulden sollten.
Die vier Kardinäle, die sicher aus Lauterkeit und ihrem Gewissen verpflichtet die Dubia ihrem "Papst" übergaben, haben jedoch nicht beachtet, daß der Papst ihnen wirklich keine Antwort schuldig sein braucht. Andererseits hätten sie selber dies wissen können.
Da es offensichtlich ist, daß der Papst niemandem in Todsünde explizit die Kommunion gestatten kann, wird ihr "Papst" auch nicht offen zu den Kardinälen sagen: „Ja, ich bin damit einverstanden, daß eine Person in Todsünde die Kommunion empfängt.“
Andererseits kann er auch nicht eindeutig sagen: „Nein, niemand kann im Zustand der Todsünde die Kommunion empfangen.“
Also, auch ihr "Papst" kann weder Ja noch Nein sagen, was die Kardinäle eigentlich wissen mußten. Warum also die Dubia? Sie haben, was ich unterstellen muß, bewußt den Papst öffentlich in eine peinliche Situation gebracht, um ihn zu zwingen, Stellung zu beziehen; Kardinal Burke hat ihm sogar gedroht, wenn er nicht antwortet. Dieser Eindruck wird dadurch noch bestärkt, daß sie nun auf eine öffentliche Korrektur verzichten - mit dem Argument, nicht genug Unterstützer hinter sich zu haben. Aber war dies nicht vorauszusehen?
Nun ist aber die Position der vier Kardinäle selber zweifelhaft. Es gibt Fragen an sie, die wohl ebenfalls unbeantwortet bleiben:
Warum haben die Kardinäle wiederum viele andere Situationen ignoriert, indem sie sich nur auf die Frage der sog. „wiederverheirateten Geschiedenen“ fixiert haben? Schließlich hat ihr "Papst" die Türen nicht nur für diese Todsünder geöffnet, sondern auch für andere Personenkreise, z.B. die in vorehelichen Sexualbeziehungen leben oder in sog. „wilder Ehe“, die künstliche Geburtenkontrolle betreiben und in der Praxis der Sodomie gefangen sind.
Warum wurde nicht auf die Methode weiterer Liberalisierungen in der Lehre hingewiesen und hinterfragt? Warum gibt es keine kritischen Hinweise auf die Vielzahl anderer Schriften, Reden, Interviews, Handlungen und Gesten, z.B. aktuell zur weiteren lehramtlichen Annäherung an die Lutheraner und Anglikaner, zur Sünde der Ketzerei und Häresie?
Die Kardinäle selber zeigen sich in ihrer Erklärung als Befürworter der Liebe als primäres Ziel der Ehe, obwohl dieses Ziel der Ehelehre der Kirche widerspricht. Sie stützen sich auf das lehramtliche Schreiben Johannes Paul II. "Familiaris consortio", wo doch die Lehre der katholischen Kirche in dem Lehrschreiben von Papst Pius XI. „Casti connubii“ (ein Lehrschreiben des unfehlbaren Lehramtes) enthalten ist, nämlich daß die Ehe die Zeugung und Erziehung des Nachwuchses zum Ziel hat. Die Kardinäle behaupten öffentlich, die traditionelle Lehre zu verteidigen, aber sie zitieren die Lehre von Papst Johannes Paul II., die nicht die traditionelle Lehre ist. Wenn die Kardinäle die Morallehre der Kirche verteidigen wollen, warum dann die verunreinigte Quelle, die die „Theologie des Leibes“ ist, die in der Tradition der Kirche eindeutig unmoralisch ist?
Nun hat ihr "Papst" selber durch sein Verhalten diese prekäre Situation verursacht, die eine Spaltung der Gläubigen verschärft, wo doch der Pontifex eigentlich ein Brückenbauer sein sollte. Die Gegenreaktion ist nicht minder merkwürdig. Die Unterzeichner der „SineDubiis“ zeigen sich zwar, wie es für Gläubige eigentlich geziemt, als Unterstützer des Papstes. Sie zeigen dem armen Mann, der "Papst" sein will, daß auch einfache Gläubige hinter ihm stehen und die Aktion der Kardinäle verurteilen.
Dabei übersehen sie jedoch, daß „ihr“ Papst nicht nur mit seinem Schreiben „Amoris Laetitia“, sondern eben auch mit der konziliaren Lehre Pauls VI. – nicht der katholischen! - , einen Weg beschreitet, der unwiderruflich in die komplette Apostasie führt. Diesen Weg wollen sie mit ihm gehen wie auch die „Dubia“-Freunde, weil sie den Papst als „ihren“ Papst anerkennen.
Nun, die vier Kardinäle haben mangels Unterstützung einen Rückzug angetreten. Ihre Reaktion ist der Abgesang auf eine Hoffnung, die viele konservative und traditionalistische Gläubige hatten, die sich aber tatsächlich als eine Illusion zeigt. So bleibt die Frage: "Wird es jemals einen Widerstand von katholischer Seite (falls es ihn überhaupt noch gibt) geben, der ernst zu nehmen ist?" Der Weg der kompletten Apostasie ist vorgezeichnet und niemand aus der Konzilskirche wird den Lauf aufhalten können. Wer sich als Traditionalist auf konservative oder traditionalistische Bischöfe verläßt, ist verlassen, und wer auf sie das Vertrauen setzt, daß von ihnen Hilfe oder Rettung kommen kann, ist betrogen. Dies ist eine bittere Wahrheit, die sich nun bestätigt hat.
PaulK
Danke für den gut formulierten Text. Leider werden dennoch auch hier wohl die meisten blind bleiben bzw. die Augen schließen. Vermutlich werden zwar mit der Zeit immer mehr der "traditionstreuen" Katholiken eine kritische Position zu F. einnehmen, aber sie sind das Selberdenken nicht gewohnt, so dass ihnen letztlich keine echte Option bleibt, als den vermeintlichen qualifizierten "traditionstreuen …Mehr
Danke für den gut formulierten Text. Leider werden dennoch auch hier wohl die meisten blind bleiben bzw. die Augen schließen. Vermutlich werden zwar mit der Zeit immer mehr der "traditionstreuen" Katholiken eine kritische Position zu F. einnehmen, aber sie sind das Selberdenken nicht gewohnt, so dass ihnen letztlich keine echte Option bleibt, als den vermeintlichen qualifizierten "traditionstreuen" Führungspersonen wie Burke zu folgen. Ein anderer Teil wird den "Papst" Benedikt favorisieren oder ähnlichen Unsinn propagieren und diesem "treu" sein. Ändern wird sich nichts. Heute gilt vielmehr, dass jeder für sein Seelenheil selbst sorgen muss. Kaltenbrunner hat vor einigen Jahre in der "Einsicht" ein paar Texte zu diesem Thema geschrieben, obwohl ich damals dachte, dass er völlig übertreibt, ist mir heute klar, dass er vieles schon damals sehen konnte, denn er hatte recht.
In dieser Not muss man beten, damit uns der Herr vor der Verwirrung bewahren möge, denn sie breitet sich aus.