Labre
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DIE HARTE REDE JESU Predigt zum Fronleichnamsfest von Kaplan. Betschart

Am vergangenen Donnerstag feierten wir das Fronleichnamsfest, dessen Feier heute in vielen Pfarreien nachgeholt wird.. Deshalb wollen wir uns mit dem Geheimnis der heiligsten Eucharistie beschäftigen.

Im Evangelium an Fronleichnam hörten wir das Wort des Heilandes:

“Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und Mein Blut ist wahrhaft ein Trank! (Joh 6,55).
“Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten, sprachen: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?” (Joh 6,60)
“Da entstand um dieser Reden willen ... eine Spaltung unter den Juden! Viele von ihnen sagten: Er hat einen Teufel und ist wahnsinnig; warum hört ihr ihn an?” (Joh 10,19 f.)


Könnten doch diese Worte auch uns einmal so treffen, als hätten wir sie noch nie gehört, damit diese Worte Jesu auch für uns einmal wirklich eine “harte” Rede wären wie für die Jünger, die über sie “murrten” (Joh 6,61). Dann vermöchten wir auch das Bestürzende zu empfinden, das in diesen Worten zum Ausdruck kommt. Der hl. Johannes spricht in seinem Evangelium von dieser Bestürzung bei denen, die Jesus begegneten und Ihn hörten:

Wir haben kein Recht, uns an diesem Unverstand zu stossen, solange wir uns den unerhörten Vorgang nicht vergegenwärtigen: Christus steht unter den Jüngern, ein Mensch ihresgleichen, aus Nazareth stammend, des Zimmermanns Sohn und sagt in der Synagoge von Kapharnaum, dass Sein Fleisch wahrhaft eine Speise, Sein Blut wahrhaft ein Trank sei. Den Aposteln reicht Er nach dem Abendmahl vor Seinem Leiden und Sterben Brot und Wein und nennt sie im unmissverständlichen Sinne Sein Fleisch und Sein Blut.
Künstler haben lebenslang darum gerungen, dieses Unfassbare darzustellen, dass der Herr gegenwärtig ist und den Aposteln Seinen Leib und Sein Blut reicht, dass die Apostel in schaudernder Erschütterung diesen Leib, dieses Blut aus Christi eigenen Händen empfangen. Es ist wahrlich keine zweite Stunde über die Erde gekommen, die an entsetzensvoller Macht des Geheimnisses dieser Stunde gleichkäme. An den Worten - “Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt” - muss sich die ganze Natur des Menschen empören; sie sind nicht tragbar, da sie gesprochen werden von Lippen gleich unseren Lippen, da sie zunächst dem Fleische gelten, das gleich ist unserm Fleisch. Gegen diese Worte muss die ganze Welt sich wenden, so furchtbar befremdend sind sie. Christus wusste es wohl. Denn Er fragte Seine Apostel:

“Nehmt auch ihr daran Anstoss?” (Joh 6,61)

Aber wir fühlen die erhabene Ruhe dieser Frage, die Nähe der heiligen Gestalt Jesu Christi, der selber die Wahrheit, das Leben der Wahrheit unter uns ist. Die Wirklichkeit des Mysteriums Seiner eucharistischen Gegenwart erhebt sich vor uns wie ein Fels; wir können ihr nicht ausweichen; wir hören die Stimme der Wahrheit und sinken nieder, glaubend und doch nicht begreifend, anbetend, was wir nicht sehen, und empfangend, wie die Apostel empfangen haben (vgl. R. Schneider). Wir können nur sprechen wie Petrus:

“Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!” (Joh 6,68)

Dieses so erhabene Sakrament wird unveränderlich sein und bleiben bis zum Ende der Zeit. Denn es ist gesetzt über alle Zeiten. Es bedarf unserer glühenden Hingabe an dieses göttliche “Ärgernis”, an die Worte, die Brot und Wein in Gottes Fleisch und Blut, in jene Speise verwandeln, die für uns das Unterpfand zum ewigen Leben ist.

Unsere Antwort auf dieses unerhörte Geheimnis muss lauten: Anbetung! Im Johannesevangelium wird uns die Begegnung des Herrn mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen geschildert. Christus sagt zur Frau aus Samaria:

“Glaube Mir, Frau, es kommt die Stunde, wo ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet..., es kommt die Stunde, und sie ist jetzt da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden. Denn der Vater sucht solche Anbeter” (Joh 4,21.23).

Die Anbetung ist die höchste und wichtigste Form des Betens. Anbeten heisst nicht, Gott von uns aus etwas Neues darbieten, sondern es bedeutet tiefe, ehrfürchtige Anerkennung dessen, was Gott ist, was Gott gebührt. Anbetung ist unsere einzig mögliche Antwort auf die herrliche Offenbarung Gottes in der Schöpfung. Sie ist aber noch mehr Antwort auf die herrlichere, unvergleichliche Offenbarung Gottes in Jesus Christus, Seinem Sohn. Im Sohne Gottes ist die Herrlichkeit des Vaters sichtbar geworden:

“Das WORT ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Und wir haben Seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit” (Joh 1,14).

Dem im heiligsten Altarssakrament gegenwärtigen Sohne Gottes gebührt Anbetung. Denn ER ist der Herr der Herrlichkeit. Diese Anbetung geschieht im Hl. Messopfer, aber auch ausserhalb der Hl. Messe in den verschiedenen bewährten Formen der Anbetung des heiligsten Altarssakramentes. Gerade die Anbetung des heiligsten Altarssakramentes ausserhalb der Hl. Messe müsste heute von allen treuen Priestern und Gläubigen wieder bewusster und vermehrt gepflegt werden, nachdem die Ehrfurchtslosigkeit gegen dieses Sakrament innerhalb der Kirche epidemieartig um sich gegriffen hat. Wir müssen uns endlich wieder besinnen auf jene unermesslichen Schätze, die uns Christus, der Herr, in diesem Sakrament geschenkt hat, und die heute mit frevelhaftem Leichtsinn verschleudert werden.
Aus diesem Grunde sind Priester und Gläubige aufgerufen, sich zum heiligsten Altarssakrament zu bekennen und sich zur Wehr zu setzen, wo es verunehrt wird. So ist z. B. die Handkommunion schärfstens abzulehnen, weil sie die Tore geöffnet hat zu vielen Ehrfurchtslosigkeiten. Der Handkommunion folgte die Abschaffung der Kommunionbank und ermöglichte die Stehkommunion, die heute ohne Kniebeuge empfangen wird, ohne dieses ehrfurchtsvolle Zeichen der Anbetung und des Bekenntnisses an die Gegenwart des Herrn im heiligsten Altarssakrament.
Manche Pfarreien sind bereits zur Sitzkommunion übergegangen mit Selbstbedienung aus einem Brotkörbchen, das durch die Stuhlreihen geboten wird wie das Opferkörbchen. In einer Pfarrei steht oder stand dieses Brotkörbchen - gefüllt mit Brotbrocken - bereits zu Beginn der “Eucharistiefeier” auf der Orgelempore, aus dem sich dann der Organist und der Chor zur Zeit der Kommunionausteilung selbst bedienen konnten.
Leider ist es auch in vielen Pfarreien üblich, dass die Gottesdienstteilnehmer die Kirche betreten, ohne dem im allerheiligsten Sakrament gegenwärtigen Herrn das Zeichen der Ehrfurcht unseres katholischen Glaubens zu erweisen - nämlich die Kniebeuge -, sondern sich gleich in die Bank hineinhocken, um den Banknachbarn zu begrüssen.

Durch ein geheiligtes Leben werden wir zu wahren “Anbetern im Geist und in der Wahrheit”. Dann dürfen wir, erfüllt von tiefer Ehrfurcht, mit dem hl. Thomas von Aquin beten:

“In Demut bet' ich Dich, verborg'ne Gottheit an, Die Du den Schleier hier des Brotes umgetan. Mein Herz, das ganz in Dich anschauend sich versenkt, sei ganz Dir untertan, sei ganz Dir hingeschenkt!”

Quellenhinweis:

▸ Katholische Glaubensverkündigung, Heft Nr. 61.
▸ Schneider R., Der Priester im Kirchenjahr der Zeit, Caritas Verlag, Freiburg i. Br. 1946.
▸ Bild: Hochaltar der Klosterkirche der Schwestern vom Kostbaren Blut, FL-Schellenberg
HerzMariae
Vergelt's Gott für den Text. Ich werde versuchen, jeden Tag zusätzlich für fünf Minuten das Allerheiligste aufzusuchen. Schließt sich jemand an? (Gemeinsam geht alles leichter)
Tesa
Ich profitiere sehr von diesen Predigten. Danke.