Am Freitag wird erste Kirche im Graffiti-Stil geweiht

Bild: Wikipedia
Sprayer Stefan Strumbel bei der Arbeit in der Kirche.

(gloria.tv/ KNA) Am Anfang stand ein Abrissbagger neben der Kirche. Doch es war nur eine Fotomontage, um die Gemeinde zur Spende zu motivieren. Von Benedikt Plesker (KNA)

Heute schreibt sogar die «New York Times» über das Ergebnis der so drastisch beworbenen Spendenaktion: Am Freitag wird die Maria-Hilf-Kirche in Kehl-Goldscheuer unweit der deutsch-französischen Grenze eingeweiht - und damit die vermutlich bundesweit erste Kirche eröffnet, die ein Graffiti-Künstler neu gestaltet hat.

Wenn Pfarrer Thomas Braunstein jetzt in die Maria-Hilf-Kirche geht, hat er nur die Sorge, dass nicht alles rechtzeitig fertig werden könnte. Eigentlich sollte es nur eine kleine Sanierung werden:

«80.000 Euro waren bewilligt, ein neuer Innenanstrich, neue Elektrik, falls nötig», sagt Braunstein. An Turm und Glocken war da nicht gedacht worden. Insgesamt waren weit mehr Reparaturen erforderlich, als anfangs gedacht. Fazit: zu hohe Kosten für die Pfarrgemeinde, in der es noch zwei weitere Kirchen gibt. Weil die Kirchenbesucher immer weniger werden, drohten Profanierung und Abriss.

Als der Street Art-Künstler Stefan Strumbel im nahen Offenburg von der gefährdeten Kirche erfuhr, war sein Interesse geweckt: «Ich war schon immer von der Ausstrahlung von Kirchen fasziniert», sagt der Sprayer, der sich als nicht-gläubig bezeichnet. Nach mehreren Gesprächen mit Braunstein und der Gemeinde war klar: Die Zusammenarbeit könnte etwas werden.

Bevor die Entwürfe für die Gestaltung im Graffiti-Stil zwischen der Bauabteilung der Erzdiözese Freiburg, der Kirchengemeinde und dem Künstler hin und her gingen, musste die Finanzierung geklärt werden.

«Für den Eigenanteil der Gemeinde sind wir von Haus zu Haus gezogen», erzählt Renate Hauer, die in den 1960er Jahren als Kind den Bau der Maria-Hilfe-Kirche erlebt hat und heute Vorsitzende des Pfarrgemeinderats ist. Schließlich brachten die Gemeindemitglieder knapp 50.000 Euro zusammen. Auch das Erzbistum erhöhte seinen Anteil, so dass nun fast 260.000 Euro finanziert sind.

Künstler Strumbel ist mit der Zusammenarbeit mit Gemeinde und Ordinariat zufrieden. Erst durch die intensiven Gespräche mit Gläubigen und den kirchlichen Bau- und Kunstfachleuten seien ihm viele Ideen gekommen: So wird das Kreuz im Altarraum jetzt von einem pinken Strahlenkranz hervorgehoben und ist über eine LED-Lichtspur mit der großen Graffiti-Madonna über der ehemaligen Orgel-Empore verbunden. Für den neuen Innenanstrich hat sich Strumbel an den quadratischen Strukturen der Kirchenfenster orientiert. Angesichts des kirchlichen Dialogprozesses erhalten zwei aufgesprühte Sprechblasen, die ursprünglich nur für Gebetswünsche gedacht waren, einen weiteren aktuellen Bezug.

Für die Pfarrgemeinde beginnt mit der Einweihung eine neue Zeit.
«Bisher waren die Kirche immer geschlossen», so Braunstein. «Das wird künftig anders sein». Das öffentliche Interesse für die innovative Kirchengestaltung ist groß. Für Besucherführungen haben sich schon erste Ehrenamtliche gefunden. Trotz anfänglicher Skepsis bei einigen stehen jetzt «alle voll dahinter», sagt Hauer.

Für Strumbel ist das Ziel erreicht: Er wolle, dass Menschen in dem neu gestalteten Kirchraum heimisch werden. Das Thema «Heimat» spielt in seinen Werken eine große Rolle. Bekannt geworden mit Verfremdungen von Schwarzwälder Kuckucksuhren, hat er der Graffiti-Madonna auch eine sogenannte «Maschenkapp» gesprüht. «Wir sind hier nicht im Schwarzwald, deswegen kam der Bollenhut für uns nicht infrage», sagt Hauer: «Wenn überhaupt, dann eine Madonna mit Maschenkapp - das ist unsere traditionelle Tracht.» Er konnte die Gemeinde, mit seinen für einen Kirchenraum ungewöhnlichen Idee überzeugen.

Mit dem Einweihungsgottesdienst am Freitag will die Pfarrgemeinde in Kehl-Goldscheuer ihre neue Kirche nun offiziell in Empfang nehmen und mit neuem religiösen Leben füllen.
Hl. Leopold Mandic
man kann nicht sagen bei diesem ersten Bild. Aber fürs erste 👍
loveshalom
Mir gefällt es auch - bin gespannt was noch kommt 👍
Veritas1988
Mir gefällt es. Zumindest besser als andere moderne Kirchenbauten wo es nurnoch einen "Hauch von Nichts" zu betrachten gibt.
lucet
Gute Idee!
Conde_Barroco
Ich bin da eher gespalten. Du hast schon recht. Die Muttergottes mit Kind sieht wirklich ansprechend aus. Nur grauts mir schon vor weiteren Bildern. Vermutlich ist das so ein Reflex den ich bezüglich sämtlicher zeitgenössischer Kirchengestaltung habe: Ich sehe keinen Glauben darin.
Ach Spiegel.de...die Kommentatoren dort kann ich gar nicht ertragen, daher lese ich es kaum. Indoktrinierte Eselhorde.Mehr
Ich bin da eher gespalten. Du hast schon recht. Die Muttergottes mit Kind sieht wirklich ansprechend aus. Nur grauts mir schon vor weiteren Bildern. Vermutlich ist das so ein Reflex den ich bezüglich sämtlicher zeitgenössischer Kirchengestaltung habe: Ich sehe keinen Glauben darin.

Ach Spiegel.de...die Kommentatoren dort kann ich gar nicht ertragen, daher lese ich es kaum. Indoktrinierte Eselhorde.
Sankt Michael
Nach dem, was ich bisher weiß und sehe, finde ich diese Sache hier gut. Auch wenn es nichts ist, was nun überall nachzuahmen wäre.
Die diözesanen Kunstfachleute richten im ganzen Land deutlich schlimmeres an.
Auch eine Wohltat gegenüber der Restituta-Büste.
Und Maria hat man ja schon vor Jahrhunderten in lokalen und regionalen Trachten dargestellt. Ein Zeichen der Verbundenheit mit ihr.
Bei …Mehr
Nach dem, was ich bisher weiß und sehe, finde ich diese Sache hier gut. Auch wenn es nichts ist, was nun überall nachzuahmen wäre.

Die diözesanen Kunstfachleute richten im ganzen Land deutlich schlimmeres an.

Auch eine Wohltat gegenüber der Restituta-Büste.

Und Maria hat man ja schon vor Jahrhunderten in lokalen und regionalen Trachten dargestellt. Ein Zeichen der Verbundenheit mit ihr.

Bei Spiegel.de rasen die atheistischen Kommentatoren gegen diesen Vorgang und beklagen, dass die Kirche nicht abgerissen wurde. Das ist schonmal keine so schlechte Sache.
Conde_Barroco
Ohje, die Atheisten werden nun als Retter unserer Kirchen betrachtet, na das kann ja heiter werden. Hat dieser "nicht-gläubige" Künstler wenigstens Gott gefunden bei seinem Schandwerk? Ich denke nicht.
Erst will man die arme Kirche fast abreißen und nun "verunstaltet" man sie für Unsummen an Geld. Häääh?Mehr
Ohje, die Atheisten werden nun als Retter unserer Kirchen betrachtet, na das kann ja heiter werden. Hat dieser "nicht-gläubige" Künstler wenigstens Gott gefunden bei seinem Schandwerk? Ich denke nicht.

Erst will man die arme Kirche fast abreißen und nun "verunstaltet" man sie für Unsummen an Geld. Häääh?