Josef O.
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Die Tempelreinigung. Mk 11,15-19: Dann kamen sie nach Jerusalem. Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler und Käufer aus dem Tempel hinauszutreiben; er stieß die Tische der Geldwechsler und …Mehr
Die Tempelreinigung.

Mk 11,15-19: Dann kamen sie nach Jerusalem. Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler und Käufer aus dem Tempel hinauszutreiben; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um und ließ nicht zu, dass jemand irgendetwas durch den Tempelbezirk trug. Er belehrte sie und sagte: Heißt es nicht in der Schrift: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten hörten davon und suchten nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen. Denn sie fürchteten ihn, weil alle Leute von seiner Lehre sehr beeindruckt waren. Als es Abend wurde, verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt.
elisabethvonthüringen
Die Stunde ist gekommen für das wahre Opfer, das wesentlich identisch ist mit dem Gebet - "mein Haus wird ein Bethaus genannt werden" [vgl. Jes 56,7] - denn das Gebet selbst ist in
Wahrheit Hingabe an den Willen Gottes
.( Er verkündet tatsächlich die Erfüllung dessen, was die Propheten angekündigt hatten: "Was soll mir der Opfer Menge?" also spricht der Herr. "Ich bin satt der Opfer von Widdern,…Mehr
Die Stunde ist gekommen für das wahre Opfer, das wesentlich identisch ist mit dem Gebet - "mein Haus wird ein Bethaus genannt werden" [vgl. Jes 56,7] - denn das Gebet selbst ist in
Wahrheit Hingabe an den Willen Gottes
.( Er verkündet tatsächlich die Erfüllung dessen, was die Propheten angekündigt hatten: "Was soll mir der Opfer Menge?" also spricht der Herr. "Ich bin satt der Opfer von Widdern, des Fettes der Kälber. Nicht lieb' ich das Blut von Stieren und Lämmern und Böcken. Wenn ihr kommt, um mich zu besuchen, zerstampft ihr den Vorhof. Wer verlangt dies von euch, meinen Hof zu zerstampfen? Bringt fortan nicht Lügenopfer. Sie sind mir ein Greuel, Neumonds- und Sabbatsversammlung unerträglich" [Jes 1,11-13].)

Dass Gebetshäuser a la Hartl/Augsburg weltweit aus dem Boden schießen, ist eigentlich kein Wunder. Gebet im Sinne von "Hingabe an den Willen Gottes" ist in einer herkömmlichen Gottesdienstgemeinschaft kaum mehr möglich; da herrscht Aktionismus pur...es wird nicht nur der Vorhof zertrampelt , sondern auch das Presbyterium...da werden (Opfer-?)Gaben angeschleppt, Steine, Basteleien, Brotwecken und Fläschchen (Klopfer)...alles natürlich rein symbolisch gemeint...

Das Tun Jesu ist ein Angriff auf die bestehende Gestalt des Tempels überhaupt, eine prophetische Zeichenhandlung, die im Symbol den Abbruch des Tempels vorwegnimmt... man versteht langsam die Sehnsucht nach dem Abbruch dieses "Tempels Kirche"...
Josef O.
Übrigens, Vieles, was ich zur Salbung in Bethanien und Tempelreinigung geschrieben habe, habe ich diesem sehr interessanten Text entnommen:
www.kath.de/…/SALBUNG.pdf
Josef O.
Joseph Ratzinger resümiert die Bedeutung der Begebenheit:
Im Tempelbezirk konnte die römische Währung mit den Bildern von heidnischen Gottheiten oder von vergotteten Kaisern keine Anwendung finden; so waren Wechselstuben nötig, um die weltliche Währung in diejenige des Tempels umzutauschen. Dies war ein durchaus legitimer Vorgang ebenso wie das Bereitstellen der Tiere, die für den Tempelkult benötigt …Mehr
Joseph Ratzinger resümiert die Bedeutung der Begebenheit:

Im Tempelbezirk konnte die römische Währung mit den Bildern von heidnischen Gottheiten oder von vergotteten Kaisern keine Anwendung finden; so waren Wechselstuben nötig, um die weltliche Währung in diejenige des Tempels umzutauschen. Dies war ein durchaus legitimer Vorgang ebenso wie das Bereitstellen der Tiere, die für den Tempelkult benötigt und dort geopfert wurden. Was Jesus tut, ist eine Handlung von sehr grundsätzlichem Charakter. Sie liegt auf der Linie des großen Wortes an die Samariterin: Die wahren Anbeter werden im Geist und in der Wahrheit anbeten [Joh 4,23] - weder auf dem Garizim noch auf dem Zionsberg.

Das Tun Jesu ist ein Angriff auf die bestehende Gestalt des Tempels überhaupt, eine prophetische Zeichenhandlung, die im Symbol den Abbruch des Tempels vorwegnimmt.

Vom Messias wurde eine Kultreform erwartet [vgl. Mal 3,1-5; 1,11] - die Tempelreinigung ist ihr prophetisch-symbolischer Vollzug.
4 weitere Kommentare von Josef O.
Josef O.
Um den vollen Sinn der Tempelaustreibung zu eruieren, muss die konkrete Situation vergegenwärtigt werden. Der Bericht von der Austreibung der Viehhändler und Geldwechsler aus dem Tempel wird gerne so verstanden, dass Jesus in heiligem Zorn die Händler aus dem Tempelbezirk vertrieben habe, um ihn damit wieder für Gott zu reinigen. Doch dürfte der eigentliche Sinn dieser Begebenheit eher woanders zu …Mehr
Um den vollen Sinn der Tempelaustreibung zu eruieren, muss die konkrete Situation vergegenwärtigt werden. Der Bericht von der Austreibung der Viehhändler und Geldwechsler aus dem Tempel wird gerne so verstanden, dass Jesus in heiligem Zorn die Händler aus dem Tempelbezirk vertrieben habe, um ihn damit wieder für Gott zu reinigen. Doch dürfte der eigentliche Sinn dieser Begebenheit eher woanders zu suchen sein. Im äußeren, dem dritten Vorhof des Tempels, dem "Hof der Heiden", betrieben die Verkäufer und Käufer von Opfertieren und Geldwechsler damals ihre Handelsgeschäfte. Dieser von der Tempelbehörde genehmigte Handel erstreckte sich auf solche Dinge, die für den Tempelkult und für Privatopfer, z.B. zur Erfüllung eines Gelübdes, erforderlich waren. Die Geldwechsler tauschten den auswärtigen Pilgern die mitgebrachten Münzen in die akzeptierten Opfermünzen um. Das Entgegenkommen des Kaufens und Tauschens sollte den Pilgern die Erfüllung ihrer religiösen Pflichten erleichtern, brachte aber den Inhabern der Konzession, zu denen auch Mitglieder der hohenpriesterlichen Familie gehörten, erhebliche Gewinne. Augustinus bemerkt hierzu mit Recht, dass es gewiss keine schwere Sünde war, im Raum des Hieron die Dinge zu verkaufen, die zur Erfüllung kultischer Verpflichtungen notwendig waren; diese Verpflichtungen waren ja durch ein Gesetz, das von Gott kam, den Gläubigen auferlegt.

Und dennoch treibt Jesus Ochsen, Schafe und Tauben hinaus. Er treibt die Tiere hinaus, also die Gaben gesetzmäßiger Opfer...

... weil die Stunde für die Anbetung im Geist und in der Wahrheit gekommen ist.

Die Stunde ist gekommen für das wahre Opfer, das wesentlich identisch ist mit dem Gebet - "mein Haus wird ein Bethaus genannt werden" [vgl. Jes 56,7] - denn das Gebet selbst ist in
Wahrheit Hingabe an den Willen Gottes. Er verkündet tatsächlich die Erfüllung dessen, was die Propheten angekündigt hatten: "Was soll mir der Opfer Menge?" also spricht der Herr. "Ich bin satt der Opfer von Widdern, des Fettes der Kälber. Nicht lieb' ich das Blut von Stieren und Lämmern und Böcken. Wenn ihr kommt, um mich zu besuchen, zerstampft ihr den Vorhof. Wer verlangt dies von euch, meinen Hof zu zerstampfen? Bringt fortan nicht Lügenopfer. Sie sind mir ein Greuel, Neumonds- und Sabbatsversammlung unerträglich" [Jes 1,11-13].
Josef O.
Die theologische Aussage der Tempelreinigung lässt sich noch in einem anderen Licht betrachten, wie Joseph Ratzinger es in 'Ein neues Lied für den Herrn. Christusglaube und Liturgie in der Gegenwart' darlegt. Der 1. Petrusbrief mit der Rede vom geistigen Bau aus lebendigen Steinen ist eine frühe Taufkatechese. Die Getauften sind in einen wachsenden Bau eingebaut, dessen Grundstein Christus ist. …Mehr
Die theologische Aussage der Tempelreinigung lässt sich noch in einem anderen Licht betrachten, wie Joseph Ratzinger es in 'Ein neues Lied für den Herrn. Christusglaube und Liturgie in der Gegenwart' darlegt. Der 1. Petrusbrief mit der Rede vom geistigen Bau aus lebendigen Steinen ist eine frühe Taufkatechese. Die Getauften sind in einen wachsenden Bau eingebaut, dessen Grundstein Christus ist. Das Psalmwort 118[117],22 von dem Baustein, der verworfen wird, war für Israel ein Wort der Hoffnung in den Anfechtungen seiner Geschichte, denn es bezog die Verheißung auf sich selbst. Das Frühjudentum versteht den Psalm messianisch, jedoch in einem triumphalen Sinn, nicht jedoch als Aussage über messianische Leiden. Ganz anders die Christen, sie sehen in Christus dem Gekreuzigten den wahren Eckstein [mit Jes 8,14; 28,16]. So werden die Christen in den Bau aufgenommen, der auf dem verworfenen Stein errichtet wird, nicht aber in einem äußerlichen Sinn eines Tempelbaus, sondern als ein Bau aus lebendigen Steinen. Anders als der Tempel in Jerusalem, der zerstört wird, ist der wirkliche Tempel Gottes unzerstörbar, denn Gott selbst baut und bewacht ihn für alle Zeiten [vgl. 2 Sam 7,5.11].
Josef O.
Ähnlich wie bei den Propheten finden wir auch bei Jesus eine deutliche Ehrerbietung dem Tempel gegenüber, doch der Herr übt in gleicher Weise strenge Kritik an den Missbräuchen und allem Formalismus, wenn er sagt, dass der Tempel überholt und außer Kraft gesetzt, sogar zum Untergang verurteilt sei. Diese Erklärung erscheint deshalb so neu, weil die Art, wie Jesus den Messianismus verwirklicht, …Mehr
Ähnlich wie bei den Propheten finden wir auch bei Jesus eine deutliche Ehrerbietung dem Tempel gegenüber, doch der Herr übt in gleicher Weise strenge Kritik an den Missbräuchen und allem Formalismus, wenn er sagt, dass der Tempel überholt und außer Kraft gesetzt, sogar zum Untergang verurteilt sei. Diese Erklärung erscheint deshalb so neu, weil die Art, wie Jesus den Messianismus verwirklicht, nämlich als Gottmensch und fleischgewordener Sohn Gottes, selbst neu ist. Jetzt handelt es sich nicht mehr um ein "Wort", das von oben kommt, Gott selbst tritt in unsere Welt ein. Daher stellen der Tempel Gottes und der neue Kultus die "letzten" Wirklichkeiten und das Wesen dessen dar, was man von oben erhoffen kann. Nun ist die Ordnung der messianischen Zeit angebrochen, für welche die Ausgießung des Heiligen Geistes charakteristisch ist: die pneumatische Ordnung des Kultus im Geist und in der Wahrheit. Indem der Glaubende in der Taufe für immer in Christus hineingetaucht [Röm 6,3-11], und in der Eucharistie ein Leib mit ihm wird [1 Kor 10,16-21], lebt er fortan in der Kirche, die der Tempel Gottes ist [1 Kor 3,16f.].
Josef O.
Siehe auch Mt 21,12-17 u. Lk 19,45-48 und Joh 2,13-22
Alle drei Synoptiker berichten die Tempelreinigung, denn sie bedeutet den Wendepunkt im Leben Jesu als Kundgabe seiner messianischen Sendung.
Bei Johannes finden wir den Endpunkt der theologischen Reflexion über dieses Geschehen. Er verlegt das Ereignis von der letzten Woche im Wirken Jesu an dessen Beginn: Joh 2,13-22 ... sie wird zur …Mehr
Siehe auch Mt 21,12-17 u. Lk 19,45-48 und Joh 2,13-22
Alle drei Synoptiker berichten die Tempelreinigung, denn sie bedeutet den Wendepunkt im Leben Jesu als Kundgabe seiner messianischen Sendung.
Bei Johannes finden wir den Endpunkt der theologischen Reflexion über dieses Geschehen. Er verlegt das Ereignis von der letzten Woche im Wirken Jesu an dessen Beginn: Joh 2,13-22 ... sie wird zur programmatischen Handlung seiner ganzen Sendung. Die theozentrische Kritik Jesu am Heiligtum seines Volkes führt bei der palästinensischen Urgemeinde noch nicht zum absoluten Bruch mit dem Tempel, aber er rückt an den Rand gegenüber der Person Jesu, die im Zentrum des christlichen Glaubens steht. Im Kreuzestod zerreißt der Tempelvorhang, das Heiligtum wird an sein Ende geführt und zugleich für alle zugänglich, denn "Größeres als der Tempel ist hier" [Mt 12,6]. Größer als der Tempel ist der Gekreuzigte: "Der Kyrios als Lokativ - 'in Christus', 'im Herrn' usw. - erscheint im Corpus Paulinum insgesamt 130mal, in den sieben sicheren Protopaulinen 90mal. Albert Schweitzer hat in dieser Ortsangabe einen Schlüssel zur paulinischen 'Mystik' gesehen."