Requiem für kreuz.net
Umstrittene Website kreuz.net ging vom Netz
02.12.2012 | 18:26 | (Die Presse)
Zuletzt ermittelte der Verfassungsschutz wegen Verhetzung und Wiederbetätigung.
Wien/Red. Der umstrittene Internetblog kreuz.net ging am Wochenende – zumindest vorübergehend – vom Netz. Die Website, die in den vergangenen Jahren rechtsextreme, antisemitische und homophobe Artikel unter dem Deckmantel einer streng christlichen Weltanschauung veröffentlichte, geriet zuletzt auch ins Visier des Staatsschutzes.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hatte bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung wegen Verhetzung und Wiederbetätigung eingebracht. In der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen wurde kreuz.net zuletzt wegen diffamierender Artikel zum Tod des Entertainers und Homosexuellen Dirk Bach.
Die Autoren der möglicherweise strafrechtlich relevanten Texte sind bis heute unbekannt. Gegenüber dem ORF kündigte die Erzdiözese Wien jedoch an, möglichen Autoren aus den eigenen Reihen mit „dienstrechtlichen Konsequenzen“ zu begegnen. Auf kreuz.net publizierten jedoch auch bekannte Personen wie der inzwischen verstorbene „Pornojäger“ Martin Humer oder der Abgeordnete zum Europaparlament des BZÖ, Ewald Stadler.
Die Bischofskonferenz in Österreich und Deutschland hatten sich stets deutlich von kreuz.net distanziert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2012)
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Hetzportal Kreuz.net derzeit offline
Das Hetzportal Kreuz.net, das von rechtskonservativen Katholiken betrieben wird, ist derzeit offenbar vom Netz, wie Kathpress heute unter Berufung auf zahlreiche entsprechende Hinweise von Internetusern berichtete. Unklar ist, ob dies das endgültige Aus bedeutet - die „Süddeutsche Zeitung“ ist diesbezüglich skeptisch. Sie vermutet, dass die Website vorübergehend offline genommen wurde, weil der Druck auf die Verantwortlichen zu groß geworden sei.
Gegen die Betreiber des Blogs, das antisemitische und antiislamische Postings verbreitet und Menschen diffamiert, ermitteln sowohl die deutschen wie die österreichischen Strafverfolgungsbehörden. In Österreich etwa war bereits vor vier Wochen Anzeige wegen Verhetzung und Wiederbetätigung erstattet worden. Beim deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz wird Kreuz.net als grundgesetzwidrig eingestuft.
Diözese droht mit „ernsthaften Konsequenzen“
Das Blog sorgt nicht zuletzt deshalb für solche Aufregung, weil dessen Kritiker behaupten, dass auch offizielle Kirchenvertreter - darunter sollen sich auch zwei aktive Priester und eine weitere Person in Österreich befinden - für das Portal arbeiten.
Der Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa, drohte am Wochenende im ORF-Magazin „Orientierung“ allen Autoren - sollten sie Mitarbeiter der Diözese sein - mit „ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechen“.
Mehr dazu in religion.orf.at/stories/2561520/
02.12.2012, 16:04 Aktualisiert: 02.12.2012, 20:14
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Web
Umstrittenes Internetportal kreuz.net derzeit offenbar vom Netz
In Deutschland und Österreich wird gegen die Betreiber der Seite wegen Volksverhetzung und Wiederbetätigung ermittelt.
Wien – Das umstrittene Internetportal kreuz.net ist offenbar vom Netz. Das berichteten zahlreiche Internet-Nutzer am Wochenende über den Kurznachrichtendienst Twitter. Die Seite war bis Sonntagnachmittag nicht mehr aufzurufen.
Gegen die Betreiber der Internetseite wird bereits in mehreren Ländern ermittelt. So sei nach Auskunft des österreichischen Innenministerium bereits vor Wochen bei der Staatsanwaltschaft Wien Anzeige gegen unbekannt wegen Verhetzung und Wiederbetätigung erstattet worden. Zuvor war bereits die Staatsanwaltschaft Berlin gegen „kreuz-net“ aktiv geworden, die wegen Volksverhetzung ermittelt. Beim deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz wird kreuz.net als grundgesetzwidrig eingestuft.
Erzdiözese Wien droht mit dienstrechtlichen Folgen
Sollten Mitarbeiter der Erzdiözese Wien als Autoren oder Verantwortliche an der Internetseite „kreuz.net“ beteiligt sein, dann haben diese Personen „mit ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechen“. Das betonte der Generalvikar der Erzdiözese, Nikolaus Krasa, am Sonntag im ORF-Magazin „Orientierung“. Gleichzeitig sagte Krasa, dass die Kirche „von sich aus den Kontakt mit den staatlichen Behörden suchen“ werde, falls Beweise über möglicherweise involvierte kirchliche Mitarbeiter auftauchen sollten.
Anlass für den Beitrag in der „Orientierung“ waren die in Österreich gegen „kreuz.net“ laufenden strafrechtlichen Ermittlungen wegen Verhetzung. Laut Angaben des deutschen Theologen und Koordinators der Initiative „Stoppt kreuz.net“, David Berger, sollen drei Personen aus Österreich an „kreuz.net“ mitwirken, von denen zwei Priester „in Amt und Würden“ sein sollen. Berger sprach im Beitrag der „Orientierung“ auch davon, dass sich ein hochrangiger Geistlicher einer österreichischen Diözese inzwischen bereiterklärt habe, über die aus Österreich stammenden mutmaßlichen Zuarbeiter von „kreuz.net“ Auskunft zu geben.
Ablehnung vom Präfekten der Glaubenskongregation
Im Beitrag der „Orientierung“ wandte sich auch der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, klar gegen „kreuz.net“: Kritik an Personen haben immer auf Grundlage und im Rahmen der Menschenwürde zu geschehen. Die Art und Weise wie „kreuz.net“ Menschen diffamiert, „hat mit christlichem Glauben überhaupt nichts zu tun“, erklärte der Leiter der Glaubenskongregation. (KAP)
Tiroler Tageszeitung, Onlineausgabe vom So, 02.12.2012 16:04
aktualisiert: So, 02.12.2012 20:14
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02.12.2012
Kreuz.net Katholisches Hetzportal ist offline
Von Frank Patalong
Hetzplattform Kreuz.net: Katholische Nachrichten?
Die fundamentalistisch-katholische, aggressiv schwulenfeindliche und rassistische Webseite Kreuz.net ist nicht mehr erreichbar. Die Ursache ist unklar, vieles deutet auf einen Rückzug der Macher hin: Sie müssen ihre Enttarnung fürchten.
Hamburg/Wien - Die unter dem Verdacht der Volksverhetzung stehende Webseite Kreuz.net ist seit circa ein Uhr am Sonntagmorgen offline - die bisher längste "Downtime" der seit 2004 bestehenden Hetzseite. Das Portal versorgt die Welt angeblich ohne jede Verbindung zur Amtskirche mit "katholischen Nachrichten" mit homophoben, rassistischen, rechtslastigen und antisemitischen Inhalten. Der umstrittene, möglicherweise volksverhetzende Newsdienst war in den vergangenen Monaten zu einem zunehmenden Imageproblem für die Katholische Kirche geworden.
Trotz aller Distanzierungen hatten die anonymen Macher immer wieder bewiesen, dass sie über erstklassige Informationsquellen in Kirchenkreisen verfügten. Beobachter vermuteten die Urheber in erzkonservativen, rechtslastigen katholischen Kreisen, auch ihre Nähe zur umstrittenen Pius-Brüderschaft machten mehrere Kreuz.net-Autoren immer wieder deutlich.
Als Kreuz.net nach dem Tod des Entertainers Dirk Bach dessen Ableben regelrecht feierte ("Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle") und zum Anlass für wüste schwulenfeindliche Verunglimpfungen nahm, rückte die Seite in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit. Dem Verfassungsschutz war sie seit längerem bekannt, ohne dass hier entsprechende Ermittlungen zu Erfolgen geführt hätten. Auch kirchenintern war angeblich ermittelt worden, ob Priester oder Kirchenangestellte zu den Zulieferern gehörten - ebenfalls vergeblich.
Erst als der auf Schwulenliteratur spezialisierte Berliner Bruno Gmünder Verlag die Initiative Stoppt Kreuz.net ins Leben rief und zunächst 15.000 Euro Belohnung für die Enttarnung der Macher aussetzte, kam Bewegung in die Ermittlungen gegen die Webseite: Innerhalb kurzer Zeit wurden mehrere Zulieferer enttarnt, weitere Personen werden als Betreiber verdächtigt - sie stehen zum Teil in kirchlichen Diensten. Ein Priester entschuldigte sich inzwischen öffentlich für seine Mitwirkung, sein Bistum verzichtete daraufhin auf disziplinarische Maßnahmen. Diese Milde gegenüber einem enttarnten Kreuz.net-Mitarbeiter brachte den Bischöfen zuletzt wieder scharfe Kritik ein.
Die Austria-Connection: Macher vor der Enttarnung?
In Österreich, wo die Wiener Staatsanwaltschaft wie die in Berlin wegen Volksverhetzung gegen Kreuz.net ermittelt, scheint die Kirche deutlich entschlossener zu sein, gegen die Macher durchzugreifen. Im ORF versicherte am Sonntag der Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa, dass identifizierte Kreuz.net-Autoren aus Kirchenkreisen nicht nur mit "ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen" hätten, sondern dass die Kirche auch "von sich aus den Kontakt mit den staatlichen Behörden" suchen werde - zwecks Strafverfolgung.
David Berger, Initiator der "Stoppt Kreuz.net"-Initiative, geht davon aus, dass mindestens drei Österreicher an Kreuz.net beteiligt seien, zwei davon Priester. Die Spuren der Betreiber von Kreuz.net führen sowohl ins Rheinland als auch nach Österreich. Bergers Initiative hat den Staatsanwaltschaften mittlerweile sechs Namen vermutlicher Kreuz.net-Macher übergeben, vier davon Priester "in Amt und Würden".
Ob die Namen der drei Österreicher die Staatsanwaltschaft Wien schon auf offiziellem Wege erreicht haben, wusste Berger auch am Sonntagabend nicht: Die Wiener Fahnder hatten in der zurückliegenden Woche aber aus den Medien davon erfahren, dass da etwas zu ihnen unterwegs sei. Damit könnte die Luft für die dortigen Kreuz.net-Macher langsam dünn werden.
Spekulation über den Grund des Verschwindens
Es könnte Teil der Erklärung für das ungewöhnlich lange Verschwinden von Kreuz.net sein. Berger sieht aber noch andere mögliche Ursachen. So könnten die Betreiber möglicherweise versuchen, dem öffentlichen Druck für einige Wochen auszuweichen. Denkbar sei auch, dass Kreuz.net - wie in der Vergangenheit etliche Male - seine Server an einen anderen, vermeitlich sichereren Ort portiere. "Aber diesmal sind sie schon anders offline, als in bisherigen Fällen", erklärte Berger am Sonntagabend im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: Offenbar wird bei einem Seitenaufruf "die DNS-Adresse nicht mehr aufgelöst".
Im Klartext: Irgendwie ist die Verbindung zwischen dem Schriftzug "Kreuz.net" und der dahinter liegenden IP-Adresse gelöst worden, so dass ein Webbrowser die Seite einfach nicht mehr aufrufen kann. Möglich, aber wenig wahrscheinlich wäre dies durch einen Hack, der ins DNS-System des Internet eingreift. Wahrscheinlicher wäre aber, dass entweder die Betreiber der Seite die Löschung veranlasst haben - oder eine Ermittlungsbehörde.
Zuletzt soll es ein regelrechtes Großreinemachen auf der Seite gegeben haben, möglicherweise, um die Identitäten der Autoren zu schützen. Berger hat zudem beobachtet, dass "denen die Autoren ausgingen. Da wurden dann alte Artikel wieder nach oben gezogen", vielleicht um Aktivität zu simulieren.
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David Berger glaubt trotzdem noch nicht daran, dass Kreuz.net einfach "für immer" verschwunden sei. Er hält es für wahrscheinlicher, dass "die einen kompletten Neuaufbau unter neuem Namen planen" und die Welt irgendwann wieder "mit dem gleichen Mist" versorgten wie bisher.
In einer Presseerklärung, die "Stoppt Kreuz.net" am Montag veröffentlichen wird, heißt es dazu: "Sollte Kreuz.net wirklich Geschichte sein, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die reaktionären Katholiken, die bisher diese Seite gemacht, beliefert und gestützt haben, mit neuen Internetseiten wieder auftauchen. Schon jetzt zeigen die Sympathisanten von Kreuz.net ganz offen auf anderen Internetseiten ihr Gesicht und formulieren dort ihre Hassparolen."
Selbst wenn Kreuz.net verschwinden sollte, müsse verhindert werden, dass die Macher "ungestraft davon kommen".
02.12.2012 | 18:26 | (Die Presse)
Zuletzt ermittelte der Verfassungsschutz wegen Verhetzung und Wiederbetätigung.
Wien/Red. Der umstrittene Internetblog kreuz.net ging am Wochenende – zumindest vorübergehend – vom Netz. Die Website, die in den vergangenen Jahren rechtsextreme, antisemitische und homophobe Artikel unter dem Deckmantel einer streng christlichen Weltanschauung veröffentlichte, geriet zuletzt auch ins Visier des Staatsschutzes.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hatte bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung wegen Verhetzung und Wiederbetätigung eingebracht. In der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen wurde kreuz.net zuletzt wegen diffamierender Artikel zum Tod des Entertainers und Homosexuellen Dirk Bach.
Die Autoren der möglicherweise strafrechtlich relevanten Texte sind bis heute unbekannt. Gegenüber dem ORF kündigte die Erzdiözese Wien jedoch an, möglichen Autoren aus den eigenen Reihen mit „dienstrechtlichen Konsequenzen“ zu begegnen. Auf kreuz.net publizierten jedoch auch bekannte Personen wie der inzwischen verstorbene „Pornojäger“ Martin Humer oder der Abgeordnete zum Europaparlament des BZÖ, Ewald Stadler.
Die Bischofskonferenz in Österreich und Deutschland hatten sich stets deutlich von kreuz.net distanziert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2012)
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Hetzportal Kreuz.net derzeit offline
Das Hetzportal Kreuz.net, das von rechtskonservativen Katholiken betrieben wird, ist derzeit offenbar vom Netz, wie Kathpress heute unter Berufung auf zahlreiche entsprechende Hinweise von Internetusern berichtete. Unklar ist, ob dies das endgültige Aus bedeutet - die „Süddeutsche Zeitung“ ist diesbezüglich skeptisch. Sie vermutet, dass die Website vorübergehend offline genommen wurde, weil der Druck auf die Verantwortlichen zu groß geworden sei.
Gegen die Betreiber des Blogs, das antisemitische und antiislamische Postings verbreitet und Menschen diffamiert, ermitteln sowohl die deutschen wie die österreichischen Strafverfolgungsbehörden. In Österreich etwa war bereits vor vier Wochen Anzeige wegen Verhetzung und Wiederbetätigung erstattet worden. Beim deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz wird Kreuz.net als grundgesetzwidrig eingestuft.
Diözese droht mit „ernsthaften Konsequenzen“
Das Blog sorgt nicht zuletzt deshalb für solche Aufregung, weil dessen Kritiker behaupten, dass auch offizielle Kirchenvertreter - darunter sollen sich auch zwei aktive Priester und eine weitere Person in Österreich befinden - für das Portal arbeiten.
Der Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa, drohte am Wochenende im ORF-Magazin „Orientierung“ allen Autoren - sollten sie Mitarbeiter der Diözese sein - mit „ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechen“.
Mehr dazu in religion.orf.at/stories/2561520/
02.12.2012, 16:04 Aktualisiert: 02.12.2012, 20:14
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Web
Umstrittenes Internetportal kreuz.net derzeit offenbar vom Netz
In Deutschland und Österreich wird gegen die Betreiber der Seite wegen Volksverhetzung und Wiederbetätigung ermittelt.
Wien – Das umstrittene Internetportal kreuz.net ist offenbar vom Netz. Das berichteten zahlreiche Internet-Nutzer am Wochenende über den Kurznachrichtendienst Twitter. Die Seite war bis Sonntagnachmittag nicht mehr aufzurufen.
Gegen die Betreiber der Internetseite wird bereits in mehreren Ländern ermittelt. So sei nach Auskunft des österreichischen Innenministerium bereits vor Wochen bei der Staatsanwaltschaft Wien Anzeige gegen unbekannt wegen Verhetzung und Wiederbetätigung erstattet worden. Zuvor war bereits die Staatsanwaltschaft Berlin gegen „kreuz-net“ aktiv geworden, die wegen Volksverhetzung ermittelt. Beim deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz wird kreuz.net als grundgesetzwidrig eingestuft.
Erzdiözese Wien droht mit dienstrechtlichen Folgen
Sollten Mitarbeiter der Erzdiözese Wien als Autoren oder Verantwortliche an der Internetseite „kreuz.net“ beteiligt sein, dann haben diese Personen „mit ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechen“. Das betonte der Generalvikar der Erzdiözese, Nikolaus Krasa, am Sonntag im ORF-Magazin „Orientierung“. Gleichzeitig sagte Krasa, dass die Kirche „von sich aus den Kontakt mit den staatlichen Behörden suchen“ werde, falls Beweise über möglicherweise involvierte kirchliche Mitarbeiter auftauchen sollten.
Anlass für den Beitrag in der „Orientierung“ waren die in Österreich gegen „kreuz.net“ laufenden strafrechtlichen Ermittlungen wegen Verhetzung. Laut Angaben des deutschen Theologen und Koordinators der Initiative „Stoppt kreuz.net“, David Berger, sollen drei Personen aus Österreich an „kreuz.net“ mitwirken, von denen zwei Priester „in Amt und Würden“ sein sollen. Berger sprach im Beitrag der „Orientierung“ auch davon, dass sich ein hochrangiger Geistlicher einer österreichischen Diözese inzwischen bereiterklärt habe, über die aus Österreich stammenden mutmaßlichen Zuarbeiter von „kreuz.net“ Auskunft zu geben.
Ablehnung vom Präfekten der Glaubenskongregation
Im Beitrag der „Orientierung“ wandte sich auch der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, klar gegen „kreuz.net“: Kritik an Personen haben immer auf Grundlage und im Rahmen der Menschenwürde zu geschehen. Die Art und Weise wie „kreuz.net“ Menschen diffamiert, „hat mit christlichem Glauben überhaupt nichts zu tun“, erklärte der Leiter der Glaubenskongregation. (KAP)
Tiroler Tageszeitung, Onlineausgabe vom So, 02.12.2012 16:04
aktualisiert: So, 02.12.2012 20:14
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Kreuz.net Katholisches Hetzportal ist offline
Von Frank Patalong
Hetzplattform Kreuz.net: Katholische Nachrichten?
Die fundamentalistisch-katholische, aggressiv schwulenfeindliche und rassistische Webseite Kreuz.net ist nicht mehr erreichbar. Die Ursache ist unklar, vieles deutet auf einen Rückzug der Macher hin: Sie müssen ihre Enttarnung fürchten.
Hamburg/Wien - Die unter dem Verdacht der Volksverhetzung stehende Webseite Kreuz.net ist seit circa ein Uhr am Sonntagmorgen offline - die bisher längste "Downtime" der seit 2004 bestehenden Hetzseite. Das Portal versorgt die Welt angeblich ohne jede Verbindung zur Amtskirche mit "katholischen Nachrichten" mit homophoben, rassistischen, rechtslastigen und antisemitischen Inhalten. Der umstrittene, möglicherweise volksverhetzende Newsdienst war in den vergangenen Monaten zu einem zunehmenden Imageproblem für die Katholische Kirche geworden.
Trotz aller Distanzierungen hatten die anonymen Macher immer wieder bewiesen, dass sie über erstklassige Informationsquellen in Kirchenkreisen verfügten. Beobachter vermuteten die Urheber in erzkonservativen, rechtslastigen katholischen Kreisen, auch ihre Nähe zur umstrittenen Pius-Brüderschaft machten mehrere Kreuz.net-Autoren immer wieder deutlich.
Als Kreuz.net nach dem Tod des Entertainers Dirk Bach dessen Ableben regelrecht feierte ("Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle") und zum Anlass für wüste schwulenfeindliche Verunglimpfungen nahm, rückte die Seite in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit. Dem Verfassungsschutz war sie seit längerem bekannt, ohne dass hier entsprechende Ermittlungen zu Erfolgen geführt hätten. Auch kirchenintern war angeblich ermittelt worden, ob Priester oder Kirchenangestellte zu den Zulieferern gehörten - ebenfalls vergeblich.
Erst als der auf Schwulenliteratur spezialisierte Berliner Bruno Gmünder Verlag die Initiative Stoppt Kreuz.net ins Leben rief und zunächst 15.000 Euro Belohnung für die Enttarnung der Macher aussetzte, kam Bewegung in die Ermittlungen gegen die Webseite: Innerhalb kurzer Zeit wurden mehrere Zulieferer enttarnt, weitere Personen werden als Betreiber verdächtigt - sie stehen zum Teil in kirchlichen Diensten. Ein Priester entschuldigte sich inzwischen öffentlich für seine Mitwirkung, sein Bistum verzichtete daraufhin auf disziplinarische Maßnahmen. Diese Milde gegenüber einem enttarnten Kreuz.net-Mitarbeiter brachte den Bischöfen zuletzt wieder scharfe Kritik ein.
Die Austria-Connection: Macher vor der Enttarnung?
In Österreich, wo die Wiener Staatsanwaltschaft wie die in Berlin wegen Volksverhetzung gegen Kreuz.net ermittelt, scheint die Kirche deutlich entschlossener zu sein, gegen die Macher durchzugreifen. Im ORF versicherte am Sonntag der Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa, dass identifizierte Kreuz.net-Autoren aus Kirchenkreisen nicht nur mit "ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen" hätten, sondern dass die Kirche auch "von sich aus den Kontakt mit den staatlichen Behörden" suchen werde - zwecks Strafverfolgung.
David Berger, Initiator der "Stoppt Kreuz.net"-Initiative, geht davon aus, dass mindestens drei Österreicher an Kreuz.net beteiligt seien, zwei davon Priester. Die Spuren der Betreiber von Kreuz.net führen sowohl ins Rheinland als auch nach Österreich. Bergers Initiative hat den Staatsanwaltschaften mittlerweile sechs Namen vermutlicher Kreuz.net-Macher übergeben, vier davon Priester "in Amt und Würden".
Ob die Namen der drei Österreicher die Staatsanwaltschaft Wien schon auf offiziellem Wege erreicht haben, wusste Berger auch am Sonntagabend nicht: Die Wiener Fahnder hatten in der zurückliegenden Woche aber aus den Medien davon erfahren, dass da etwas zu ihnen unterwegs sei. Damit könnte die Luft für die dortigen Kreuz.net-Macher langsam dünn werden.
Spekulation über den Grund des Verschwindens
Es könnte Teil der Erklärung für das ungewöhnlich lange Verschwinden von Kreuz.net sein. Berger sieht aber noch andere mögliche Ursachen. So könnten die Betreiber möglicherweise versuchen, dem öffentlichen Druck für einige Wochen auszuweichen. Denkbar sei auch, dass Kreuz.net - wie in der Vergangenheit etliche Male - seine Server an einen anderen, vermeitlich sichereren Ort portiere. "Aber diesmal sind sie schon anders offline, als in bisherigen Fällen", erklärte Berger am Sonntagabend im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: Offenbar wird bei einem Seitenaufruf "die DNS-Adresse nicht mehr aufgelöst".
Im Klartext: Irgendwie ist die Verbindung zwischen dem Schriftzug "Kreuz.net" und der dahinter liegenden IP-Adresse gelöst worden, so dass ein Webbrowser die Seite einfach nicht mehr aufrufen kann. Möglich, aber wenig wahrscheinlich wäre dies durch einen Hack, der ins DNS-System des Internet eingreift. Wahrscheinlicher wäre aber, dass entweder die Betreiber der Seite die Löschung veranlasst haben - oder eine Ermittlungsbehörde.
Zuletzt soll es ein regelrechtes Großreinemachen auf der Seite gegeben haben, möglicherweise, um die Identitäten der Autoren zu schützen. Berger hat zudem beobachtet, dass "denen die Autoren ausgingen. Da wurden dann alte Artikel wieder nach oben gezogen", vielleicht um Aktivität zu simulieren.
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David Berger glaubt trotzdem noch nicht daran, dass Kreuz.net einfach "für immer" verschwunden sei. Er hält es für wahrscheinlicher, dass "die einen kompletten Neuaufbau unter neuem Namen planen" und die Welt irgendwann wieder "mit dem gleichen Mist" versorgten wie bisher.
In einer Presseerklärung, die "Stoppt Kreuz.net" am Montag veröffentlichen wird, heißt es dazu: "Sollte Kreuz.net wirklich Geschichte sein, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die reaktionären Katholiken, die bisher diese Seite gemacht, beliefert und gestützt haben, mit neuen Internetseiten wieder auftauchen. Schon jetzt zeigen die Sympathisanten von Kreuz.net ganz offen auf anderen Internetseiten ihr Gesicht und formulieren dort ihre Hassparolen."
Selbst wenn Kreuz.net verschwinden sollte, müsse verhindert werden, dass die Macher "ungestraft davon kommen".