Es ist nicht so, dass ein Märtyrer nur ein Märtyrer ist, wenn er Blut vergießt. Das ist zwar der übliche Sinn und auch die Katholische Kirche hat dies anfänglich so gehandhabt, dass hauptsächlich leibliche Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben wurden, doch allmählich wurde klar, dass es auch andere Formen der Heiligkeit gibt, worunter das geistige Martyrium ist. Man schaue doch nur auf die Allerheiligste Jungfrau! Sie ist vor allem durch das geistige Martyrium mit unvorstellbaren geistigen Peinen zur Miterlöserin geworden, weil ihre Liebe so groß und durch eine mystische Herzenseinheit stets mit Jesus verbunden war, sodass sie alles, was Jesus in seiner Passion litt, auf sekundäre Weise mitgelitten hat, d.h. in ihrem Fall sogar auch leiblich.
Wir sollten uns aber vor allem die geistige Dimension des Martyriums vor Augen führen, das die Muttergottes ihr ganzes Leben lang erlitt. Dies können wir schon allein am Beispiel ihrer beispiellosen Sanftmut erahnen.
Die Tapferkeit der Sanftmut Mariens war so groß, dass sie keinen Unterschied machte zwischen angenehm und unangenehm, zwischen sympathisch und unsympathisch. Sie war einfach immer sanftmütig im Herzen und sogar sanft in ihren leiblichen Bewegungen und Berührungen, ohne Ausnahme. Schon daran erkennt man, wie sehr sie mit Gnade angefüllt gewesen sein muss. Und diese Sanft- mütigkeit erfordert zwangsläufig Tapferkeit, ja sie ist Tapferkeit. Probieren wir es doch aus! Wir haben ja schon Probleme damit, immer freundlich zu sein, weil wir schnell zum Unmut, zum Groll, zum Ärger oder zur Genervtheit neigen, weil es eben unser Naturell oder unsere schlechte Angewohnheit ist. Sanft im Gemüt ist aber noch mehr als freundlich. Wir müssen eigentlich ständig darum kämpfen, keinen Fehler zu machen und wir neigen dazu, dass sich unsere Launen an die Situationen anpassen. Vom leichtesten Lüftchen kann in uns schon der Staub der Verärgerung auf- gewirbelt werden, wenn wir nicht aufpassen. Naja, je nach dem, ob unser Gemüt tugendgeübt ist oder nicht.
Die Allerheiligste Jungfrau jedenfalls war in ihrer Sanftmut stets wie ein Turm in der Brandung und auf diese Weise Wegweiserin für alle Opferseelen, Märtyrer und Bekenner, um durch Sanftmut den Thron des Sieges zu besteigen.
Beherzigung. Der heilige Felician hat es für die erbärmlichste Blindheit gehalten, daß der heidnische Statthalter sich durch seine Abgötterei nach wenigen Tagen in die ewigen Peinen und Qualen stürze, da er doch die Gelegenheit hatte, durch Annahme des wahren Glaubens sich bei dem wahren Gott in dem Himmel ewig glückselig zu machen. Himmel und Hölle stehen dir offen, mein Leser! Es gibt eine …Mehr
Beherzigung. Der heilige Felician hat es für die erbärmlichste Blindheit gehalten, daß der heidnische Statthalter sich durch seine Abgötterei nach wenigen Tagen in die ewigen Peinen und Qualen stürze, da er doch die Gelegenheit hatte, durch Annahme des wahren Glaubens sich bei dem wahren Gott in dem Himmel ewig glückselig zu machen. Himmel und Hölle stehen dir offen, mein Leser! Es gibt eine Ewigkeit in dem Himmel; es gibt eine Ewigkeit in der Hölle. Du kannst den Himmel erstreiten, wenn du ernstlich mit der Gnade mitwirkst. Hingegen kannst du auch auf ewig von dem Himmel ausgeschlossen und auf ewig in die Hölle verstoßen werden. „Vor dem Menschen ist Leben und Tod, Gutes und Böses. Was ihm gefallen wird, das wird ihm gegeben werden.“ (Ekkli. 15,18) Also spricht Gott der Herr selbst. Er gibt dir Gnade, Gelegenheit und Mittel, um der Hölle zu entgehen und den Himmel zu erlangen. Ist es nun nicht die erbärmlichste Blindheit und erstaunlichste Torheit, wenn leider nicht wenige die verliehenen Gnaden, Mittel und Gelegenheiten nicht zu ihrem Heil gebrauchen, sondern nur um einer augenblicklichen Wollust oder des zeitlichen Gewinnes willen sich mutwilliger Weise von dem Himmel ausschließen und auf ewig in die Hölle stürzen, da sie doch so leicht sich auf ewig glückselig machen können?