Russischer Soldat meldet verheerende Lage in Wowtschansk

"Hälfte starb in erster Nacht"

Ukrainische Soldaten in Wowtschansk.
(Foto: IMAGO/Le Pictorium)

Hunderte russische Soldaten in Wowtschansk sind eingekesselt, ihr Schicksal ungeklärt. Aber auch den anderen russischen Einheiten in der Kleinstadt ergeht es nicht gut. Ein Kämpfer beschreibt in einem Video eine katastrophale Situation und spricht von massiven Verlusten.

Die russischen Truppen setzen bei ihrer Anfang Mai begonnenen Offensive große Hoffnung in die Eroberung der Kleinstadt Wowtschansk. Die soll aber nur Zwischenstation sein. Von dort aus könnten die Soldaten etwa Vorstöße in Richtung des 80 Kilometer entfernten Kupjansk unternehmen oder aber die zweitgrößte Stadt der Ukraine Charkiw angreifen, auch wenn Präsident Wladimir Putin letzteres in Abrede stellte. Aber zunächst müssten Moskaus Kämpfer die Stadt dafür tatsächlich unter ihre Kontrolle bringen. Davon scheinen sie jedoch immer weiter entfernt, wie ein russischer Soldat in einem Video beklagt.

Nachdem in den zurückliegenden Tagen von eingekesselten russischen Soldaten in Wowtschansk berichtet wurde, deren Befreiung gleich mehrfach scheiterte, scheint sich die Lage abermals zu verschlechtern. Am Samstagabend kursiert ein Video in sozialen Medien, das den Abwurf von Bomben auf das Fabrikgelände zeigt, in dem sich angeblich bis zu 400 russischen Soldaten verschanzt haben sollen. Es soll sich um US-amerikanische Munition handeln, die ukrainische Kampfflugzeuge über der Kleinstadt abwerfen. Es wird sowohl auf ukrainischer Seite als auch durch russische Militärblogger über das Schicksal der eingekesselten Soldaten spekuliert - vom Hissen der weißen Fahne bis zum Massaker sei alles möglich.

Weiterhin ist ein kurzer Videoschnipsel aufgetaucht, der zwei russische Soldaten zeigen soll, die sich ukrainischen Kämpfern ergeben. Ob das Video aus Wowtschansk stammt und dazu noch aktuell ist, lässt sich derzeit nicht klären. Doch die Aussagen eines russischen Soldaten auf der Plattform Telegram stärken zumindest den Eindruck, dass die Kreml-Truppen in der Kleinstadt derzeit ins Hintertreffen geraten.

Anton Andrejew erklärt in dem knapp vier Minuten langen Video, dass er Soldat der fünften Kompanie im 1009. Regiment und in der nordostukrainischen Region Charkiw im Einsatz sei. Er schildert, dass seine Einheit massive Verluste in Wowtschansk erlitten habe. In der ersten Nacht sei die Hälfte bereits tot gewesen, so Andrejew. Aktuell sind demnach noch 12 der ursprünglich 100 Mann am Leben.

Andrejew beklagt, dass die Soldaten von den Kommandanten immer wieder nur angetrieben würden, vorzurücken. "Vorwärts, vorwärts, nicht stillsitzen, Sägewerk besetzen, Schützengräben besetzen", habe es nur geheißen. Sie sollten demnach nur leichtes Gepäck tragen, vermutlich um schneller und beweglicher zu sein. Aber der Mangel an Panzerung habe offenbar viele Soldaten das Leben gekostet. "Sie zerstückeln uns einfach. Wir werden bei Tageslicht unter Maschinengewehrfeuer und Drohnen geschickt, wie Fleisch", so der Soldat weiter.

Zudem berichtet Andrejew, dass seine Einheit von neuen Soldaten Verstärkung erhalten habe, die seiner Einschätzung nach kaum ausgebildet wurden.

Russen ohne Kontakt zu Soldaten

Der britische "Guardian" berichtet unter Verweis auf Äußerungen in russischen Netzwerken, dass Angehörige in Russland nach dem Verbleib ihrer Söhne, Brüder und Väter in Wowtschansk fragen. "Ich habe seit dem 12. Mai, als sie nach Woltschank geschickt wurden, nichts mehr von meinem Bruder gehört", schrieb demnach etwa Jewgeni in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform VK. Das Netzwerk wird oft als russisches Pendant zu Facebook beschrieben. "Ich bin besorgt, dass die Ausbildung nur eine Woche dauerte. Ist das überhaupt legal?" fragte er.

Auch wenn es sicherlich verfrüht ist, von der Befreiung von Wowtschansk zu sprechen, scheint die Lage der russischen Soldaten derzeit nicht gut auszusehen. In sozialen Medien ist die Rede davon, dass ukrainische Soldaten innerhalb der Stadt Richtung Norden vorstoßen. Die genannten Stadtteile sollen bisher unter russischer Kontrolle gewesen sein. Zudem soll ein Video belegen, dass ukrainische Soldaten rund 15 Kilometer westlich von Wowtschansk ein System an Schützengräben errichtet haben, das einen Vorstoß der russischen Truppen gen Westen erschweren soll. Die Gräben würden aber bereits von russischer Artillerie unter Feuer genommen.

Quelle: ntv.de
Dixit Dominus
ntv als Quelle kannst vergessen.
Athanasius Thaddäus
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