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Das Gebet in Yad Vashem oder von der Theodizee zur Anthropodizee? Liebe Elisabeth, ich habe hier den Text des Gebetes in Yad Vashem noch einmal genommen, eine kleine erste Zusammenfassung und einige …Mehr
Das Gebet in Yad Vashem oder von der Theodizee zur Anthropodizee?

Liebe Elisabeth,
ich habe hier den Text des Gebetes in Yad Vashem noch einmal genommen, eine kleine erste Zusammenfassung und einige Betrachtungen von mir. Der Text ist durchnummeriert, so dass wir eine Diskussion führen könnten. Mal sehen. Auf Katholisches Info gibt aktuell einen Beitrag. Vielleicht bringen wir ja auch eine Diskussion zustande.
Herzliche Grüße und Gottes Segen aus einem verregneten Köln. EISS
eiss
„Nach dem Holocaust“ – Geschichts-Theologie zur Rechtfertigung eines jüdischen „Heilsweges“ ohne Christus www.katholisches.info/…/nach-dem-holoca…
eiss
Das Schweigen Gottes und die Gottesfinsternis www.kath.net/news/59241
eiss
Freitag der Dreizehnte?
Aberglaube oder dunkle Erinnerung

In seiner „Griechischen Mythologie“ macht Robert von Ranke-Graves eine wichtige Anmerkungen. Es geht um die Tötung des großen Agamemnon durch Klytaimnestra. Der nach zehn Jahren Krieg gegen Troia siegreich zurückkehrende Heerführer der Griechen wird im Bad von seiner Frau Klytaimnestra ermordet. Die feministische Interpretation dieser Tat …Mehr
Freitag der Dreizehnte?

Aberglaube oder dunkle Erinnerung


In seiner „Griechischen Mythologie“ macht Robert von Ranke-Graves eine wichtige Anmerkungen. Es geht um die Tötung des großen Agamemnon durch Klytaimnestra. Der nach zehn Jahren Krieg gegen Troia siegreich zurückkehrende Heerführer der Griechen wird im Bad von seiner Frau Klytaimnestra ermordet. Die feministische Interpretation dieser Tat erkennt sofort das Problem, denn eine Frau darf keinen Mann töten können. Etwa Kriemhilde, die für die Ermordung des bösen Hagen von Tronje durch die Hand des Dietrich von Bern sterben muss. Aber Tat der Klytaimnestra lässt sich auch einfacher verstehen, denn immerhin hat ihr lieber Ehemann zehn Jahre zuvor, als die griechische Flotte vor Aulis durch eine Windstille gelähmt war und nicht nach Troia aufbrechen konnte, die gemeinsame Tochter Iphigenie als Menschenopfer den Göttern dargebracht. Kein schöner Zug und manche Deuter des Geschehens wollen denn auch lieber daran glauben, dass kurz vor dem Stich des Schlachtmessers Iphigenie sich in eine Hirschkuh verwandelt habe, die dann stattdessen als Schlachtopfer dargebracht wurde. Iphigenie sei von der Göttin Artemis höchst selbst nach Taurien gebracht worden und habe dort als Priesterin eben der Artemis gewirkt. „Wer’s glaubt, wird selig“, wird sich Klytaimnestra gedacht haben und so den Opfermord an ihrer Tochter gerächt haben.

Ranke-Graves gibt in seiner Deutung aber noch einen weitergehenden Hinweis (S. 53, Bd. 2): „Der dreizehnte Tag, der auch in Rom gefeiert wurde, dort die Iden genannt, fiel mit dem Vollmond in einer Zeit zusammen, als die Kalendermonate Mondmonate waren. Es scheint, dass die Opferung des Königs stets zur gleichen Zeit des Vollmondes stattfand.“ (Vgl. aktuell z.B. dasrettende.wordpress.com/…/koenigsopfer-im…)
Stimmt Ranke-Graves Bemerkung zum dreizehnten des Monats als dem Opfertag, also dem Vorabend des Vollmondes, dann ist in Exodus die Wahl des 14. Tages des Monats Nissan für das Pessach-Lamm als Fest des „Vorübergangs“ umso klarer.

Die Mendelssohnsche Übersetzung (neu als: Die Tora, Bd. 2, S. 128) macht für Ex 12,21 ff. den Zusammenhang durch die Wahl der Sprache deutlicher, indem statt „Pascha“-Lamm, die inhaltliche Bedeutung des Wortes betont wird: „Holt oder kauft euch Kleinvieh für eure Familien und schlachtet das Überschreitungsopfer. Nehmt dann ein Bündel Ysop, tunkt es in das Blut, welches im Becken ist, bringt an die Oberschwelle und an die beiden Pfosten etwas von dem Blut, das im Becken ist. Von euch aber soll niemand aus dem Hause gehen bis morgen. Der Ewige wird umherfahren, um Mizrajim [Ägypten] zu schlagen. Er wird das Blut bemerken an der Oberschwelle und an den beiden Pfosten und wird über die Türe hinwegschreiten und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen, um zu schlagen. Beachtet diese Sache als Gesetz für dich und deine Kinder auf ewig. Wenn ihr nun in das Land kommt, welches euch der Ewige geben wird, wie er zugesagt hat, so müsst ihr diesen Gottesdienst beachten. Wenn nun eure Kinder zu euch sagen: ‚Was bedeutet euch dieser Gottesdienst?’ So sprecht: ‚Es ist ein Überschreitungsopfer dem Ewigen zu Ehren, weil er in Mizrajim über die Häuser der Kinder Jisraels hinweggeschritten, als er Mizrajim geschlagen und unsere Häuser errettet hat.’“ Ex 13,1 heißt es: „Der Ewige sprach zu Mosche wie folgt: ‚Heilige mir alles Erstgeborene, die Öffnung des Mutterleibes (das heißt, was zuerst aus dem Mutterleib kommt) bei den Kindern Jisraels, sowohl bei den Menschen als auch beim Vieh. Es ist mein.’“

Ähnlich übersetzen Buber und Rosenzweig mit dem Begriff „Übersprungsmahl“: „[…] wenn eure Söhne zu euch sprechen: Was ist euch dieser Dienst? Dann sprecht: Schlachtmahl des Übersprungs ist es IHM, der die Häuser der Söhne Jisraels übersprang in Ägypten“. In: Die fünf Bücher der Weisung. Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, 10. verb. Aufl. der neubearb. Auflage von 1954, Stuttgart 1992.

Das Pessach-Lamm wird am 10. des Monats beschafft, das Fest fällt auf den 14. des Monats Nissan, also den Vollmond, der („Es wurde Abend und es wurde Morgen: ...“) mit dem Abend des 13. beginnt. Ostern fällt auf den ersten Sonntag nach dem 14. Nissan, hält aber in den Lesungen die ältere Erinnerung aufrecht.

Ist Freitag der dreizehnte die Erinnerung an eine alte Menschheitssünde, die Sehnsucht des Menschen nach Opferung der Kinder (welchen Göttern zur Ehre auch immer), die mit Abraham (dank Seiner Hilfe) beginnend und dann durch den Opfertod des Gottessohnes, Christus Jesus, überwunden wurde?

Warum braucht unsere Zeit aus ihrem neuzeitlichen Selbstverständnis von Aufklärung und Emanzipation die Wiederkehr des Opfers als Grundrecht (Kindestötung) und als identitätsstiftendes Moment?
eiss
„Wie kann der Mensch solche Gräuel zulassen?“
Abraham wird von Gott auf die Probe gestellt und erweist sich als treu, weshalb Gott ihn durch seinen Gesandten von der damaligen kulturellen Pflicht des Erstlingsopfers entbindet. Diese kulturgeschichtliche Zäsur, dass wir unsere Kinder den „Göttern“ (Plural) nicht opfern, ist der bis heute oder jetzt wieder strittige Ausgangspunkt unseres Glaubens in …Mehr
„Wie kann der Mensch solche Gräuel zulassen?“

Abraham wird von Gott auf die Probe gestellt und erweist sich als treu, weshalb Gott ihn durch seinen Gesandten von der damaligen kulturellen Pflicht des Erstlingsopfers entbindet. Diese kulturgeschichtliche Zäsur, dass wir unsere Kinder den „Göttern“ (Plural) nicht opfern, ist der bis heute oder jetzt wieder strittige Ausgangspunkt unseres Glaubens in Abraham.

Aufklärerisch gesprochen: Das Verbot des Kinderopferns ist der in unserem Glauben verkapselte kulturgeschichtliche Fortschritt gegenüber den Kulturen der Antike, den die Aufklärung zerstören musste, wenn sie die Macht des Offenbarungsglaubens brechen wollte. „Wer hat dich überzeugt, dass du Gott bist? Nicht nur gefoltert und getötet hast du deine Brüder, sondern du hast sie als Opfer dir selber dargebracht, denn du hast dich zum Gott erhoben.“ So kann die Emanzipation sich nicht emanzipieren, ohne das Kindesopfer wieder freizugeben.

Der Gedanke selbst finden sich prophetisch in Aphorismus 125 bei Friedrich Nietzsche: „Gott ist tot, weil wir ihn ermordet haben“. Das „du hast dich zu Gott erhoben“ der Meditation stellt Nietzsche in einen Zusammenhang von Schuld und Erhöhung: „Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet, — wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnfeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen?“ Das Entsetzen über die Mordtat wird bei „tollen Menschen“ zur Quelle der Erhöhung.

In dem Moment als Adam den Ruf – „wo warst du“ – hört, spätestens da kann er zwischen gut und böse unterscheiden. Und spätestens ab diesem Moment eröffnet sich die Möglichkeit der Umkehr, aber glücklich kann die Schuld wohl kaum genannt werden.

Herr, erbarme Dich unser.
annaausweimar
Eine Anthropodizeefrage (wie kann ein Mensch solche Greuel zulassen und verursachen) bietet sich an. Der Meditationstext des Papstes war ein ergreifendes poetisch-meditatives Gebet im Angesicht des Gottes der Juden und der Christen.
Die Gedanken des verlinkten Bloggers(Holocaust als Felix culpa im Sinne Augustins) halte ich aber für völlig daneben!
elisabethvonthüringen
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Es ist nicht leicht, die Allmacht Gottes mit den Gräueln des Menschen zusammenzudenken - das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Aber die einzige Lösung scheint mir zu sein, in der freien Verherrlichung Gottes durch seine Geschöpfe jenes Gut zu sehen, neben dem jede menschliche Schandtat verblasst. Auch der Holocaust ist dann (horribile dictu) letztlich …Mehr
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Es ist nicht leicht, die Allmacht Gottes mit den Gräueln des Menschen zusammenzudenken - das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Aber die einzige Lösung scheint mir zu sein, in der freien Verherrlichung Gottes durch seine Geschöpfe jenes Gut zu sehen, neben dem jede menschliche Schandtat verblasst. Auch der Holocaust ist dann (horribile dictu) letztlich "felix culpa"; glückliche Schuld, die in der Osternacht aufgesogen und gewandelt wird von der Erlösungstat des Sohnes, des neuen Adams, der kein Geschöpf ist, sondern als Kyrios die Schöpfung in die Herrlichkeit des Vaters zurückführt.