M.RAPHAEL
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Der Geist des Protestantismus

Da die Behauptung, dass der Personal Jesus der Protestanten nicht Christus ist, schwerwiegend ist und deshalb verantwortet werden muss, möchte ich die Tatsache hier weiter erläutern. Dazu ist eine vertiefte Betrachtung in Bezug auf den Geist, den Geist des Protestantismus und den Personal Jesus notwendig.

Äußerst schwierig wird allein der Gedanke deshalb, weil die gesamte Moderne im Wesentlichen auf der Überzeugung beruht, dass der Protestantismus eine legitime Form des Christentums ausmacht und die traditionelle katholische Kirche in einem hegelschen Geschichtsverständnis zu Recht abgelöst hat. In diesem Denken ist die katholische Kirche nur noch eine weitere „christliche Kirche“, wenn überhaupt. Im folgenden Video scheint es von protestantischer Seite den Vorwurf zu geben, dass Katholiken keine Christen sind. Ab 00:50:

www.youtube.com/watch

Warum glauben Protestanten, dass Katholiken keine Christen sind? Weil ihr eigener Gott eben nicht der wahre Christus ist??? Wahrscheinlich.

Um das folgende zu verstehen, ist das Konzept des Geistes unverzichtbar. Der Geist muss getrennt von den benutzten Begriffen betrachtet werden. Zwei Menschen können genau das gleiche sagen und etwas völlig anderes meinen. Während meines Studiums habe ich für meine Uni Rennen gegen andere Universitäten gerudert. Das hat ein äußerst intensives tägliches Training bedeutet. Es war eine Plackerei. Aber weil wir es im Geist der Freiheit gemacht haben, war es eine Freude. Wären wir gezwungen worden, dann wäre es furchtbar gewesen. Wir hätten uns wie Galeerensklaven gefühlt (man stelle sich einen unterirdischen Betonraum vor, in dem wir stundenlang im Winter frühmorgens Wasser unter den gebrüllten Kommandos eines Trainers gepeitscht haben). Der Geist entscheidet, wie das Leben erfahren und geführt wird.

Max Weber ist dieser Frage ebenfalls nachgegangen:

de.wikipedia.org/wiki/Die_protestanti…

Der Begriff des Geistes ist vielfältig, was nicht verwundert. Kontrollfanatiker mögen ihn nicht, weil der Geist das Lügen fast unmöglich macht. Egal welche Worte man benutzt, früher oder später wird die wahre Weltanschauung, Grundhaltung und Zielsetzung (im Wesentlichen der Geist) einen verraten. Der Geist bringt die Früchte hervor, an denen man jeden Menschen früher oder später erkennen kann.

Als die hochverehrte Mother Miriam (Sr. Rosalind Moss) in ihrer Jugend eines Tages gesehen hatte, wie Nonnen ihre Rocklänge verkürzten, ging es ihr regelrecht schlecht, obwohl sie eine fromme Jüdin war. Wohl schon ansatzweise vom Heiligen Geist erfüllt, sah sie, dass diese Nonnen den alten Geist der Hingabe abgelegt hatten und in Richtung Selbstverwirklichung strebten, diesen furchtbaren Geist der Gottesfeindschaft.

Weil der Geist ein so umfassender Begriff ist, der sich auf das ganze Leben, bewusst und unbewusst, auswirkt, entzieht er sich selbst einer klaren Definition. Man kann nur vom Geist erfüllt sein, ihn aber nicht kontrollieren.

Zurück zum Geist des Protestantismus. Es gibt wohl alle möglichen Varianten von Vorstellungen und Selbstkonzeptionen im Protestantismus. Darauf brauche ich mich nicht einzulassen. Ich weiß, dass sich Protestanten gerade durch diese Vielfalt, die darauf beruht, dass sie eigentlich keine Wahrheit oder Lehramt haben, gegen jegliche Kritik immunisieren. Jeder Angriff wird sofort mit, „das stimmt überhaupt nicht“, abgeschmettert. Aber alle sind erfüllt vom Geist des Protestantismus. Was ist dieser Geist und warum kann die katholische Kirche diesen niemals als „göttlich“ anerkennen, im Gegenteil?

In meinen beiden Artikeln Der katholische Vatergott gegen den protestantischen Willkürgott, Teil 1, via antiqua, Der katholische Vatergott gegen den protestantischen Willkürgott, Teil 2, via moderna, habe ich im Rückgriff auf Dr. Scott Hahn, den Unterschied zwischen der via antiqua und der via moderna herausgearbeitet. Wenn der Geist des Katholizismus die via antiqua ausmacht, dann ist der Geist des Protestantismus die via moderna. Für diese ist Religion Privatsache. Es gibt keine verbindliche Objektivität in Bezug auf Gott. Jeder kann glauben, was er will. Es ist noch schlimmer. Gott beruft die Menschen zum Guten und zum Bösen, zum Opfer und zum Täter, so wie ein Romanautor, der auch Übeltäter braucht, damit seine Geschichte lebendig wird. Der eine geht dann ins Kloster. Der andere wird ein verlogener Homopriester. Wiederum treibt eine Frau ihre Kinder ab, die darf das, die andere nicht, die darf sich nur scheiden lassen, usw. Eine gelungene Gottesbeziehung bedeutet dann, dass man das Ding macht, das Gott einem nahe legt. Dieser Gott will, dass man tut, was man will, weil dieses Wollen immer schon dem Willen des „göttlichen Schriftstellers“ entspricht. Ja, Katholiken müssen fromm sein und von der Realpräsenz und den Sakramenten fabulieren, während Protestanten gar nicht erst in die Kirche gehen müssen, außer denen, die Gott zur pedantischen und pietistischen Frömmigkeit antreibt. Gott ist ein Willkürgott. Für den so, für diesen da so. Heute liebt er seine Israelis und morgen schickt er seine ebenfalls geliebte Hisbollah, um den Israelis so richtig „einzuheizen“.

Für Protestanten ist das nicht schlimm. Einige dürfen reich werden (prosperity gospel), andere wiederum nicht. Für sie sind die Katholiken nur eine weitere protestantische Sekte. Am Ende ist alles wurscht. Weil sowieso alles von Gott gewollt ist. Der Wolf soll das Schaf reißen, Gott will das so.

Dieser Geist des Protestantismus ist die Grundlage der modernen Gier. Ohne ihn gäbe es keine Abtreibung, es gäbe keine Ehescheidung, es gäbe keine Homopriester, es gäbe keinen Feminismus mit Amorelie. In ihm können autoritäre evangelikale Protestanten gegen die Abtreibung wettern, wie sie wollen, sie tun immer nur den Willen Gottes. Wie die Dialektik Hegel es auf den Punkt bringt: Die kann abtreiben (These), ihr müsst dagegen sein (Antithese), ich Satan (äh Gott) habe Spaß und lache mir den Hintern krumm, (äh komme zu mir als Weltgeist) (Synthese). Der Antiabtreiber Trump ist auf derselben Münze wie die Abtreiber. Sie sind ein und dasselbe. Alle machen ihr Ding, das Ding Satans.

Nur die Katholiken machen nicht ihr Ding. Sie opfern sich auf gegen diesen Willkürgott. Der Mönch lebt seinen Trieb eben nicht mehr. Er verweigert sich dem Weltgeist. Nicht weil dieser das will. Er verweigert sich ihm selbst. Der Geist des Protestantismus ist satanisch. Er ist eine unvorstellbare Lüge. Die via moderna ist falsch. Allein die via antiqua beschreibt und entspricht der Wahrheit. Der wahre Christus ist der Bräutigam der Heiligen Kirche, in die wir hineingeboren werden. Die Erde ist intelligibel auf Gott hingeordnet. Wir alle befinden uns im mystischen Hochzeitssaal. Mit einem kleinen Bildchen kann ich Gott gefallen. Die Kinder Gottes lieben sich. Es gibt keine Widersprüche. Gott würde niemals Seine Kinder aufeinander hetzen. Der Protestant C.G. Jung hat es in „Antwort auf Hiob“ gerade nicht kapiert. Aber das kommt davon, wenn man den Teufel anbetet.

Nein, die Katholiken lehnen den Geist des Protestantismus radikal ab. Solange ein Protestant nicht bereit ist, katholisch zu werden, betet er Satan, den Weltgeist des „mach dein Ding“ an. Er ist kein Christ, egal wie er sich selbst nennt. Ich werde weiterhin den Begriff „Personal Jesus“ benutzen, weil dieser sehr schön die egoistische Gier zum Ausdruck bringt, die dieser Verehrung Satans zu Grunde liegt. Jeder Okkulte weiß, dass Satan sofort kommt, wenn man ihn ruft. Ist das nicht merkwürdig, dass das auch für den Personal Jesus gilt? Er ist der Götze, der das Nehmen liebt und belohnt. Wie oft muss ich auf den Herrn warten, weil er nur kommt, wenn ich Ihn gebe. Dann hilft es auch nicht, wenn Verehrer des Personal Jesus gerne mit erhobenen Armen hin und her schwingen, wie Satansanbeter in Indiana Jones, Tempel of Doom. Diese Nehmer wollen Gott konsumieren. Sie wollen nicht geben. Sie wollen sich nicht aufopfern und in der Einsamkeit der Nacht schweigend beten.
alfredus
Das Konzil hat deswegen versagt, weil es die Protestenten nicht zur Umkehr und " Rückkehr-Theologie " bewegt hat ...! Das Gegenteil ist eingetreten und hat sich durchgesetzt : .. eine Protestantisierung der noch katholischen Kirche ... ! Bedingt durch die Ökumene kamen sich die vielen kirchlichen Vertreter näher und informierten sich gegenseitig über den Stand der Verhandlungen in Sache Ökumene.Mehr
Das Konzil hat deswegen versagt, weil es die Protestenten nicht zur Umkehr und " Rückkehr-Theologie " bewegt hat ...! Das Gegenteil ist eingetreten und hat sich durchgesetzt : .. eine Protestantisierung der noch katholischen Kirche ... ! Bedingt durch die Ökumene kamen sich die vielen kirchlichen Vertreter näher und informierten sich gegenseitig über den Stand der Verhandlungen in Sache Ökumene. So wussten die Protestanten schon früh über die neue Richtung der katholischen Kirche und dass sie nur einfach abwarten brauchen, bis die katholische Kirche wie eine reife Frucht in ihre profane Theologie einstimmt. Wie recht sie hatten zeigt das Lutherjahr, wie die katholischen Hirten und Franziskus, sich schier überschlugen, um Luther als einen der Ihrigen zu bezeichnen : .. Glaubensbringer, Lichtgestalt, Lehrer des Glaubens und bombastische Gestalt ...