Guntherus de Thuringia
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«Deutschland übernimmt Führung im Kampf gegen Russland»

17:00 06.03.2024 -
Meinung
Der Russlandexperte Alexander Rahr ist skeptisch, dass es einen Verhandlungsfrieden für die Ukraine geben kann. In einem Interview fordert er die deutsche Politik auf, die Rolle als «Friedensstifter» einzunehmen und eine realpolitische Aussenpolitik zu betreiben.
Ein Beitrag von Alexander Rahr

[BIld: Screenshot]

Weder Moskau noch Kiew können den Krieg in der Ukraine jetzt beenden. So sieht es Alexander Rahr, Historiker und Politologe und einer der profundesten Russland-Experten in Deutschland. Seine Einschätzung gibt er in einem Interview mit der Zeitschrift Superillu ab, veröffentlicht in deren Druckausgabe vom 29. Februar. Darin erklärt Rahr ausserdem, Russlands Präsident Wladimir Putin habe «keines seiner Ziele erreicht, weder den Sturz der ukrainischen Regierung noch eine Demilitarisierung der Ukraine». Entgegen der Analyse von Militärexperten wie Ex-Bundeswehr-General Harald Kujat sieht er ein Patt im Krieg.
«Man erlebt eine zerstörerische Materialschlacht. Beide Seiten erwarten die Abnutzung des jeweiligen Gegners.»
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hoffe weiter auf «Wunderwaffen» aus dem Westen. Putin setze auf eine Kapitulation der ukrainischen Truppen. Zugleich wolle der Westen auf Seiten Kiews keine Friedensregelung mit Gebietsverlusten der Ukraine: «Denn das käme auch einer Niederlage des Westens und der NATO gleich.»
Rahr sieht es als wahrscheinlich an, «dass der Krieg ohne Rücksicht auf die vielen Opfer weitergeht, bis eine der Kriegsparteien ausblutet». Berlin habe eine «starke Führungsrolle» bei der militärischen und finanziellen Unterstützung Kiews, so der Experte.
«Deutschland übernimmt jetzt aber auch die Rolle des Anführers des Westens im künftigen Kampf gegen Russland in Europa, wohlwissend, dass die USA diese Führungsrolle nicht mehr spielen wollen.»
Deutschland soll «Friedensstifter» sein

Rahr rät dagegen, die deutsche Aussenpolitik solle realistisch bleiben «und nicht ausschliesslich von Aufrüstung getrieben sein». Deutschland müsse stattdessen die Rolle des «Friedensstifters» übernehmen, damit es wieder Abrüstung und Verhandlungen für eine Koexistenz mit Russland geben könne. Zudem werde es zum «wichtigsten Mentor beim Wiederaufbau der ukrainischen Wirtschaft und der Garant für die künftige Stabilität in der Ukraine».

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