"Ich will nicht sterben"

"Ich will nicht sterben"
Mindestens sechs Menschen sterben bei Schüssen in München, die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach mehreren Tätern. Menschen flüchten in Panik. München ist einem Ausnahmezustand.
Katka Potyszova hat ein weißes T-Shirt an, darauf sind kleine rote Spritzer. Blut. Die junge Frau hat gerade gesehen, wie im Olympiaeinkaufszentrum OEZ zwei Männer aus nächster Nähe erschossen worden sind. Einem Mann ins Kinn, einer weiteren Person in den Bauch. Sie steht noch unter Schock, eine fremde Frau steht neben ihr, hält sie im Arm.
"Schauen Sie dass, sie wegkommen, suchen Sie sich einen Hauseingang", ruft ein Polizist. Passanten rund um das Olympia Einkaufszentrum im Nordosten von München rennen in alle Richtungen davon. Manche kommen in den großen Wohnhäusern in der Umgebung unter. Polizei und Krankenwagen jagen mit Sirenengeheul über die Straßen. München ist seit Freitagabend 17 Uhr 52 im totalen Ausnahmezustand.
UND diesem Zeitpunkt ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Schnell ist klar, dass es sich um eine mehr als dramatische Situation handelt. Von mehreren Toten ist die Rede. Ein Amoklauf oder ein Terroranschlag, lange herrscht nur Chaos, keine Klarheit. Aber die schlimmsten Befürchtungen sind geweckt. Knapp zwei Stunden später spricht Bayerns Innenminister von drei Toten. Die Zahl soll noch steigen.
Ausgangspunkt ist offenbar eine McDonalds-Filiale in der Hanauer Straße 83. Ein Handy-Video zeigt, wie dort ein kräftiger Mann mit blauer Hose und dunklem T-Shirt vor dem Eingang auf den Gehsteig tritt und unvermittelt mit einer Handfeuerwaffe um sich schießt. Passanten flüchten panisch, ducken sich.
Schnell geht das Gerücht, dass es sich um mehrere Täter handelt, die München in Angst und Schrecken versetzen.
In der Innenstadt hasten Menschen in Bürohäuser und Restaurants. Eine junge Frau setzt sich völlig erschüttert auf die Steintreppen in einem Bürogebäude und weint. "Ich will nicht sterben", schluchzt sie mit bebender Stimme. "Hier bist Du in Sicherheit", versucht eine Frau sie zu beruhigen.

"Wir wissen derzeit nicht wo sich die Täter befinden. Passt auf Euch auf und meidet nach wie vor die Öffentlichkeit", schreibt die Polizei rund zwei Stunden nach Beginn der Schießerei auf Twitter. "Starke Polizeikräfte in der gesamten City. Wir fahnden mit Hochdruck nach den Tätern", twitterte die Polizei später.
In den großen Krankenhäusern der Alarmplan "Massenanfall Verletzter" ausgelöst.
Auf dem Boden liegen Menschen. "Ich denke, sie sind tot"

Am Freitagabend sind die Geschäfte im OEZ gut besucht. Hamed A., der in einer Fahrschule in den weitläufigen Gebäudekomplex arbeitet, geht wegen der seltsamen Geräusche und die Unruhe aus seinem Büro. Wie er telefonisch der "Welt" berichtet, sieht er vor dem Saturn-Elektronikmarkt Menschen auf dem Boden liegen. Er denkt, dass sie tot sind, "wie viele, ich weiß es nicht".

Polizisten fordern ihn auf, zurück ins Büro zu gehen. Er nimmt noch über 20 Menschen in den Raum im ersten Stock auf. Darunter sind auch Kleinkinder. Eine Frau hat den Notruf der Polizei gewählt. Sie bekommt nur den Rat, sich ruhig zu verhalten und in den Räumen zu bleiben. Keiner weiß, wie lange die Nacht hier für sie wird. Auch in der Kaufhof-Filiale haben sich Menschen verbarrikadiert. Wie es aus der Zentrale heißt, sind auch Kunden darunter. Die Türen seien geschlossen.
Bei Twitter bieten unter dem Hashtag #Offenetür Nutzer sichere Zufluchtsorte für Passanten an. Facebook aktiviert den "Safety Check" ("Sicherheitscheck") für München, damit Bewohner mitteilen können, dass sie in Sicherheit sind.

Das Einkaufszentrum aus den 70er Jahren wird indes von der Polizei weiträumig abgesperrt. Hubschrauber kreist über dem Gelände. Die schwer bewaffneten Beamten eines Sondereinsatzkommandos ziehen auf. An den hektischen Aktivitäten ist erkennbar, das die Sicherheitskräfte die Situation noch lange nicht im Griff hat. In der Stadt bricht ein Verkehrschaos aus. Es bilden sich Staus.
Nahverkehr wird eingestellt
Kurz nach 20 Uhr stellen die Verkehrsbetriebe auf Anordnung der Polizei den U-Bann, Bus und Straßenbahn-Verkehr im ganzen Stadtgebiet ein. Die Bahn räumt den Hauptbahnhof, der Zugverkehrs wird eingestellt. Menschen flüchten über die Gleise.
Deswegen jagen sich auch die Meldungen über eine Ausweitung des Anschlags auf andere Plätze. Die Taxifahrer werden über ihre Zentrale aufgefordert, den Stachus zu meiden. Es ist einer der verkehrsreichsten Plätze in München. Ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs, wo in der Silvesternacht ein erster Terroralarm die bayerische Landeshauptstadt in Atem hielt.
Dort, am Stachus, brüllt ein Passant auf Englisch "Shooting, Shooting!" – "Schießerei, Schießerei!" Die Menschen rennen los, wieder Panik. "Manche Leute sind über die Stühle der Straßencafes gefallen und gestürzt", erzählt ein Mann später am Karlsplatz. Eine Frau versucht verzweifelt, ihren Hund einzufangen. Wenig später stellt sich heraus, es gab hier keine Schießerei. Dann heißt es, am Hofbräuhaus sei etwas passiert. Auch eine Falschmeldung. Die Stadt ist in Panik. Gerüchte verbreiten sich schneller, als die Polizei sie dementieren kann.
Kurze Zeit später geht dass Gerücht, dass rund einen Kilometer weiter östlich, am Isartorplatz vor einem großen Kinokomplex Schüsse fallen. Sofort kreist ein Polizeihubschrauber über dem Platz. Auch dieser Verdacht bleibt vage.

Bundesregierung stellt sich auf Krisenlage ein
Die Polizei hat zunächst eine "Amoklage" ausgerufen, knapp drei Stunden später wird daraus eine Terror-Lage. Sechs Tote werden bestätigt. Die Rede ist von drei Tätern, die "mit Langwaffen" auf der Flucht seien. Wo sie sich aufhalten könnten, wird nicht gesagt. Die Polizei appelliert über Facebook und Twitter und mehrsprachig dringend an die Bevölkerung zu Hause zu bleiben. Und auch keine Fotos oder Videos von dem Polizeieinsatz zu posten. Die Täter sollen nicht auf diesem Weg Informationen erhalten, die ihnen die Flucht erleichtern.
Die Bundesregierung stellt sich auf eine Krisenlage wegen der tödlichen Attacken in München ein. Am Freitagabend kamen nach dpa-Informationen im Kanzleramt Mitarbeiter zusammen, um die Geschehnisse in der bayerischen Landeshauptstadt zu verfolgen und Kontakt mit allen zuständigen Stellen zu halten. Alle von den Angriffen thematisch betroffenen Regierungsmitglieder seien alarmiert, hieß es.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war nicht persönlich im Kanzleramt. Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der wegen des Attentats in Würzburg am Montagabend seinen Urlaub unterbrochen hatte, war am Abend noch auf dem Weg in die USA. Unterdessen haben sich auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann auf den Weg nach München gemacht. In der Staatskanzlei ist in der Nacht eine Sitzung des Sicherheitskabinetts angesetzt.

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In Zusammenarbeit mit dem Münchner Merkur
DrMartinBachmaier
Zu diesem Video
www.youtube.com/watch
bemerkt(e) jemand bereits vor dem Geschehen sein Handy auf den angeblich einzigen Täter ausgerichtet hat. Er bemerkte auch eine Art Hinken. Professionell wirkte er nicht auf mich.
Ich möchte dazu sagen, dass der Zoom gerade noch im richtigen Moment vergrößert worden ist.
DrMartinBachmaier
@Viandonta: Das Volk darf nicht wissen, dass die Verbrechen von irgendwelchen elitären speziellen Einsatz-Kommandos verübt werden und diese geschützt werden, zumindest nie geschnappt werden. Das würde das Vertrauen in den Staat zerstören oder zumindest schwächen.
War der Todesschütze aber irgendein Waffen besitzender Sonderling, der vermöge der Waffen besitzenden Polizei oder bereits durch deren …Mehr
@Viandonta: Das Volk darf nicht wissen, dass die Verbrechen von irgendwelchen elitären speziellen Einsatz-Kommandos verübt werden und diese geschützt werden, zumindest nie geschnappt werden. Das würde das Vertrauen in den Staat zerstören oder zumindest schwächen.
War der Todesschütze aber irgendein Waffen besitzender Sonderling, der vermöge der Waffen besitzenden Polizei oder bereits durch deren Anwesenheit (von ihr bedrängt soll er sich ja selbst das Leben genommen haben) ausgeschaltet werden konnte, reicht es doch, den Waffenbesitz einzuschränken, besser noch: ganz zu verbieten und der Polizei das Waffenmonopol zu übertragen.
Und ein Volk ohne Waffen lässt sich dann spielend versklaven.
In Winnenden hat man ja auch die Täter nicht geschnappt, stattdessen mit Tim Kretschmer einen sportlichen Buben mit ehrgeizigem, aber auch Waffen besitzendem Vater zum Sündenbock gemacht.
3 weitere Kommentare von DrMartinBachmaier
DrMartinBachmaier
@Viandonta: "B5 aktuell" (ein Radiosender des Bayerischen Rundfunks) schaltete dieses Mal nicht auf die ARD-Infonacht, sondern berichtete durch. Ich hörte zu (bis ich gegen Morgen zu eingeschlafen bin), bekam auch die erste Pressekonferenz der Polizei mit. Kurz zuvor wurde die Täterzahl auf 1 reduziert, und später wurde der Revolver, mit dem das Zielen recht schwer ist, zur Mordwaffe; von den …Mehr
@Viandonta: "B5 aktuell" (ein Radiosender des Bayerischen Rundfunks) schaltete dieses Mal nicht auf die ARD-Infonacht, sondern berichtete durch. Ich hörte zu (bis ich gegen Morgen zu eingeschlafen bin), bekam auch die erste Pressekonferenz der Polizei mit. Kurz zuvor wurde die Täterzahl auf 1 reduziert, und später wurde der Revolver, mit dem das Zielen recht schwer ist, zur Mordwaffe; von den Langgewehren spricht nun keiner mehr.
DrMartinBachmaier
@Viandonta: Die Augenzeugen-Berichte werden offensichtlich jetzt auch verworfen; die sprachen ja von drei Tätern. Obwohl die Augenzeugen unabhängig voneinander berichteten, glaubt man ihnen nun nicht mehr. Sie wären ja sooooooo geschockt und durcheinander gewesen. Klar, nahm doch jeder dieselbe Anzahl an Tätern wahr! So was Konfuses aber auch!
DrMartinBachmaier
Der derzeitige Informationsstand legt folgendes Szenario nahe:
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3 Täter: 1 Trottel, der mit seinem Revolver eine Show abzieht und sich filmen lässt, und 2 Profis im Auftrag der satanistischen Eliten, die mit ihren Langgewehren den Trottel und viele andere erschossen haben.
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Bis ein paar Stunden nach Mitternacht noch berichtete die Polizei von Langgewehren der Täter, jetzt aber muss der eine Revolver …Mehr
Der derzeitige Informationsstand legt folgendes Szenario nahe:
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3 Täter: 1 Trottel, der mit seinem Revolver eine Show abzieht und sich filmen lässt, und 2 Profis im Auftrag der satanistischen Eliten, die mit ihren Langgewehren den Trottel und viele andere erschossen haben.
.
Bis ein paar Stunden nach Mitternacht noch berichtete die Polizei von Langgewehren der Täter, jetzt aber muss der eine Revolver des Erschossenen für das gesamte Massaker herhalten.
Sonia Chrisye
@-David- Tja, - wer weiß..
Melchiades
Wie wäre es damit, wenn jeder von uns der Schmerzensmutter für die Seelen der Ermordeten, der Verletzten, der völlig Verstörten und all jenen, die nun durch diese Tat vom Leid heimgesuchten Angehörigen, insgesamt neuen Kerzen aufopfert, damit Sie sich der Seelen annimmt ? Und wir für die Seelen der Ermordeten, die so unvorbereitet vor dem Herrn erscheinen müßen, den Rosenkranz und besonders den …Mehr
Wie wäre es damit, wenn jeder von uns der Schmerzensmutter für die Seelen der Ermordeten, der Verletzten, der völlig Verstörten und all jenen, die nun durch diese Tat vom Leid heimgesuchten Angehörigen, insgesamt neuen Kerzen aufopfert, damit Sie sich der Seelen annimmt ? Und wir für die Seelen der Ermordeten, die so unvorbereitet vor dem Herrn erscheinen müßen, den Rosenkranz und besonders den Barmherzigkeits Rosenkranz aufopfern ?
Vielleicht sollten wir auch bedenken, dass dies möglicherweise nur ein kleiner Anfang der Strafe, die über das deutsche Volk wegen seiner Gottlosigkeit, obwohl seit über Tausend Jahren den Erzengel Michael und seit 1910 den Unbefleckten Herzens Mariä geweiht ist, ist. Vielleicht sind wir als Volk, wegen unser Treuelosigkeit, dem Untergang geweiht. Doch sollten wir wenigstens für jene, die nach uns kommen, den Himmel um Gnade anflehen.
Tina 13
TAGESGEBET
Herr, unser Gott,
du hast der heiligen Birgitta
eine innige Liebe zum Gekreuzigten geschenkt
und ihr den Reichtum deines Erbarmens geoffenbart.
Hilf uns,
dass wir Christus auf seinem Leidensweg nachfolgen,
damit wir ihn auch in seiner Herrlichkeit schauen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
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TAGESGEBET

Herr, unser Gott,

du hast der heiligen Birgitta

eine innige Liebe zum Gekreuzigten geschenkt

und ihr den Reichtum deines Erbarmens geoffenbart.

Hilf uns,

dass wir Christus auf seinem Leidensweg nachfolgen,

damit wir ihn auch in seiner Herrlichkeit schauen,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Eremitin
🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏 🙏
Tina 13
Jetzt geht es also auch bei uns los.
Sonia Chrisye
00.06 Uhr: N24 berichtet, dass unter den Schwerverletzten mehrere Kinder sein sollen. Zudem gibt es Medienberichte, wonach sich unter den Todesopfern ein 15 Jahre altes Mädchen befindet.
Elista
Mein erster Gedanke, als ich die Nachrichten hörte, war: das ist Krieg!