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Das Elend des synodalen Weges - synodaler Weg oder Irrweg?

Im Wiesbadener Kurier vom 31.03.2021 wird über Aussagen von Bischof Kohlgraf berichtet, die auf der Linie des synodalen Weges liegen. Darauf die Antwort mit Bezug auf die Aufgabe von Bischöfen.

Kohlgraf: Jetzige Kirche wird sterben

Nach Ansicht des Mainzer Bischofs, wird die „geläufige Gestalt von Kirche sterben“. So drastisch müsse man es sagen, formulierte Kohlgraf am Montagabend bei einer Messe im Mainzer Dom. Und weiter: Eine „neue Gestalt, die tragfähig ist“, müsse ihren Umgang mit Macht verändern. Viele Gläubige ersehnten „eine geschlechtergerechte Kirche, eine Kirche, die auch denen zugewandt ist, die nicht ihrem Ideal entsprechen.“ Sie entfalte ihre Bedeutung nicht im Verurteilen, sondern im Einsatz für die Schwachen und die Menschen am Rande. „Es geht nicht um billlige Anpassung an irgendwelche Moden. Es geht um das Ernstnehmen des Evangeliums“.

Kritik an Segensverbot für gleichgeschlechtliche Paare

Bezogen auf das römische Verbot gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, fügte er am Dienstag als deutscher Präsident der Friedensorganisation „Pax Christi“ hinzu: „Wenn kirchliche Lehre als gewaltsam erfahren wird, darf ich als Bischof nicht schweigen.“ Das römische „Responsum“ habe „offenkundig viele Menschen tief verletzt, und nicht nur die Betroffenen selbst.“ Kohlgraf: „Auch aus meinem eigenen Bekanntenkreis verlassen deshalb Menschen die Kirche.“ Homosexuelle Menschen sähen sich durch die Kirche auf ihre Geschlechtlichkeit reduziert, die auch noch als „sündhaft“ beschrieben werde. Echtes Verstehen-Wollen erlebten sie nicht. „Mit welcher Herablassung sich dort Menschen zum Richter aufspielen und sich auf Gott berufen, ist sicher kein Ausdruck der Liebe zum Nächsten.“

Mittlerweile gebe es gegen die Order der Glaubenskongregation auch Widerstand von Bischöfen, nicht nur aus Deutschland, betonte Kohlgraf.

Darauf folgende Antwort an Herrn Bischof Kohlgraf:

Sehr geehrter Herr Bischof,

mir liegt der Bericht im Wiesbadener Kurier vom 31.03.2021 über Ihre Ansprache im Mainzer Dom vor und ich gehe davon aus, dass der Bericht korrekt ist.

Was die „geläufige Gestalt von Kirche“ anlangt, habe auch ich Erfahrungen in meinem Bekanntenkreis gesammelt. Gewöhnlich kommt auf die Frage, was die Kirche sei, prompt die Antwort – eine Institution. Spielt man den Ball zurück mit dem Hinweis, das sei die Bundeswehr auch, zeigt sich sehr schnell eine atemberaubende Unkenntnis darüber, was die Kirche überhaupt ist – und das signalisiert ein eklatantes Versagen von Bischöfen, die schließlich verantwortlich sind für den religiösen Unterricht.
Nicht besser steht es mit dem Erscheinungsbild unserer Kirche in den Medien: Statt von Verfehlungen von Gliedern der Kirche zu reden, hängen Bischöfe das Versagen der Kirche selbst an, was nicht weniger unsinnig ist, als würde man der Mathematik Fehler vorwerfen, die auf das Konto von Mathematiklehrern gehen. Das Sensorium, dass es sich bei der katholischen Kirche um eine objektive Wirklichkeit handelt, scheint solchen Bischöfen schlichtweg abhanden gekommen zu sein.

Exzellenz, Sie sagen: „Es geht um das Ernstnehmen des Evangeliums“ – sehr richtig! Also beginnen wir doch gleich damit; wie wäre es mit Joh. Kapitel 15? Da stelle ich mir jetzt eine Predigt von Ihnen vor, die unverblümt den Gegensatz von „Welt“ und „Geist“ herausarbeitet und klar macht, warum die christliche Botschaft den Hass der Welt hervorrufen muss – das wird Sie natürlich den Beifall der Medien kosten.

Nicht weniger bedeutsam ist es dem zu begegnen, was man den seelsorglichen Kardinalfehler in Pressemitteilungen von Bischöfen nennen könnte. Ihn aufzudecken genügen die Worte Christi an die Ehebrecherin (Joh. 8,11): „Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige fortan nicht mehr!“ (Exzellenz, Sie haben sicher bemerkt, das viertletzte Wort steht tatsächlich ohne Anführungszeichen.)

Die Person wird auch von der Kirche nicht verurteilt – dazu stehen in unseren Gotteshäusern die Beichtstühle, als stumme Zeugen der Barmherzigkeit. Die Sünde selbst aber ist klar zu verurteilen – und da versagen die von den Medien präferierten Bischöfe regelmäßig.
Die mangelnde Unterscheidung von Person und deren Handlung führt natürlich zu Kurzschlüssen und Verletzungen. Statt das Übel an der Wurzel zu packen, scheinen Sie und Ihr Limburger Amtsbruder zu einer anderen Lösung aufzufordern, die bildlich gesprochen so aussieht:
Wir müssen endlich lernen, einen Verkehrsteilnehmer ernst zu nehmen, der sich wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung ein Bußgeld einhandelte und sich dann beklagt, er sehe sich dadurch auf sein Fahrverhalten reduziert.

Exzellenz, die geläufige Form von Kirche wird nicht nur, sie muss sterben, denn sie ist schon seit Jahrzehnten angekränkelt durch Bekenntnisverzicht.Um unsere Kirche mit wahrhaft katholischer Ausstrahlung zu erleben, müssten die Bischöfe den Mut aufbringen, sich mit der Welt anzulegen, statt vor ihr einzuknicken, um sich gleichförmig zu machen.