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Münsterschwarzacher Mönche beleben für eine Woche historisches Kloster in Sachsen-Anhalt

(gloria.tv/ POW) „Die Mönche sind zurück“ – so titelte die Mitteldeutsche Zeitung großen Lettern über die Rückkehr der Mönche. Nach 500 Jahren „Pause“ erklangen wieder Gesänge und Gebete der Benediktiner in Memleben. Für eine Woche im August belebte eine kleine Gruppe von Mönchen aus der Abtei Münsterschwarzach das Kloster erneut.

Ruinen und mächtige Fundamente sind in Memleben Zeugen einer großen Vergangenheit. Sie lassen erahnen, welche Bedeutung die einstige Reichsabtei besaß. Kaiser Otto II. stiftete sie im Jahr 979. Vor 1000 Jahren erklangen im ottonischen Kirchbau, der so groß angelegt war wie der damalige Kölner Dom, lateinische Choralgesänge der Benediktiner. Nach der Auflösung des Klosters im 16. Jahrhundert und zwischenzeitlicher landwirtschaftlicher Nutzung ist an diesem Ort heute ein engagiert geführtes Museum mit moderner Pädagogik eingerichtet.

Im Sinne des benediktinischen Leitgedankens „ora et labora – bete und arbeite“ luden die Benediktiner bei ihrer Rückkehr zu Gebet und Einkehr ein, zu Workshops über die benediktinische Lebensweise und Themen aus der Regel des Ordensgründers. Mit Tinte und Feder setzten sie sich in die nachgebildete klösterliche Schreibstube und schrieben zusammen mit den Gästen die Benediktsregel ab. In der noch erhaltenen Krypta trafen sich die Mönche viermal am Tag zum Psalmengebet. Besucher waren eingeladen mit einzustimmen in die Gesänge – und so manch einer traute sich.

Im Laufe der Tage ergaben sich zahlreiche Begegnungen mit Menschen, die das Kloster auf ihrer Urlaubslandkarte eingeplant hatten. Viele waren überrascht, an diesem historischen Ort – oft zum ersten Mal in ihrem Leben – echte Mönche zu sehen und nahmen die Möglichkeit zu Gespräch und Austausch gerne wahr. Die Besucher fragten zum Beispiel nach der Motivation, warum heute noch Menschen in den Orden eintreten. Es ergaben sich persönliche Gespräche über Glauben und christliches Leben. Der Besuch von Vertretern aus Politik, Presse und Fernsehen bezeugte ein großes öffentliches Interesse an dieser Aktion.

Als „von Herzlichkeit geprägt“ beschrieben die Benediktiner die Zusammenarbeit mit dem verantwortlichen Museumsteam, das Bürgermeister Götz Ulrich zusammengestellt hatte. Mit großem Engagement präsentieren die Teammitglieder den Menschen die Geschichte klösterlichen Lebens auf lebendige Art und Weise. Der Besuch der Mönche bereicherte sie in der Vermittlung benediktinischer Inhalte und Spiritualität. Ein bemerkenswertes Angebot gibt es für Schulklassen, Familien und Jugendgruppen: einen halben Tag können sie wie die mittelalterlichen Mönche im Kloster leben. Dazu bekommen sie ein Mönchsgewand, wählen sich auf mittelalterlichen Wachstafeln einen Abt als Vorsteher und führen kunsthandwerkliche Tätigkeiten aus.

Am Ende der Woche zeigten sich die Brüder Pascal, Richard Maria, Maximilian, Melchior und Marinus mit diesem Experiment zufrieden: In einer Region, wo lediglich 18 Prozent der Bevölkerung christlicher Konfession ist, davon 3 Prozent Katholiken, kamen sie als Missionsbenediktiner mit vielen Menschen ins Gespräch. So manches Bild und Urteil über Mönche habe sich gewandelt, Einladungen zum Besuch in Münsterschwarzach wurden ausgesprochen.