Offener Brief an bayerische Wähler und Politiker zur Kommunalwahl 2014

"In Bayern gehen die Uhren anders" sagt ein alter Spruch. Das ist auch nicht schlimm, wenn die Menschen in Bayern das so wollen und das mit demokratischer Legitimation beschlossen wurde und nicht den Spielregeln einer fairen Demokratie widerspricht.

Politiker sollten an erster Stelle immer Demokraten sein und erst an zweiter Stelle Parteipolitiker. Jeder soll sein Programm werbend vertreten und die Wähler sollen dann entscheiden, welches Programm ihre Zustimmung findet. Und da es kaum eine Partei gibt, mit der man zu 100% übereinstimmt, muss das Volk jederzeit die Chance haben, per direkter Demokratie in die Politik einzugreifen.

Aber was passiert akut wieder in Bayern? Anfang 2014 ist gut einen Monat lang die Zeit, in der Wahlberechtigte in Bayern für neue kommunale Listen die Unterschrift leisten müssen, damit diese Gruppen antreten dürfen. Und man muss den Personalausweis dabei haben.

Fakt ist, dass es auch in Bayern anders geht. Bei der Bundestagswahl, der Landtagswahl und der Europawahl bekommen die sonstigen Parteien Formulare in die Hand, mit denen diese gut ein Jahr lang Zeit haben, ihre Unterschriften zu sammeln. Das geschieht meistens an Samstagen in Innenstädten, Fußgängerzonen, bei Wochenmärkten oder in der Nähe von besonderen Veranstaltungen. Das Rathaus liegt sehr oft abseits der Bereiche, wo man viele Fußgänger ansprechen kann.

Die CSU stellt also folgende Hürden auf:

----Keine Unterschriftensammlung auf der Straße an den Plätzen, wo dies effizient möglich ist.

----Sehr kurze Eintragungszeit, in der Berufstätige oder Familienmenschen es zeitlich kaum schaffen können, diese Hürde zu überspringen. Sie sind faktisch von der aktiven Wahlteilnahme ausgeschlossen.

----Eine hohe Zahl an Unterschriften. Bei Landkreisen, die der Größe eines Bundestagwahlkreises entsprechen sind 470 Unterschriften zu sammeln, für einen Bundestagsdirektkandidaten aber nur 200.

----Eine sehr kurze tägliche Sammelzeit. Selbst wenn Personen Urlaub nehmen, um intensiv für ihre Liste zu sammeln, können die nur zu den Öffnungszeiten der Rathäuser und Kreishäuser sammeln. Familienfeiern, Bekanntenkreise, Rundbriefe, Zugänge vor Veranstaltungen oder das sammeln vor einer Bäckerei am frühen Morgen fallen als Sammelchance aus, ebenso die meisten Samstage, die bei allen anderen Wahlen Hauptsammeltage sind. Welcher Berufstätige kann sich schon Werktags vor das Rathaus stellen?

Das Bayerische Kommunalwahlrecht in seiner heutigen Form stammt im Wesentlichen aus der Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Damals schickte sich die Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP) an, sich eine kommunale Basis zu schaffen, um die Chancen für Erfolge bei künftigen Landtagswahlwahlen zu verbessern. In Kraftakten hat es dann die ÖDP geschafft, bei jeder Kommunalwahl ca. 2/3 ihrer aufgestellten neuen Kommunalwahllisten zur Zulassung zu bringen. Aber in gut einem Drittel der Gebiete, wo die ÖDP von den Wählern in einen Kreistag oder einen Gemeinderat gewählt worden wäre, hat die CSU so bei jeder Wahl den Antritt aktiv verhindert. Andere Verbände, die bei Wahlen durchaus erfolgreich wären, habe es wegen dieser Hürden gleich unterlassen, neue Listen anzumelden. Wie groß diese Dunkelziffer ist, ist schwer zu sagen, aber man kann schätzen, dass es in Bayern heute gut doppelt so viele ÖDP- Ratsleute gäbe, wenn nicht die Zulassungshürden zur Kommunalwahl Mitte der 90er Jahre deutlich verschärft worden und wären und nicht deutlich höher wären, als zur Bundestagswahl.

Es leidet ja nicht nur die ÖDP darunter, auch die Piratenpartei, die AfD, die Bayernpartei und viele parteifreie Wählergruppen oder kleine christliche Parteien werden so an vielen Orten ausgeschaltet, obwohl gerade in Bayern die Chance bestünde, dass von unten Gruppen nachwachsen, die eine christliche Politik anstreben. Die Freien Wähler sind als Landtagspartei akut von der Hürde befreit, erinnern sich aber hoffentlich noch an die Zeit, als deren neue Listen ebenfalls durch diese Hürde verhindert wurden. Die FDP hat Glück, dass die Kommunalwahl vor der Europawahl stattfindet, denn wenn die FDP auch dort unter 5%- fällt, muss diese in Bayern ebenfalls sammeln. Und es gibt in Bayern viele Regionen ohne FDP, wo es mal einen Erstantritt geben könnte.

Ich persönlich bin seit Sommer 2012 mit der ÖDP- Führung im Streit. Der Bundesvorsitzende Sebastian Frankenberger hat die ÖDP 2012 in eine Aktion geführt, die von sich selber sagt, dass diese nicht über die Verträge zur Eurorettungspolitik abstimmen wollen, sondern über eine neue Verfassung. Da es in Satzung und Programm der ÖDP nirgendwo die Forderung gibt, eine neue Verfassung anstelle des heutigen Grundgesetzes zu fordern, halte ich es für eine Kompetenzüberschreitung des Bundesvorstandes, dass die ÖDP von diesem in so eine Aktion geführt wird. Dagegen leiste ich Widerstand und das hat mir ein Parteiausschlussverfahren durch den Bundesvorstand eingebracht. Aber unabhängig davon, was aus meinen persönlichen Schicksal in der Partei wird, halte ich die ÖDP- Basis für ehrlich und vertrauenswürdig und empfehle selbst als "ÖDP- Vogelfreier" für die ÖDP zu unterschreiben. Und da wo diese nicht antritt könnten ja andere neue Listen akzeptabel sein.

Genauso wie ich in der ÖDP gegen Positionen Widerstand leiste, für die es keine demokratische Legitimierung gibt, die alleine ohne Rücksicht auf Satzung und Programm vom Bundesvorstand beschlossen wurden, genauso wünsche ich mir Politiker von der CSU, die gegen dieses bayerische Kommunalwahlgesetz aufstehen. Denn dieses Gesetz erinnert mich doch sehr in die SED- Parole in der DDR, "es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alle Fäden in der Hand behalten". Ist das die Parole der CSU- Politik oder wollen nicht auch CSU- Politiker demokratisch fair gewinnen?

Und SPD, Grüne, FDP, Freie Wähler und Linke können beweisen, dass diese in ihrem Herzen Vollblut- Demokraten sind, indem diese ihre Anhänger bitten, für neue Listen zu unterschreiben, da diese sich dem vollen demokratischen Wettbewerb stellen wollen. Und da die CSU in Bayern so stark ist, wäre es doch sehr im Interesse dieser Parteien, wenn weitere Gruppen der CSU die Wähler streitig machen, an welchen diese selber nie heran kommen.

Ich danke allen Zeitungen, Internetseiten und Blogs, die diesen Brief veröffentlichen und hoffe, dass dies einen Sturm auf die Rathäuser auslöst. selbst wenn an einem Ort keine neue Listen antreten, wäre es ein Erfolg, wenn dort sehr viele Leute nachfragen, wo diese für neue Listen unterschreiben können. Jede Unterschrift ist ein Beitrag für mehr Demokratie und mehr politischen Wettbewerb, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vielleicht schaffen es alle Gruppen, die im Herzen demokratisch sind, zusammen, in Bayern einen Volksentscheid "Mehr Demokratie für Bayerns Kommunalpolitik" für ein faires Kommunalwahlrecht einzuleiten.

Abs. Felix Staratschek, Freiligrathstr. 2, 42477 Radevormwald

Quellen:
Kommunalwahlrecht in Bayern
Felix Staratschek
Es gibt keine Kleinparteien! Es gibt nur kleine Parteien. Und wie groß die werden, entscheiden die Menschen, die denen Beitreten und sich engagieren. Parteien haben Vorteile:
--Günstige Plakatfläche oder kostenlos eigene Plakate in Wahlkämpfen aufstellen.
--Kostenlose Infostände zur Sammlung der Unterschriften für die Wahlzulassung und zum Wahlkampf.
Darüber hinaus kann jeder, der Direktkandidat …Mehr
Es gibt keine Kleinparteien! Es gibt nur kleine Parteien. Und wie groß die werden, entscheiden die Menschen, die denen Beitreten und sich engagieren. Parteien haben Vorteile:
--Günstige Plakatfläche oder kostenlos eigene Plakate in Wahlkämpfen aufstellen.
--Kostenlose Infostände zur Sammlung der Unterschriften für die Wahlzulassung und zum Wahlkampf.

Darüber hinaus kann jeder, der Direktkandidat ist Flugblätter verteilen und damit viele Menschen erreichen. Das kann man auch als Einzelbewerber. Über das Internet kann man Wahlkampf machen, auch dann, wenn einen die großen Medien ignorieren. Wenn man eine gute Themenmischung hinbekommt, von Themen, nach denen die Menschen suchen und Themen nach denen diese suchen müssten, kann man durch populäre Themen notwendige Themen bekannter machen. Bei den Direktkandidaten können auch mehrere gute Christen gegeneinander antreten, den ein Wahlsieg ist in einem Direktwahlkreis extrem unwahrscheinlich. Aber jeder Direktkandidat, der aktiv guten Wahlkampf macht, betreibt eine wichtige Meinungsbildung. Es könnte viel mehr Missonswahlkämpfer geben, sowohl in Parteien, als auch als Einzelbewerber. Bei der EU- Parlamentswahl sind die Zulassungshürden am geringsten. Da werden mehrere christlich orientierte kleinere Parteien antreten. Da kann sich jeder die Gruppe aussuchen, die ihm am meisten zusagt und sich dann in den Wahlkampf stürzen und sich dem Gegenwind stellen. Hier meine Wahlkampfflugblätter: sites.google.com/site/oekoradevormwald/wahlen
Ottov.Freising
@Felix Staratschek
Von den vielen Kleinparteien des völlig zersplitterten konservativen Lagers in Deutschland erscheint mir die Christliche Mitte (CM) ebenfalls als die für konservative sowie der Tradition nahestende Katholiken die beste Wahloption zu sein. Einflußreicher wäre sie als Teil einer wünschenswerten großen dezidiert konservativen, christlichen und patriotischen Partei. Nach der völligen …Mehr
@Felix Staratschek
Von den vielen Kleinparteien des völlig zersplitterten konservativen Lagers in Deutschland erscheint mir die Christliche Mitte (CM) ebenfalls als die für konservative sowie der Tradition nahestende Katholiken die beste Wahloption zu sein. Einflußreicher wäre sie als Teil einer wünschenswerten großen dezidiert konservativen, christlichen und patriotischen Partei. Nach der völligen Sozialdemokratisierung der Merkel-CDU und der regelrechten Amputation ihres konservativen Flügels, besteht hier großer Bedarf in Deutschland...
Felix Staratschek
Ich gebe seit ich wählen kann der CDU nicht meine Stimme, wenn sich eine akzeptable Alternative bietet. Ich persönlich versuche über die ÖDP etwas zu verändern, aber es gibt auch andere Gruppen, wie die Christliche Mitte (CM), deren Broschüren schon viele ungeborene Kinder gerettet haben und deren Aktion zum Aufstellen und Erhalt von Wegkreuzen viele gute Zeichen gesetzt hat. Auch wenn ich nicht …Mehr
Ich gebe seit ich wählen kann der CDU nicht meine Stimme, wenn sich eine akzeptable Alternative bietet. Ich persönlich versuche über die ÖDP etwas zu verändern, aber es gibt auch andere Gruppen, wie die Christliche Mitte (CM), deren Broschüren schon viele ungeborene Kinder gerettet haben und deren Aktion zum Aufstellen und Erhalt von Wegkreuzen viele gute Zeichen gesetzt hat. Auch wenn ich nicht immer alles nachvollziehen kann, was bei der CM geschrieben wurde, habe ich wegen dieser beiden Erfolger dieser sehr kleinen Partei Hochachtung vor dieser Gruppe. Und ich habe Frau Mertensacker auf Gloria-tv aufmerksam gemacht, so dass man hier auch nach ihrem Tod noch ihre Vorträge, meist als Audiodatei, hören kann. (Ganz nebenbei, seit Gloria-tv sich modernisiert hat, werden bei Suchen alle Beiträge, die keine Videos sind, schlechter dargstellt. Da fand ich das alte Gloria-TV besser, weil heute viele, die hier eine Themensuche machen es nicht wissen werden, dass es noch was anderes als Videos gibt.) Ich denke die Hauptaufgabe der Kirche in der Demokratie ist, die Herzen der Menschen zu gewinnen, dass viele Menschen von Gott her Politik machen. Was ist den die Alternative zur Demokratie? Einzelherrscher oder Herrschergruppen, von deren Willkür man letztlich abhängig ist? Gott setzte den Menschen in den Paradiesgarten, dass er ihn bebaue und bewahre. Das könnte man auch als Handlungsgrundlage für die Politik ansehen.

Eines meiner Vorbilder, dass leider noch nicht heilig gesprochen wurde, der Konvertit von Konnersreuth: gerlich.com

Ein Beitrag zur CDU von mir von Februar 2011: viertuerme.blogspot.de/…/wann-fordern-di…
Galahad
Ottov.Freising
Sic est! 👍 👏Mehr
Ottov.Freising

Sic est! 👍 👏
Ottov.Freising
Auf wem fußt die Souveränität? Gott oder dem Volk? Rom hat bis zum Zweiten Weltkrieg dem italienischen Volk verboten an demokratischen Wahlen überhaupt teilzunehmen. Heldenkanzler Dollfuß hat seine katholische ständestaatliche Maiverfassung in der Zwischenkriegszeit auf die Autorität Gottes gestützt (ab 1:20 Min.: Dollfuß und die Christlichsozialen in der Zwischenkriegszeit ). Im Deutschen Reich …Mehr
Auf wem fußt die Souveränität? Gott oder dem Volk? Rom hat bis zum Zweiten Weltkrieg dem italienischen Volk verboten an demokratischen Wahlen überhaupt teilzunehmen. Heldenkanzler Dollfuß hat seine katholische ständestaatliche Maiverfassung in der Zwischenkriegszeit auf die Autorität Gottes gestützt (ab 1:20 Min.: Dollfuß und die Christlichsozialen in der Zwischenkriegszeit ). Im Deutschen Reich ist man dagegen mit der Zentrumspartei den Weg der polit. Beteiligung gegangen - bis Rom auch sie hat für das Reichskonkordat hat fallen lassen. Auch hier sieht man einen tatsächlich Bruch vatikanischer Politik im Zuge von Vaticanum II. Mit dem westlichen Liberalismus, der zuvor immer wieder verurteilt wurde und dessen Ausfluß die liberale westliche Demokratie ist, wurde sich versöhnt.
Gunther Maria Michel
Felix Staratschek
Ich verstehe einerseits Ihren Standpunkt von der katholischen Soziallehre her.
Andererseits frage ich Sie: wohin hat uns die katholische Beteiligung an der Politik gebracht? Nicht dazu, dass gutgläubige Christen seit Jahrzehnten "christlichen" Parteien ihre Stimme geben, damit diese ein gottloses Europa aufbauen? dass zum Beispiel in den USA vom obersten Gericht mithilfe der …Mehr
Felix Staratschek
Ich verstehe einerseits Ihren Standpunkt von der katholischen Soziallehre her.
Andererseits frage ich Sie: wohin hat uns die katholische Beteiligung an der Politik gebracht? Nicht dazu, dass gutgläubige Christen seit Jahrzehnten "christlichen" Parteien ihre Stimme geben, damit diese ein gottloses Europa aufbauen? dass zum Beispiel in den USA vom obersten Gericht mithilfe der katholischen Richter Homo-Gesetze gebilligt wurden? dass der Vatikan führend an der Verschwörung zur Errichtung eines antichristlich-totalitären Weltstaates beteiligt ist?
Würden die Hirten und Oberhirten ihre ganze Energie schlicht und einfach dafür einsetzen, dass die ihnen anvertraute Herde ein christliches Leben nach biblischen Maßstäben, nach Gottes Wort und Geboten führt, dann würde die Erde und auch die Politik wahrlich anders aussehen!
Felix Staratschek
@MisterX: Sie vertreten hier Positionen der Zeugen Jehovas! Wenn alle Katholiken der Politik entsagen, brauchen diese nicht zu wundern, wenn die nachher von allen gegängelt werden, die nicht katholisch sind. Dann wäre im EU- Parlament der Estrelabschluss gefasst worden und dann gäbe es keine zahlenmäßig erfolgreiche Petition in Baden Württemberg. Gebt Gott was Gottes ist und dem Kaiser, was des …Mehr
@MisterX: Sie vertreten hier Positionen der Zeugen Jehovas! Wenn alle Katholiken der Politik entsagen, brauchen diese nicht zu wundern, wenn die nachher von allen gegängelt werden, die nicht katholisch sind. Dann wäre im EU- Parlament der Estrelabschluss gefasst worden und dann gäbe es keine zahlenmäßig erfolgreiche Petition in Baden Württemberg. Gebt Gott was Gottes ist und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Der Kaiser war der Souverän des Staates? Wer ist der Souverän des Staates heute? Das Volk! Wir alle sind ein ca. 80 millionstel Kaiser und beeinflussen durch unsere Stimme, wer Politik machen kann oder wer durch die Teilnahme an der Wahlkampfkostenerstattung (ab 0,5%!) finanziell besser ausgestattet wird, um größere Kampagnen starten zu können.

Oder anders gesagt:

Der Klügere gibt nach.....

.....bis er der Dümmere ist!

Das begründet die Weltherrschaft der Dummen!