der Logos
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17. Oktober Gertrud von Helfta 1256-1302 Ordensfrau Mystikerin

Gertrud wurde im Jahr 1256 geboren. Noch als Kind wurde sie 1261 zur Erziehung in das Zisterzienserinnenkloster Helfta gebracht, in das sie dann auch eingetreten ist. Unter der damaligen Äbtissin Gertrud von Hackeborn und deren Schwester Mechthild von Hackeborn, die damals die Klosterschule leitete, erhielt Gertrud eine fundierte Ausbildung. Gertrud stand auch in Kontakt mit Mechthild von Magdeburg. Diese Frauen waren die bedeutendsten Mystikerinnen ihrer Zeit.
Im Jahr 1281, mit 26 Jahren, hatte Gertrud ihre erste Christusvision und erlebte eine innere Bekehrung. Jesus sprach zu ihr:

Bisher hast Du mit meinen Feinden vom Staub der Erde gegessen und aus ihren Dornen ein paar Honigtropfen gesaugt. Komme zu mir - ich will dich trunken machen mit dem Strom meiner göttlichen Wonnen.

Gertrud wird eine der größten Mystikerinnen ihrer Zeit und sie ist die einzige Frau Deutschlands, die aufgrund ihrer kulturellen und religiösen Bedeutung den Beinamen "die Große" trägt. Sie hat mehrere Schriften hinterlassen. Ihre beiden Hauptwerke sind der Legatus divinae pietatis, der Gesandte der göttlichen Liebe, und die Exercitia spiritualia, Geistliche Übungen.
Die überwältigende Erfahrung der Gott-Liebe, die Gertruds ganzes Leben bestimmt, findet Ausdruck in einer tiefgreifenden Theologie, in der Gott, Schöpfung und Mensch zusammengesehen werden. Gott ist so sehr Liebe, dass er in überströmender Liebe alles erschafft. Und auch die Sünde kann nicht verhindern, dass Gott sich zum Menschen hinabneigt, um ihn endgültig wieder zu sich, in seinen Ursprung, zurückzuholen. Der Mensch muss Gott nicht um Gnade anflehen; im Gegenteil: der liebende Gott geht auf den Menschen zu; ja, er wirbt darum, dass der Mensch seine Liebe erwidert! In der Begegnung mit diesem liebenden Gott gelangt dann der an sich selbst verzweifelnde Mensch zum Bewusstsein seines Werts und seiner Würde und findet Freude daran, die erlebte Liebe an seine Mitmenschen weiterzugeben. So zeigt Gertrud eine Gotteserfahrung, die völlig frei von Angst ist, den Menschen von Angst befreit und schon im irdischen Leben Heil bringt.
Gertrud fühlt sich ganz zu Christus hingezogen, ihm will sie ähnlich sein. Diese wird in ihren Gebeten und Betrachtungen deutlich. Sie geben Zeugnis von ihrer tiefen Sehnsucht nach einer innigen Vereinigung mit Jesus Christus. Zugleich diente sie ihren Mitmenschen als Zuhörerin, Beraterin und Trösterin. Ihre Mitschwestern beschreiben sie als geistesgegenwärtig und humorvoll, zupackend und sensibel. Nur selten war sie um ein hilfreiches, manchmal strenges Wort verlegen. Sie konnte einen Ausweg aus der Sackgasse zeigen und Mut machen für den nächsten Schritt. Für die Nöte der Menschen, die damals im Kloster Helfta Beistand suchten, hatte sie immer ein offenes Ohr. Gertrud machte sich selbst ganz arm, um sich ganz von Jesus beschenken zu lassen. Sie betet:

Segne mich, liebreichster Jesus, segne mich, und habe Erbarmen mit mir, so wie es die treue Güte deines gütigsten Herzens will. Gib, dass meine Seele die rechte Wahl trifft: sei du mein einziges Wissen, und deine Gnade sei mein Unterricht, die Salbung meine Lehrmeisterin, deine Liebe meine Schule: so möge ich gute Fortschritte machen, stürmisch und kräftig.

O Gott-Liebe,
du hast mich erschaffen,
in deiner Liebe schaffe mich neu.
O Gott-Liebe,
du hast mich losgekauft,
was immer in der Liebe zu dir verkümmert ist in mir,
das mache wieder gut und kaufe es zurück in mir.
O Gott-Liebe,
du hast mich ohne mein Verdienst geschätzt und geliebt:
gib mir, dass ich mit ganzem Herzen,
mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft dich liebe und schätze.
O Gott-Liebe,
in deiner Liebe bestärke mich,
gib mir, in Weisheit zu lieben dich.
O Gott-Liebe,
in all meiner Drangsal tröste und unterstütze mich.
O Gott-Liebe,
du hast mich niemals verlassen:
dir vertraue ich meinen Lebensgeist und Atem an.

Jubeln soll dir jede Sehnsucht
aus der Tiefe meines Herzens,
jedes sehnende Gebet,
und laut sollen sie vor dir kundtun
die Liebesdienste deiner vielen Gnaden.
Jubeln soll dir jedes Seufzen
meines Aufenthalts in diesem Elend,
jeder Seufzer meines Lebensatems.
Und Preis und Heil sage dir all das,
was du, mein Gott, selber bist:
jenes Harren, die Geduld
und die Erwartung, die so lange in mir ist.
Jubeln soll dir die Hoffnung und das Zutraun,
das ich habe zu dir;
denn du wirst endlich aus dem Staub zu dir,
o höchst seliges Leben,
o mein Gott, zurückführen mich.

Selig die Augen, die dich schauen, o Gott-Liebe.
O wann, wann werde ich dorthin gelangen,
wo du bist, Gott, wahres Licht, Gott und Lamm?
Ich weiß, dass ich dich endlich schauen werde
mit meinen eigenen Augen,
o Jesus, Gott, du mein Heil.

Selig die Ohren, die dich hören, o Gott-Liebe,
du Wort des Lebens.
O wann, wann wird deine Stimme,
von Honig fließend und voll Süßigkeit,
mir Tröstung geben, wenn sie mich ruft zu dir?
Eia, vor bösem Hörensagen
möge ich mich nicht fürchten,
sondern schnell möge ich hören
deine ruhmvolle Stimme.
Amen, so geschehe es.

Selig die Nase, die dich atmet, o Gott-Liebe,
du des Lebens süßester würziger Duft.
O wann, wann wird zu mir hin atmen
deiner honigfließenden Gottheit duftender Wohlgeruch?
Eia, schnell möge ich kommen
zu den fetten Weiden voller Anmut,
wo ich immerdar dich schaue.
Amen, so geschehe es.

Selig der Mund, der kostet, o Gott-Liebe,
deine trostreichen Worte,
süßer als Honig und Honigwabe.
O wann, wann wird erfüllt werden
meine Seele mit deiner Gottheit nährendem Fett,
und trunken werden
durch die reiche Fülle deiner Lust?
Eia, so möge ich hier schon kosten,
wie lieblich du bist, Herre mein,
dass ich in ewigem Glück dich,
o Gott meines Lebens, voll genieße dort.
Amen, so geschehe es.

Selig die Seele, die in der Umarmung
unzertrennlicher Liebe sich hingeschmiegt hat an dich,
und selig das Herz,
das spürt deines Herzens Kuss,
o Gott-Liebe,
und mit dir eingeht den Bund
unauflöslicher liebender Freundschaft.
O wann, wann soll ich
durch deine seligen Arme fest umschlungen werden,
und dich, o Gott meines Herzens,
ganz unmittelbar anblicken?
Eia, schnell doch, schnell möge ich,
dem Verbanntsein hier entrissen,
dein honigfließendes Angesicht schauen im Jubilus.
Amen, so geschehe es.


praedica.de/Heilige-Feste/1117_Gertrud_von_Helfta.htm
Maximilian Schmitt
@Ursula Sankt ; a Schmarr'n!
Ursula Sankt
"Der Mensch muss Gott nicht um Gnade anflehen; im Gegenteil: der liebende Gott geht auf den Menschen zu; ja, er wirbt darum, dass der Mensch seine Liebe erwidert!" (oder mit St. Katharina von Siena: Gott ist vernarrt in sein Geschöpf. Ein Narr der Liebe."
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Aus der Zeitschrift "Leo" vom 4. Juni 1911:
Die Wunderblume von Helfta bei Eisleben
Der deutsche Katholik ist oft versucht, mit heiligem Neid auf den südlichen Garten Gottes zu blicken mit seinen zahlreichen Heiligen, die gleich der Sonne ihrer südlichen Heimat in glühender Gottesliebe brannten und in göttlicher Liebesglut sich verzehrten. Doch Gottes geheimnisvolle Gnadensonne bescheint auch den …Mehr
Aus der Zeitschrift "Leo" vom 4. Juni 1911:
Die Wunderblume von Helfta bei Eisleben
Der deutsche Katholik ist oft versucht, mit heiligem Neid auf den südlichen Garten Gottes zu blicken mit seinen zahlreichen Heiligen, die gleich der Sonne ihrer südlichen Heimat in glühender Gottesliebe brannten und in göttlicher Liebesglut sich verzehrten. Doch Gottes geheimnisvolle Gnadensonne bescheint auch den nördlichen Teil dieses himmlischen Gartens; auch im Norden "weht der Geist Gottes, wo er will", und lässt Blumen ersprossen, die an Schönheit und Duft den südlichen Genossinnen nicht nachstehen. Denken wir nur an eine heilige Elisabeth, an eine heilige Hedwig, Kunigunde, Hildegard, Mechthild, ganz besonders aber an die Wunderblume von Helfta: die heilige Gertrud die Große. Es ist nicht möglich, die Gnadenschätze aufzuzählen, die uns Gott durch die heilige Gertrud für unser geistig-religiöses Leben zufließen ließ. Nur auf eine Gnade soll hingewiesen werden: St. Gertrud ist die Prophetin des Kultus des heiligsten Herzens Jesu. Sie hat die unermessliche Liebe des göttlichen Herzens geschaut und gekostet, sie hat die Herrlichkeit des heiligsten Herzens gesehen und ist ihrer teilhaftig geworden, wie keine Seele vor ihr und wohl auch keine nach ihr, ausgenommen die selige Margareta Alacoque. Doch sei Gott besonderer Dank dafür gesagt, dass sie all das, was sie vom göttlichen Herzen empfangen, nicht für sich zurückbehalten hat, sondern in ihren Werken: "Gesandter der göttlichen Liebe" und "Geistliche Übungen" als kostbares Erbteil der Nachwelt überlieferte. Jahrhunderte sind dahingegangen, seitdem das göttliche Herz sich ihr enthüllte, seitdem ihr reines, nur für Christus lebendes und glühendes Herz ausgeschlagen. Die heilige Gertrud ist es, die uns die Erstlingsfrüchte der gnadenvollen Andacht zum göttlichen Herzen brachte. Für dieses Himmelsgeschenk können wir der heiligen Gertrud nie genug dankbar sein. Diesen Dank könnten wir aber in etwa dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir das Andenken unserer großen deutschen Heiligen in vielfältiger Weise fördern. Die unselige Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts, die gerade in Eisleben ihre Wiege hatte, hat das einstige, so herrlich blühende klösterliche Leben in vielen Teilen unseres deutschen Vaterlandes weggefegt. Nur noch Trümmer sind da zu sehen, wo ehemals Stätten tieffrommen Klosterlebens sich erhoben. Hunderte von Klöstern sind verschwunden und ihre Namen nennt uns nur noch die Geschichte. So sank auch das Kloster Helfta, in dem die hl. Gertrud und hl. Mechthild im Verein mit vielen frommen Klosterfrauen ein wahrhaft wunderbares, geheimnisvolles Leben in Christus führten, in Trümmer. Im Jahr 1342 wurde es größtenteils ein Raub der Flammen. Dasselbe Schicksal widerfuhr dem nach der Stadt Eisleben verlegten und "Neuhelfta" genannten Kloster im Bauernkrieg 1525. Von diesem Klosterbau bestehen noch bedeutende Reste, die durch den Mut und die Entschlossenheit des nun in Gott ruhenden katholischen Missionspfarrers Schulte in den Besitz der katholischen Gemeinde zu Eisleben gekommen sind.

Das ist aber auch alles, was diese arme Gemeinde besitzt. Auf diesem Boden, der wahrscheinlich die sterblichen Überreste der heiligen Gertrud birgt, soll nun eine neue, der hl. Gertrud geweihte Kirche erbaut werden (1911). De katholische Pfarrgemeinde ist arm, bitter arm. Es gehören zu ihr gegen 3000 arme Berg- und Landwirtschaftsarbeiter. Sie besitzt zur Zeit nur ein kleines baufälliges Kirchlein, das nur 108 Sitzplätze hat und kaum 400 Personen fasst. Eine Vergrößerung dieses Kirchleins ist unmöglich und schon durch seine ungeeignete Lage ausgeschlossen. Eine neue Kirche muss gebaut werden, sollen nicht Hunderte von Seelen verloren gehen. Hier muss geholfen werden, Gott will es!

Deshalb ergeht an alle deutschen Katholiken der Ruf: Helfer zu sein der armen katholischen Gemeinde Eisleben zum Bau ihrer Kirche. Helft mit, unserer großen heiligen Gertrud, der Ehrenkrone und Prachtblume Deutschlands, ein Denkmal setzen, das ihrer Größe würdig ist.

Auf, ihr treuen Verehrer des heiligsten Herzens Jesu aller Nationen! Zollt der Prophetin des göttlichen Herzens euren Dankestribut durch freudige, opferreiche Beiträge zum Bau einer Gertrudenkirche, auf dass der Herr baldigst eine würdige Wohnung habe in der Heimat derjenigen, deren Herz ihm stets ein lieblicher, lebendiger Tabernakel gewesen ist.