Hans Küng über sein neues Institut an der Universität Tübingen
Bild: Wikipedia, Creative Commons
(gloria.tv/ KNA) Die vom katholischen Theologen Hans Küng gegründete Stiftung Weltethos errichtet an der Universität Tübingen ein Weltethos-Institut. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläuterte Küng am Freitag, welche Ziele er damit verbindet. Von Michael Jacquemain (KNA)
KNA: Herr Professor Küng, mit Mitteln der «Karl Schlecht Gemeinnützige Stiftung» errichtet die Stiftung Weltethos jetzt ein Institut an der Universität Tübingen. Worum geht es?
Küng: Ein erster Schwerpunkt des Weltethos-Instituts ist die Fundierung und Konkretisierung eines Globalen Wirtschaftsethos.
Dafür wird zunächst eine Professur eingerichtet, und es sollen internationale Gastwissenschaftler verpflichtet werden. Daneben sollen praxistaugliche Konzepte zur Umsetzung eines Wirtschaftsethos entwickelt werden, da das Institut mit großer praktischer Relevanz arbeiten soll.
Die Wirtschaftskrise hat viele zum Nachdenken darüber gebracht, ob der oft praktizierte Grundsatz «The business of business is business» genügt, und auch die Studierenden zeigen großes Interesse an diesen ethischen Fragen. Daneben möchten wir interkulturelle Kompetenz vermitteln. Die ist heutzutage nicht nur für angehende Wirtschaftsleute unumgänglich - wenn sie später in ihrer Firma auf Kollegen anderer Kulturen treffen oder wenn sie in fremden Ländern tätig sind -, sondern auch für Studierende anderer Fakultäten ist interkulturelles Wissen wichtiger denn je.
KNA: Aber verändert sich damit nicht doch der Fokus Ihrer Weltethos-Idee - weg von der Frage nach dem Frieden zwischen den Religionen hin zur Frage nach wirtschaftlicher Gerechtigkeit?
Küng: Nein. Das Weltethos-Institut wird dieselbe konzeptionelle und operative Bandbreite haben wie die Stiftung Weltethos: von den Weltreligionen über interkulturelle Fragen bis hin zu pädagogischen und ethischen Problemstellungen. Deshalb werden wir auch weiter den Dialog der Religionen befördern, der eben auch für die Wirtschaft von Bedeutung ist.
Die Stiftung Weltethos hat eine lange Tradition des interdisziplinären Arbeitens vor globalem Horizont. Dabei arbeiten wir natürlich streng wissenschaftlich, bemühen uns aber auch, die oft sehr komplexen Fragestellungen so darzustellen, dass sie von einem möglichst breiten Publikum verstanden werden. Denn die vom Weltethos propagierten Prinzipien Menschlichkeit und Gegenseitigkeit, also die Goldene Regel, und die vier elementaren Normen nicht morden, nicht stehlen, nicht lügen und Sexualität nicht missbrauchen sind für alle Menschen aller Kulturen und Weltanschauungen von Bedeutung.
KNA: Wann beginnt der Lehrbetrieb?
Küng: Wohl im Laufe des Wintersemesters. Das hängt auch davon ab, wie schnell das Berufungsverfahren für die erste Professur auf den Weg gebracht werden kann, und wie schnell wir in der Universität geeignete Räume finden.
KNA: Genau wie das neue Institut für Islamische Theologie. Ziehen Sie jetzt zusammen?
Küng: Nein, aber wir wollen selbstverständlich auch mit der Islamischen Theologie zusammenarbeiten.
KNA: Erfüllt sich mit dem Institut ein Lebenstraum für Sie?
Küng: Es bedeutet mir sehr viel. Nicht zuletzt, weil meine Jahre gezählt sind und ich möchte, dass mein Lebenswerk nach meinem Tod fortgeführt wird. Dies garantiert zwar auch die Stiftung, aber das Institut eröffnet noch einmal ganz neue Dimensionen. Zudem ist es eine hohe Anerkennung für das Projekt Weltethos. Es hat mich gefreut, dass die Entscheidung des Universitätssenats zur Errichtung des Instituts so einhellig gefallen ist, und dass sich Kolleginnen und Kollegen und sogar auch Studierende bereits gemeldet haben und sich auf die Arbeit an und mit unserem Weltethos-Institut freuen.
(gloria.tv/ KNA) Die vom katholischen Theologen Hans Küng gegründete Stiftung Weltethos errichtet an der Universität Tübingen ein Weltethos-Institut. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläuterte Küng am Freitag, welche Ziele er damit verbindet. Von Michael Jacquemain (KNA)
KNA: Herr Professor Küng, mit Mitteln der «Karl Schlecht Gemeinnützige Stiftung» errichtet die Stiftung Weltethos jetzt ein Institut an der Universität Tübingen. Worum geht es?
Küng: Ein erster Schwerpunkt des Weltethos-Instituts ist die Fundierung und Konkretisierung eines Globalen Wirtschaftsethos.
Dafür wird zunächst eine Professur eingerichtet, und es sollen internationale Gastwissenschaftler verpflichtet werden. Daneben sollen praxistaugliche Konzepte zur Umsetzung eines Wirtschaftsethos entwickelt werden, da das Institut mit großer praktischer Relevanz arbeiten soll.
Die Wirtschaftskrise hat viele zum Nachdenken darüber gebracht, ob der oft praktizierte Grundsatz «The business of business is business» genügt, und auch die Studierenden zeigen großes Interesse an diesen ethischen Fragen. Daneben möchten wir interkulturelle Kompetenz vermitteln. Die ist heutzutage nicht nur für angehende Wirtschaftsleute unumgänglich - wenn sie später in ihrer Firma auf Kollegen anderer Kulturen treffen oder wenn sie in fremden Ländern tätig sind -, sondern auch für Studierende anderer Fakultäten ist interkulturelles Wissen wichtiger denn je.
KNA: Aber verändert sich damit nicht doch der Fokus Ihrer Weltethos-Idee - weg von der Frage nach dem Frieden zwischen den Religionen hin zur Frage nach wirtschaftlicher Gerechtigkeit?
Küng: Nein. Das Weltethos-Institut wird dieselbe konzeptionelle und operative Bandbreite haben wie die Stiftung Weltethos: von den Weltreligionen über interkulturelle Fragen bis hin zu pädagogischen und ethischen Problemstellungen. Deshalb werden wir auch weiter den Dialog der Religionen befördern, der eben auch für die Wirtschaft von Bedeutung ist.
Die Stiftung Weltethos hat eine lange Tradition des interdisziplinären Arbeitens vor globalem Horizont. Dabei arbeiten wir natürlich streng wissenschaftlich, bemühen uns aber auch, die oft sehr komplexen Fragestellungen so darzustellen, dass sie von einem möglichst breiten Publikum verstanden werden. Denn die vom Weltethos propagierten Prinzipien Menschlichkeit und Gegenseitigkeit, also die Goldene Regel, und die vier elementaren Normen nicht morden, nicht stehlen, nicht lügen und Sexualität nicht missbrauchen sind für alle Menschen aller Kulturen und Weltanschauungen von Bedeutung.
KNA: Wann beginnt der Lehrbetrieb?
Küng: Wohl im Laufe des Wintersemesters. Das hängt auch davon ab, wie schnell das Berufungsverfahren für die erste Professur auf den Weg gebracht werden kann, und wie schnell wir in der Universität geeignete Räume finden.
KNA: Genau wie das neue Institut für Islamische Theologie. Ziehen Sie jetzt zusammen?
Küng: Nein, aber wir wollen selbstverständlich auch mit der Islamischen Theologie zusammenarbeiten.
KNA: Erfüllt sich mit dem Institut ein Lebenstraum für Sie?
Küng: Es bedeutet mir sehr viel. Nicht zuletzt, weil meine Jahre gezählt sind und ich möchte, dass mein Lebenswerk nach meinem Tod fortgeführt wird. Dies garantiert zwar auch die Stiftung, aber das Institut eröffnet noch einmal ganz neue Dimensionen. Zudem ist es eine hohe Anerkennung für das Projekt Weltethos. Es hat mich gefreut, dass die Entscheidung des Universitätssenats zur Errichtung des Instituts so einhellig gefallen ist, und dass sich Kolleginnen und Kollegen und sogar auch Studierende bereits gemeldet haben und sich auf die Arbeit an und mit unserem Weltethos-Institut freuen.