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Jesus konkret: Eine Anekdote. Von Magdalena Veletta

Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. (Mt 7,7-8)

Es ist ein Sonntag, im Sommer 1991.

Genau gesagt befand ich mich an diesem Sonntag mit meinem Sohn in Akureyri, einer Zwischenstation unserer Islandreise.

Akureyri, eine eher kleine Stadt, liegt am Ende eines Inselfjords, der von steilen Bergen umgeben ist. Im Winter kann man dort Ski fahren. Das erfuhren wir aus unserem Reiseführer.

Damals durchlebte ich die größte Krise meines Lebens. Man nennt das salopp eine Midlife-Crisis. Eine psychische Krise in der Lebensmitte. Aber bei mir war es eher eine Sinnkrise, wo ich alles in Frage stellte, was bisher war.

Ich steckte in einer Sackgasse. Alles musste neu durchdacht und geordnet werden. Dabei mussten alte Freundschaften und persönliche Präferenzen einem neuen Lebensstil weichen. Dieser bestand nunmehr im öfteren Besuch der Heiligen Messe und in der Intensivierung meines Gebetslebens.

Der Preis für diese Umkehr war das Gefühl einer gewissen Verlorenheit und Einsamkeit in dieser Welt, in der ich mich bis anhin sehr wohl gefühlt hatte.

Die Kirche und meine Rückbesinnung auf meine Wurzeln in einer katholischen Familie, führten mich zum Studium von möglichen Vorbildern für mein neugewonnenes religiöses Leben. Dabei orientierte ich mich vor allem an starken Frauen, an heiligen Frauen des Mittelalters.

Ich las alles über sie, wie ein vertrockneter Schwamm, der "Nahrung" brauchte. Ein intensives Gebetsleben und der regelmäßige Gottesdienstbesuch wurden immer wichtiger.

Der Sonntag in Akureyri

Nun verbrachte ich also, zusammen mit meinem Sohn, die Ferien in Island.

In der Mitte dieser Ferien lag ein Sonntag und ich hatte Sehnsucht, eine Heilige Messe zu besuchen.

Mein Sohn hatte sich schon auf diesen Wunsch von mir vorbereitet und erklärte mir, dass es in Akureyri unmöglich sei, einen katholischen Gottesdienst zu besuchen. Diese kleine Stadt sei von der lutherischen Kirche geprägt. Es bestehe zwar eine Kirche, welche bereits 1940 eingeweiht wurde, aber die sei eben nicht katholisch. Er riet mit aber, unter diesen Umständen eine Ausnahme zu machen.

Da erwiderte ich ihm, dass ich zuerst den Rat von Jesu Bergpredigt beherzigen wolle, der sagte: "Wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet."

Mit diesem Gedanken im Kopf, verließ ich, nach dem Frühstück in einer Privatpension, mit meinem Sohn das Haus. Wir schlenderten durch den Ort und schließlich eine ansteigende Straße hinauf.

Plötzlich hielt mein Sohn inne und sagte: "Schau mal dort oben." Er zeigte auf ein Haus, in dessen Fenster im oberen Stock eine Marienstatue auf die Straße hinausschaute. Das müssten doch eigentlich Katholiken sein, fanden wir beide und ich war entschlossen, an die Haustür dieses Hauses zu klopfen um eventuell einige Ratschläge für unsere weitere Reise zu bekommen.

Ich klopfte also an und wir warteten. Da öffnete ein Priester in Messgewändern die Tür und fragte, ob wir zur Heiligen Messe kommen möchten. Wir bejahten erstaunt und traten ein. In der Hauskapelle waren vier Priester, welche auf der Durchreise waren und einige Laien versammelt. Wir mussten nicht warten, es schien, als ob die Gruppe auf uns gewartet hätte. Wir waren vollständig und die Heilige Messe konnte beginnen.

Da fühlte ich, wie mir Tränen über die Wangen liefen. Dieses konkrete Erleben der Bibelworte, dass wer sucht, findet und dass dem geöffnet wird, der anklopft, ließen mein Herz höher schlagen.

Sieben Jahre nach unserem Besuch dieser Heiligen Messe in Akureyri, also 1998, wurde dort mit dem Bau einer katholischen Kirche begonnen. Sie heißt St. Peter und entstand durch den Umbau eines privaten Wohnhauses, das die Kirche bereits 1954 erworben hatte (siehe Bild).

Das habe ich jetzt durch einen Internetbeitrag herausgefunden. Ob es sich um dasselbe Wohnhaus handelte, in dem wir 1991 den Sonntagsgottesdienst besuchen durften, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Immerhin sind seither 32 Jahre vergangen.

Auch heute noch bin ich am Bitten. Auch heute noch bin ich am Suchen. Auch heute noch bin ich am Klopfen.

Aber eines weiß ich gewiss, dass es nicht umsonst ist. Jesus ist da und wird es bleiben. Wir müssen ihm nur vertrauen. Jesus ist tatsächlich ganz konkret.