„Der Teufel hält dem heiligen Augustinus das Buch der Laster vor“
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Der heilige Augustinus blickt fest und entschlossen. Vielleicht ein bisschen müde, aber unbeeindruckt. Augustinus trägt Handschuhe an beiden Händen. Seine linke Hand umfasst den Bischofsstab, seine rechte Hand setzt zu einem Segen oder zu einer Abwehr an durch ein Kreuzzeichen.
Vor dem heiligen Augustinus steht der Teufel. Eine erschreckende Gestalt, ein Arschgesicht. Aber der Teufel zeigt Haltung wie vor einer Respektsperson. Er hält dem heiligen Augustinus ein Buch geöffnet hin. Vielleicht steht er unter der Gewalt des Heiligen und muss das Buch halten. Vielleicht aber will er für etwas werben, vielleicht will er dem Heiligen etwas verkaufen. Das Buch soll das Buch der Laster sein. Der Teufel spielt hier mit offenen Karten, er zeigt, wofür er werbend eintritt. Es liegt beim heiligen Augustinus, seinen Angeboten zu folgen, aber der Heilige lässt nicht erkennen, dass er auch nur den Hauch eines Zweifels hätte. Der Teufel wiederum macht keine Anstalten zu Gewalt oder Lüge. Er wirbt für seine Sache, die Gewalt, Lüge oder hier das Laster sein können.
Wenn aber das vom Teufel aufgehaltene Buch nicht das Buch der Laster ist, dann könnte er auch gerade versuchen, den Heiligen vom Wert des Buches und der Buchstaben zu überzeugen. Dieser Versuch würde in die Zeit der Entstehung des Werkes passen und war nur wenige Jahre später in der Reformation sehr erfolgreich. Aber bei dem Lebenswandel des heiligen Augustinus hat der Teufel natürlich auch in dieser Frage nur wenig Ansatzpunkte.
Eigentlich ist das Bild beruhigend, denn hier stehen sich zwei abgeklärte Personen gegenüber. Beide wissen, wer sie sind, und was sie vom jeweils anderen zu halten haben.