Massoulié
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Joseph Card. Zen, em. Erzbischof von Hongkong: "Aus der Liturgie von gestern haben wir den Glauben erhalten, denjenigen, der uns unsere Berufung gegeben hat."

Botschaft von Card. Zen an die Teilnehmer der Wallfahrt Summorum Pontificum, Rom (26. Okt. 2018): "Aus der Liturgie von gestern haben wir den Glauben erhalten, denjenigen, der uns unsere Berufung gegeben hat."

Paix Liturgique - lettre n°667 - 7 novembre 2018

Eminenz, welche Erinnerungen haben Sie an die Tridentinische Messe während Ihrer Kindheit in Shanghai?

Wir glaubten damals nicht, dass es einen anderen Weg geben könnte, an der Messe teilzunehmen. Die Messe war diese. Als ich ein Kind war, ging ich jeden Tag zur Messe und diente, bis ich 12 Jahre alt war. Am Sonntag nahm mein Vater mich zu fünf Messen mit, und mir wurde nie langweilig. Schließlich wussten wir, was geschah. Auch wenn sie auf Latein gefeiert wurde, haben wir verstanden, worum es ging.

Von uns Chinesen war die mystische Atmosphäre, die wir dort fanden, sehr geschätzt und ich hatte nie Schwierigkeiten, der Messe zu folgen.

Als ich dann etwas größer wurde, machte ich mit der liturgischen Bewegung zugunsten der Verwendung der Volkssprache in der Liturgie Bekanntschaft und dachte, dies sei eine vernünftige Sache. Dank der Übersetzungen gelang es mir, die lateinische Messe besser kennenzulernen. Man konnte auch die Lesungen lesen, die übrigens die ganze Woche gleich waren, während es jetzt viel Abwechslung gibt.

Zwar akzeptierte das Konzil die Landessprache, aber das ist kein Grund, die vorherigen Gebräuche zu verachten.

Ich erinnere mich, als ich im Seminar von Shanghai unterrichtete, habe ich meine erste Messe nach dem nachkonziliaren Ritus gefeiert. Ich habe die Predigt gehalten; die Messe war die vom heiligen Hieronymus, und das Evangelium sagte, dass der Schreiber "dem Haushälter gleicht, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt". Also sagte ich zu den Seminaristen: "Heute beginnen wir, diese neue liturgische Form zu praktizieren: bemüht euch sie zu erlernen. Ein Tag wird kommen, an dem ihr der Hauptzelebrant sein werdet, und ein wenig später liegt es an euch, die Predigt zu halten, aber denket nicht, dass die Vergangenheit schlecht sei! Aus der Liturgie von gestern haben wir den Glauben erhalten, denjenigen, der uns unsere Berufung gegeben hat; sie ist es, welche so viele Märtyrer gekannt haben. Um der Liebe willen lernet, was neu ist, aber verachtet nicht die Vergangenheit."

Ich dulde nicht, wenn sich jemand, während er neue Dinge lehrt, über Dinge der Vergangenheit lustig macht. Es finden sich dort keine lächerlichen Dinge, sondern viel eher Schätze.

Was ist Ihre Erinnerung an Papst Benedikt, den Papst von Summorum Pontificum?

Er ist fantastisch. Benedikt ist ein großer Mann. Vor allem ein großer Theologe und ich würde sagen sogar ein Mystiker. Wenn er spricht, wenn er schreibt, gibt es wundervolle Akzente in seiner Lehre. In dem Brief an China gab es zum Beispiel Entwürfe, und wir haben unsere Meinungen abgegeben usw., aber er fügte auch eine persönliche Notiz hinzu. An einer Stelle führt er das Buch der Geheimen Offenbarung, die Apokalypse, an, in der von einem versiegelten Buch die Rede ist. Es gibt sieben Siegel und niemand kann es öffnen. Dies ist das Buch der Geschichte. Während dieser Vision weinte der heilige Johannes: "Wer vermag es, dieses Buch zu öffnen?" Siehe das geopferte Lamm kommt und nur ihm allein gelingt es, das Buch zu öffnen. Was bedeutet, dass wir die Geschichte nur von dem gekreuzigten Jesus her verstehen können. Es ist eine fantastische Meditation.

Ich sage, dass es ein Papst ist, der nur einen Fehler hat: Er ist zu gut, zu demütig, zu geduldig, er hat zu viel Widerwillen, seine Autorität auszuüben, aber man kann ihn angesichts aller seiner außergewöhnlichen Vorzüge entschuldigen, man kann ihm diesen Mangel verzeihen. Leider haben einige diese Güte missbraucht.

Diese Botschaft richtet sich an die Teilnehmer der Pilgerfahrt des Summorum Pontificum-Volkes nach Rom: Hätten Sie einen Rat für sie?

Ich freue mich, dass es in der Kirche so viele Leute und viele junge Menschen gibt, die die Schätze der alten Liturgie der Kirche hochschätzen. Ich freue mich, weil es wirklich ein Schatz ist, den zumindest ein Teil der Kirche zum Wohl aller wertschätzt und zu erhalten sucht. Die alte Liturgie kann auch denjenigen guttun, die sie nicht regelmäßig besuchen, denn sie ist eine Nahrung für die Seele.
SvataHora
Seinerzeit war ein Pater in meiner Gemeinde, der sehr viele "Stille Messen" las. Dadurch habe ich mich so richtig in die hl. Messe reingelesen und mich mit ihr vertraut gemacht. - In der Petrusgemeinde, die ich heute besuche, weil ich sie fast vor der Haustür habe, haben nur ganz wenige Gläubige einen Schott. Auch wird die Messe durch Lieder aus dem Gotteslob (das pflichtschuldig von der FSSP …Mehr
Seinerzeit war ein Pater in meiner Gemeinde, der sehr viele "Stille Messen" las. Dadurch habe ich mich so richtig in die hl. Messe reingelesen und mich mit ihr vertraut gemacht. - In der Petrusgemeinde, die ich heute besuche, weil ich sie fast vor der Haustür habe, haben nur ganz wenige Gläubige einen Schott. Auch wird die Messe durch Lieder aus dem Gotteslob (das pflichtschuldig von der FSSP verwendet werden muss!) regelrecht "zersungen". Selbst wer den Schott hat und alles mitlesen will, hat zweitweise Schwierigkeiten damit, weil man sehr leicht durch das Singen abgelenkt wird. Die Organistin bekommt als erste die Kommunion und schwupps ist sie wieder auf der Empore oben; und der Gesang geht wieder los, noch während die Gläubigen die Kommunion empfangen. Da kann unmöglich jemand in aller Stille wenigstens ein Dankgebet sprechen.
SvataHora
Und ich möchte hinzufügen: Und aus der "Liturgie" von heute hat man morgen keinen Glauben mehr!
Eugenia-Sarto
Den Kardinal Zen schätze ich sehr wegen seiner Tapferkeit und seines Bekenntnisses. Was er über die alte Messe sagt, ist sehr schön und trifft das Wesen. Sie ist wahrlich Nahrung für unsere Seele. Aus ihr haben wir den Glauben erhalten. Auch heute.