Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum heutigen Sonntag, 23.6.2024

Predigt 12. Sonntag im Jahreskreis, 23.6.2024
Perikopen: 2 Kor 5,14-17Mk 4,35-41
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Wir haben, schon in der Bibel, viele Bilder und Möglichkeiten, wie wir die Kirche darstellen. „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen…“ Kirche als etwas Festes, Verlässliches, als etwas, auf das ich bauen kann. Ganz anders das Bild beim Apostel Paulus im Korintherbrief. Kirche als Leib, an dem wir Menschen die Glieder sind. Es braucht alle Glieder in ihrer Unterschiedlichkeit. Nur so funktioniert der Leib. Der Evangelist Johannes bevorzugt das Bild vom Weinstock. Da ist die Kirche nicht ein Felsblock, sondern ein Weingarten, der wächst und Frucht bringt. Unser Kirche-Sein wird freilich in erster Linie an den Fürchten gemessen, inwieweit Glaube, Hoffnung und Liebe hervorwächst. Das Zweite Vatikanische Konzil hat ein nahezu vergessenes Kirchenbild wieder in Erinnerung gerückt. Die Kirche ist wanderndes Gottesvolk, unterwegs durch die Zeiten, unterwegs zum Ziel. Und dann haben wir noch das heutige Evangelium, in das wir wieder mit drei Gedanken hineinschauen wollen. Erstens: Hier ist die Kirche ein Schiff. Wir sprechen mitunter auch vom Kirchenschiff. In den sechziger und siebziger Jahren war einmal ein Lied populär, welches dann wieder verschwunden ist: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit…“ Kirche als Schiff. Da ist sie auf einmal nicht mehr so fest und verlässlich auf Fels gebaut. Sie gerät ins Schwimmen. Sie ist den Fluten ausgesetzt, dem Strom der Zeit, einem Zeitenstrom, in dem sie es leider gar nicht so leicht hat. Das hat aber auch eine Botschaft für uns: Wer Jesus nachfolgt, darf nicht erwarten, dass immer alles so glattläuft. Wer nur mit strahlendem Sonnenschein rechnet, der kann sein blaues Wunder erleben. Jesus hat, gerade in seinen Endzeitreden, den Seinen viel Widerspruch vorausgesagt. Ich persönlich denke, dass das größte Problem unserer Zeit die Unzufriedenheit ist. Man beklagt sich und meint dauernd zur kurz zu kommen. Man meint zu wenig zu haben, und kann sich doch alles leisten, und diejenigen, die wirklich mit dem Auskommen zu kämpfen haben, die hört und sieht man eigentlich nicht. Es gibt so manche versteckte Armut, auch bei uns. In solchen Zeiten wird auch gerne der Ruf nach einem starken Mann laut, der zusammenräumt. Die Geschichte zeigt uns, wie gefährlich das sein kann. Die Zeichen stehen vielfach auf Sturm, auch, wenn wir das nicht immer so wahrnehmen. Die Wellen schlagen uns über dem Kopf zusammen. Das Boot droht zu kentern. Und was erleben wir? Zweitens: Jesus liegt auf einem Kissen und ruht sich aus. Das ist ein ordentlicher Kontrast. Die Jünger sind in Todesangst, und Jesus schläft in aller Seelenruhe. So ist das heute. Der Wind weht uns scharf in Gesicht, doch von Jesus ist kaum etwas zu spüren. Da wird jeder schon seine Erfahrungen gemacht haben. Da geht es um eine Kirchenerfahrung! Scheint uns Jesus manchmal nicht mehr abwesend als anwesend? Können wir uns als Kirche eingestehen, dass Christus oft genug weit weg ist, dass er gar zu schlafen scheint. Wo ist Gott heute? Wo ist Jesus heute? Das sind Fragen, die uns schon bedrängen dürfen. Wir leiden unter einer scheinbaren Abwesenheit Gottes, oder leiden wir wirklich darunter? Haben wir uns nicht daran gewöhnt, gar nicht so hundertprozentig mit Gott im eigenen Leben zu rechnen? Drittens: Was können wir in derart stürmischen Situationen tun? Die Jünger im Sturm gehen den Meister scharf an: „Kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Sie vergehen vor Angst. Und was tut Jesus? Er stellt eine Gegenfrage: „Warum habt ihr solche Angst?“ Sie haben nicht nur Angst, sondern die Angst hat sie, hat total von ihnen Besitz ergriffen. Aber, und das dürfen wir in dieser stürmischen Geschichte, nicht übersehen, sie klammern sich nicht aneinander fest, sie klammern sich doch an ihren Herrn. Er ist mit im Boot ihres Lebens. Sie haben es, und darum geht es in dieser Geschichte, nicht nur mit dem Sturm zu tun, sondern mit Jesus. Es geht darum, dass wir es mit Jesus zu tun haben, nicht bloß mit den Stürmen, Winden und Wettern der Zeit. Und was tut dieser Jesus? Er stellt ihnen eine Frage, eine fast vorwurfsvolle Frage: „Habt ihr noch keinen Glauben?“ Wenn uns ein Mensch diese Frage stellen würde, würden wir das wohl als Vorwurf einordnen. Jesus stellt sie uns. Er steht souverän über den Naturgewalten. Durch ihn ist der Bann aller Todesängste gebrochen. Er befreit die Jünger aus ihrer Not und schenkt ihnen das Eine, das Entscheidende, das Vertrauen. Der Glaube ist es, der aus jeglichem Untergang rettet. Es geht darum, dass wir uns an Jesus festhalten in allen Stürmen des Lebens. Da muss ich ganz an den Anfang der Geschichte Jesu mit seinen Jüngern denken, wo es heißt: „Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehört.“ Ich kann auch meinen Namen statt Simon einsetzen. Er steigt mit mir ins Boot meines Lebens. Und da fällt mir ein Fischergebet ein: „Herr, gib acht auf uns, denn das Meer ist groß und unser Boot so klein.“
Liebe Brüder und Schwestern!
Im Schiff der Kirche sind wir unterwegs in den Stürmen der Zeit. Wir sollen uns nicht von der Angst überwältigen lassen. Es geht darum im Glauben uns an Jesus zu halten und so zu bestehen. „Wer ist dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?“ Amen
RupertvonSalzburg
Worte, die nie vergessen werden sollen: Im Kriegsverbrechergefängnis zu Nürnberg wurden nach der Hinrichtung der großen Nazis die Zellen getüncht. Da fand man in einer Zelle folgende Worte eingeritzt: "Versucht es mit Gott! Wir haben es ohne Ihn versucht und sind daran gescheitert." Möge das besonders unsere Jugend bedenken, die immer mehr von der Kirche und damit von Gott und Seinen Gesetzen …Mehr
Worte, die nie vergessen werden sollen: Im Kriegsverbrechergefängnis zu Nürnberg wurden nach der Hinrichtung der großen Nazis die Zellen getüncht. Da fand man in einer Zelle folgende Worte eingeritzt: "Versucht es mit Gott! Wir haben es ohne Ihn versucht und sind daran gescheitert." Möge das besonders unsere Jugend bedenken, die immer mehr von der Kirche und damit von Gott und Seinen Gesetzen abweicht, aber auch die Verantwortlichen der Regierung.
Aus dem Büchlein: "Nur die Liebe rettet" von A.M. Weigl