Bischofswahl in Chur anders herum. Von Anonym
![](https://seedus0275.gloriatv.net/storage1/rg42r2y7yi9p9wjmgb2femrkdp4ow681s7ypy1a.webp?scale=on&secure=v-bzFyRzRcAsN1R3NeKSbA&expires=1721067147)
Die Sache mit der Einsetzung des Churer Bischofs Josef Bonnemain ist für mich ein Musterbeispiel, wie es in der Kirche - wie übrigens auch im Staat - nicht so sehr darauf ankommt, was gemacht wird, sondern viel mehr darauf, wer etwas macht.
Fassen wir zusammen: Das Domkapitel hat eine Dreierliste bekommen mit einem einzigen "wählbaren" Kandidaten, weil die anderen beiden - wie Papst Franziskus - keine Pfarrei-Erfahrung haben. Die Mehrheit des Domkapitels entscheidet, diese Liste zurückzuweisen.
Folge: Ein riesen Geschrei in den Medien gegen das „erzkonservative“ Domkapitel, das seine „demokratischen Rechte“ nicht wahrnimmt. Die Liste selbst wird von den Kommerzmedien nicht kritisiert, zumindest nicht von mir wahrnehmbar.
Wenig Zeit später wird jener Kandidat, der von einer Mehrheit des Domkapitels ausdrücklich nicht gewünscht wurde, kurzerhand zum Bischof ernannt. Wie mir scheint, wurde das Domkapitel zuvor wegen der Wahlverweigerung nicht ermahnt. In der Kirche ist es ja - auf dem Papier - üblich, ein Fehlverhalten zuerst zu ermahnen inkl. Anhörung der Gründe, bevor autoritäre Maßnahmen ergriffen werden.
Kann ja sein, dass eine solche Ermahnung diskret stattgefunden hat, ohne dass ich das weiß - wobei diese Wahrscheinlichkeit im tiefen Promille-Bereich ist. Jedenfalls wird die Amtszeit des Erwählten gleich noch im Voraus verlängert. Papst Franziskus entsendet einen Kurienkardinal für die Weihe.
Folge: Siegesgeschrei in den Kommerzmedien, aber insbesondere auf dem mit Kirchengeldern künstlich am Leben erhaltenen kath.ch.
Spielen wir einmal die gleiche Geschichte fiktiv durch mit andern Namen und andern Mehrheitsverhältnissen im Domkapitel.
Das Domkapitel hat eine Dreierliste bekommen mit einem einzigen wählbaren Kandidaten, die andern beiden haben keine Pfarrei-Erfahrung. Dieser Kandidat heißt Martin Grichting. Die Mehrheit des in dieser Fiktion mehrheitlich linken Domkapitels entscheidet, diese Liste zurückzuweisen.
Folge: Ein Riesenjubel in den Medien, dass das Domkapitel den Mut hat, der „konservativen“ Kurie in Rom die Stirn zu bieten. Die Liste wird dabei heftigst kritisiert.
Wenig Zeit später wird Martin Grichting, der bei einer Mehrheit des Domkapitels ausdrücklich unerwünscht war, zum Bischof ernannt, ohne dass das Domkapitel zuvor ermahnt und angehört worden wäre. Nehmen wir dabei einmal an, der fundamentalistisch-konservative Grichting wäre bereits 72 Jahre alt und seine Amtszeit würde gleich noch im Voraus verlängert. Der Papst würde einen Kurienkardinal, vielleicht sogar einen „konservativen“, für die Weihe entsenden.
Folge: Riesengeschrei in den Kommerzmedien, aber insbesondere auf dem über die Kirchensteuer finanzierten kath.ch, Aufruf zu Boykott, Demonstrationen etc. Grichting stehe dem Opus Dei nahe, er polarisiere, obwohl er natürlich auch sagen würde, dass er „Bischof für alle“ sei.
Es würde heftigst kritisiert, wenn nach der Wahl linke Köpfe rollen würden. Dabei würde nicht unterschieden, ob diese selber zurückgetreten sind oder abgesetzt wurden. Es würde lauthals lamentiert, dass das örtliche Domkapitel übergangen worden sei. Die Entsendung eines Kurienkardinals würde als römische Machtdemonstration bezeichnet.
Das Fazit wäre: Papst Franziskus betreibt Zentralismus. Er demonstriert bzw. zelebriert seine zügellose Macht. Ein Kurienkardinal hat bei einer örtlichen Bischofsweihe nichts zu suchen, es sei denn, er war vielleicht der frühere Bischof der Diözese. Ein Bischof mit spanischem Akzent in einem dreisprachigen Bistum nehme ich schlicht als Fremdkörper wahr.
Die Angst geht um und niemand traut sich zu mucksen. Keiner wagt zu piepsen; nicht einmal der Schreiber traut sich, seinen Namen zu nennen, obschon er sonst als sehr mutig gilt.