Bedeutung von Wundern

Die Kritik sagt, infolge ihrer Seltenheit seien die Wunder für das sittliche Ringen des Einzelmenschen bedeutungslos. Daß Christus einmal einen Seesturm gestillt hat, das hilft keinem etwas, der bei einem Dampferunglück ertrinkt. Daß einmal ein blinder Mann bei Jericho geheilt wurde, das macht keinen Blinden der Gegenwart sehend. Daß Lazarus von den Toten auferweckt wurde, das weckt jetzt keinen Toten mehr auf, der vielleicht seinen Hinterbliebenen noch bitter notwendig wäre. – Darauf ist zu erwidern: Nicht auf die wunderbare Rettung des einzelnen kommt es an, sondern auf die durch das Wunder bewiesene Tatsache, daß es aus aller Not eine rettende Macht gibt. Gott hat gar nicht die Absicht, jetzt schon für jeden einzelnen Menschen den seligen Vollendungszustand herbeizuführen. Er will nur dartun, daß er als Herr über die gesamte Natur, über Leben und Tod existiert, und daß auch der scheinbar Untergehende doch nur in seine Vaterarme sinkt. Im Wunder spricht Gott gleichsam zu dem Menschen, sagen wir z. B. zu einem Kranken: „Du siehst, daß ich bin, und daß ich die Macht habe, dir zu helfen, dich zu heilen. Heile ich dich nicht, so weißt du nun, daß ich es nicht tue, weil das Leid dich besser zu deinem Ziele führt als die Heilung. Aber für jeden Fall verdiene ich, der wunderbare Gott, dein Vertrauen.“

Ignaz Klug: Der katholische Glaubensinhalt. Eine Darlegung und Verteidigung der christlichen Hauptdogmen, 4. Auflage, Paderborn 1920, S. 47 f.
Eugenia-Sarto
Die göttlichen Wunder sind eine große Hilfe und ein starker Trost. Außerdem gibt es auch alltägliche viele kleinere Wunder, die der Beter kennt.