martin fischer
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Der hl. Coelestin V. Neben Benedikt XVI. der einzige Papst der (vermutlich) freiwillig abdankte

Coelestin V. Niccolò di Tommaso: Fresko, um 1360, im Museum im castel Nuovo in Neapel

* um 1215 in Sant´Angelo Limosono bei Campobasso in den Abruzzen in Italien
† 19. Mai 1296 im Castello die Fumone bei Rom

Pietro wurde zwischen 1209 und 1215 in Isernia als zweitjüngstes von zwölf Kindern einer Bauernfamilie in den Abruzzen geboren. Von seinen Eltern sind die Namen Angelerius und Maria überliefert, den Vater verlor er im Alter von sechs Jahren. Als Zwölfjähriger trat er ins Benediktinerkloster in Santa Maria die Faifune ein, später lebte er als Einsiedler im Majella Gebirge. Nach seiner Priesterweihe bezog er eine Einsiedelei auf dem Monte Morrone bei Sulmona und nannte sich „Pietro da Morrone“.
Im Laufe der Zeit siedelten sich Anhänger Pietros ebenfalls als Eremiten in der Umgebung an. Für sie gründete er eine Kongregation, die er auf eine verschärfte Benediktinerregel verpflichtete. Dieser Orden trug den Namen „Einsiedler des hl. Damian“ oder „Einsiedler vom Murrone“, später wurde er in Cölestiner umbenannt.
Im Jahr 1274 zog Pietro zum Konzil von Lyon und erreichte dort die Anerkennung seines Ordens. Auf dem Rückweg übernachtete er auf dem Hügel Collemaggio vor L´Aquila und empfing dort im Traum die Weisung zum Bau der Kirche Santa Maria die Contemaggio, die 1289 vollendet wurde. Als Papst privilegierte er die Kirche in dem Bullen Inter sanctorum solemnia mit einem vollkommenen Ablass. Zwei Jahre später (1276) wurde er Abt von Santa Maria di Faifoli und 1278 auch Abt von San Giovanni bei Lucera. Ab 1287 wurde der Orden nach dem Vorbild der Zisterzienser organisiert. 1293 gab er die Leitung ab und zog sich in seine Einsiedelei auf dem Berg Murrone zurück. Zu dieser Zeit wurde Pietro bereits als lebender Heiliger verehrt.

Noch während seiner Zeit als Einsiedler wurde Peter am 5. Juli 1294 in Perugia auf Betreiben des neapolitanischen Königs Karl II. von Anjou als fast 80-jähriger zum Papst gewählt; seine Wahl beendete harte Auseinandersetzungen im nur zwölfköpfigen Kardinalskollegium und eine zweijährige Vakatur. Als ihn die Nachricht von der Wahl erreichte, wollte er mit einem Mönchsbruder in die Wildnis fliehen. Ich schaffe es nicht, mich selbst zu retten; wie soll ich da die ganze Welt retten?, soll er ausgerufen haben. Doch seine Anhänger umlagerten seine Zelle und überzeugten ihn: es sei eine Todsünde, die Wahl auszuschlagen. Am 28. Juli 1294 zog Peter - dem Beispiel Jesu Christi folgend - auf einem Esel in LÁquila ein, wo er in seiner Kirche Santa Maria di Collemaggio gekrönt und geweiht wurde. Viele in der Menschenmenge meinten, die Wiederkunft Christi zu erleben - oder zumindest den Einzug des Engelpapstes: dieser sollte nach den Verheißungen des Joachim von Fiore das Zeitalter des Heiligen Geistes einleiten und die Kirche in eine Epoche der Ruhe und des Glücks führen.

Doch Coelestin besaß keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet der Verwaltung der Kurie und ließ sich seine Politik schon bald vom neapolitanischen König Karl II. diktieren. Unter dessen Druck musste er im Oktober 1294 seinen Amtssitz an den Königshof im damals neuen Castel Nuovo nach Neapel verlegen. Auch Coelestin war wohl durch Joachim von Fiores Einteilung der Zeitalter beeinflusst: im September 1294 ernannte er zwölf neue Kardinäle und unter ihnen viele Mönche - möglicherweise wollte er das verheißene Zeitalter des Heiligen Geistes und mönchischen Lebens einleiten. Gleichzeitig breitete sich in der Kirchenleitung Chaos und Korruption aus.

Coelestin bemerkte, dass es ihm nicht gelingen würde, die Kirche selbst zu führen. Sein Entschluss zur Abdankung wurde wohl auch durch Kardinal Benedikt Caëtani gefördert, der die Abdankungsurkunde verfasste - und als Papst Bonifatius VIII. schon nach elf Tagen Vakanz Coelestins Nachfolger wurde. Das Volk war entsetzt, als es von der Absicht des Kirchenfürsten erfuhr, sein Amt niederzulegen; vor dem päpstlichen Quartier versammelte sich eine Menschenmenge, die die Demission verhindern wollte. Coelestin verzichtete auf die Abdankung, aber sieben Tage später, am 13. Dezember 1294, war es soweit: Nachdem er die Frage nach der Möglichkeit einer Abdankung durch Erlass einer Konstitution darüber selbst beantwortet hatte, legte Coelestin vor dem Kardinalskollegium in Neapel die päpstlichen Insignien nieder, zog die prunkvollen Gewänder aus und streifte wieder seine Mönchskutte über.

Der am 24. Dezember 1294 als Nachfolger gewählte Papst Bonifatius VIII. wollte den Abgedankten unter Aufsicht haben, der aber floh auf dem Weg von Neapel nach Rom erst in seine alte Mönchszelle in der Abtei bei Sulmona, dann nach Apulien, von wo aus er nach Griechenland fliehen wollte; dort wurde er gefasst, gefangen genommen und im Juni 1295 zum neuen Papst in dessen Sommerressidenz in Anagni gebracht. Um zu verhindern, dass die Anhänger Coelestins ein Schisma auslösten, hielt Bonifatius ihn bis ans Lebensende in der Festung Castello di Fumone bei Rom gefangen.
Klaus Elmar Müller
Bonifaz VIII. war also menschlich ein richtiger Unsympath, obwohl mir seine Bulle "Unam Sanctam" gefällt: „Daher aber erklären Wir, bestimmen und verkünden Wir, dass es für alle menschliche Kreatur überhaupt heilsnotwendig ist, dem römischen Papst untertan zu sein. “
martin fischer
Ja dieser Bonifaz VIII war wohl kein angenehmer Zeitgenosse. Ganz im Gegensatz zu Coelestin V. Einer meiner absoluten Lieblinspäpste. Aber das ist natürlich nur meine Meinung.
Samariter17
Auch Papst Gregor XII. ist zurückgetreten. Er hat damit den Weg zur Beendigung des Abendländischen Schismas freigemacht
martin fischer
@Samariter17 Echt wahr? Wie peinlich, dann bin ich ja komplett fasch informiert. Muss ich mal nachlesen. Danke für den Hinweis!!!
martin fischer
@Samariter17 Ich habs nachgelesen Gregor XII. ist auf Druck zurück getreten. Coelestin V und Benedikt XVI waren die einzigen die (vermutlich) freiwillig abdankten
Ein weiterer Kommentar von martin fischer
martin fischer
oder?