Warum der Zölibat nicht verstanden wird2. Oktober 2010 um 07:41 Uhr
Die Kirche hat sich immer schon herausgenommen, in allen Kulturen, in die hinein sie sich begeben hat, das Gute für sich zu gebrauchen und das weniger Gute zu verwerfen.
Sie spricht zum Beispiel die Sprache des heidnischen Griechen Aristoteles, wenn es um die Philosophie geht. Diese Sprache hat sie übernommen, weil mit ihr die Eucharistie etwa am besten ausgedrückt und am genauesten erklärt werden kann.
Das Fanum, antker Tempelbezirk
Die Kirche hat sich die Bauform der römischen Basilika zu eigen gemacht, weil sie am besten für den Gottesdienst geeignet ist. So hat sie Anleihen bei der Tempelsprache der Antike gemacht, die bis heute geläufig sind.
Die antiken Tempel hatten einen inneren Bereich, der „fanum“ hieß. Dieser Bereich war der heilige, innerste Bezirk, den nur geheiligte Personen betreten durften. Um diesen Bezirk herum legte sich das „profanum“, das, was nicht heilig war. Unser Begriff „Profan“ kommt aus dieser Sprache und hat genau die alte Bedeutung beibehalten. „Profan“ meint bis heute nicht heilig, gewöhnlich.
Die Kirche hat nicht nur die Sprache, sondern auch die Sache selbst für sich gesichert. Ihre Kirchen sind heilige Bezirke. Man nimmt den Hut ab, wenn man eine betritt, nimmt Weihwasser am Eingang, macht eine Kniebeuge. In den Kirchen wird leise oder gar nicht besprochen und den Dienst tun hier die Priester. Sie sind eigens für diesen Dienst geweihte Personen, die sich sogar durch ihren Lebensstil heiligen: Sie kleiden sich anders und leben im Zölibat. Sie sind sichtbar „nicht profan“ und ein Zeichen für die Welt, dass es das Heilige gibt.
Allein der momentanen Moderne fehlt die Weisheit, Begriffe und Dinge aus früheren Zeiten zu übernehmen und sich zu eigen zu machen. Das hätte den Geruch des Konservativen. Der Moderne ist das alles sehr fremd, weil sie die Tendenz hat, alles gleich zu machen.
Jeder Unterschied soll aufgehoben werden; der zwischen Mann und Frau ebenso, wie der zwischen Heilig und Unheilig. Deshalb wird der Zölibat nicht mehr verstanden und für überholt erklärt.