Bischof Hanke zum Zölibat: Priestermangel auf einer Linie mit Gläubigenmangel

(gloria.tV/ pde) Der Priestermangel muss nach Auffassung des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke auf einer Linie gesehen werden mit anderen Mangelerscheinungen des kirchlichen Lebens in Deutschland und Europa. In seiner Predigt beim Lichtmessgottesdienst im Eichstätter Dom verwies der Bischof auf Phänomene wie den Mangel an sakramentalen Eheschließungen und den Mangel an Familien, bei denen der christliche Glaube noch eine wichtige Rolle im Zusammenleben spielt. "Wir sehen uns einem Gläubigenmangel gegenüber in unseren Pfarrgemeinden und in unseren Gottesdiensten, einem Mangel an Gebetspraxis im täglichen Leben. Und nicht zuletzt leiden wir am Mangel an Glaubensfreude".

Deshalb sei eine Behebung des Priestermangels nicht durch die Aufhebung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt und die Aufhebung der Zölibatsverpflichtung für Priester zu erreichen. "Statt schnelle administrative Veränderungen im Sinne der Satzungsänderung eines Vereins zu fordern, sollten wir den Priestermangel im Kontext der anderen Mangelerscheinungen sehen, die wie ein roter Faden zur Wurzel des eigentlichen Problems führen: Mangel statt Fruchtbarkeit."
Um die gegenwärtigen Mängel zu beheben, brauche es "Familien, in denen Gott und das Glaubensleben eine Rolle spielt, Menschen, die ein großherziges Ja sagen wollen zum Anruf Gottes an sie in die engere Nachfolge, Christen, die ihren Besitz mit Armen teilen, Gläubige, die sich nach Vergebung und Verwandlung sehnen, Frauen und Männer, die eine tiefe Freude an Gott und am Mitmenschen in ihrem Herzen erfahren".

Die aktuelle Lage der Kirche sei kein Grund zu jammern oder sich nur noch in frommen Meditationen zu ergehen: "Nehmen wir das Zeichen der brennenden Kerze in der Hand als Auftrag. Wenn sich jeder von uns einen Bereich in seinem Leben wählt, um diesen mehr als bisher dem Lichte Christi auszusetzen, dann dienen wir der Fruchtbarkeit der Kirche".
Salutator
Das Bild von der Kerze. Wir müssen uns hingeben und verzehren. Das Zölibar ist so eine Hingabe. Die Ehe ist eine andere Art der Hingabe nach Gottes Willen. Wer die Aufhebung des Zölibats fordert, muss logischerweise auch die Polygamie und Promiskuität legalisieren wollen.
Hier ein Gedicht von Hans Albert Höntges
Ansprache einer Kerze im Advent
Ihr habt mich angezündet und schaut – nachdenklich …Mehr
Das Bild von der Kerze. Wir müssen uns hingeben und verzehren. Das Zölibar ist so eine Hingabe. Die Ehe ist eine andere Art der Hingabe nach Gottes Willen. Wer die Aufhebung des Zölibats fordert, muss logischerweise auch die Polygamie und Promiskuität legalisieren wollen.

Hier ein Gedicht von Hans Albert Höntges

Ansprache einer Kerze im Advent
Ihr habt mich angezündet und schaut – nachdenklich oder versonnen – in mein Licht. Vielleicht freut ihr euch auch ein bißchen dabei.
Ich jedenfalls freue mich, daß ich brenne. Wenn ich nicht brennen würde, dann läge ich in einem Karton mit anderen, die auch nicht brennen. In so einem Karton haben wir aber überhaupt keinen Sinn. Da liegen wir nur herum. Einen Sinn habe ich nur, wenn ich brenne. Und jetzt brenne ich. Aber seit ich brenne, bin ich schon ein kleines bißchen kürzer geworden. Das ist schade, denn ich kann mir schon ausrechnen, wann ich so kurz bin, daß ich nur noch ein Stümpfchen bin.
Aber so ist das: es gibt nur zwei Möglichkeiten – entweder ich bleibe ganz und unversehrt im Karton, dann werde ich nicht kürzer, dann geht mir überhaupt nichts ab – aber dann weiß ich nicht, was ich eigentlich soll – oder ich gebe Licht und Wärme, dann weiß ich, wofür ich da bin, dann muß ich aber etwas geben dafür: von mir selbst, mich selber. Das ist schöner als kalt und sinnlos im Karton.
So ist das auch bei euch Menschen, genauso. Entweder ihr bleibt für euch, dann passiert euch nichts, dann geht euch nichts ab – aber dann wißt ihr auch eigentlich nicht so recht: warum. Dann seid ihr wie Kerzen im Karton. – Oder ihr gebt Licht und Wärme. Dann habt ihr einen Sinn. Dann freuen sich die Menschen, daß es euch gibt. Dann seid ihr nicht vergebens da. Aber dafür müßt ihr etwas geben: von euch selber, von allem, was in euch lebendig ist: von eurer Freude, eurer Herzlichkeit, von eurer Treue, eurem Lachen, eurer Traurigkeit, von euren Ängsten, von euren Sehnsüchten, von allem, was in euch ist. Ihr braucht keine Angst zu haben, wenn ihr dabei kürzer werdet. Das ist nur äußerlich. Innen werdet ihr immer heller. Denkt ruhig daran, wenn ihr in eine brennende Kerze seht, denn so eine Kerze seid ihr selber.
Ich bin nur eine kleine, einzelne Kerze. Wenn ich allein brenne, ist mein Licht nicht groß und die Wärme, die ich gebe, ist gering. Ich allein – das ist nicht viel. Aber mit anderen zusammen ist das Licht groß und die Wärme stark. Das ist einfach zu begreifen.
Bei euch Menschen ist das genau so. Einzeln, für euch genommen, ist euer Licht nicht gewaltig und die Wärme ist klein. Aber zusammen mit anderen, da seid ihr Viel.
Licht ist ansteckend.
Salutator
«Unterbrich mich nicht, ich bete!»
Beten ist mehr als nur ein auswendig gelerntes Gedicht auf zusagen. Aber das merkt kaum einer, weil Gott nur leise antwortet, und wir Ihn oft überhören. Was wäre aber, wenn seine Stimme unüberhörbar wäre?
»Vater unser im Himmel.«
»Ja?«
»Unterbrich mich nicht! Ich bete.«
»Aber Du hast mich doch angesprochen!«
»Ich dich angesprochen? Äh...nein, eigentlich nicht. …Mehr
«Unterbrich mich nicht, ich bete!»

Beten ist mehr als nur ein auswendig gelerntes Gedicht auf zusagen. Aber das merkt kaum einer, weil Gott nur leise antwortet, und wir Ihn oft überhören. Was wäre aber, wenn seine Stimme unüberhörbar wäre?

»Vater unser im Himmel.«

»Ja?«

»Unterbrich mich nicht! Ich bete.«

»Aber Du hast mich doch angesprochen!«

»Ich dich angesprochen? Äh...nein, eigentlich nicht. Das beten wir eben so: Vater unser im Himmel.«

»Da - schon wieder! Du rufst mich an, um ein Gespräch zu beginnen, oder? Also, worum geht's?«

»Geheiligt werde Dein Name...«

»Meinst Du das ernst?«

»Was soll ich ernst meinen?«

»Ob Du meinen Namen wirklich heiligen willst. Was bedeutet das denn?«

»Es bedeutet...es bedeutet...meine Güte, ich weiß nicht, was es bedeutet. Woher soll ich das denn wissen?«

»Es bedeutet, dass Du mich ehren willst, dass ich Dir einzigartig wichtig bin, dass Dir mein Name wertvoll ist.«

»Aha. Hm. Ja, das verstehe ich... Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden...«

»Tust Du was dafür?«

»Dass Dein Wille geschieht? Natürlich! Ich bete doch! Außerdem gebe ich Geld für die Mission, für die Armen, für Misereor und für Brot für die Welt.«

»Ich will mehr. Dass Dein Leben in Ordnung kommt. Dass Deine Angewohnheiten, mit denen Du anderen auf die Nerven gehst, verschwinden, dass Du von anderen anders denken lernst. Dass allen Menschen geholfen werde und Du von mir erzählst, auch Deinen Geschwistern und Freunden. Ich will, dass Kranke geheilt, Hungernde gespeist, Trauernde getröstet und Gefangene befreit werden, denn alles, was Du diesen Leuten tust, tust Du doch für mich!«

»Warum hältst Du das ausgerechnet mir vor!? Was meinst Du, wie viele steinreiche Heuchler in den Kirchen sitzen. Schau die doch an!«

»Entschuldige. Ich dachte, Du betest wirklich darum, dass mein Herrschaftsbereich kommt und mein Wille geschieht. Das fängt nämlich ganz persönlich bei dem an, der darum bittet. Erst wenn Du dasselbe willst wie ich, kannst Du ein Botschafter meines Reiches sein.«

»Das leuchtet mir ein. Kann ich jetzt mal weiter beten? Unser tägliches Brot gib uns heute...«

»Du hast Übergewicht, mein Lieber! Deine Bitte schließt die Verpflichtung ein, etwas dafür zu tun, dass die Millionen Hungernden dieser Welt ihr tägliches Brot bekommen. Und außerdem - es gibt auch noch anderes Brot.«

»Du meinst das Brot, das die in der Kirche verteilen?«

»Ja, zum Beispiel. Du bittest darum, aber Du willst es gar nicht; sonst wärst Du letzten Sonntag gekommen. Dieses Brot ist mein Sohn, der Dir helfen wird.«

»Helfen? Wobei? Mir geht's doch ganz gut...«

»Ja? Dann bete doch noch eine Bitte weiter...«

»Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern...«

»Und Thomas?«

»Thomas? Jetzt fang' Du auch noch von dem an! Du weißt doch, dass er mich in der Schule immer aufzieht, dass er mir jedes mal dermaßen grob entgegen tritt, dass ich schon wütend bin, bevor er seine herablassenden Bemerkungen gemacht hat. Und das weiß er auch! Er lässt mich nicht gelten - nur das, was er sagt, ist richtig, dieser Typ hat...«

»Ich weiß, ich weiß. Und Dein Gebet?«

»Ich meinte es nicht so.«

»Du bist wenigstens ehrlich. Macht Dir das eigentlich Spaß, mit so viel Bitterkeit und Abneigung herumzulaufen?«

»Es macht mich krank.«

»Ich will dich heilen. Vergib Thomas, so wie ich Dir vergebe. Dann sind Überheblichkeit und Hass die Sünden von Thomas und nicht Deine. Vielleicht verlierst Du ein Stück Ansehen, aber es wird Dir Frieden ins Herz bringen.«

»Hm. Ich weiß nicht, ob ich mich dazu überwinden kann.«

»Ich helfe Dir dabei, ich schenke Dir Kraft und Nahrung. Durch das Brot meines Sohnes.«

»Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen...«

»Nichts lieber als das! Meide bitte Personen oder Situationen, in denen Du versucht wirst.«

»Wie meinst Du das?«

»Du kennst doch Deine schwachen Punkte! Aggression, Computerspiele, schlechte Filme im Fernsehen, herumstreunen zu wollen. Gib dem Versucher keine Chance!«

»Ich glaube, das ist das schwierigste Vaterunser, das ich je gebetet habe. Aber es hat zum ersten Mal was mit meinem Leben zu tun.«

»Schön. Wir kommen vorwärts. Bete ruhig zu Ende.«

»Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.«

»Weißt Du, was ich herrlich finde? Wenn Menschen wie Du anfangen, mich ernst zu nehmen, aufrichtig zu beten, mir nachzufolgen und dann das zu tun, was mein Wille ist. Wenn sie merken, dass ihr Wirken für das Kommen meines Reiches sie letztlich selbst glücklich macht.«