Ist eine Seelenschau-Warnung mit dem katholischen Glauben vereinbar?

Letztens gab es auf einen Beitrag von @philipp Neri hin eine rege Diskussion über die Möglichkeit einer Warnung in Form einer Seelenschau. Diese wurde von einigen abgelehnt, weil sie letztlich (mit meinen Worten zusammengefasst ) eine unkatholische Idee sei. Sind diese Einwände stichhaltig? Weil ich nicht dazu kam dort zeitnah auf die einzelnen Beiträge zu antworten, jetzt hier eine zusammenfassende Antwort.

a)
Es kam der Einwand dass wenn die Warnung keine Strafe sei, warum dann dabei manche Sterben. Nun das empfinde ich als einen Einwand auf Grund schwacher Phantasie. Eine Möglichkeit ist ein banaler Herzinfarkt angesichts der Erkenntnis der eigenen Bosheit bzw der Hässlichkeit der eigenen Seele. Oder auch ein Akt der Verzweifelung ist denkbar, ähnlich wie bei Judas Iskariot, der zwar noch erkannte mit dem Verrat an Jesus falsch und sündhaft gehandelt zu haben, aber nicht zum Herrn umkehrte (zwar bereute, aber nicht um Verzeihung bat), sondern noch weiter sündigte indem er sich erhängte.

b)
Es kam der Einwand: "Bei der letzten Erscheinung Mariens in Garabandal am 13. Nov. 1965 fragte Conchita die Allerseligste Jungfrau Maria nach dem Zeitpunkt des Geschehens der Warnung. Darauf sagte Maria zu ihr: „Das weiß ich nicht. Das weiß nicht einmal mein göttlicher Sohn Jesus, denn es liegt im Plan des Allmächtigen Gottes verborgen!“

Auch wenn ich nicht weiß, ob diese Worte authentisch sind, sei hier auf Mt 24,36 verwiesen: "Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater."

c)
Es kam der Einwand: "Was die Seelenschau betrifft, das hört sich ja gut an. Nur derjenige der jetzt stirbt oder schon gestorben ist, erlebt diese nicht mehr. Vielleicht wäre aber seine Seele gerettet worden, wenn er diese Seelenschau gehabt hätte? Das wäre dann ungerecht. Ist Gott wirklich so? Er ist barmherzig aber gerecht. Aus diesem Grunde ist die Seelenschau unlogisch."

Dieser Einwand ist selbst unlogisch, denn wir sind nicht alle gleich und erhalten nicht die gleichen Gnaden, weder nach Art noch nach Umfang. Diese Ungleichheit besteht seit Anfang an.
Wer z.B. vor 300 Jahren in einer rein katholischen Gegend lebte, hatte es doch viel einfacher ganz katholisch zu leben, gleich neben einer Kirche mit täglicher Hl. Messe vor der Arbeit, ausschließlich rechtgläubige Predigten usw. und müßte demnach leichter in den Himmel gekommen sein, als einer der in der Sowjetunion der 1930er lebte. Wenn letzterer dann und dort gelebt hätte wie ersterer, dann wäre...

Lehre der Kirche ist es, dass jeder Mensch so viele Gnaden erhält, dass er gerettet werden kann, sofern er mit dieser Gnade mitwirkt (sie bejaht). Völlige Gleichbehandlung kann auch ungerecht sein und außerdem hat kein Mensch irgendein Recht auf diese oder jene Gnade. Also erhielten und erhalten auch alle, die vor einer etwaigen Seelenschau sterben genügend Gnaden. Ob und wie sie diese nutzen ist ein anderes Thema.

Sonst wäre es auch bspw. gegen die göttliche Gerechtigkeit gewesen, dass einige bei P. Pio beichten konnten und dabei von seiner Schau der Seele des Pönitenten profitieren konnten (sich nur dadurch bekehrten!), andere aber nicht, die sich vielleicht dadurch bekehrt hätten. Und viele andere Dinge, wie das Erleben eines Wunders durch manche, welches aber viele andere nicht erlebten. Dann wäre es auch ungerecht, dass 1917 nur 70.000 das Sonnenwunder in Fatima erlebten. (S selbst unter diesen gab es einige die sich nicht bekehrten!) Oder: Der eine hat innere Einsprechungen oder Visionen, die meisten aber müssen ohne jedes mystische Erlebnis ihren Glauben leben. usw. usf...

Gegen diesen Einwand c) spricht auch Lk 16,19ff vom reichen Mann und vom armen Lazarus wie auch das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg Mt 20

d) Es kam der Einwand: "Das Problem fängt schon mit einer geradezu schicksalshaft über alle Menschen kommenden Warnung an. Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt in Bibel, Katechismus oder Tradition."
Gibt es doch. Erstens kam die Sintflut schicksalhaft über alle Menschen und dann die babylonische Sprachverwirrung. Und beim Pfingstfest hörte eine sehr große Anzahl Personen jeder in seiner Sprache die Apostel reden. Das war das schicksalhafte, über alle in Jerusalem anwesenden Personen, Hereinbrechen des Hl. Geistes. Und bis zum Abend des Pfingsttages wuchs die Kirche um etwa dreitausend Menschen. Apg2.41 (also längst nicht alle Zuhörer, der freie Wille war nicht ausgeschaltet)

Ähnliche Fälle gab es in der Kirchengeschichte häufig, wenn auch dann bei Einzelnen oder kleinen Gruppen. Da gab es einen Saulus, der zwecks Christenverfolgung nach Damaskus ritt, schicksalhaft vom Pferd fiel und an selben Abend... Vor Kurzem kam die Geschichte eines neugeweihten kath. Priesters, der völlig mohammedanisch aufgewachsen war. Dann erlebte er ohne sein Dazutun ein außerordentliches Wehen des Hl. Geistes, sagte Ja zur erhaltenen Gnade und einige Jahre später wurde er geweiht.

Wie soll denn der Hl. Geist sonst auf all jene einwirken, die nicht im Stand der heiligmachenden Gnade sind? Denn die heiligmachende Gnade ist das Wirken des Hl. Geistes IN uns, weshalb es ja auch sinnvoll ist Kinder schon früh zu taufen und es für die Getauften später dann sinnvoll ist häufig zu beichten. Dadurch kann Gott beständig und sanft in uns wirken und das Reich Christi wird in uns errichtet. Aber bei den anderen? Es muss ja von außen geschehen und in keinem Fall werden die darauf vorbereitet sein. Gott verabredet nicht vorher Termine zur Bekehrungsanbahnung. Die Gnade kommt für solche Menschen wenn dann immer schicksalhaft. Warum dann nicht für alle gleichzeitig?

Und wenn der liebe Gott einen Menschen für einen besonderen Zweck haben will, dann wird er ihn auch so berufen, dass der göttliche Plan aufgeht. Denn ER lenkt die Herzen. Und wenn er Milliarden auf einmal für den besonderen Zweck des Beweises seiner Macht haben will, dann wird es so sein. Und wenn wir in der großen Reinigung (also teils im 3.Wk und noch vielmehr in der 3tF) einen "großen Bankabräumer" erleben werden, wo mehrere Milliarden Menschen in ganz kurzer Zeit ihr irdisches Leben beenden müssen, dann werden wir auch erleben wie bei der großen Abrechnung mit Satan der göttliche Plan aufgehen wird und Satan ganz bedeppert abziehen muss. Dafür müssen wir Gott auch die Möglichkeit einer Warnung an alle zugestehen. Ob sie wirklich so kommt wie hier angenommen bleibt solange offen.
Kirchen Maus
Ja sehr gut!
Carlus teilt das
705
Vielen Dank für diese Darstellung, der ich in allen Punkten zustimme.
Maria Franziska
Sehr gut erörtert! Wer eine bessere Möglichkeit weiß, wie Gott die Menschen wieder zu sich ziehen könnte, möge es ihm sagen! - Wie sagt Jesus zur Faustyna: bevor ich als Richter komme, komme ich in meiner Barmherzigkeit. - Auch im blauen Buch von Don Gobbi wird auf die Warnung hingewiesen, was ein unendlicher Akt der Liebe Gottes ist.
Mir vsjem
"..Wie sagt Jesus zur Faustyna.."/ "..im blauen Buch von Don Gobbi.." - Und beide sind mit Vorsicht zu genießen.
Mir vsjem
Diese "unzähligen ernst zu nehmenden Zeugen und auch Heiligen", die von einer Seelenschau-Warnung berichten, würden wir gern kennen lernen. Seit Garabandal sind 60 Jahre vergangen und viele, die damals der Warnung entgegenharrten, sind längst verstorben. So auch zwei der vier Mädchen.
Denken Sie an diese Gutgläubigen, die sich bei Busunternehmen angemeldet und Vorräte angelegt haben. Wozu? Um am …Mehr
Diese "unzähligen ernst zu nehmenden Zeugen und auch Heiligen", die von einer Seelenschau-Warnung berichten, würden wir gern kennen lernen. Seit Garabandal sind 60 Jahre vergangen und viele, die damals der Warnung entgegenharrten, sind längst verstorben. So auch zwei der vier Mädchen.
Denken Sie an diese Gutgläubigen, die sich bei Busunternehmen angemeldet und Vorräte angelegt haben. Wozu? Um am Tag X dabei zu sein. Auch Pater Pio musste, wie schon so oft, herhalten mit einer ihm zugeschobenen Aussage: „Das Wunder von Garabandal wird von Gott mit einem Meer von Blut in Europa erkauft werden müssen“.
Und vergessen Sie nicht den blinden Joe Lomangino, der von Conchita 1964 die Zusicherung bekam, beim großen Wunder geheilt zu werden. Längst ist Joe in die Ewigkeit eingegangen.

Das Wunder und die Heilung Kranker ist dann wieder nur für die Elite bestimmt, die sich's leisten können, Garabandal aufzusuchen (können sie das eigentlich noch nach dem vorausgehenden Blutmeer?) Offensichtlich sind damit die Auserwählten der Restarmee gemeint.

Dass wir uns bereits im Strafgericht-Modus befinden wird außer acht gelassen.
Elista
Ob es eine Warnung/Seelenschau geben wird, werden wir sehen. Unabhängig davon können wir jeden Tag sterben und vor Gott treten. Nehmen wir also die Worte der Bibel ernst "seid wachsam, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde...". Halten wir unsere Seele rein durch die Sakramente und Gewissenserforschung und leben in Beziehung mit Gott und pflegen das Gebet.
Heilwasser
Selbstverständlich kann es eine Seelenschau-Warnung geben, denn dem Allmächtigen ist nicht unmöglich. Wer das bezweifelt, schränkt die Allmacht Gottes ein. Außerdem wurde die Warnung von unzähligen ernst zu nehmenden Zeugen und auch Heiligen vorhergesagt, v.a. allem aber in Garabandal von der Muttergottes selbst. Ich habe auch schon davon geträumt, einmal sehr direkt, zweimal in allegorischer …Mehr
Selbstverständlich kann es eine Seelenschau-Warnung geben, denn dem Allmächtigen ist nicht unmöglich. Wer das bezweifelt, schränkt die Allmacht Gottes ein. Außerdem wurde die Warnung von unzähligen ernst zu nehmenden Zeugen und auch Heiligen vorhergesagt, v.a. allem aber in Garabandal von der Muttergottes selbst. Ich habe auch schon davon geträumt, einmal sehr direkt, zweimal in allegorischer Weise.

P.S.: Wenn z.B. Pater Pio oder viele andere Begnadete die Gabe der Seelenschau hatten, wieso sollte Gott nicht ein außergewöhnliches Ereignis in jedem Menschen bewirken können? Beim leiblichen Tod ziehen ja die Engel auch die Seele aus dem Leib hin vor das Gericht Gottes. Wieso sollte etwas Ähnliches also nicht bei der sog. Warnung geschehen können? Wie gesagt: Gott ist allmächtig. Das haben manche noch nicht verinnerlicht.