Heiliger Narziss, Bischof und Bekenner von Jerusalem, + 29.10.212 - Fest: 29. Oktober
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Obschon nun die falsche Aussage und selbst der Eidschwur nur bei wenigen Glauben fand und die Christengemeinde mit Zutrauen an ihrem Hirten hing, so verließ doch der Heilige sein hohes Amt, entzog sich in der Stille seiner Gemeinde und bezog einen ganz einsamen Ort, um nur Gott bekannt zu leben. Er glaubte sich des Amtes unwürdig, wenn auch nur ein Schatten des Verdachtes, er möchte so gräulich gesündigt haben, in einigen Herzen bleibe. Gott trat indessen als mächtiger Richter auf und rächte auch öffentlich die öffentliche Schmach der Unschuld. Die Verwünschungen der frechen falsch Schwörenden gingen an ihnen in Erfüllung, und völlig traf einen jeden das Wehe, das er über sich herabgerufen hatte. Der erste verbrannte mit den seinigen in einer Feuersbrunst, die des Nachts schnell sein Haus zu Asche brannte; der zweite wurde von den Fersen bis zum Scheitel mit grauenvoller Plage getroffen, und starb; der dritte, erschreckt durch den traurigen Ausgang der beiden ersten, legte in einem öffentlichen Bekenntnis die Unwahrheit ihrer Aussage und ihre arge Tücke an den Tag. Er bereute von Herzen seine Bosheit, vergoss Tränen der Buße, wodurch er erblindete – glücklich darin, dass er mit dieser Strafe in Buße seine Schuld bezahlen konnte. Gott ist ebenso gerecht, als barmherzig. Er kann sowohl strafen, als verzeihen, sagt Jesus Sirach. Narzissus war so heimlich und an einen so verborgenen Ort entwichen, dass niemand wusste, wo er sei, oder ob er noch lebe. Es schritten also die benachbarten Bischöfe zur Wahl eines anderen. Diese traf einen gewissen Dius, dem dann Germanion, und diesem schließlich Gordius nachfolgte. Nach ungefähr achtjähriger Abwesenheit kam auf einmal, wie von den Toten auferstanden, der heilige Narzissus wieder zum Vorschein. Einstimmig baten ihn die Gläubigen, das Hirtenamt wieder zu übernehmen. Aber der Heilige fühlte sich seines hohen Alters wegen zu schwach dazu, und Gott hatte auch schon einen anderen dazu bestimmt. Alexander, Bischof zu Flavia in Kappadozien, ein heiliger Bekenner, hatte eine nächtliche Erscheinung, die ihn antrieb, nach Jerusalem zu gehen und die heiligen Orte zu besuchen. Er tat es und wurde dort von den Brüdern mit herzlicher Liebe aufgenommen. Als er heimkehren wollte, ließen sie das nicht mehr zu. Denn Narzissus und die Heiligsten unter den Gläubigen hatten schon zuvor eine göttliche Offenbarung gehabt und eine Stimme hatte sich laut vor den Ohren der Gemeinde vernehmen lassen, die ihnen befahl, vor die Stadttore zu gehen, um den ihnen von Gott bestimmten Bischof zu empfangen. Da begegnete ihnen Alexander, der nun genötigt wurde, als Bischof in Jerusalem zu bleiben. Nach einiger Zeit schrieb er an die Gläubigen zu Artinoe, einer Stadt in Ägypten: „Es grüßt euch Narzissus, der vor mir den Bischofssitz einnahm, jetzt mir beisteht mit seinem Gebet, schon hundertsechzehn Jahre alt ist, und euch ermahnt, dass ihr eines Sinnes sein sollt.“ Dieser ehrwürdige alte Mann war also des neuen Bischofs weiser Ratgeber und Stütze im Geist und ein mehr und mehr verklärter und segensvoller Beter für das Volk, bis der Herr ihm seine irdische Lebenslast abnahm und ihm sein Angesicht zeigte im ewigen Licht.
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