Diözese Rottenburg, 1854: Georg Michael Pachtlers deutsch-lateinisches Meßbuch und Brevier als „Participatio activa“

Diözese Rottenburg 1854: Pachtlers drei Werke zur aktiven Teilnahme an der Liturgie

In dem Bistum Rottenburg wird kurz nach Dom Guérangers Veröffentlichungen das Thema der bewußten Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie aufgegriffen.
Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg, veröffentlicht dazu 1854 das erste zweisprachige Meßbuch. Und was dieser Priester der Diözese Rottenburg bereits 1854 mit seinem Werk liefert, kommt dem Gesamtwerk des „Liturgischen Jahrs“ von Dom Guéranger gleich, ja , es geht in vieler Hinsicht noch weit darüber hinaus.

Pachtler: „Nicht ein neues Gebetbuch wollten wir herausgeben, sondern der altehrwürdigen Liturgie und der Sprache unserer Kirche nach unseren schwachen Kräften zu ihrem Rechte verhelfen. Wenn man mitangesehen hat, welches Unrecht vor einer kaum verflossenen Zeit in diesem Punkte begangen wurde, und wie fest die Vorurteile gegen die lateinische Kirchensprache noch an manchen Orten in den Herzen haften, so wird man Bücher wie (die) vorliegenden nicht für überflüssig halten. Dies war der Grund, warum wir in den ersten Jahren priesterlichen Wirkens das “Meßbuch für das katholische Pfarrkind“, das „Vesperbuch“ und das über die „Char- und Osterwoche“ erscheinen ließen.“ Pachtler sagt, diese Bücher sind bestimmt „für die andächtigen Gläubigen, die es lieben im Geiste und in der Sprache ihrer Mutter, der Kirche zu beten.

Rottenburg Priesterseminar

Es ist die erste lateinisch-deutsche Veröffentlichung des vollständigen Meßbuchs, des Meßordinariums sowie aller veränderlicher Gebete der Jahreszeiten etc. Das vollständige liturgische Jahr, das Solesmnes erst 1900 mit dem 15. Band abschließen wird, hat der Rottenburger Priester Michael Pachtler 1854, 46 Jahre früher, veröffentlicht.
Sein „Meßbuch für das katholische Pfarrkind“ realisiert in seinem Umfang die bewußte Teilnahme der Gläubigen an der Meßliturgie der Messe im Jahreslauf. Unten Informationen zum Lebenslauf Pachtlers.[i]

Georg Michael Pachtler: Meßbuch für das katholische Pfarrkind, in Lateinischer und Deutscher Sprache.[ii] 1854

Zirka 50 Jahre später und einige Auflagen danach wird Pius X. einen Namen für Dom Guérangers und Michael Pachtlers Anliegen erschaffen: Die Participatio activa. Diese Participatio activa Pachtlers und Guérangers und Heinrichs etc wird Pius X. als Impuls einer Belebung für die Liturgie fordern. Michael Pachtler und Dom Guéranger waren die ersten, die diesen Weg gezeigt haben; und Christoph Moufang und Domkapitular Heinrich sind ihnen gefolgt. Später schlossen sich viele Weitere an wie Anselm Schott etc.
Zu den Bezeichnungen „Liturgische Bewegung“ und „Participatio activa“ siehe am Ende des Artikels.[iii]

Michael Pachtler[iv] ist ein Kind der Tübinger-Rottenburger Region: Georg Michael Pachtler besuchte Gymnasien in Bad Mergentheim und in Rottweil. Danach studierte er vier Jahre Theologie und Philologie an der Universität Tübingen und wohnte in diesen Jahren im katholischen Wilhelmsstift in Tübingen.

Blick vom Turm der Stiftskirche in Tübingen auf das Wilhelmsstift

Anschließend absolvierte er das Priesterseminar in der nur 20 Kilometer von Tübingen entfernten Bischofsstadt Rottenburg am Neckar, wo er am 4.9.1848 in der Kathedrale Sankt Martin die Priesterweihe empfing. Denselben Bildungsweg sollte fast eine Generation später Anselm Schott gehen.

Während seiner folgenden Tätigkeit als Diözesanpriester veröffentlichte er sein großes Werk, das er schon vor seiner Zeit am Rottenburger Priesterseminar begonnen hatte - Man kann davon ausgehen, daß er mindestens seit 1841 an dem Werk arbeitete – veranlaßt durch das Studium des Année liturgique Dom Guérangers.
„Das Meßbuch für das katholische Pfarrkind, in Lateinischer und Deutscher Sprache“. Die Erstauflage erschien wie gesagt 1854. Sie stellt eine sehr umfassende und genaue Wiedergabe des katholischen Meßbuchs dar.

Pachtlers zweisprachiges Meßbuch findet bischöfliche Anerkennung

Bedeutsam ist, daß Pachtlers Meßbuch als Priester des Bistums Rottenburg die Approbation seines eigenen Rottenburger Diözesanbischofs erhielt. Darüber hinaus darf er auf der Titelseite auch die Approbation des Mainzer Bischofs drucken. (Zur Erinnerung: Dom Guéranger fand keinen Bischof, der seine Approbation erteilte.)[v]

Dom St. Martin (Rottenburg)

1 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854

2 «Meßbuch», Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg

2b «Meßbuch», Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg

Wir erfahren auf der Titelseite, daß dieses Werk mit der Zustimmung der Bischöfe von Rottenburg und Mainz veröffentlicht werden darf.

3 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854 Approbation

„Vesperbuch – in lateinischer und deutscher Sprache.“

Ebenfalls 1854 veröffentlichte Michael Pachtler sein lateinisch – deutsches Brevier unter dem Titel: „Vesperbuch“. Es beinhaltet hauptsächlich die sonntäglichen Vespertexte, aber auch Teile der anderen sieben Brevierlesungen. Wieder die Angabe, daß er Priester der Diözese Rottenburg ist und die bischöflichen Approbationen auf der Titelseite.

1 «Vesperbuch», Michael Pachtler, 1854

2 « Vesperbuch », Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg

2b « Vesperbuch », Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg

2d « Vesperbuch », Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg

„Das Buch der Kirche:
Die Charwoche und die Osterwoche mit allen ihren gottesdienstlichen Handlungen“


Dies ist das dritte Werk, das Pachtler als Priester der Diözese Rottenburg veröffentlichte. Sogar Auszüge des Pontifikale romanum werden hier erstmalig lateinisch-deutsch herausgegeben (die Weihe der heiligen Öle)!

Liturgie der Charwoche

Die Approbation sowohl seines eigenen Rottenburger Bischofs als auch des Mainzer Bischofs

Josef von Lipp, Bischof von Rottenburg 1847–1869

Josef von Lipp war von 1848 bis zu seinem Tod, 1869, römisch-katholischer Bischof von Rottenburg. Er begann sein Theologiestudium in Ellwangen und als die Ellwanger Theologische Fakultät Teil der Universität Tübingen wurde, setzte er sein Studium in Tübingen fort. 1818 legte er dort die Prüfung ab. Es folgte die Zeit am Rottenburger Priesterseminar: Er erhielt die Priesterweihe in der Kathedrale Sankt Martin von Rottenburg, ging zuerst in die Seelsorge als Vikar, später als Repetent ans Wilhelmstift in Tübingen. Am 12. März 1848 wurde er als Bischof der Diözese Rottenburg geweiht.

Rottenburg Priesterseminar

Joseph von Lipps Engagement für die sozial Schwachen wird bis heute gewürdigt. Mit seiner Approbation für das zweisprachige Meßbuch des Priesters seiner Diözese, Michael Pachtler, „Meßbuch für das katholische Pfarrkind, in Lateinischer und Deutscher Sprache“ wird sein Einsatz deutlich für die bewußte Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie der Kirche. Dies im Jahre 1854!
Ich werde in einem separaten Artikel Joseph von Lipps eigenes Wirken für die bewußte Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie zeigen. Es ist ähnlich bedeutend und für die katholische Kirche liturgisch richtungsweisend wie dasjenige Michael Pachtlers.
Rottenburg am Neckar, genauer gesagt: das Bistum Rottenburg wird damit neben Mainz zu einem der Zentren wahrer liturgischer Vitalisierung. Auf sie wird sich Papst Pius X. später beziehen in seinem Motu proprio zur Participatio activa.
Man bedenke die Bedeutung des Vorgangs: 30 Jahre vor der Erstausgabe des Schott Meßbuchs liegt dieses Meßbuch aus Rottenburg schon vor!
1854 liefert Michael Prachtler in seinem zweisprachigen Meßbuch die genauen Übersetzungen – des Meßordinariums sowie des Canons, auch der Wandlungsworte.


Josef von Lipp, Bischof von Rottenburg 1847–1869, Gemälde im Eingangsraum des Bischofshauses in Rottenburg

Joseph v. Lipp in der Sülchenkirche

Michael Pachtler unterstützt von seinem Rottenburger Bischof.
Eine Erklärung für die bischöfliche Zustimmung zu dieser epochalen Veröffentlichung des Jahres 1854 ist, daß in der protestantischen Universitätsstadt Tübingen ein Geist herrschte, der verstehen will. Okkult stattfindende liturgische Handlungen wie die der traditionellen katholischen Meßliturgie werden als Obskurantismus empfunden.
Die Gläubigen hier und in der nur 20 km entfernt liegenden Bischofsstadt Rottenburg möchten verstehen, was in der Liturgie gebetet wird. Sie möchten das Gebet der Liturgie bewußt verstehen dürfen. So entstand hier schon um 1850 ein Bewußtsein der Bedeutung der bewußten Teilnahme an der Liturgie. Michael Pachtler wuchs in dieser geistigen Atmosphäre auf und führt in ihr seine Studien durch. Man bedenke: Schon seine Schulzeit verbrachte er in ihr.

1 c Evangelische Stiftskirche Tübingen

Während der vier Jahre Studium in Tübingen lebte er im Zentrum der Universitätsstadt – das katholische Wilhelmsstift, wo die katholischen Theologiestudenten wohnen, liegt genau im Zentrum, das brodelnde Leben um ihn herum; genau hundert Meter davon entfernt die protestantische Stiftskirche Sankt Georg, die im Eingangsbereich immer noch auf einer Marmortafel groß verkündet, daß der Papst in Rom der Antichrist ist. Bis heute wurde die Feststellung nicht entfernt. Seit 500 Jahren wird es dort bekundet! Es gibt auch keinen Protest der katholischen Fakultät. An den Seitenfenstern eine große Marienskulptur, die auch seit 500 Jahren von den Protestanten belassen wird. Schließlich ist die Stiftskirche eine ursprünglich katholische Kirche, die die Reformatoren dankend übernahmen. Man kann davon ausgehen, daß Pachtler hier als Student in Ermangelung einer katholischen Kirche gelegentlich sein Brevier betete.

1 a Evanglisches Stift: Kirche von außen

50 Meter daneben die protestantische ehemalige Klosteranlage „Evangelisches Stift“, in deren Kirche täglich die Offizien des Breviers gelesen werden – auf deutsch. Heute auch noch. Sicher führten ihn seine Wege gelegentlich auch hierher, wo er erlebte, wie die Tagzeiten des Breviers auf deutsch von protestantischen Theologiestudenten und Pfarrern gelesen wurden. Erst ab 1875 durfte im protestantischen Tübingen – wo die katholische Theologie an der Universität gelehrt wird/werden darf - eine katholische Kirche errichtet werden: die Pfarrkirche St. Johannes Evangelist neben dem katholischen Wilhelmsstift. In Pachtlers Studienjahren gab es ja wie gesagt keine katholische Kirche in Tübingen!

1b Evangelisches Stift vom Neckar aus gesehen

Wilhelm Emmanuel von Ketteler

Wilhelm Emmanuel von Ketteler gab als zweiter Bischof seine Approbation zu Pachtlers Meßbuch. Er wurde 1850 als Mainzer Bischof geweiht. Er ist wohl der bedeutendste deutsche katholische Geistliche des 19. Jahrhunderts. Unter seinem Schirm konnte in Mainz die deutsche Edition von Dom Guérangers „Liturgischem Jahr“ entstehen, in vielen Auflagen herausgegeben von seinem Mainzer Domkapitular Dr. Friedrich Schneider. Ich habe bereits dargestellt, daß dieses Werk weit über Dom Guéranger hinausgeht.

Mainzer Dom

Teilhabe der Gläubigen an der Geistesnahrung der Liturgie war der eine Schwerpunkt Bischof Emmanuels. Teilhabe der Arbeiter und Handwerker an den Früchten der Wirtschaft war sein zweiter. Befreiung der Arbeiterschaft von der Versklavung durch das Kapital und Befreiung des Gläubigen aus liturgischer Unwissenheit gehen bei ihm Hand in Hand.
Es ist wohl kein Zufall, daß beide Ziele gleichermaßen von ihm angestrebt wurden.

Kommen wir nun zur Vorstellung des Meßbuchs Michael Pachtlers:

Georg Michael Pachtler:
Meßbuch für das katholische Pfarrkind, in Lateinischer und Deutscher Sprache.[vi]
1854 (Bildquellen: siehe Textende unten)

Die Darstellung des Meßordinariums:

Das ist das feststehende Gerüst der Messe, das unveränderlich ist.
Pachtler erklärt eingangs dem Leser, wie das Meßbuch zu verwenden ist, wie man die Messe für jeden Tag finden in ihren veränderlichen Teilen finden kann, die zu dem Meßordinarium hinzukommen.


4a «Meßbuch», Erklärung

4b «Meßbuch», Eingang

Michael Pachtler liefert den lateinischen Meßtext mit einer genauen Übersetzung ins Deutsche:

4c «Meßbuch», Kyrie

Die Opferung:
Bei der Opferung finden wir neben der guten Übersetzung ins Deutsche Angaben über Kreuzeichen und die begleitende Handlung: „Priester opfert den Kelch.“

5op «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854

Die Wandlung
Auch die Wandlung wird in Wort und Handlung genau dargestellt:

6 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Konsekration

Die Worte für die Konsekration des Brotes und des Weines sind exakt wiedergegeben. Damit geht Pachtler weiter als Dom Guérangers Liturgisches Jahr, das an diesen Stellen nur Begleitandachten bringt. Darüber hinaus kennzeichnet er die Stellen, an denen der Priester ein Kreuz über die Hostie und den Kelch zu ziehen hat.
Nachdem der Leser diese Worte gelesen hat, wird er darauf hingewiesen, daß die Konsekrationsworte nur im Munde des geweihten Priesters „Kraft“ haben. Dem Gläubigen wird empfohlen an Stelle der hier abgedruckten Konsekrationsworte eine Privatandacht einzuschieben. Angesichts der Tatsache, daß die echten Konsekrationsworte lateinisch-deutsch vorgestellt werden, erscheint der Verweis auf eine Privatandacht an dieser Stelle eher ein formalrechtlicher Vorgang zu sein.

7 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Konsekration, Privatandacht

Das Meßordinarium wird vollständig lateinisch dargestellt und übersetzt – die Konsekration ist die einzige Stelle, wo dem Gläubigen auch noch eine alternative Privatandacht angeboten wird.

19wa «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Konsekration

Noch ein Auszug aus dem Meßordinarium:

Die Kommunion

Das tridentinische Meßbuch kennt bekanntlich keine Kommunion der Gläubigen unter einer Gestalt, wie es in der traditionellen Praxis durchgeführt wird. Es kennt nur die Priesterkommunion unter beiden Gestalten. Ebendiese betet der gläubige Leser nun mit:

8 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Kommunion unter beiden Gestalten

9 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Kommunion unter beiden Gestalten

Daran anschließend wird die geistige Kommunion eines Gläubigen geschildert, der momentan nicht imstande ist, die Kommunion real zu empfangen.
Er gibt allein die Priesterkommunion wieder. Nur diese betet der Gläubige mit.

10 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, geistige Kommunion

12 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, geistige Kommunion

Der Schluß der Messe wird mit allen Einzelheiten aus Priestersicht dargestellt: Dem Leser wird erklärt, wie das Gebet der Communio und der Postcommunio hier eingeschoben wird.

13 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Kommunion unter beiden Gestalten

Die Präfationen:
Genau wie im römischen Meßbuch werden nach dem Meßordinarium die verschiedenen Praefationen dargestellt.

14 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Praefationen

Der ambrosianische Hymnus, das Te Deum

Auf Seite 44 lesen wir das Te Deum. Bei Prachtler natürlich der richtige Wortlaut, richtig übersetzt; die heute üblichen furchtbaren Verfälschungen durch das „Großer Gott wir loben dich“ findet sich nicht bei ihm.

15 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854,Te Deum

Das katholische Kirchenjahr
Ab S.46 werden die veränderlichen Gebete der Messen des katholischen Kirchenjahrs dargestellt: beginnend mit dem ersten Adventssonntag:
Michael Pachtler gibt zu jeder Messe die liturgische Farbe an: hier: violett. Kirchenfarbe. Und: Information ob das Credo oder das Gloria gelesen wird.
Alle veränderlichen Gebete werden vollständig wiedergegeben und erklärt.
Das erste veränderliche Gebet wird erklärt: der Introitus.

55a «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Advent

56 «Meßbuch»

In Abbildung 56 erklärt Pachtler genau, welcher Teil des Introitus zu widerholen ist.
Dann kommt die Oratio=Collecte=Kirchengebet: Dieses besteht oft aus vier Gebeten (siehe Abbildung 56): der ersten Oratio, dann der zweiten Oratio von S. Maria, dann der Oratio 3, gegen die Verfolger der Kirche oder wahlweise einer 4. Oratio für den Papst. Aus 3 und 4 ist eines der Gebete auszuwählen. Das ist die Collecte, die aus drei Gebeten besteht. Bei Secret und PostCommunio wird es genauso sein.

Abbildung 57 zeigt die darauf folgende Epistellesung und das Graduale. Dann die Evangelienlesung. Danach beginnt die Opferung mit dem Gebet zur Opferung, dem Offertorium:

57 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Advent Epistel Graduale

Danach folgt das veränderliche Gebet der Secret. Wieder ein drei- bzw. vierteiliges Gebet; die erste Secret, dann die 2. Secret für die heilige Mutter Gottes, die dritte gegen die Feinde der Kirche und wahlweise eine 4. für den Papst. Siehe Abbildung 59.
Weiter sehen wir auf Abbildung 59 das veränderliche Gebet der Communio sowie das wieder vierteilige der Postcommunio:

59 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Secret

Die Übersetzung Michael Pachtlers

Im Internet findet man die Information, Pachtler habe seine Übersetzungen bei Moufang abgeschrieben.
Das ist falsch.
Tatsächlich war damals das Meßbuch von Devis mit seiner Übersetzung der Messe derart weit in Deutschland verbreitet, daß Pachtler sich entschied, einfach die Übersetzung von Devis zu übernehmen, da die Leute schon mit dieser vertraut sind.
Pachtler schreibt: „Schließlich bemerke ich, daß ich die Übersetzung der heiligen Messe aus dem Cöthener Gebetbuche fast ganz entnahm. Da nämlich dieses gute Buch fast allgemein in Deutschland verbreitet, und darin die hl. Messe ganz genau und gut übersetzt ist, so wollte ich nicht unnötigerweise etwas Neues bringen.“ Zu Devis‘ Meßbuch siehe: Das Wirken des Jes…

2d Pachtlers Übersetzung

Michael Pachtler: Latein ist die Sprache der Liturgie
Michael Pachtler betont in allen drei Werken eingangs auf mehrseitigen Ausführungen, daß das Lateinische die Sprache der Liturgie ist. Die deutschen Übersetzungen sind als Hilfe gedacht, um die lateinischen Texte verstehen zu können.

Ein Blick in die Osterwoche:
Abbildung 65 zeigt uns die Gebet des Karfreitags:

65 «Meßbuch», Michael Pachtler, 1854, Advent Introitus

Im folgenden sei noch Pachtlers Ausgabe des zweisprachigen Breviers vorgestellt.

„Vesperbuch – in lateinischer und deutscher Sprache.“

Ebenfalls 1854 veröffentlichte Michael Pachtler sein lateinisch – deutsches Brevier unter dem Titel: „Vesperbuch“. Es beinhaltet hauptsächlich die sonntäglichen Vespertexte, aber auch Teile der anderen sieben Brevierlesungen. Wieder die Angabe, daß er Priester der Diözese Rottenburg ist und die bischöflichen Approbationen auf der Titelseite.

1 «Vesperbuch», Michael Pachtler, 1854

2 « Vesperbuch », Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg

2b « Vesperbuch », Michael Pachtler, Priester der Diözese Rottenburg

Wie schon im Meßbuch erklärt Pachtler eingangs, wie mit dem Brevier zu arbeiten ist, wie man für die jeweiligen Tage und Tageszeiten die richtigen Offizien findet.

5 « Vesperbuch », Michael Pachtler

6 « Vesperbuch », Michael Pachtler

Im folgenden ein Ausschnitt aus dem Inhaltsverzeichnis, der zeigt, wie vollständig die Offizien bei den Vespern wiedergegeben sind:

68 « Vesperbuch »Inhaltsverzeichnis

69 « Vesperbuch »Sonntagsvesper

70 « Vesperbuch »

71 « Vesperbuch » Marianische Schlußantiphonen

72 « Vesperbuch » Die Complet

73 « Vesperbuch »Vesper u Mette für Verstorbene

74 « Vesperbuch »Laudes für Verstorbene


75 « Vesperbuch »Laudes für Verstorbene

76 « Vesperbuch »Laudes für Verstorbene

77 « Vesperbuch », Eingangsgebete der Laudes

Soweit ein kurzer Blick auf das Brevier Michael Pachtlers.

In einer Fortsetzung werden wir den Blick auf die dritte Säule in Michael Pachtlers Werken werfen: Die Liturgie der Char- und Osterwoche.

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Ich lese gerne an mich direkt gerichtete Mitteilungen oder beantworte Fragen.

[i] Pachtlers Lebenslauf: Georg Michael Pachtler – Wikipedia

[ii] Pachtler, G. M., Meßbuch für das katholische Pfarrkind in lateinischer und deutscher Sprache, Verlag Florian Kupferberg, Mainz 1854
Abbildungen aus der 6. Auflage 1882 mit neuem Vorwort

[iii] Liturgische Bewegung und "participatio activa"
Eine nötige Begriffsklärung


Die „Liturgische Bewegung“ ist nach heutigem offiziellem Sprachgebrauch 1839 von dem Abt von Solesmes, Dom Guéranger, ausgegangen. Viele Priester schlossen sich in den folgenden Jahren an, wir kennen ja all die Werke. Auf Wikipedia wird die heutige offizielle Sichtweise klar beschrieben: Liturgische Bewegung – Wikipedia : „Ihren Ausgang nahm die liturgische Bewegung in der römisch-katholischen Kirche in der Mitte des 19. Jahrhunderts von den Benediktinerabteien von Solesmes (Frankreich) und Beuron (Deutschland) aus, in Solesmes vor allem durch Dom Guéranger. Der gregorianische Choral erreichte eine neue Blüte, es wurden Volksmessbücher – wie zum Beispiel der „Schott“ – herausgegeben. Durch das Motu Proprio Tra le sollecitudini Papst Pius X. vom 22. November 1903 wurden die gewonnenen Erkenntnisse von lehramtlicher Seite bestätigt. Der Papst erkannte die Kirchenmusik als eigenständigen Wesensbestandteil der Liturgie mit spiritueller, gesamtreligiöser Bedeutung an.[1] In diesem Dokument wurde auch zum ersten Mal von der „actuosa communicatio“ bzw. Participatio actuosa gesprochen, der tätigen Teilnahme der Gläubigen am liturgischen Leben der Kirche. Dieser Terminus fand 60 Jahre später Eingang in die Konstitution Sacrosanctum Concilium des 2. Vatikanums. Von Bedeutung für die liturgische Entwicklung waren auch die belgischen Benediktinerabteien Mont César und Maredsous.“

Wir müssen uns dabei bewußt sein, daß die Priester ab 1660 bis 1900 alle folgendes Ziel hatten, auf das Pius X. sich mit seinem Motu proprio bezog:

1. Die Einführung bzw. der Schutz von tridentinischer Messe und Brevier und Pontifikale und Rituale romanum.

2. Die Gläubigen sollten in die Lage versetzt werden, die lateinische Liturgie sprachlich (deshalb die zweisprachigen Meßbücher) und inhaltlich (deshalb die Erläuterungen) zu verstehen.


Pius X. bezieht sich 1903 in seinem Motu proprio auf diese Bewegung, wenn er von aktiver Teilnahme spricht. Quelle: Dom Guérangers bed… Pius X. hat fast wörtlich die Zentralstellen aus Dom Guérangers Vorrede übernommen. Er spricht von einer geistigen verstehenden Teilnahme an der Liturgie.

Wenn man überhaupt behauptet, die sogenannte „Liturgische Bewegung“ des 20. Jahrhunderts habe irgendetwas mit dem ab 1660, 1841 Gewollten zu tun, dann muß man klar aussprechen, daß im 20.Jahrhundert ab Beauduin eine Umkehrung der ursprünglichen „Liturgischen Bewegung“ stattfand; die „Liturgische Bewegung“ des 20. Jahrhunderts bekämpfte fast alle bisherigen Ziele, die bis 1900 angestrebt wurden.

Die moderne „liturgische Bewegung“ und ihre (Pius X. mißbrauchende weil fehlinterpretierende) „participatio activa“ eines Dom Beaudouin ist das um 180 Grad gedrehte liturgische Bestreben von Dom Guéranger, Moufang, Heinrich, Pachtler, Schott und Pius‘ X..

[iv] Deutsche Biographie - Pachtler, Georg Michael
Catholic Encyclopedia (1913)/George Michael Pachtler - Wikisource, the free online library

[v] 1856 trat Michael Prachter in das Noviziat der Jesuiten ein. Von 1864 bis 69 war er Professor für klassische Sprachen an der Stella Matutina in Feldkirch. Seine Werke trugen nun die Autorbezeichnung „Michael Pachtler, S.J.“ Danach arbeitete er für die Zeitschrift der deutschen Jesuiten Stimmen aus Maria Laach und wurde 1871 deren Erster Schriftleiter. Er wirkte auch als Seelsorger bei Fabrikarbeitern in Essen. 1872 wurde das Jesuitengesetz erlassen – er war nun Vertriebener. In Österreich und den Niederlanden setzte er sein Wirken fort: Er engagierte sich für eine Reform des Erziehungswesens – zwei Werke aus dieser Zeit: "Das göttliche Recht der Familie und der Kirche auf die Schule" (1879) und "Die Reform unserer Gymnasien" (1883). Unter Pseudonym veröffentlichte er Werke über das Wirken des Freimaurertums. Er starb am 12. August 1889 in der Jesuitenniederlassung Schloss Exaten in den Niederlanden.

[vi] Pachtler, G. M., Meßbuch für das katholische Pfarrkind in lateinischer und deutscher Sprache, Verlag Florian Kupferberg, Mainz 1854 Abbildungen aus der 6. Auflage 1882 mit neuem Vorwort