Die Geschichte kann nicht entschlüsselt werden
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Eine der Hauptvisionen der Offenbarung hat das Lamm zum Gegenstand: es ist im Begriff ein Buch zu öffnen, das zuvor mit sieben Siegeln verschlossen war, die niemand öffnen konnte. Es wird sogar gesagt, dass Johannes weint, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und es zu lesen (vgl. Offb 5,4). Die Geschichte kann nicht entschlüsselt werden, sie bleibt unverständlich. Niemand kann sie lesen. Vielleicht ist dieses Weinen des Johannes vor dem dunklen Geheimnis der Geschichte Ausdruck der Erschütterung der Gemeinden Asiens aufgrund des Schweigens Gottes angesichts der Verfolgungen, denen sie in jener Zeit ausgesetzt waren. Es ist eine Erschütterung, in der sich auch unsere Bestürzung widerspiegelt angesichts der grossen Schwierigkeiten, dem Unverständnis und der Feindseligkeit, die die Kirche auch heute in verschiedenen Teilen der Welt erleidet. Es sind Leiden, die die Kirche sicher nicht verdient hat, so wie Jesus selbst seine Hinrichtung nicht verdient hat. Sie enthüllen jedoch sowohl die Bosheit des Menschen, wenn er den Versuchungen des Bösen erliegt, als auch die höhere Führung der Ereignisse durch Gott.
Generalaudienz, 23. August 2006
Die Frau, die einen Sohn gebiert
Im Mittelpunkt der Visionen, von denen die Offenbarung berichtet, stehen auch die sehr bedeutungsvollen Visionen von der Frau, die einen Sohn gebiert, sowie die ergänzende Vision vom Drachen, der bereits vom Himmel herabgestürzt, aber noch sehr machtvoll ist. Die Frau steht für Maria, die Mutter des Erlösers, aber zugleich steht sie für die ganze Kirche, das Gottesvolk aller Zeiten, die Kirche, die zu jeder Zeit unter grossen Schmerzen Christus immer von neuem gebiert. Und sie wird immer von der Macht des Drachens bedroht. Sie scheint schutzlos, schwach zu sein. Aber während sie bedroht und vom Drachen verfolgt wird, wird sie auch vom Trost Gottes beschützt. Und am Ende siegt diese Frau und nicht der Drache. Das ist die grosse Prophezeiung dieses Buches, die uns Vertrauen schenkt! Die Frau, die in der Geschichte leidet, die Kirche, die verfolgt wird, erscheint am Ende als prächtige Braut, Vorausbild des neuen Jerusalem, wo es keine Tränen und kein Weinen mehr geben wird, Bild der verwandelten Welt, der neuen Welt, deren Licht Gott selbst ist und dessen Leuchte das Lamm ist.
Generalaudienz, 23. August 2006