Göttliche Wunder
1557

Heilung eines durch Netzhautablösung Erblindeten auf die Fürbitte des hl. Petrus Maria Chanel

Petrus Maria Chanel, der Erstlingsmartyrer Ozeaniens, am 12. 7. 1803 in einem Dörfchen in der Nähe von Lyon geboren, war erst Weltpriester. Er trat bald in die eben gegründete Maristenkongregation ein, weil sein Ziel die Heidenmission war. Auf das Martyrium hat er sich sein Leben lang vorbereitet, beharrlich darum gebetet und in der Gefahr unerschütterlich ausgeharrt. „Es ist gut, daß ich sterbe“, sprach er, als er mit der Keule niedergeschlagen war. Er starb auf der Insel Futuna am 28. 4. 1841.

Die folgende Heilung vom 2. 8. 1890 ist für die Heiligsprechung als Wunder anerkannt worden. Sie sei dargestellt in der Hauptsache durch den schriftlichen Bericht des Geheilten, der sieben Wochen später, am 11. 9. 1890 im Hospiz von Confort, wo er gut 14 Tage vor der Heilung gelebt hatte, abgefaßt und von zwei Ortsgeistlichen und fünf Hospizschwestern mitunterzeichnet ist. Diese bestätigten die genaue Wahrheit des Berichtes und bezeugen, daß das, was sie selbst laut diesem Berichte gesagt oder getan haben, genauso der Wahrheit entspricht. Vielleicht ist es nicht unangebracht, zu bemerken, daß die Augenheilkunde nach der Erfindung des Augenspiegels durch Helmholtz 1851 in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine beachtliche Höhe erreicht hat und daß Augenärzte mit dem Augenspiegel eine Netzhautablösung einwandfrei feststellen konnten. Bei der Ablösung der Netzhaut hebt sich diese, welche die Endausbreitung des Sehnervs ist und aus neun außerordentlich feinen Schichten besteht, von dem sie nährenden Untergrund, der Aderhaut, ab, die aus fünf Schichten besteht. Nicht mehr genährt, degeneriert die Netzhaut sehr schnell und verliert dadurch die Fähigkeit, Lichteindrücke aufzunehmen, der Mensch erblindet. Man versteht darum, daß ein Mensch mit einer in siebeneinhalb Jahren radikal verkümmerten und funktionsunfähig gewordenen Netzhaut nicht auf natürlichem Wege wieder plötzlich sehen kann. Um diese Unmöglichkeit handelt es sich in dem vorliegenden Falle, den vier Augenärzte als hoffnungslos beurteilt hatten. – Ich übersetze nach der Positio super miraculis, Romae 1900, S. 183–196, und füge in Klammern kürzere Ergänzungen aus Zeugenaussagen des Prozesses um 1894 bei.


Erklärung vom 11. 9. 1890 des Herrn Franz Vion-Dury,
geboren am 15. 4. 1860 in Lalleyriat (Dep. Ain),
über seine am 2. 8. 1890 geschehene wunderbare Heilung.

Über meine Kindheit und Jugend habe ich nichts zu sagen, da nichts darin irgend etwas mit der Blindheit zu tun hat, an der ich mehr als siebeneinhalb Jahre gelitten habe, und mit dem Wunder, daß ich wieder sehen kann. Im Jahr 1881 wurde ich ausgelost und zum Militär eingezogen. Bei der Musterung wurde ich ohne jede Einschränkung als tauglich befunden. Ich erfreute mich einer robusten Gesundheit und hatte keinerlei Krankheit. Es war ein Jahr, nachdem ich zum 27. Infanterieregiment gekommen war. Zwei Bataillone waren nach Montceau-les-Mines (Saône et Loire) geschickt, weil dort Streiks ausgebrochen waren. Meine Kompanie war mit ausgerückt. Um die Mitte November 1882 wurde ich zu einem Patrouillendienst in der Stadt bestimmt nach 6 Uhr abends. Es regnete fürchterlich, so daß ich sehr bald, wie meine Kameraden, völlig durchnäßt war. Gegen Mitternacht fing es in dem Café des Rathauses zu brennen an. Wir wurden abkommandiert, das Feuer einzudämmen. Im oberen Stockwerk befanden sich vier Personen, die vor den Flammen gerettet werden mußten. Wir eilten zu ihrer Hilfe und waren so glücklich, sie alle zu retten. Beim Öffnen einer Tür sah ich eine Feuerlohe mir mitten ins Gesicht schlagen. Von diesem Augenblick an wurden meine Augen immer schwächer, so daß ich nach drei Monaten nichts mehr sah. (Schon am nächsten Tage stellte ich fest, daß mein Sehen im höchsten Maße gestört war. Die Berge und Wiesen erschienen mir wie im Nebel, oder ich sah sie doppelt und dreifach. Bei der Untersuchung wurde ich ins Hospital geschickt. Mein Kamerad war wie ich von der Lohe getroffen, aber weniger schwer. Nach zwei Monaten kam er zu mir. – Ich kehrte mit meinem Regiment zu Fuß sechs Tage nach dem Brand von Montceau-les-Mines nach Dijon zurück und meldete mich krank. Anfangs meinte der Stabsarzt, das Übel käme von der Nässe und nicht von der Flamme. Er ließ mich in einer Ambulanz ins Hospital fahren. Etwa zwei Monate danach wurde der Augenarzt Camuset in Dijon, der mich schon bei meiner Ankunft untersucht hatte, von dem Stabsarzt zu Rate gezogen. Mein Kamerad und ich wurden in sein Haus gebracht, wo er von mehreren Ärzten umgeben war und erklärte, daß ich an einer Ablösung der Netzhaut litte. Dieses Urteil wurde dann auch vor dem General aufrechterhalten, der Einwendungen machte. S. 123 f.) Vergebens wurden im Hospital von Dijon verschiedene Behandlungen versucht. Man beendete sie mit der Erklärung, die beiden Netzhäute hätten sich abgelöst. Und am 24. 5. 1883 wurde ich zu meiner Familie zurückgeschickt mit einer Gratifikation von 180 Francs. (Drei Monate nach dem Unglück sah ich auf dem rechten Auge noch einen gewissen Schimmer, ich sah Weißes auf der Kleidung der Leute, zählte auf dreißig Zentimeter Entfernung die Finger, sah aber nicht bis zu meinen Füßen. Nach den drei Monaten sah ich nichts mehr, weder auf dem einen noch auf dem anderen Auge. S. 124.) Alle beklagten mein trauriges Los. Ich mußte verschiedene Fahrten machen nach Bourg und nach Belley, um eine ausreichende Pension zu erlangen statt einer zu erneuernden Gratifikation. Der Stabsarzt in Belley anerkannte die Berechtigung meiner Forderung. Er sagte mir aber: „Sie müssen sich von einem Spezialarzt untersuchen lassen.“ Er ließ mich zu dem Herrn Dor, einem berühmten Augenarzt (in Lyon) bringen. Nachdem dieser mich eingehend untersucht hatte, stellte er mir eine Bescheinigung aus, die mit den anderen benötigten Unterlagen an das Ministerium geschickt wurde. (Der Herr Dor anerkannte eine alte Ablösung beider Netzhäute und übergab mir einen Bescheid, den ich bei meinem zweiten Besuch nach Belley brachte. Dieser Bescheid ist in den Händen der Militärbehörden geblieben, er hat mir eine Pension von 600 Francs eingebracht. S. 126.)

Meine Mutter drängte mich, eine Novene zu Unserer Lieben Frau von Lourdes zu halten und hatte Lourdeswasser kommen lassen. Ich gab ihrem Drängen nach, aber am Ende der Novene, nämlich Heiligabend 1883, fühlte ich mich unwürdig und wagte nicht, dieses Wasser zu gebrauchen und mir damit die Augen zu waschen. Ich dachte an das Wort des Herrn (Pfarrers) Peyramale an Bernadette Soubirous: „Wenn du angibst, die heiligste Jungfrau gesehen zu haben, und du hast sie nicht gesehen, so wirst du sie niemals in der anderen Welt sehen.“ – Ich antwortete der Mutter: „Nein, ich wage es nicht zu tun.“ Ich war damals wenig religiös. Ich konnte mein Leid nicht geduldig ertragen. Nach dieser ersten Novene fühlte ich mich ruhig und sehr ergeben. Ich fing an zu singen und begann auch, manchmal meinen Rosenkranz zu beten. Die Gebete des Morgens und des Abends betete ich mit meiner Familie. Später sagte ich zu mir selbst: „Da du ja nichts zu tun hast, warum betest du nicht noch etwas?“ Am 11. 7. 1884 empfing ich die Pension von 600 Francs und meine endgültige Entlassung aus dem Militärdienst. Bald danach drängte man mich, etwas zu unternehmen, um eine höhere Pension zu bekommen. (Aufgefordert wahrscheinlich vom Herrn Bürgermeister, schickte mir Herr Dor, ohne mich von neuem zu untersuchen, eine Bescheinigung. S. 126.) Zu diesem Zweck schickte mir Herr Dor die Bescheinigung vom 16. 9. (1884). Im August dieses Jahres ging ich nach Lausanne, um den Herrn Dr. Dufour zu konsultieren, einen berühmten Augenarzt. Da er abwesend war, erklärte sein Stellvertreter, Herr Verret, nachdem er mich untersucht hatte, da wäre nichts zu machen. (Er erklärte meinem Verwandten, ohne daß er selbst mit mir darüber sprach: „Da ist nichts zu machen. Das ist so, wie wenn ein Haus abgebrannt ist. Man müßte es neu errichten können.“ Darauf kehrten wir nach Hause zurück. In jener Zeit war ich wie verzweifelt, ich kam soweit, mir den Tod zu wünschen. Der Herr [Arzt] Guillermet besuchte mich manchmal, aber um meine Augen kümmerte er sich nicht. Er sagte, eine abgelöste Netzhaut heilen wäre dasselbe, wie alle [medizinischen] Bücher Lügen strafen. S. 126 f.) Ende Januar 1886 ging ich auf das andauernde Drängen von Personen, die an mir Interesse hatten, nach Lausanne. Dort unterzog man mich während 55 Tagen einer schmerzhaften Behandlung, sozusagen ohne jedes Ergebnis. Beim Abschied gab mir Herr Dufour einen Brief mit für meinen Arzt zur Fortsetzung der Behandlung. Der Arzt, an den ich mich wandte, hielt die Anweisungen in dem Brief nicht für angebracht. Ich mußte darum nach Lausanne zurück, ich blieb dort vierzehn Tage im Mai 1886. Zum vierten- und letztenmal ging ich im September in diese Stadt, um die vorausgegangene Kur neunzehn Tage fortzusetzen. Mir wurde dann erklärt, daß alle Hilfe unmöglich sei. „Wenn Sie eine Bescheinigung zur Erhöhung Ihrer Rente nötig haben“, sagte Herr Verret, „so wird sie Ihnen gegeben.“ „Warum sollte sie mir einmal nicht nützlich sein?“, erwiderte ich. Ich kehrte nach Hause zurück, entschlossen, keinen Pfennig mehr für die Augen auszugeben, und wenn selbst ein Augenarzt zur Behandlung zu mir käme, ich wollte nichts mehr tun, das war aus.

Aus Anlaß des Festes Mariä Himmelfahrt betete ich zur heiligsten Jungfrau während neun Tagen. Ich wagte noch nicht, mir die Augen mit Lourdeswasser zu waschen. Denn ich fühlte mich unwürdig. Ich hatte die Flasche auf meinem Tisch stehen. Ich habe es nicht fertiggebracht, sie zu öffnen. „Ich werde niemals um die Gnade meiner Heilung beten, weil ich einer solchen Gnade nicht würdig bin. Ich werde nur um den Himmel beten.“ Meine arme Mutter war tiefbetrübt über meine Hartnäckigkeit. Sie machte mir heftige Vorwürfe und sagte, ich sei gemein und undankbar: „Ich habe so viel, so viel für dich gebetet, und du willst mich nicht erhören!“ – „Es ist wahr, Mutter, ich bin wirklich, was du sagst, aber glaub‘ mir, ich kann nicht anders.“

Von dieser Zeit an habe ich, stets unter dem Stachel meiner Unwürdigkeit stehend, kein Gebet um meine Heilung beten wollen. Ich habe hier sehr dem Herrn Pfarrer meiner Pfarrei zu danken für seine häufigen Besuche. Die guten Ratschläge, die er mir gab, das, was er mir vorlas, die Ablenkungen, die er mir zu verschaffen wußte, haben mir mein Leben weniger schwer und hart gemacht. In diesem Jahr (1890) hat der Tod mir die Menschen geraubt, die mir in meiner Krankheit hätten beistehen können. Meine gute Mutter entschlief im Herrn am 25. Januar. Ich verlor meine Schwester am 23. Februar. Mein Bruder Eduard starb an einer Brustkrankheit am 24. Juni. Während seiner Krankheit sagte er mir: „Franz, du hast keinen Mut. Du weißt, das Mittel, dich zu heilen, ist da, und du willst es nicht gebrauchen. Was nützen alle deine Gebete? Du mußt ein Heuchler sein. Du willst unglücklich sein. Nachher hast du keinen, der dir helfen kann.“ Einige Stunden vor seinem Tod sprach er zu mir mit solchen Worten: „Ich sterbe jetzt, ich sage dir Adieu. Ich bin sehr zufrieden mit dir. Du hast mir sehr geholfen. Aber dein Verhalten verstehe ich nicht. Du bist gemein, daß du nicht um deine Heilung gebetet hast. Wenn du es getan hättest, hättest du sie erlangt. Trotzdem bin ich dir deswegen nicht böse. Ich habe viel gelesen. Ich bin überzeugt, daß ich dich in der anderen Welt wiedersehen werde, wie ich dich jetzt sehe. Ich werde für dich beten. Und du läßt deinerseits die Messen lesen, die du kannst. Tu alles, was du tun kannst, um nach Confort zu kommen. Wenn du dort nicht aufgenommen wirst, verlange Aufnahme in einem andern Hospiz, das von Schwestern geleitet wird. In der Welt würdest du zugrunde gehen.“ Er hatte dann hinzugefügt: „Wenn du merkst, daß der Todeskampf beginnt, sorg dafür, über mich das Kreuzzeichen zu machen, um den Teufel zu vertreiben.“ Diese Worte meines Bruders machten auf mich einen solchen Eindruck, daß ich mich einen Augenblick zurückziehen mußte. Mein Herz zog sich zusammen, ich konnte kein Wort sagen. Die Tränen strömten aus meinen Augen. Ich trat wieder in seine Kammer, um ihm in seinen letzten Augenblicken beizustehen, und ich tat, was er mir gesagt hatte. Mein Bruder ist wie ein Heiliger gestorben. Nach der Beerdigung meines Bruders gab ich mich daran, meine Angelegenheiten zu ordnen, und da meine beiden anderen Brüder mir in keiner Weise beistehen konnten, bat ich um Aufnahme in das Heim von Confort. Ich kam dort am 16. 7. 1890 an.

Zwei Tage nach meinem Eintritt sagte Schwester Luise: „Armer Herr, Ihr seid noch zu jung (30 Jahre), um völlig blind zu sein. Wenn Ihr Glauben hättet und wirklich die heiligste Jungfrau liebtet, würdet Ihr durch ihre Fürbitte erreichen können, daß Ihr hinreichend seht, um für Euch selbst zu sorgen.“ – „Schwester, ich bin nicht würdig.“ – „Aber die heiligste Jungfrau achtet nicht darauf. Ich muß Euch sagen, daß ein an beiden Beinen lahmer und wenig religiöser Mann seine Heilung erlangt hat.“ – „Schwester, es ist unmöglich, ich bin dessen nicht würdig.“ – Alle Tage kamen Schwester Luise und besonders Schwester Martha und wiederholten dieselben Worte. (Ich sagte innerlich in meinem Herzen: „O, wie bin ich doch unglücklich, daß ich hierhin gekommen bin.“ S. 146.) Die letztere Schwester fügte dann hinzu: „Passen Sie auf, wir lassen die Kleinen beten, und das Gebet der Kleinen dringt durch. Ich gebe Euch Lourdeswasser. Ihr wascht Euch damit dreimal die Augen, und wenn Ihr wirklich Glauben habt, wird die heiligste Jungfrau Euch heilen.“ Ich antwortete: „Ich bin dessen nicht würdig.“ Zehn Tage vor meiner Heilung sagte Schwester Martha zu mir: „Ihr solltet eine Novene halten anläßlich des Festes der beiden Seligen Perboyre[1] und Chanel: Ihr solltet dazu beichten. Wir werden die Kinder beten lassen. Versprecht etwas der heiligsten Jungfrau. Wenn Ihr nicht geheilt werdet, seid Ihr zu nichts verpflichtet.“ – „Schwester, ich kann nicht tun, was Ihr mir vorschlagt.“ – Als sie ging, sagte ich ihr: „Vielleicht wird es zu Mariä Himmelfahrt etwas.“ – „Ja, es ist gut“, antwortete sie. Dann überlegte ich: „Warum habe ich von Himmelfahrt gesprochen? Ich bin zu weit gegangen und sitze nun fest. Wenn es nötig ist, zum Gebete der Kinder Zuflucht zu nehmen – ich bin dessen nicht würdig. Ich werde selbst um meine Heilung bitten.“

Am Abend des gleichen Tages begann ich, ohne jemand etwas zu sagen, eine Novene. Die Schwester hatte mir empfohlen, der heiligsten Jungfrau etwas zu versprechen. Ich hatte den Gedanken, eine Muttergottesstatue in meiner Pfarrei aufzustellen. Aber ich überlegte, es gab schon zwei, eine in der Kirche, eine an der Straße. Ich dachte, lieber die beiden Seligen bekannt zu machen. Ich versprach dann, ihre Statuen in der Kirche von Lalleyriat aufzustellen und versprach dafür die Summe von 400 Francs und auch mehr, falls es nötig wäre, und ein schönes Fest zu ihrer Ehre zu feiern. Jeden Tag betete ich sechs Rosenkränze. An den zwei oder drei ersten Tagen betete ich die beiden letzten zu Ehren der beiden Seligen. Dann sagte ich mir: „Es ist nicht nötig, die Heilung von zwei Heiligen zugleich zu erbeten.“ Darauf wandte ich mich nur mehr an den seligen Chanel, weil er aus meinem Departement stammt.

Die Worte des Herrn Pfarrers von Lalleyriat fielen mir wieder ein: „Der selige Chanel hat von klein auf sehr die heiligste Jungfrau geliebt. Man muß ihn nachahmen und wie er voll Eifer beten.“ So bat ich voll Vertrauen auch den seligen Chanel, bei der heiligsten Jungfrau für mich zu sprechen, daß sie mir die Heilung gewähre und mich nicht bestrafe, wenn ich derer nicht würdig wäre. Je mehr sich die Novene ihrem Ende näherte, um so mehr fühlte ich in mir das Vertrauen und die Hoffnung auf die Heilung wachsen. Am letzten Tag der Novene ging ich, um die beiden Rosenkränze zu Ehren des seligen Chanel zu beten, vor die Muttergottesstatue hinten im Park. Da ich sie einige Male im Bett gebetet hatte, dachte ich: „Du weißt nicht, was sich gehört. Im Bett zu beten, paßt sich nicht, der Tag ist lang genug.“ Ich muß bemerken, daß ich während der Novene, die Freitag, den 1. August, zu Ende war, keinerlei Besserung in meinem Zustand feststellte. An diesem Tage sagte Schwester Martha zu mir: „Morgen kommt der Pfarrer zur Beichte. Ihr solltet diese Gelegenheit wahrnehmen.“ Samstag, der 2. August, war für mich ein qualvoller Tag. Verschiedene Gedanken bedrängten mich und verursachten eine gewisse nervöse Aufregung. Gegen 4 Uhr nachmittags legte ich meine Beichte ab. „Wenn du gut gebeichtet hast“, sagte ich mir damals, „so sei sicher, daß du geheilt wirst. Du mußt morgen deutlich sehen, wenn du zur hl. Kommunion gehst.“ Trotzdem fand ich mich immer mehr gequält. Ich ging zum sakramentalen Segen, der gerade in der Kapelle gegeben wurde. Nach dem Segen kehrte ich in den St.-Vinzenz-Saal zurück, den Saal der Kranken, wo Schwester Martha wie gewöhnlich das Evangelium vom kommenden Sonntag vorlas. Es war die Parabel vom Pharisäer und Zöllner. Beim Anhören der Lesung sagte ich mit lauter Stimme: „Ach, wie ist doch dieser Pharisäer genauso wie ich! Wenn ich nur etwas wert wäre, dann würde ich morgen deutlich sehen können, wenn ich zur hl. Kommunion gehe.“ Schwester Martha beruhigte mich, indem sie mich wieder an die Geschichte von dem geheilten Schreiner von Lavour erinnerte. „Schwester, Sie haben zu mir von Lourdeswasser gesprochen. Hätten Sie die Güte, mir etwas davon zu geben?“ Da nach dem Abendessen die Erregung sich noch nicht gelegt hatte, ging ich in den Flur, um mich zu zerstreuen, und zündete mir eine Zigarette an. Ein Kranker, der sich dort befand, sprach mich an: „Dury, was habt Ihr bloß? Ihr seid so traurig! Denkt Ihr vielleicht an den Tod Ludwigs des XV. oder an den Ludwigs des XVI.?“ „Ich dächte eher an den Ludwigs des XVI., weil er trauriger ist.“ „Dury“, sagte ein anderer Kranker, „ehrlich, ich würde 100 Francs geben, wenn Ihr dadurch genug sehen könntet, um Euch allein zurechtzufinden!“ „Nicht 100 Francs und nicht 100 Milliarden Francs würden mich heilen können. Das könnte nur der Herrgott oder ein Wunder.“ „Oh, Wunder! In früheren Zeiten ließen die Pfarrer so etwas kindische Alte glauben. Heutzutage glaubt man nicht mehr daran. Man sieht keine Wunder mehr.“ Diese Worte empörten mich und regten mich furchtbar auf. In den Saal zurückgekehrt, warf ich mich bei meinem Bett (hinter den Bettvorhängen) auf die Knie: „Es ist wirklich der Teufel, der durch den Mund dieses Mannes gesprochen hat.“ Ich prüfte nochmals meine Beichte. Da ich mir bezeugen konnte, daß ich wirklich nichts vergessen hatte, verrichtete ich ein Gebet. Unterdessen trat Schwester Martha herein und brachte eine kleine Karaffe mit Wasser von Lourdes. Sie stellte es hin und sagte mir: „Franz, da ist es auf Euerm Nachttisch.“

Gegen 7:30 Uhr kam dieselbe Schwester nochmals, um zu sehen, ob wir noch etwas nötig hätten. Sie gab mir eine Schachtel mit Wachskerzen. „Aber, Schwester, wie muß man dieses Lourdeswasser nehmen und anwenden? Ich muß ein Tüchelchen haben.“ „Nein, nein, macht nur einfach Euren Finger naß und streicht damit über Eure Augen.“ „Und was muß man dabei sagen?“ „Unsere Liebe Frau von Lourdes . . ., oder: O Maria, ohne Sünde empfangen . . .“ „Ach, Schwester, wenn Sie wüßten, ich bin dessen nicht würdig . . . Da ist etwas, was in mir los ist. Ich weiß nicht, was ich habe. Ach, gehen Sie, lassen Sie mich in Ruhe.“

Ich setzte mich auf das Bett. So erschöpft war ich. Ich nahm das Fläschchen und wollte es herunternehmen. Aber meine Hand hielt es immer weiter auf dem Nachttisch. Ich zögerte. Es war ein unbeschreiblicher Kampf. „Wie ist das nur möglich! Feigling, der du bist! Der Teufel soll nicht immer Herr bleiben!“ Mit einer aufgeregten Bewegung öffnete ich den Verschluß und zog mit einiger Gewalt die Flasche an mich. „Seliger Chanel, ich bin nicht würdig, bitte du für mich bei der heiligsten Jungfrau, daß ich jetzt deutlich sehen kann.“ Dreimal tauchte ich den Zeigefinger in das Lourdeswasser und machte jedesmal rasch ein Kreuz über beide Augen Beim dritten Mal fühlte ich einen gewaltigen Schmerz, wie wenn mir ein Messer in beide Augen gestoßen wäre. „Die Schwester hat sich wohl vertan. Die hat mir Salmiakgeist gegeben!“ Um mich zu vergewissern, brachte ich das Fläschchen an meine Lippen. Kaum hatten sie das Wasser berührt, ist mir das Sehen zurückgekehrt, auf einen Schlag, so plötzlich wie der Schuß aus einem Gewehr. Ich unterschied die Bettvorhänge, die Fensterläden, die Fenster usw.: „Simon, Simon, ich sehe!“ Dieser Simon war mein nächster Nachbar. „Geht schnell und holt die Schwestern!“ Ein anderer, der noch nicht zu Bett gegangen war, kam: „Wenn Ihr uns seht, dann sagt, wie ich angezogen bin!“ „Ihr tragt ein Hemd mit Schlips und einen Hut!“ „Das stimmt, er kann sehen!“ Dann läuft er, um den Schwestern Bescheid zu sagen. Diese eilen sofort herbei. (Der Hospizinsasse Simon Ballivet, 67 Jahre alt, sagte aus: An dem Tage, an dem er geheilt wurde, lagen wir in unseren Betten nebeneinander. Er bestrich sich die Augen mit dem Wasser seiner Flasche, und da hörte ich ihn rufen: „O, wie ist das scharf!“ Aber er sagte sofort weiter, indem er den Kopf vorstreckte: „Ich sehe die Vorhänge, ich sehe das Fenster, es hat sechs Scheiben . . .“ Er sprang vom Bett, kam an meins, umarmte mich: „Simon, Simon, ich habe dich noch nicht gesehen! Du hast einen weißen Bart.“ Wir fingen beide an zu rufen: „Welche Freude! Franz sieht gut!“ Die Schwestern eilen auf unser Geschrei herbei. Franz verlangt eine Kerze und ein Buch und liest fließend daraus. S. 162 f.) Inzwischen hatte ich mich vom Bett erhoben. Die Schwestern fanden mich, wie ich mich auf dieses stützte und das Fläschchen mit dem Lourdeswasser in der einen Hand hielt und sagte: „Wie ist das möglich! Soll man es glauben! Ach, mein Gott, mein Gott! . . . Endlich! O heilige Jungfrau Maria, meine gute Mutter, wie bist du gut! . . . Ach, meine arme Mutter, wie hat sie mich bestürmt, daß ich dieses täte! Wenn sie mich sähe, wie würde sie sich freuen! Wie glücklich bin ich, daß ich in dieses Haus gekommen bin!“ Ich kniete mich hin und sagte: „Beten Sie, beten Sie, Schwestern“, und wir haben zusammen ein Gebet gesprochen.

An ihrer Stimme erkannte ich nacheinander alle, die da zugegen waren. Ich sagte zu Schwester Gabriela: „O, was für eine Tracht Sie haben! Sie haben einen weißen Schleier wie Schwestern, die ich in Dijon gesehen habe . . . Das also sind Sie, Schwester Martha! Nach Ihrem Gang urteilend, hielt ich Sie für jünger.“ „Tut die Lampe weg“, sagte Schwester Luise, „das Licht könnte seinen Augen schaden!“ „Nein, nein, laßt es da, es schadet mir nicht!“ Mir wurde ein Buch vorgehalten, ich las daraus einige Sätze vor. „Schwester Martha, da ist meine Brille, ich brauche sie nicht mehr, bringen Sie sie in die Kapelle! Gehen wir dorthin, um dem lieben Gott zu danken!“ Mir wurde der Gang gezeigt, der zur Kapelle führt. Ich warf mich auf den Stufen des Altars nieder. Ich küßte mehrmals nacheinander den Boden. Meine Erregung war so groß, daß ich nicht alles mitbekommen habe, was geschah. Die Zeugen haben mir versichert, Schwester Luisa habe das „Gedenke, o gütigste Jungfrau“, ein Vaterunser und Ave gebetet und die Anrufung der beiden Seligen Perboyre und Chanel angefügt. Beim Hören dieser Namen habe ich mich umgewandt und laut gesagt: „Betet, betet zum seligen Chanel, denn zu ihm habe ich die Novene verrichtet. Schwestern, gehen Sie doch ruhig schlafen, ich bleibe hier. Die heiligste Jungfrau hat mir mehr gewährt, als ich erbeten hatte.“ – Ich hatte erlangen wollen, daß ich genügend sehen könnte, um allein auf der Straße fertig zu werden.

Der Herr Evrard, ein Seminarist, war eilends benachrichtigt worden, der Herr Pfarrer war herbeigelaufen, um Zeuge des Wunders zu sein. Ich war bleich und zitterte. Der Schweiß floß mir von der Stirn, und die Tränen strömten aus meinen Augen. Der Herr Pfarrer und die Schwestern hatten gesehen, wie ich noch einmal mit der Hand über die Augen strich. Schwester Martha hatte mir eine Flasche Lourdeswasser in die Hand gedrückt, indem sie sagte: „Wascht Euch die Augen noch einmal!“ Der Herr Pfarrer schlug mir auf die Schulter, und wir gingen hinaus. „Herr Pfarrer, ich sehe Sie, ich sehe Sie!“

In dem Gemeinschaftssaal, in den man mich gehen ließ, erkannte ich wieder einen jeden beim Sehen an der Stimme. Ich unterschied die verschiedenen Bilder an der Wand. Ich war besonders betroffen, als ich das Bild der hl. Rosalia sah. Auf dem Bilde des Herrn Costalin erkannte ich einen Militär mit einigen Auszeichnungen usw. . . . Schwester Gabriela reichte mir ein Betrachtungsbuch, aus dem ich einwandfrei einige Zeilen las. „Seht Ihr gut mit beiden Augen?“, fragte man mich. „Ich sehe ganz klar mit dem rechten, auf dem linken ist noch so etwas wie ein Nebel.“ „Es besteht also kein Zweifel mehr“, sagte dann der Herr Pfarrer. Wir kehrten in die Kapelle zurück, um ein Magnifikat zu beten. Es wurde ein „Gedenke, o gütigste Jungfrau“ angefügt. Dann sind wir in den Saal zurückgekehrt, wo ich blieb, während der Abbé Evrard zum Essen ging und ich mit den andern ein wenig Wein trank. Es machte ihnen ein Vergnügen, wenn ich ihnen die Dinge nannte, welche sie mir zeigten. Sie wollten sich dadurch überzeugen, daß ich wirklich das Augenlicht wiedererhalten hatte. Da der Herr Pfarrer mich bewegt und müde fand, riet er, mich schlafen zu legen. Wie man leicht verstehen kann, habe ich keinen Augenblick geschlafen. Der Eindruck von der empfangenen Gnade war zu lebendig. Am Sonntagmorgen befand ich mich schon um 5.30 Uhr in der Kapelle, um die hl. Messe zu hören und die hl. Kommunion zu empfangen. Ich bat um ein Buch, um die Vorbereitungsgebete zu beten. Ich stand auf, um zur Kommunionbank zu gehen. Der Direktor der Schulbrüder von Confort, der noch nicht wußte, was geschehen war, bot mir seinen Arm an, um mich zu führen. Ich machte ihm ein Zeichen, daß es nicht nötig sei. Nach der Danksagung ließ der Herr Pfarrer das Magnifikat beten. Bei der Predigt oder der Erklärung des Evangeliums im Hochamt der Pfarrei teilte er den Gläubigen meine wunderbare Heilung mit und berichtete einige Einzelheiten. Das Amt schloß mit dem Magnifikat, das alle begeistert sangen. Montag, den 4. August, wurde feierlich das Fest der beiden seligen Martyrer begangen. Ich nahm an allen Gottesdiensten teil. Mein Onkel, der Herr Pfarrer von Viriat, mit anderen Verwandten, der Herr Pfarrer von Lalleyriat und etwa zwanzig Geistliche aus der Umgebung und Nachbarschaft waren zu dem Feste gekommen. Ich mußte ihnen erzählen, was mir geschehen war. Davor hatte ich Antwort geben müssen auf die vielen Fragen der Gläubigen von Confort. Einige wollten sich vergewissern, indem sie mich lesen ließen, daß ich wirklich sah. Am Tage nach dem Feste begann ich eine Novene zur Danksagung, bei der die ganze Hospizgemeinschaft mitmachte. Jeden Tag während der Novene wurde das Sehen auf dem linken Auge besser. Am Ende der Novene war es vollständig zurückgekehrt. Von da an sah ich gut wie mit 20 Jahren. Samstag, den 16. August, begleitete ich den Herrn Pfarrer, der nach Bourg fuhr. Auf dem Bahnhof von Chatillon de Michaille konnte ich klar und deutlich das Kreuz sehen, das auf dem Höhenzug von Mentières steht, und ich machte den Herrn Pfarrer auf einige Schnitter aufmerksam, die in den Wiesen hinter Confort arbeiteten, d. h. in einer Entfernung von drei oder vier Kilometern Luftlinie.

Zur Beglaubigung dieses Berichtes habe ich ihn unterschrieben in Gegenwart der Zeugen, die mit unterschrieben haben, nachdem er ihnen vorgelesen wurde.

Franz Vion-Dury

Wir, die Unterzeichneten, bezeugen, daß alles Obige, was Herr Vion-Dury erklärt hat, genau der Wahrheit entspricht, und wir bezeugen weiter, daß das, was wir nach seinem Berichte gesagt und getan haben, ebenfalls die Wahrheit wiedergibt. – Zur Beglaubigung usw.:

Lonthonmar, Pfarrer von Confort. – E. L. F. Lonthonmar, Vikar von Pont-de Vaux. Schwester Vinzenza. – Schwester Luise. – Schwester Martha. – Schwester Gabriela. – Schwester Josefine. – C. Nicolet, Generalprokurator der Gesellschaft Mariens.

Aufgenommen im Hospiz von Confort am 11. September 1889.

Aus einigen Bescheinigungen sei noch zitiert:

Der Chefarzt und der Oberarzt des Lazarettes von Dijon bescheinigen am 2. März 1883, ohne Zweifel aufgrund der Feststellungen des Augenarztes Camuset, daß „Herr Franz Vion-Dury an einer Netzhautablösung auf beiden Augen leidet“ (S. 196).

Das Kriegsministerium gewährt am 12. Mai 1883 die jährlich zu erneuernde Entschädigung von 180 Francs „wegen Ablösung beider Netzhäute“ (S. 197).

Der Augenarzt Professor (oder später Professor) Dr. Dor in Lyon bescheinigte am 16. September 1884, daß Vion-Dury „an einer Ablösung beider Netzhäute leidet. Obwohl die Netzhaut des linken Auges sich wieder angeheftet hat, unterscheidet dieses Auge nicht den Tag von der Nacht. Mit dem rechten Auge zählt Herr Vion-Dury kaum die Finger in 30 Zentimeter Entfernung vom Auge. Er kann darum keinerlei Arbeit verrichten und muß als absolut blind auf beiden Augen angesehen werden, da seine Krankheit absolut unheilbar ist. Diese Bescheinigung ist ausgestellt worden, damit er von der Militärbehörde die volle Entschädigung erhält, auf die er Anspruch hat“ (S. 198 f.).

Der Augenarzt Dufour in Lausanne, dessen Vertreter Dr. Verret den Fall sofort als hoffnungslos beurteilt hatte, schrieb dem Hausarzt, damit dieser die Strychnin-Einspritzungen weiter durchführe, was der Hausarzt als sinnlos ablehnte, am 4. April 1886: „Herr Vion-Dury, den ich 55 Tage behandelt habe, hat auf dem linken Auge weniger als 1/200 der normalen Sehkraft in einem beschränkten Gesichtsfeld. Er weist die Folgen einer alten Retino-Chorioiditis (= Netzhaut-Aderhaut-Entzündung) und vielleicht einer alten Ablösung auf, da wir nur Narbenlinien sehen, die vom Sehnerv ausgehen und zur Peripherie des Auges gehen und die einige Fasern der Netzhaut eingedrückt oder atroph (nahrungslos) gemacht haben könnten. Auf dem rechten Auge ist die Sehkraft 1/100 der normalen bei eingeschränktem Sehfeld, dort liegt eine Netzhautatrophie vor, aber ohne daß dies besonders deutlich am Sehnerv sichtbar wäre, der nur ein wenig weiß und ein wenig eingedrückt (ensoucoupé) ist“ (S. 199 f.).

Am 10. März 1893 bescheinigte Prof. Dr. Henry Dor in Lyon, daß Herr Franz Vion-Dury „einige Jahre blind war infolge einer Ablösung der Netzhaut auf beiden Augen und daß er in einer fast vollständigen Weise auf dem rechten Auge das Sehen wiedererlangt hat: das Geradeaussehen ist normal, es besteht nur eine leichte Einschränkung des Umfanges des Gesichtsfeldes. Das Sehen mit dem linken Auge ist viel weniger gut, er sieht geradeaus trotzdem mit 2/7 Sehschärfe“ (S. 200 f.).

Die Augenärzte Passerat und Dupré in Bourg, die für den Heiligsprechungsprozeß die Augen von Vion-Dury am 27. November 1894 untersuchten, stellten fest (S. 183), daß er Buchstaben von 0,75 mm Höhe in einer Entfernung von 50 cm mit dem rechten Auge lesen konnte, was einer Sehkraft von 0,50 : 0,50 entspricht, und mit dem linken Auge Buchstaben von 10–4 mm in einer Entfernung von 30 cm, was einer Sehschärfe von 0,30 : 0,10 entspricht.[2]

[1] Jean Gabriel Perboyre (1802–1840), Lazarist, Missionar, starb in China als Martyrer nach furchtbaren Qualen.

[2] Es scheint, daß bei Heilungswundern oft der frühere Zustand wiederhergestellt wird, über den hinaus keine Besserung gespendet wird. Manche Leute wissen nicht, daß sie mit ihren Augen verschieden gut sehen, sie lesen mit dem kurzsichtigen und schauen in die Weite mit dem normalsichtigen.

Aus: Wilhelm Schamoni, Wunder sind Tatsachen. Eine Dokumentation aus Heiligsprechungsakten, 2. Auflage, Würzburg/Stein am Rhein/Linz 1976, S. 6-7, S. 9-17. Abdruck je einzelner Dokumentationen bei Quellenangabe gestattet.
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