Vatikan: Dialog mit Juden auch für Piusbrüder verpflichtend
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Die Interpretation der 1965 verabschiedeten Konzilserklärung «Nostra aetate», eines Grunddokuments für den katholisch-jüdischen Dialog, könne nicht von einer «subjektiven Meinung» abhängen. Dies gelte für Protesthaltungen «sowohl auf der rechten wie auf der linken Seite», so Koch. Die Öffnung der katholischen Kirche auf andere Religionen hin zählt zu den Hauptkritikpunkten der traditionalistischen Piusbruderschaft.
Während des Nationalsozialismus habe es unter Christen «sowohl Schuldige als auch Opfer» gegeben. «Aber die breite Masse bestand sicherlich aus passiven Zuschauern, die versuchten, die Augen vor dieser brutalen Wirklichkeit verschlossen zu halten», sagte der Kardinal und Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Es stelle sich die Frage, warum der christliche Widerstand gegen die NS-Verbrechen nicht das Maß und die Klarheit gehabt habe, die man sich berechtigterweise hätte erwarten können.
Der Holocaust sei einer der wesentlichen Ausgangspunkte für das Konzilsdokument über das Verhältnis der Kirche zu den Juden geworden, sagte Koch. «Nostra aetate» bleibe der «grundlegende Kompass» für den katholisch-jüdischen Dialog. Für Holocaustleugnung gebe es demgegenüber weder Raum in der katholischen Kirche noch in einer «ernsten und ehrlichen Sicht auf die Geschichte», betonte der Kardinal. Koch äußerte sich bei der jährlichen «Berrie Lecture» in der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Rom.