Klaus Elmar Müller
2533

Schon Pius XII. gegen liturgische und dogmatische Verarmung

Die Liturgiereformer behaupteten, Urchristliches wieder herzustellen. Der Liturgiewissenschaftler Klaus Gamber (1919-1989) widerlegte hingegen die These, in der Antike hätte der Zelebrant zum Volk hin geschaut. Schon der deutschen Klassik misslang die Rekonstruktion der griechischen Kultur, denn Winckelmann (1717-1768) projizierte die antibarocke Mentalität der Schlichtheit und strengen Form auf ins schlichte Weiß verblichene Statuen, die in der Antike aber bunt waren ; die deutsche und europäische Klassik des 18. Jahrhunderts war eine eigene Stil-Erfindung, die sich für eine Wiederherstellung der Antike hielt, einen engen humanistischen Ausschnitt bot. Ebenso ist die Messe Pauls VI. ein graues Produkt "der Buchhalter" (Alfred Lorenzer). Pius XII. bemerkte diese falsche Tendenz schon bei der "Liturgischen Bewegung". Und es gibt eine Entfaltung der Dogmen zu immer Größerem, Herrlicherem wie die Dogmen von Mariae Unbefleckter Empfängnis (1854) und ihrer leiblichen Himmelfahrt (1950), denen nicht frühere Stufen der Klarheit und Erkenntnis entgegengesetzt werden können. Dieser historische Hintergrund ist wichtig, um einen Text Pius' XII. nicht zur Rechtfertigung Bergoglios zu missbrauchen. Der Ritus Pauls VI. ist keine überlieferte, weitergegebene, entfaltete Liturgie, sondern ein misslungener Rekonstruktionsversuch. Die katholische Morallehre z.B. über Homosexualität, die Unauflöslichkeit der Ehe und auch der Zölibat gehören seit den Anfängen zum Bestand katholischen Lehrens und Lebens, sind weder neue Erkenntnis noch Rückgriff auf Wiedergefundenes, sondern stete Weitergabe, lebendige Tradition. Der folgende Ausschnitt aus "Mediator Dei" von Pius XII. lässt sich mit den aktuellen Verboten des überlieferten Messritus und der Auflösung des katholischen Dogmas keineswegs vereinbaren:

"Mit Geist und Herz zu den Quellen der heiligen Liturgie zurückzukehren, ist sicher weise und sehr lobenswert, da das Studium dieses Wissenszweiges durch Zurückgreifen auf dessen Anfänge nicht wenig dazu beiträgt, die Bedeutung der Feste und den Sinn der verwendeten heiligen Texte und Zeremonien tiefer und genauer zu erforschen; dagegen ist es nicht weise und nicht lobenswert, alles um jeden Preis auf das Altertum zurückzuführen. So würde z. B. vom rechten Weg abweichen, wer dem Altar die alte Form der Mensa, des Tisches, wiedergeben wollte; wer die liturgischen Gewänder nie in Schwarz haben wollte; wer die Heiligenbilder und Statuen aus den Kirchen entfernen wollte; wer die Nachbildung des gekreuzigten Erlösers so machen ließe, daß sein Leib die bitteren Qualen, die er erduldete, nicht zum Ausdruck brächte; wer endlich den polyphonen (mehrstimmigen) Gesang mißbilligte und ablehnte, auch wenn er den vom Heiligen Stuhl gegebenen Weisungen entspräche.
262. Denn wie kein vernünftiger Katholik in der Absicht, zu den alten, von den früheren Konzilien gebrauchten Formeln zurückzukehren, die Fassungen der christlichen Lehre ablehnen kann, welche die Kirche unter der Leitung des Heiligen Geistes in der neueren Zeit zum größten Nutzen der Seelen vorgelegt und als verbindlich erklärt hat, oder wie kein vernünftiger Katholik die geltenden Gesetze ablehnen kann, um zu den aus den ältesten Quellen des kanonischen Rechtes geschöpften Bestimmungen zurückzugreifen, so ist gleichermaßen, wenn es sich um die heilige Liturgie handelt, offensichtlich von keinem weisen und gesunden Eifer getrieben, wer zu den alten Riten und Bräuchen zurückkehren und die neuen ablehnen wollte, die doch unter dem Walten der göttlichen Vorsehung mit Rücksicht auf die veränderten Verhältnisse eingeführt worden sind.
263. Diese Denk- und Handlungsweise läßt jene übertriebene und ungesunde Altertumssucht wiederaufleben, der die unrechtmäßige Synode von Pistoja Auftrieb gegeben hat, und ebenso trachtet sie, die vielfachen Irrtümer wieder auf den Plan zu rufen, welche die Ursache zur Einberufung jener Synode waren und zum großen Schaden der Seelen sich aus ihr ergaben, und welche die Kirche, die immer treue Hüterin des ihr von ihrem Stifter anvertrauten Glaubensgutes, mit vollem Recht verworfen hat[53]. Denn solch verkehrtes Beginnen geht nur darauf aus, die heiligmachende Tätigkeit zu beeinträchtigen und zu schwächen, durch welche die Liturgie Gottes Gnadenkinder auf dem Wege des Heils dem himmlischen Vater zuführt." Pius XII.: Rundschreiben Mediator Dei
Eugenia-Sarto
Eugenia-Sarto
Der heiligmäßige große Papst ist wohl der bisher letzte Papst, der noch katholisches Denken und Glauben hatte. Ich hoffe, daß der nächste Papst die wunderbare Tradition wieder aufnimmt und vom Heiligen Geist beschenkt wird, unseren katholischen Glauben noch tiefer zu entfalten.