Warmduschen in Krisenzeiten? - So geht's!
Dieser Gedanke kam mir vor 13 Jahren bei der Sommerserie des Schweizer Fernsehens SRF "Alpenfestung - Leben im Reduit". Freiwillige Darsteller spielten dabei das Leben von Schweizer Soldaten im Zweiten Weltkrieg nach. Dazu gehörte natürlich auch die morgendliche Dusche mit eisgekühltem Gletscherwasser:
Alpenfestung - Leben im Réduit - Play SRF
Als ich die Schmerzensschreie der in die Vergangenheit zurück katapultierten jungen Strapazierten hörte, begann mich die Frage zu beschäftigen, wie es dennoch möglich wäre, auf seine tägliche warme Dusche unter Ausnahmebedingungen nicht verzichten zu müssen.
In der Folge entwickelte und perfektionierte ich ein simples System, welches heute fest in den Tagesablauf eingebaut ist. Da ich als einzige Person in meinem Badezimmer auf heisses Boilerwasser angewiesen wäre, dankt diese Art des Duschens regelmässig auch meine Stromrechnung. Dass bis heute zudem ein täglicher kleiner Beitrag zur Reduktion des ökologischen Fussabdrucks geleistet wurde, wen kümmert's?!
Natürlich wird unter Normalbedingungen (noch) Hahnenwasser verwendet. Allerdings haben wir uns in der Hausgemeinschaft seit einiger Zeit zur Krisenvorbereitung angewöhnt, geleerte Mineralwasserflaschen mit Leitungswasser zu befüllen, und sie, mit Weihwasser und exorziertem Salz versetzt, im Keller für Notzeiten zu stapeln.
Stellen wir uns also vor, die örtliche Wasserversorgung wäre abgeschaltet, z.B. wenn das Stromnetz gekappt wird. Dann ist es nämlich für Gemeindeanlagen mit Pumpstationen ebenfalls Schluss: Am Dusch-Vortag also eine Wasserflasche auf Körpertemperatur gebracht, an einem sonnigen Tag direkt an der Sonne. Am Vorabend die Flasche dann unter die Bettdecke gelegt oder damit eine übliche Bettflasche befüllt. Darin hält sich die Temperatur ausreichend warm bis zum Morgen.
Im Winter kann die Flasche zur Not auch einfach so mit ins Bett genommen werden, damit sie sich über Nacht auf Körpertemperatur erwärmen kann. Angenehmer wäre in der kalten Jahreszeit aber eine heisse Bettflasche, vor allem in ungeheiztem Zimmer. Das Wasser kann auf dem Notkocher erwärmt oder an einem sonnigen Wintertag in einem Solarkocher aufgeheizt werden. Solange wir (noch) über Strom verfügen, dient mir dazu ein Elektro-Wasserkocher. Am Morgen wird der noch warme Inhalt der Bettflasche im Badezimmer in ein Becken geleert, und so kann die Warmdusche beginnen.
Auf Verwandtenbesuch auf den Philippinen war diese Art des Duschens übrigens der Normalfall, mit Regenwasserfass und Schöpfkelle, und natürlich ohne Wasserkocher!
Beim Einseifen mit dem Waschlappen den Psalm 51 beten:
"Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Wasch meine Schuld von mir ab und mach mich rein von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht mir immer vor Augen. Gegen dich allein habe ich gefehlt, ich habe getan, was böse ist in deinen Augen. So behältst du recht mit deinem Urteil, rein stehst du da als Richter. Siehe, in Schuld bin ich geboren und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen. Siehe, an Treue im Innersten hast du Gefallen, im Verborgenen lehrst du mich Weisheit.
Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; wasche mich und ich werde weißer als Schnee! Lass mich Entzücken und Freude hören! Jubeln sollen die Glieder, die du zerschlagen hast. Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden, tilge alle Schuld, mit der ich beladen bin! Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz und einen festen Geist erneuere in meinem Innern! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! Gib mir wieder die Freude deines Heils, und mit einem willigen Geist rüste mich aus."
Anschliessend das Wasserbecken über den Kopf halten und nachspülen, dabei täglich sein Taufgelübde erneuern. Beim Abtrocknen kann dann noch das Magnificat gebetet werden.
