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Vergleichstabelle zwischen dem altspanischen, mozarabischen Ritus und der römischen Liturgie am Beispiel des Festes des heiligen Jakobus
Maximilian Schmitt teilt das
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Maximilian Schmitt
Quelle:
P. Matthias Dietz S.J.,
Gebetsklänge aus Spanien,
Illationen (Präfationen) des altspanischen-westgotischen-mozarabischen Ritus' mit geschichtlicher und liturgischer Einführung
Verlag der Buchgemeinde Bonn - Imprimatur Köln, 2. Okt. 1946Mehr
Quelle:

P. Matthias Dietz S.J.,

Gebetsklänge aus Spanien,

Illationen (Präfationen) des altspanischen-westgotischen-mozarabischen Ritus' mit geschichtlicher und liturgischer Einführung

Verlag der Buchgemeinde Bonn - Imprimatur Köln, 2. Okt. 1946
Santiago_
Herzlichen Dank für den Literaturtipp!
Maximilian Schmitt
Ich werde mir einmal die Mühe machen und das gesamte Buch auf "archive.org" hochladen. Es ist nämlich eine unersetzliche Quelle für die Entstehungsgeschichte des Canon Romanus. Wenn Sie nämlich die beiden Riten vergleichen, so wird Ihnen auffallen, daß der mozarabische Ritus gar kein geschlossenes Hochgebet besitzt, trotzdem finden sich alle inhaltlichen Entsprechungen zum römischen Kanon und zum …Mehr
Ich werde mir einmal die Mühe machen und das gesamte Buch auf "archive.org" hochladen. Es ist nämlich eine unersetzliche Quelle für die Entstehungsgeschichte des Canon Romanus. Wenn Sie nämlich die beiden Riten vergleichen, so wird Ihnen auffallen, daß der mozarabische Ritus gar kein geschlossenes Hochgebet besitzt, trotzdem finden sich alle inhaltlichen Entsprechungen zum römischen Kanon und zum Offertorium verstreut über die sogenannte Vormesse, die man eigentlich gar nicht so nennen kann. Da nun von protestantischer Seite seit Cranmers Zeiten immer wieder die Kritik laut wird, der Canon Romanus besitze weder inhaltliche noch stilistische Geschlossenheit, so mag das daran liegen, daß die Redaktoren es mit sehr alten Textkomponenten zu tun hatten, die lange vor dem Kanon das Meßopfer bereicherten und das wohl schon seit der Zeit der Apostel. Logischerweise verlangte der Respekt keine Abänderung dieser Textmodule.

Zuallererst vergegenwärtige man sich die Diptychentafeln als Vorläufer unserer Kanontafeln. Diese enthielten seit frühester Zeit das Gedächtnis der Lebenden und Toten, der Apostel und Heiligen, sowie der Hierarchie der Kirche. Es ist anzunehmen, daß irgendwann sämtliche maßgeblichen, unveränderlichen Opfergebete, die zum Ordinarium gehörten, sich auf diesen Tafeln fanden. Die Frage war nun irgendwann die: sollte man es so weiter handhaben, wie im mozarabischen oder auch im gallikanischen Ritus, der ja auch kein geschlossenes Hochgebet kannte, oder war es für einen älteren Priester in einer Zeit ohne Brillengläser nicht einfacher, gleich einen kompakten Kanon auswendig zu beten, als ein Stück hier und da?

Es ist ausgeschlossen, daß in Hispanien und Gallien die liturgische Entwicklung zur Auflösung von bereits existierenden Hochgebeten führte, sondern der spanische Brauch war der älteste und in Rom war es wohl nicht anders bis ins 3. Jahrhundert. Der Grund mag einfach folgender gewesen sein: Da sich das Meßopfer liturgisch aus den jüdischen Berachah-Feiern und dem Seder-Mahl entstand, wo vier Kelche gesegnet wurden, gab es im Meßopfer zwar nur einen Kelch, aber vier Stationen der Heiligung, welche in der Konsekration kulminierten, genau wie im mozarabischen Ritus. Im Meßopfer wurden natürlich nicht einfach mehr zusätzlich Lämmer gegessen, aber im Opfergang brachten die Gläubigen ihre Speisen vor den Altar, die hinterher nach der Opferfeier geteilt wurden. Der mozarabische Ritus kennt noch diesen Opfergang.

Die Suche nach dem Urkanon ist eine Suche nach einem Phantom, weil es in Wahrheit um die Geschichte seiner Bestandteile geht. Außerdem finde ich es einen Unfug weiterhin diesem Treppenwitz der Gelehrten nachzulaufen, den man Traditio Apostolica Hippolyts nennt. Ein einziges geschlossenes Hochgebet zu haben ist eine Entwicklungsstufe der Rationalisierung und Straffung, welche erst später erfolgen konnte. Spanien hatte das also lange nicht mitgemacht und der mozarabische Ritus führte immerhin ein offizielles Nischendasein bis in die Zeit es Konzils. Auffällig ist im mozarabischen Ritus die große Zahl der Präfationen, die sich von der Konstanz der Opfergebete, mögen sich auch verstreut sein, unterscheidet. Als Justin der Märtyrer in seiner Beschreibung der Opferfeier bemerkte, daß der Zelebrant so viel Danke als er vermag, behauptete er nicht im mindesten die Beliebigkeit der Opfergebete, sondern diese waren gerade vom Dankgebet der Präfation unterschieden.

Wenn ich nun hingehe und die Opfergebete des mozarabischen Ritus' nach römischen Richtlinien aufreihe, bekomme ich ohne weiteres ein Offertorium und einen Kanon im römischen Sinn, zum Teil sogar mit wörtlichen Entsprechungen. Und ganz genauso wird man mir vorwerfen, daß die Teile stilistisch nicht immer ausgewogen zu einander passen wollen.