Kirchenvisionen einer großen Mystikerin. Von Pastor Frank Unterhalt
2024 steht in dreifacher besonderer Verbindung mit der seligen Anna Katharina Emmerick. Die berühmte deutsche Ordensfrau ist vor 250 Jahren in Coesfeld geboren, nämlich am 8. September 1774. Die Vollendung ihres irdischen Lebensweges im westfälischen Dülmen hat jüngst der 9. Februar hervorgehoben, denn ihr Todestag jährte sich an diesem Datum zum 200. Mal.
Vor zwei Jahrzehnten erfolgte schließlich ihre Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II., der in seiner Predigt am 3. Oktober 2004 herausstellte, dass die bekannte Mystikerin „das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ geschaut und leiblich erfahren hat.[1]
Tatsächlich empfing die Augustiner Chorfrau nach ihrer Zeit im Kloster Agnetenberg, das 1811 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde, die Wundmale des Herrn.
Untergekommen war sie im Pfarrhaushalt von Dülmen, wo es dann zur bedeutsamen Begegnung mit dem renommierten Schriftsteller Clemens Brentano kam. Dieser besuchte sie daraufhin fünf Jahre lang täglich, um ihre Visionen aufzuschreiben, die er später publizierte.[2]
Das Hauptwerk mit dem Titel Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi schildert bis ins Detail das Heilsgeschehen und den Tod des Erlösers. Die aufgezeichneten Schauungen der Seligen dienten Mel Gibson als Quelle für seinen großen Film Die Passion Christi.
Der stigmatisierten Anna Katharina Emmerick wurden jedoch nicht nur die Leiden des Herrn vor 2000 Jahren gezeigt, sondern auch die seines Mystischen Leibes heute.
Sie erhielt in ihren Visionen zahlreiche Bilder und Prophezeiungen über die Zukunft der Kirche. Sehr deutlich beschrieb sie den diabolischen Angriff durch die Freimaurerei – von außen und von innen: „Der Zustand der ganzen Kirche wurde ihr, wie immer in solchen Gesichten, im Bilde der Peterskirche gezeigt, und die in ununterbrochenem Vernichtungskampfe gegen sie begriffene, über den ganzen Erdkreis verzweigte geheime Sekte als das Reich des Widerchrists. Die Sekte empfängt ihre Signatur von dem apokalyptischen Tiere, das, aus dem Meere gestiegen, bei ihr weilt und sie zum Kampfe gegen die Herde Christi antreibt.“
Die Mystikerin erkannte, dass das angestrebte Ziel der Feinde die Infiltration und Zerstörung war. Sie sah „die Leute von der geheimen Sekte immerfort an der großen Kirche herunter brechen“ und schaute bei ihnen das abscheuliche Tier. „Es lag oft mitten unter ihnen, während sie arbeiteten; auch gingen sie zu ihm in die Höhle, in welche es sich manchmal verbarg. Während dessen sah ich hie und da durch die ganze Welt viele gute, fromme Leute und besonders Geistliche gequält, eingekerkert und gedrückt werden, und hatte die Empfindung, sie würden einstens neue Martyrer werden.“ Der feindliche Plan führte dazu, dass die „Abbrecher mit dem Tiere in die Kirche dringen“.[3]
Besondere Bedeutung kommt gewiss einer Vision zu, welche die stigmatisierte Ordensfrau über die Spitze der Hierarchie empfangen hat. Sie bekam ein „Bild von zwei Kirchen und zwei Päpsten“.
Anna Katharina Emmerick schaute, wie „eine andere dunkle Kirche in Rom entstand“ – ohne Altar und Heiligtum. Darin zog „ein jeder […] einen anderen Götzen aus seiner Brust und stellte ihn vor sich hin und betete ihn an“. Die Konsequenz war, „dass alle diese Götzen den ganzen Raum ausfüllten und dass die Kirche […] ganz voll von Götzen war“. Diese sah sie im Anschluss wieder in einen jeden hineinkriechen. „Das ganze Haus aber war dunkel und schwarz und alles, was darin geschah, war Dunkelheit und Finsternis.“
Sehr deutlich beschrieb die Mystikerin die Gegenüberstellung der beiden Kirchen: „Nun wurde mir auch der Vergleich gezeigt zwischen jenem Papst und diesem und zwischen jenem Tempel und diesem.“ Es wurde ihr „gesagt und gezeigt, wie schwach an Zahl und Beistand“ der eine war, „wie stark aber an Willen, indem er so viele (auch mit Zahl) Götter gestürzt“ habe. Den anderen schaute sie jedoch mit großer Anhängerschaft, wobei „er den einzig wahren Gott und die einzig wahre Andacht durch Gestattung des falschen Tempels in so viele Götter und falsche Andachten“ auflösen ließ. Das führte dazu, dass „tausend Götzen“ angebetet wurden, dem Herrn aber kein Platz eingeräumt war.[4]
Die falsche Kirche erhielt in der Beschreibung eine unmissverständliche Bezeichnung: „Ich sah auch, wie sehr übel die Folgen von dieser Afterkirche sein würden. Ich sah sie wachsen, ich sah viele Ketzer aller Stände nach der Stadt ziehen. […] Ich hatte das Bild wieder, wie die Peterskirche planmäßig durch die geheime Sekte abgetragen und auch durch Stürme abgebrochen werde.“[5]
Anna Katharina Emmerick schaute die diabolische Prägung der Afterkirche in erschütternder Dimension: „Diese Kirche ist voll Kot, Nichtigkeit, Plattheit und Nacht. […] Es ist alles hohler Dünkel. Die Wände sind steil, es ist Leerheit. Ein Stuhl ist Altar. Auf einem Tisch ist ein Totenkopf, bedeckt, zwischen den Lichtern. Manchmal wird er aufgedeckt; bei ihren Weihen brauchen sie bloße Degen. Es ist alles böse durch und durch, die Gemeinschaft der Unheiligen. Ich kann nicht sagen, wie abscheulich, verderblich, nichtig all ihr Treiben ist, das viele von ihnen selbst nicht kennen. Sie wollen in etwas Anderem ein Leib werden als im Herrn.“
Diese Abwärtsspirale erkannte die Mystikerin bis zur letzten Konsequenz, wobei sie hervorhob, dass das Gefährliche der Agenda die „scheinbare Unschuld“ und die zur Schau getragene Harmlosigkeit war, um Bosheit, Irrtum, Lüge und Heuchelei zu verbergen. „Es entstand ein Leib, eine Gemeinschaft außer dem Leibe Jesu, der Kirche, eine heilandslose Afterkirche, deren Geheimnis es ist, kein Geheimnis zu haben, und darum ist ihr Treiben überall ein anderes zeitliches, endliches, hoffärtiges, selbstgefälliges und somit verderbliches und […] zum Unheil führendes.“[6]
Der auserwählten Ordensfrau wurde gezeigt, wie weit die Verwüstung der Kirche gehen werde: „Es war nur noch der Boden und das Hinterteil, das andere war alles von der geheimen Sekte und den Kirchendienern selbst abgebrochen.“
Die Selige erblickte die „Zwölfe “, die sie als „neue Apostel“ erkannte. „Sie trugen die Kirche auf einen anderen Platz, und es war, als sänken mehrere Paläste wie Ährenfelder vor ihnen nieder.“
Anna Katharina Emmerick war zutiefst getroffen vom Ausmaß der Verwüstung: „Als ich die Peterskirche in ihrem abgebrochenen Zustande sah und wie so viele Geistliche auch an dem Werk der Zerstörung arbeiteten, ohne dass es einer vor dem andern öffentlich wollte getan haben, da empfand ich solche Betrübnis darüber, dass ich heftig zu Jesus schrie, Er solle sich erbarmen.“
Der Herr schenkte ihr die Antwort auf ihr Flehen: „Und ich sah meinen himmlischen Bräutigam vor mir, wie einen Jüngling, und Er sprach lange mit mir. Er sagte auch, dieses Wegtragen der Kirche bedeute, dass sie scheinbar ganz sinken werde; dass sie aber auf diesen Trägern ruhe und aus ihnen wieder hervorgehen werde; wenn auch nur ein katholischer Christ noch übrig sei, könne die Kirche wieder siegen, denn sie sei nicht im Verstande und Rate der Menschen gegründet. Er zeigte mir nun, wie es nie an Betern und Leidenden für die Kirche gefehlt. Er zeigte mir alles, was Er für die Kirche gelitten, und wie Er den Verdiensten und Arbeiten der Martyrer Kraft gegeben und wie Er nochmals alles leiden würde, so Er noch leiden könnte. Er zeigte mir auch in unzähligen Bildern das ganze elende Treiben der Christen und Geistlichen in immer weiteren und weiteren Kreisen durch die ganze Welt bis zu meiner Heimat und ermahnte mich zu ausharrendem Gebet und Leiden. Es war dieses ein unbeschreiblich großes, trauriges Bild, das nicht auszusprechen ist. Es wurde mir auch gezeigt, dass schier keine Christen im alten Sinne mehr da sind“.[7]
Im höchsten Elend jedoch schaute Anna Katharina Emmerick das Nahen der Rettung. Sie sah „im Himmel ein großes, leuchtendes Kreuz, an welchem der Heiland hing, aus dessen Wunden leuchtende Strahlenbüschel sich über die Welt verbreiteten. […] Die Kirche leuchtete ganz davon, und durch diesen Strahlenguß sah ich die meisten Seelen eingehen in den Herrn.“
Die selige Ordensfrau erkannte die herausragende Stellung der Gottesmutter im Heilsplan des Erlösers: „Ich sah aber auch ein rotes, leuchtendes Herz am Himmel schweben, aus welchem eine weiße Strahlenbahn in die Seitenwunde führte, und von welchem sich eine andere Strahlenbahn über die Kirche und viele Gegenden ausbreitete; und diese Strahlen saugten sehr viele Seelen ein, welche durch das Herz und die Lichtbahn in die Seite Jesu eingingen. Es wurde mir gesagt, es sei Maria dieses Herz.“[8]
So geht der Sieg am Ende des apokalyptischen Kampfes einher mit einer außerordentlichen Intervention der allerseligsten Jungfrau und himmlischen Königin. Die Mystikerin erblickte die „majestätische Frau über den großen Platz vor der Kirche wandeln. Ihren weiten Mantel hatte sie auf beide Arme gefasst und schwebte leise in die Höhe. Sie stand auf der Kuppel und breitete weit über den ganzen Raum der Kirche ihren Mantel, der wie vom Golde strahlte.“[9]
Deutlich wurde Anna Katharina Emmerick die immense Dimension des Triumphes gezeigt, denn sie „sah Alles neu werden und sich eine Kirche bis in den Himmel hineinbauen“.[10]
Bild: Gabriel von Max, gemeinfrei
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[1] Vgl. Papst Johannes Paul II., Predigt zur Seligsprechung am 3. Oktober 2004.
[2] Vgl. Biographie „Anna Katharina Emmerick (1774–1824)“, in: Anna Katharina Emmerick (1774-1824), Biografie; abgerufen am 17. Mai 2024.
[3] P. Karl Erhard Schmöger CSsR, Das Leben der gottseligen Anna Katharina Emmerich, 2. Band, Freiburg im Breisgau 1870, S. 501–502.
Bischof Peter Joseph Blum (Limburg) erteilte „nach vorgängiger Prüfung gerne die erbetene bischöfliche Approbation“ (ebd., S. II).
[4] Ebd., S. 490.492–493.
[5] Ebd., S. 493–494.
[6] Ebd., S. 79–80.
[7] Ebd., S. 511.
[8] Ebd., S. 178.
[9] Ebd., S. 176–177.
[10] Ebd., S. 494.
Vor zwei Jahrzehnten erfolgte schließlich ihre Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II., der in seiner Predigt am 3. Oktober 2004 herausstellte, dass die bekannte Mystikerin „das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ geschaut und leiblich erfahren hat.[1]
Tatsächlich empfing die Augustiner Chorfrau nach ihrer Zeit im Kloster Agnetenberg, das 1811 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde, die Wundmale des Herrn.
Untergekommen war sie im Pfarrhaushalt von Dülmen, wo es dann zur bedeutsamen Begegnung mit dem renommierten Schriftsteller Clemens Brentano kam. Dieser besuchte sie daraufhin fünf Jahre lang täglich, um ihre Visionen aufzuschreiben, die er später publizierte.[2]
Das Hauptwerk mit dem Titel Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi schildert bis ins Detail das Heilsgeschehen und den Tod des Erlösers. Die aufgezeichneten Schauungen der Seligen dienten Mel Gibson als Quelle für seinen großen Film Die Passion Christi.
Der stigmatisierten Anna Katharina Emmerick wurden jedoch nicht nur die Leiden des Herrn vor 2000 Jahren gezeigt, sondern auch die seines Mystischen Leibes heute.
Sie erhielt in ihren Visionen zahlreiche Bilder und Prophezeiungen über die Zukunft der Kirche. Sehr deutlich beschrieb sie den diabolischen Angriff durch die Freimaurerei – von außen und von innen: „Der Zustand der ganzen Kirche wurde ihr, wie immer in solchen Gesichten, im Bilde der Peterskirche gezeigt, und die in ununterbrochenem Vernichtungskampfe gegen sie begriffene, über den ganzen Erdkreis verzweigte geheime Sekte als das Reich des Widerchrists. Die Sekte empfängt ihre Signatur von dem apokalyptischen Tiere, das, aus dem Meere gestiegen, bei ihr weilt und sie zum Kampfe gegen die Herde Christi antreibt.“
Die Mystikerin erkannte, dass das angestrebte Ziel der Feinde die Infiltration und Zerstörung war. Sie sah „die Leute von der geheimen Sekte immerfort an der großen Kirche herunter brechen“ und schaute bei ihnen das abscheuliche Tier. „Es lag oft mitten unter ihnen, während sie arbeiteten; auch gingen sie zu ihm in die Höhle, in welche es sich manchmal verbarg. Während dessen sah ich hie und da durch die ganze Welt viele gute, fromme Leute und besonders Geistliche gequält, eingekerkert und gedrückt werden, und hatte die Empfindung, sie würden einstens neue Martyrer werden.“ Der feindliche Plan führte dazu, dass die „Abbrecher mit dem Tiere in die Kirche dringen“.[3]
Besondere Bedeutung kommt gewiss einer Vision zu, welche die stigmatisierte Ordensfrau über die Spitze der Hierarchie empfangen hat. Sie bekam ein „Bild von zwei Kirchen und zwei Päpsten“.
Anna Katharina Emmerick schaute, wie „eine andere dunkle Kirche in Rom entstand“ – ohne Altar und Heiligtum. Darin zog „ein jeder […] einen anderen Götzen aus seiner Brust und stellte ihn vor sich hin und betete ihn an“. Die Konsequenz war, „dass alle diese Götzen den ganzen Raum ausfüllten und dass die Kirche […] ganz voll von Götzen war“. Diese sah sie im Anschluss wieder in einen jeden hineinkriechen. „Das ganze Haus aber war dunkel und schwarz und alles, was darin geschah, war Dunkelheit und Finsternis.“
Sehr deutlich beschrieb die Mystikerin die Gegenüberstellung der beiden Kirchen: „Nun wurde mir auch der Vergleich gezeigt zwischen jenem Papst und diesem und zwischen jenem Tempel und diesem.“ Es wurde ihr „gesagt und gezeigt, wie schwach an Zahl und Beistand“ der eine war, „wie stark aber an Willen, indem er so viele (auch mit Zahl) Götter gestürzt“ habe. Den anderen schaute sie jedoch mit großer Anhängerschaft, wobei „er den einzig wahren Gott und die einzig wahre Andacht durch Gestattung des falschen Tempels in so viele Götter und falsche Andachten“ auflösen ließ. Das führte dazu, dass „tausend Götzen“ angebetet wurden, dem Herrn aber kein Platz eingeräumt war.[4]
Die falsche Kirche erhielt in der Beschreibung eine unmissverständliche Bezeichnung: „Ich sah auch, wie sehr übel die Folgen von dieser Afterkirche sein würden. Ich sah sie wachsen, ich sah viele Ketzer aller Stände nach der Stadt ziehen. […] Ich hatte das Bild wieder, wie die Peterskirche planmäßig durch die geheime Sekte abgetragen und auch durch Stürme abgebrochen werde.“[5]
Anna Katharina Emmerick schaute die diabolische Prägung der Afterkirche in erschütternder Dimension: „Diese Kirche ist voll Kot, Nichtigkeit, Plattheit und Nacht. […] Es ist alles hohler Dünkel. Die Wände sind steil, es ist Leerheit. Ein Stuhl ist Altar. Auf einem Tisch ist ein Totenkopf, bedeckt, zwischen den Lichtern. Manchmal wird er aufgedeckt; bei ihren Weihen brauchen sie bloße Degen. Es ist alles böse durch und durch, die Gemeinschaft der Unheiligen. Ich kann nicht sagen, wie abscheulich, verderblich, nichtig all ihr Treiben ist, das viele von ihnen selbst nicht kennen. Sie wollen in etwas Anderem ein Leib werden als im Herrn.“
Diese Abwärtsspirale erkannte die Mystikerin bis zur letzten Konsequenz, wobei sie hervorhob, dass das Gefährliche der Agenda die „scheinbare Unschuld“ und die zur Schau getragene Harmlosigkeit war, um Bosheit, Irrtum, Lüge und Heuchelei zu verbergen. „Es entstand ein Leib, eine Gemeinschaft außer dem Leibe Jesu, der Kirche, eine heilandslose Afterkirche, deren Geheimnis es ist, kein Geheimnis zu haben, und darum ist ihr Treiben überall ein anderes zeitliches, endliches, hoffärtiges, selbstgefälliges und somit verderbliches und […] zum Unheil führendes.“[6]
Der auserwählten Ordensfrau wurde gezeigt, wie weit die Verwüstung der Kirche gehen werde: „Es war nur noch der Boden und das Hinterteil, das andere war alles von der geheimen Sekte und den Kirchendienern selbst abgebrochen.“
Die Selige erblickte die „Zwölfe “, die sie als „neue Apostel“ erkannte. „Sie trugen die Kirche auf einen anderen Platz, und es war, als sänken mehrere Paläste wie Ährenfelder vor ihnen nieder.“
Anna Katharina Emmerick war zutiefst getroffen vom Ausmaß der Verwüstung: „Als ich die Peterskirche in ihrem abgebrochenen Zustande sah und wie so viele Geistliche auch an dem Werk der Zerstörung arbeiteten, ohne dass es einer vor dem andern öffentlich wollte getan haben, da empfand ich solche Betrübnis darüber, dass ich heftig zu Jesus schrie, Er solle sich erbarmen.“
Der Herr schenkte ihr die Antwort auf ihr Flehen: „Und ich sah meinen himmlischen Bräutigam vor mir, wie einen Jüngling, und Er sprach lange mit mir. Er sagte auch, dieses Wegtragen der Kirche bedeute, dass sie scheinbar ganz sinken werde; dass sie aber auf diesen Trägern ruhe und aus ihnen wieder hervorgehen werde; wenn auch nur ein katholischer Christ noch übrig sei, könne die Kirche wieder siegen, denn sie sei nicht im Verstande und Rate der Menschen gegründet. Er zeigte mir nun, wie es nie an Betern und Leidenden für die Kirche gefehlt. Er zeigte mir alles, was Er für die Kirche gelitten, und wie Er den Verdiensten und Arbeiten der Martyrer Kraft gegeben und wie Er nochmals alles leiden würde, so Er noch leiden könnte. Er zeigte mir auch in unzähligen Bildern das ganze elende Treiben der Christen und Geistlichen in immer weiteren und weiteren Kreisen durch die ganze Welt bis zu meiner Heimat und ermahnte mich zu ausharrendem Gebet und Leiden. Es war dieses ein unbeschreiblich großes, trauriges Bild, das nicht auszusprechen ist. Es wurde mir auch gezeigt, dass schier keine Christen im alten Sinne mehr da sind“.[7]
Im höchsten Elend jedoch schaute Anna Katharina Emmerick das Nahen der Rettung. Sie sah „im Himmel ein großes, leuchtendes Kreuz, an welchem der Heiland hing, aus dessen Wunden leuchtende Strahlenbüschel sich über die Welt verbreiteten. […] Die Kirche leuchtete ganz davon, und durch diesen Strahlenguß sah ich die meisten Seelen eingehen in den Herrn.“
Die selige Ordensfrau erkannte die herausragende Stellung der Gottesmutter im Heilsplan des Erlösers: „Ich sah aber auch ein rotes, leuchtendes Herz am Himmel schweben, aus welchem eine weiße Strahlenbahn in die Seitenwunde führte, und von welchem sich eine andere Strahlenbahn über die Kirche und viele Gegenden ausbreitete; und diese Strahlen saugten sehr viele Seelen ein, welche durch das Herz und die Lichtbahn in die Seite Jesu eingingen. Es wurde mir gesagt, es sei Maria dieses Herz.“[8]
So geht der Sieg am Ende des apokalyptischen Kampfes einher mit einer außerordentlichen Intervention der allerseligsten Jungfrau und himmlischen Königin. Die Mystikerin erblickte die „majestätische Frau über den großen Platz vor der Kirche wandeln. Ihren weiten Mantel hatte sie auf beide Arme gefasst und schwebte leise in die Höhe. Sie stand auf der Kuppel und breitete weit über den ganzen Raum der Kirche ihren Mantel, der wie vom Golde strahlte.“[9]
Deutlich wurde Anna Katharina Emmerick die immense Dimension des Triumphes gezeigt, denn sie „sah Alles neu werden und sich eine Kirche bis in den Himmel hineinbauen“.[10]
Bild: Gabriel von Max, gemeinfrei
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[1] Vgl. Papst Johannes Paul II., Predigt zur Seligsprechung am 3. Oktober 2004.
[2] Vgl. Biographie „Anna Katharina Emmerick (1774–1824)“, in: Anna Katharina Emmerick (1774-1824), Biografie; abgerufen am 17. Mai 2024.
[3] P. Karl Erhard Schmöger CSsR, Das Leben der gottseligen Anna Katharina Emmerich, 2. Band, Freiburg im Breisgau 1870, S. 501–502.
Bischof Peter Joseph Blum (Limburg) erteilte „nach vorgängiger Prüfung gerne die erbetene bischöfliche Approbation“ (ebd., S. II).
[4] Ebd., S. 490.492–493.
[5] Ebd., S. 493–494.
[6] Ebd., S. 79–80.
[7] Ebd., S. 511.
[8] Ebd., S. 178.
[9] Ebd., S. 176–177.
[10] Ebd., S. 494.