Maximilian Schmitt
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Alt-englischer Sarum-Ritus: Gebet zur Handausstreckung

@Oenipontanus , können Sie mir erklären, wieso es keinen Liturgiewissenschaftler gibt, der sich im Zusammenhang mit der Liturgiereform und dem Novus Ordo der Bischofskonsekration mit dem Sarum-Ritus beschäftigt, dessen Ähnlichkeit mit den Weihegebeten des sogenannten Sinodos doch ins Auge sticht?

Da Sie doch gerne heiße Eisen anfassen: Es ist doch auffällig, daß es lange Zeit in der katholischen Kirche keine einheitliche Seelenlehre gegeben hatte. Selbst Augustinus, bei allen Verdiensten, zeigt Unsicherheiten fernab heutiger Sicherheiten. Wie sollte aber die Christologie der ersten sieben Konzilien verstehbar sein, ohne die dazu passende Seelenlehre, die dann auch auf Christus angewendet wird. Es gibt also keine orthodoxe Christologie ohne dazu passende Anthropologie.

Im Sinne dieser Spekulationen kam es jetzt bei etlichen Denkern Frühzeit zu kultischen Interpolationen ihrer originellen und "origenistischen" Ideen in die liturgischen Texte, wie wir sie im Sinodos und in der pseudo-klementinischen Literarur finden. Und Teil dieser Spekulationen waren auch Begrifflichkeiten, welche die Sündenlosigkeit Christi durch den totalen Besitz des aus der Gottheit hervorgehenden "kosmischen Verstandes", also des "hegemonikon pneuma", erklären sollten, eines Begriffes also, welcher der Stoa entlehnt wurde. Dieses "pneuma" gesellte sich Jesus von Nazareth, in welchem Augenblick auch immer, als "Daimon (Begleiter)" hinzu und machte ihn durch den Vollbesitz der kosmischen Weisheit zum Christus, so die Theorie. Dieses "hegemonikon pneuma" will Clemens von Alexandrien ausdrücklich vom "hagion pneuma" unterschieden wissen, da Ersteres der Garant der Irrtumslosigkeit der "logoi spermatikoi" auch der heidnischen Weisen vor Christus gewesen sein soll. Christus konnte nun nicht weniger davon haben als Platon.

Darüber hinaus gibt es aber davon unbeleckte liturgische Beispiele, siehe eben dieses Gebet aus dem Sarum-Ritus, dessen Existenz nur durch die alt-keltische Liturgie erklärt werden kann. Es muß also aus Kleinasien über Lyon und Gallien nach Britannien gekommen sein und hatte im äußersten Westen, wo die Angelsachsen das Christentum nie haben ausrotten können, überlebt. Nach der Beilegung des anachronistischen Osterfeststreites im äußersten Westen der Christenheit im 9. Jhr., fand dieses alt-keltische Chirotonie-Gebet als liturgisches "Trostpflaster" seinen Eingang in die nunmehr gültige Weiheliturgie und wurde zum Chirothesie-Gebet. Eine andere Erklärung gibt es nicht, weil dieses Gebet in dieser Abfassung sonst nirgendwo auftaucht.

Es ist so einfach und so kurz, daß es sehr alt sein muß!

Et respondeant omnes : Amen.
Et tunc sequatur oratio elevata aliquantulum voce, et manu super eum dextera extensa.

Pater sancte, omnipotens Deus, qui per Dominum nostrum Jesum Christum ab initio cuncta creasti, et postmodum in fine temporum secundum pollicitationem quam Abraham patriarcha noster acceperat, ecclesiam quoque sanctorum congregatione fundasti, ordinatis rebus per quas legibus a te datis disciplinæ religio regeretur : præsta ut hic famulus tuus sit tuis ministeriis cunctisque fideliter gerendis officiis dignus, ut antiquitus instituta sacramentorum possit mysteria celebrare, et per te in summum ad quod assumitur sacerdotium consecretur. Sit super eum benedictio tua, licet manu nostra sit porrecta. Præcipe, Domine, huic pascere oves tuas , ac tribue ut in commissa gregis custodia sollicitus pastor vigilet. Spiritus huic sanctus tuus cœlestium charismatum divisor assistat, ut sicut electus gentium doctor instituit, sit justitia non indigens, benignitate pollens, hospitalitate diffusus ; servet in exhortationibus alacritatem, in persecutionibus fidem, in caritate patientiam, in veritate constantiam, in hæresibus ac vitiis omnibus odium sciat, in æmulationibus nesciat ; in judiciis gratiosum esse sinas, et gratum esse concedas. Postremo omnia a te largiter discat, quæ salubriter tuos doceat. Sacerdotium ipsum opus esse existimet, non dignitatem. Proficiant ei honoris augmenta, etiam ad incrementa meritorum : ut per hæc sicut apud nos nunc asciscitur in sacerdotium , ita apud te postea asciscatur in regnum. Benedictio de septiformi Spiritu, sic :
Spiritus sanctus septiformis veniat super te, et omnis benedictio, quæ in scripturis sanctis scripta est, super te veniat. Confirmet te Deus Pater, et Filius, et Spiritus sanctus, ut habeas vitam æternam , et vivas in sæcula sæculorum .