Meine Einschätzung zum 'Buch der Wahrheit'.
Lieber XXX, ich hoffe, du erlaubst mir hier mal die Rolle des Advocatus Diaboli zu ergreifen. Ich habe mir seit unserer Begegnung ziemlich viele Gedanken gemacht zum 'Buch der Wahrheit'. Nach wie vor bin ich äußerst skeptisch gegenüber diesen 'Offenbarungen'. Ich hoffe, dass du erkennst, dass ich es mir hier nicht einfach mache und blind gegen etwas wettere, das ich halt für doof oder für gefährlich halte. Ich denke vielmehr, dass ich hier trifftige Gründe heranziehen kann, um zu belegen, dass es sich lohnt, den Wahrheitsanspruch dieser Offenbarungen zu hinterfragen.
Insofern du diese 'Offenbarungen' ja ziemlich energisch bewirbst, trägst du ja auch eine enorme Verantwortung, insbesondere da du ein ausgebildeter Theologe bist. Sollte es sich nämlich um eine Machenschaft der Gegenseite handeln, wäre das nicht nur für dich fatal, sondern auch für all jene, die du von deiner Sichtweise überzeugt hast. Mir ist natürlich auch klar, dass du fest davon überzeugt bist, dass dies nicht der Fall ist und dass du diese 'Offenbarungen' als von Gott kommend betrachtest.
Ich hingegen bin davon überzeugt, dass die Schriften zwar gut gemacht sind, aber dass sie über's Ziel hinaus schießen. Vielleicht kennst du den Spruch, der Hildegard von Bingen nachgesagt wird: "Wen der Teufel nicht mit dem Bösen verführen kann, den verführt er mit einem Zuviel des Guten." Das ist eine exakte Beschreibung meiner Befürchtungen bezüglich dem 'Buch der Wahrheit'.
Jetzt zu meinem Hauptanliegen: Einfach zu behaupten, dieses oder jenes sei die Wahrheit, bzw. dieses oder jenes sei der angekündigte Siegel aus dem Buch der Offenbarung genügt nicht. Es bedarf dazu einer oder mehrerer Beglaubigungen.
Wenn es sich um etwas Belangloses handeln würde, könnte man darüber hinweggehen. Dann würde der Eine es eben glauben, der Andere halt nicht, - was soll's? Ob ich mich für Schokoladeneis entscheide, oder für Erdbeereis, weil irgendjemand behauptet hat, Erdbeere sei das beste Eis der Welt, kümmert letzlich niemanden.
Hier aber geht es um letzte Dinge, entscheidende Dinge, um unser Seelenheil. Wenn nun Gott uns eine Botschaft mit solch überwältigender Tragweite zukommen lassen will, so wird Er für eine stichhaltige und eindrückliche Beglaubigung sorgen. Die Beglaubigung kann nicht in der Botschaft selbst liegen. Das wäre das gleiche Manko, welches im Koran drinsteckt. Dort behauptet eben der Koran in sich selbst, dass er das schönste Buch sei, und dass eben diese Schönheit der Beweis für seine Echtheit sei. Gott arbeitet nicht mit solchen Zirkelschlüssen.
Gott hat für Seine Herabkunft in Bethlehem viele adventliche Hinweise vorrausgeschickt, die Ihn sehr eindrucksvoll bestätigten, als Er dann in die Welt kam. Zudem hat Er es nicht an Beglaubigungen mangeln lassen, während Er auf Erden wandelte. Unzählige Wunder und Zeugnisse bestätigen Ihn bis auf den heutigen Tag. Die Bestätigungen Gottes sind zwar immer so, dass sie den freien Willen des Menschen berücksichtigen und diesen niemals zwingen. Aber wer Ohren hat zu hören, der hört Seine Stimme.
Jetzt befinden wir uns natürlich bei der Zentraloffenbarung, in welcher Gott Sich Selbst uns offenbart. Vergleiche sind hier sicherlich schwierig. Schauen wir also lieber auf eine spätere Offenbarung, die insofern mit dem 'Buch der Wahrheit' vergleichbar ist, weil es sich ebenfalls um eine endzeitliche Offenbarung handelt, - Fatima.
Betrachten wir zunächst die Seherkinder. Es handelt sich zunächst um relativ normale Kinder. Es scheint nicht so zu sein, dass deren Frömmigkeit weit überdurchnittlich war. Aber die Veränderung, die in ihnen durch die Erscheinungen ausgelöst wurden, legen selbst Zeugnis davon ab, dass hier Gott selbst bzw. die Gottesmutter am Werk waren. Wir können dieses Phänomen ein wenig mit der Berufung der Jünger vergleichen. Auch hier handelte es sich um recht durchschnittliche Menschen, an denen gerade aus diesem Grund das Handeln Gottes offenbar werden konnte.
Wir kennen auch andere Formen der Zeugenschaft. So war zum Beispiel die Hl. Gertrud von Kindheit an engelsgleich. Sie war so rein, dass sie eher ein Abbild der Gottesmutter war, als ein Abbild der Jünger. In ihrem Fall werden ihre Visionen eben u.A. durch ihre Reinheit beglaubigt.
Im Falle von Mary Divine Mercy fehlen solche Beglaubigungen gänzlich. Wir haben es hier mit einer Quelle zu tun, die sich unserer Beobachtung weitgehend entzieht und somit als Beglaubigung wegfällt. Ich vernachlässige hier mal die Informationen, die durch Kath.net u. A. ein eher schlechtes Licht auf die Seherin geworfen haben. Wenn es sich wirklich um eine göttliche Offenbarung handeln sollte, wäre es durchaus naheliegend, dass der Widersacher ein großes Interesse daran hätte, deren Licht zu verdunkeln. Solche Anfechtungen fehlten ja auch nicht in Fatima oder in Lourdes. Allerdings bleibt ein Nachgeschmack. Hätte Gott nicht die Möglichkeit wahrgenommen, seine Zeugin trotz der Anfechtungen wieder ins rechte öffentliche Licht zu rücken, wie er es ja bei den beiden genannten Erscheinungen getan hatte?
Wenn ich es richtig sehe, haben wir es in diesem Fall genau mit jenem Zirkelschluss zu tun, den ich oben genannt habe. Die Zeugin zeugt für sich selbst. Dummerweise entspricht das Selbstzeugnis in keiner Weise dem Zeugnis, welches wir durch äußere Quellen erhalten haben. Ich finde in diesem Punkt keine Bestätigung dafür, dass es sich um eine göttliche Offenbarung handelt. Wenden wir uns also einem anderen Punkt zu, - der Bestätigung durch Wunder.
Ich behaupte einmal folgende Formel: "Je bedeutsamer die Botschaft, desto größer das Wunder." Ich glaube, dass Fatima hier eine besondere Rolle zukommt. Das Sonnenwunder und das damit einhergehende Bekehrungswunder ist sicherlich nach der Auferstehung des Herrn eines der eindruckvolltsten Wunder der Geschichte. Man kann es vielleicht noch in eine Reihe stellen mit dem Wunder des Bildes auf der Tilma des Indios Juan Djego in Mexiko. Auch dort folgte eine gigantische Bekehrungswelle. Wenn also die Botschaft vom 'Buch der Wahrheit' wirklich DIE große Warnung vor dem apokalyptischen Szenario sein soll, dann sollte sie eine ähnlich deutliche Unterschrift besitzen wie Fatima und Mexiko-City.
So kleine und unbedeutende Wunder, wie sie in jedem zweitklassigen, charismatischen Lobpreiszirkel stattfinden, lasse ich hier nicht gelten. Selbst solche Wunder, die hin und wieder Begleiterscheinungen von sogenannten Privatoffenbarungen waren, reichen mir hier nicht. Es handelt sich nämlich weder in Lourdes, noch in Fatima oder Mexico-City um Privatoffenbarungen. Auch das 'Buch der Wahrheit' ist ja nicht nur zur Auferbauung der Seherin und deren Heiligung gedacht, sondern ist an eine weltweite Öffentlichkeit gerichtet. Jedenfalls mehr als Lourdes oder Mexiko-City, die zunächst nur an einen regional beschränkten Kulturkreis gerichtet waren. Das 'Buch der Wahrheit' überragt, wenn es denn wahr ist, womöglich in seiner Bedeutung die Erscheinungen von Fatima.
Bei einem solch gewaltigen Eingreifen des Herrn erwarte ich einen gigantischen Trommelwirbel. Das muss sich wie eine 'ex cathedra' Verkündigung vom alltäglichen Lehramt abheben. Und, versteh' mich bitte nicht falsch. Ich erwarte das nicht etwa, weil ich hier eine merkwürdig, überzogene Vorstellung von Gott habe. Ich möchte Ihm auch keine Vorschriften machen, wie Er sich bei einer Erscheinung bitteschön anzukündigen habe. Ich glaube lediglich, dass Gott eine gewisse Erkennbarkeit an sich hat. Die Schafe erkennen ihren Hirten an seiner Stimme. Wenn Gott sich uns eindeutig erkennbar machen will, wird Er sicherlich nicht mit verstellter Stimme anklopfen.
Sicherlich wirkt Gott oft im Verborgenen. Aber wenn Er sich zu erkennen gibt, dann legt Er die Karten auf den Tisch. Es ist ein Anderer, der sich nicht so gerne offen zeigt und aus dem Verborgenen (okkulten) heraus Einfluss nehmen will. Und ich sehe, dass das 'Buch der Wahrheit' eher dessen Handschrift trägt, als die Unterschrift des Allmächtigen Gottes.
Ich nehme an, dass das harter Tobak sein dürfte für dich. Aber bedenke: Der Teufel ist nicht nur der große Widersacher Gottes, sondern auch Sein Nachäffer. Jetzt in der Endzeit, in welcher Satan weitgehend freie Hand gewährt bekommen hat, um uns zu sieben, beherrscht er diese Nachäffung fast bis zu Perfektion. Da er als geistiges Wesen auch Einblick in unseren Geist haben kann, hat er auch die Möglichkeit Dinge in der Zukunft zu erkennen, die bisher nur im Geiste gewisser einflussreicher Menschen in Planung sind. Er kann uns daher mit eindrucksvollen Vorhersagen beeindrucken. Auch manche 'Wunder' kann er bewirken, weil er durch seinen geistigen Einfluss auch auf den Körper einwirken kann. Auf diese Weise kann er auch einige eindrucksvolle 'Phänomene' bewerkstelligen.
Eines aber wird ihm niemals gelingen. Er wird nicht aus einem ganz normalen Menschen einen heiligmäßigen Menschen machen können. Er wird zwar ebenfalls versuchen das nachzuäffen und wird viele damit täuschen, aber wirkliche Demut wird für ihn dabei nicht rauskommen, weil das seiner hochmütigen Natur diametral entgegensteht. Und weil er das nicht beherrscht, unterschreibt der wahre Gott seine Dokumente mit einfachen und demütigen Werkzeugen.
Ebenso zeigt Gott seine Allmacht, indem er seine Offenbarungen mit solchen Wundern bezeugt, die für den Nachäffer unerreichbar bleiben, weil dieser nur ein bisschen mit den Naturgewalten rumhantieren kann, aber sie nicht in der Weise beherrscht, wie sie nur derjenige beherrschen kann, welcher der Urheber und Schöpfer der Natur und ihrer Gesetze ist.
Nach meiner Einschätzung fallen also zwei wichtige Zeugen aus, welche die Rechtmäßigkeit der Offenbarungen des 'Buches der Wahrheit' hätten bezeugen können. Bleibt also nur ein Zeuge übrig. Das Buch selbst. Und das ist wie ich oben beschrieben habe ein Zirkelschluss.Es ist der gleiche Zirkelschluss wie beim Koran. Und über dessen Urheberschaft bestehen bei mir keine Zweifel.