M.RAPHAEL
41,1 Tsd.

Anselm Grün ist ganz normal

Am 26.12.2019 strahlte das ZDF folgende Dokumentation, Das Phänomen Anselm Grün, aus:

www.zdf.de/…/das-phaenomen-a…

Die Sendung gibt einem zu denken, vor allem weil sie einen wunderbaren Einblick in die Mentalität der normalen Kleriker der Vat. 2 Kirche gibt.

Ich kenne Münsterschwarzach ein wenig. Die Benediktiner sind sehr geschäftstüchtig. Sie machen keine Fehler. Sie wissen ganz genau, was sie tun müssen, um ihrem Klientel, den Menschen zu gefallen, die genauso normal sind wie sie selbst. Ich schätze sie, aber bluten mit Wundmalen oder zittern in Konvulsionen der Liebesmystik tun sie nicht. Alles ist geplant und durchdacht bis zum nächsten Rechenschieber.

Vorne weg ist natürlich Anselm Grün. So einsiedlerisch er aussieht, so kleinbürgerlich normal ist das, was er in seinen unzähligen Glücksratgebern immer wiederholt. "Ihr seid OK. Habt Mut, euer Leben in Fülle zu feiern. Gott liebt euch in jedem Fall. Seid offen. Seid nicht traditionell, sonst werdet ihr zu eng. Ihr braucht keine Angst zu haben, usw. und sofort." Es ist eine unablässige Bestätigung der Befindlichkeit des Normalbürgers durch eine Art Hippieguru. Jedem Gast gibt er 15 Minuten. Er hört zu, was die Menschen wollen. Das geht ins nächste Buch ein.

Damit steht er, wie ganz Münsterschwarzach, für die Vat. 2 Kirche. Es stellt sich die akute Frage, ob man diesen einfachen und normalen Leuten vorwerfen darf, wenn sie sich nicht in der traditionellen Liturgie mit dem Herrn aufopfern wollen. Es geht ihnen gut. Sie haben alles. Sie passen in die Normalität und verdienen deshalb gutes Geld. Warum sollen sie opfern oder verzichten? Das Opfern lieben nur die Verrückten, weil sie nicht zur Mehrheit passen. Versuchen diese nicht, den Normalen mit dem Lobpreis des Opfergedankens deren relativen Vorteil zu nehmen? Da ist was dran.

Die letzten Stunden habe ich darüber nachgedacht. Es scheint sehr einleuchtend, dass man ihnen die alte Kirche nicht zumuten kann. Sie wollen in der Konzelebration ihre Durchschnittlichkeit feiern. Warum soll man ihnen das nicht gönnen? Ihre Übereinstimmung mit dem Mehrheitsgeschmack und dem folgenden Reichtum könnte ja ein Gnadengeschenk Gottes sein.

Mit dieser weltlich soziologischen Perspektive könnte man jetzt den Eifer für Gott und Seine Heilige Kirche beenden und jeden sein Ding machen lassen. Aber es fehlt der Einwand durch den Kern des Glaubens, die Dimension des Wunders:

Maria hat den Herrn vom Heiligen Geist empfangen und jungfräulich geboren. Sie hat niemals aufgehört, Jungfrau zu sein. Der Herr hat selbst Wunder gewirkt und ist von den Toten auferstanden. Die Heiligen weisen sich durch Wunder aus. Man sieht, das Reich Gottes ist wesentlich Wunder und deshalb können irdische Kausalvorstellungen aus dem Reich des Herrn der Welt, wenn überhaupt, immer nur sehr begrenzt als Entschuldigung für mangelnde Gottesverehrung geltend gemacht werden.

Jeder Mensch, der vom Heiligen Geist berufen wird, kann sich prinzipiell, egal welchen bürgerlich normalen oder sonst einen Hintergrund er auch immer hat, zu Gott bekehren. Tut er dies nicht, dann ist er schuldig. Er ist hochmütig statt demütig. Er will Gott nicht gehorchen. Er will sich nicht beugen. Er will nicht knien. Er will selbst die Kontrolle behalten. Er liebt die Macht und sein Geld und nicht die Liebe.

Viele Vat. 2 Kleriker werden beim Jüngsten Gericht versuchen, sich darauf hinauszureden, dass sie sich nicht berufen gefühlt haben, deshalb wenig oder keinen Glauben hatten und folglich das Irdische (Politik, Ökologie, etc.) gewählt haben, um eine humanistisches Liebesparadies auf der Erde zu errichten. Also hätten sie ja doch irgendwie der Liebe gedient.

Wir werden antworten: Nein, der Heilige Geist hat bei euch angeklopft. Ihr habt nur nicht aufgemacht. Ihr wolltet nicht knien. Zu sicher wart ihr euch durch euren materiellen Erfolg und eure Normalität. Warum sich dem unkontrollierbaren Geheimnis anvertrauen, wenn man selber Chef ist? Warum sich mit dem Herrn kreuzigen lassen, wenn man mit der eigenen Vernunft die Dinge im Griff hat? Euer irdisches Paradies entsprang eurer eigenen Vorstellung von Liebe, aber nicht der des Herrn. Auf Ihn wolltet ihr gerade nicht hören.

Eure hochmütige Einstellung habt ihr auch den berufenen, euch anvertrauten Gottsuchern weitergegeben. Mit eurem mittelalterlichen Gewand, eurem Scheinkirchentum und oberflächlichem Gerede von Gott habt ihr sie betrogen. Ihr habt ihnen nicht den Weg zum Kreuz gezeigt, sondern habt sie in ihrem Hochmut und ihrer Gier nach sinnlicher Lust noch bestärkt. Eure irdische Veranlagung oder soziale Situation entschuldigt euch nicht. Ihr seid schuldig.

Ihr habt sie aber nicht nur um den Himmel betrogen, sondern auch um ein erfülltes irdisches Leben vor Gott. Man muss sich nur mal z.B. mit der Motivation von Balletschülern beschäftigen, um klar zu erkennen, wie wichtig die Ganzhingabe für Menschen ist. Auch die Möglichkeit dazu habt ihr euren Schäfchen genommen, dadurch dass ihr sie in ihrer Mittelmäßigkeit, Verruchtheit und Gier bestätigt habt. Motto: "Du bist zwar ein dreckiges treuloses, ehebrechendes und abtreibendes Schwein ohne hehre Ziele, aber du bist gut, so wie du bist." Unglaublich. Ihr seid schuldig.
Salzburger
Ja, nicht umsonst ist unser Knien anstrengend, während der LotusSitz mit etwas Routine sehr bequem ist...
"Das Christentum ist nichts für die Mittelschichten - weder die ökonomischen, noch die intellektuellen. Mithin hat es heute keine Zukunft." (GOMEZ DAVILA)
nujaas Nachschlag
Wir werden antworten?
Nicolaus
Kommt mir so vor als müsse man fragen, welcher Mensch verbirgt sich hinter der Maske Anselm Grün?
Santiago_
"Ihr habt sie aber nicht nur um den Himmel betrogen, sondern auch um ein erfülltes irdisches Leben vor Gott. [...] Auch die Möglichkeit dazu habt ihr euren Schäfchen genommen, dadurch dass ihr sie in ihrer Mittelmäßigkeit, Verruchtheit und Gier bestätigt habt. Motto: "Du bist zwar ein dreckiges treuloses, ehebrechendes und abtreibendes Schwein ohne hehre Ziele, aber du bist gut, so wie du bist." …Mehr
"Ihr habt sie aber nicht nur um den Himmel betrogen, sondern auch um ein erfülltes irdisches Leben vor Gott. [...] Auch die Möglichkeit dazu habt ihr euren Schäfchen genommen, dadurch dass ihr sie in ihrer Mittelmäßigkeit, Verruchtheit und Gier bestätigt habt. Motto: "Du bist zwar ein dreckiges treuloses, ehebrechendes und abtreibendes Schwein ohne hehre Ziele, aber du bist gut, so wie du bist." Unglaublich. Ihr seid schuldig." Durchaus harte, aber absolut zutreffende Worte. Ob gelegen oder ungelegen (2. Tim 4) 👍 🤗