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Autor von „Der Diktator Papst“ zitiert Kardinal: „90 Prozent des Buches sind unanfechtbar“

Gloria.tv: Ihr brillantes Buch „Der Diktator Papst“ sorgte für viel Aufsehen. Welche Reaktion hat Ihnen am meisten gefallen?

Henry Sire:
Was mich am meisten gefreut hat, ist, dass das Buch in hohen kirchlichen Kreisen sofort wahrgenommen wurde. Ein Kardinal, der den Vatikan gut kennt, sagte: „90 Prozent des Buches sind unanfechtbar.“ Das spiegelt die Sorge über die Art und Weise, wie Papst Franziskus die Kirche regiert.

Gloria.tv: Welche Reaktion haben Sie am wenigsten erwartet?

Henry Sire:
Ein Freund sagte mir, dass er von mindestens drei Leuten gehört hat, die durch die Lektüre des Buches zum traditionellen Katholizismus geführt wurden. Das habe ich nicht erwartet, weil ich das Buch von einem lehramtlich neutralen Blickwinkel geschrieben habe, damit es alle Flügel in der Kirche ernst nehmen. Allerdings sollte klar sein, dass das einzige Gegengift zu dem, was in diesen Tagen geschieht, ein Papst ist, der sein Amt auf eine traditionelle Weise versteht – als ein Amt, das Recht und Gerechtigkeit unterworfen ist, sowie als Garant für die Bewahrung des Glaubensgutes.

Gloria.tv: Warum haben Sie das Buch anonym veröffentlicht?

Henry Sire:
Ich habe anonym publiziert, weil ich die Repressalien vermeiden wollte, die im gegenwärtigen Pontifikat nur allzu vertraut sind. Ich befürchtete diese nicht nur für mich, sondern vor allem für jene, welche der Vatikan mit mir assoziiert.

Gloria.tv: Warum haben Sie sich doch dazu entschlossen, Ihren Namen preiszugeben?

Henry Sire:
Ich bin immer davon ausgegangen, dass meine Identität bald aufgedeckt würde. Jedenfalls sah ich ein, als ich einen Vertrag für den Druck des Buches unterzeichnete, dass es für die Werbung und das Marketing notwendig war, zu enthüllen, wer ich bin.

Gloria.tv: Haben Sie viele Angriffe auf Ihre Person erfahren?

Henry Sire:
Bisher war das Schlimmste, das ich erlitten habe, der Vorwurf, ein Traditionalist zu sein.

Gloria.tv: Hat Ihnen das Umfeld von Papst Franziskus „Unterscheidung, Begleitung und Barmherzigkeit“ entgegengebracht?

Henry Sire:
Es ist zu früh, um über eine Reaktion des Papstes oder seines Umfeldes zu sprechen.

Gloria.tv: Sie schreiben, dass Geld aus der Sammlung des Peterspfennigs für den Wahlkampf der Hillary Clinton verwendet wurde. Ist das ein Gerücht oder haben Sie dafür belastbare Beweise?

Henry Sire:
Es ist mehr als ein Gerücht. Die Geschichte beruht auf Aussagen bedeutender Persönlichkeiten in den vatikanischen Finanz-Abteilungen. Aber es gibt Journalisten, welche die Geschichte weiterverfolgen und man kann damit rechnen, dass bald konkrete Details veröffentlicht werden.

Gloria.tv: Der Malteserorden hat Sie wegen des Buches suspendiert. Was bedeutet das?

Henry Sire:
Seit Januar 2017, als der Papst Großmeister Festing zum Rücktritt gezwungen hat, ist der Malteserorden in der Hand von Baron Albrecht von Boeselager, der gleichzeitig als Großkanzler wieder eingesetzt wurde. Er verdankt seine Position der Unterstützung des Vatikans. Darum konnte er einem Mitglied des Ordens nicht erlauben, eine solche Kritik an Papst Franziskus zu veröffentlichen, ohne bestraft zu werden. Der Prozess, mich zu suspendieren, wurde von ihm initiiert.

Gloria.tv: Warum ist dieser Schritt illegitim?

Henry Sire:
Die Gesetze des Ordens sehen ein bestimmtes Verfahren vor, um ein Mitglied zu suspendieren und zu disziplinieren. Dieses Verfahren wurde nicht eingehalten. Es ist eine Ironie, dass Baron Boeselager solche Verstöße begangen hat, obwohl er den Großmeister [Festing] ein Jahr zuvor wegen angeblicher Verstöße bei seiner eigenen Suspendierung abgelöst hatte.

Gloria.tv: Albrecht von Boeselager war für die Verteilung von Kondomen und frühabtreibenden Hormone mitverantwortlich. Er blieb nicht suspendiert. Was lief schief bei den Malteserrittern?

Henry Sire:
In erster Linie war der Fehler ein Mangel an einer korrekten dogmatischen Führung bei den karikativen Werken des Ordens. Diesen Mangel versuchte der Großmeister [Festing] zu korrigieren. Doch der wahre Grund, warum der Großmeister vom Heiligen Stuhl desavouiert wurde, hat mit einer großen Spende zu tun. Sie kam durch eine von Baron Boeselager geförderte Kompromissverhandlung zustande, die durch seine Entlassung gefährdet wurde. Der Vatikan selbst und mindestens ein hochrangiger Geistlicher sollten von dem Kompromiss profitieren. Das war für sie wichtiger als eine Frage der kirchlichen Morallehre.

Gloria.tv: Was ist nach dem jüngsten Putsch vom Malteserorden geblieben?

Henry Sire:
Der Orden hat weder in seiner Arbeit noch in seinem Personal gelitten. Aber er hat jetzt keine wirksame Führung außer dem Großkanzler [Baron von Boeselager] und er hat die Gelegenheit ergriffen, um eine Reihe von sogenannten „Reformen“ voranzubringen. Diese haben vor allem damit zu tun, die Säkularisierung im Management des Ordens beizubehalten und sogar auszuweiten. Das war in den letzten Jahren bereits allzu offensichtlich und Großmeister Festing versuchte, sich dem zu widerzusetzen.

Gloria.tv: Sie sind über Nacht berühmt geworden. Werden Sie ein anderes Buch wie „Der Diktator Papst“ schreiben?

Henry Sire:
Nein. Als ich begonnen habe, das Buch zu schreiben, war ich schon 67 und freute mich darauf, bald in Pension zu gehen. Ich hätte mir sicherlich keine so anspruchsvolle Aufgabe vorgenommen. Allerdings merkte ich, dass, wenn jemand mit dem privilegierten Wissen, das ich hatte, nicht bereit war, sich zu äußern, würde die Kirche weiterhin von einem falschen Medienbild missbraucht, welches das gegenwärtige Regime charakterisiert. Meine Arbeit ist jetzt getan: Ich habe gesagt, was ich weiß. Mein Buch ist nur eines von vielen, die veröffentlicht werden, um den wahren Charakter von Papst Franziskus aufzudecken.

Das Interview wurde auf Englisch geführt: Author of "The Dictator Pope" Quotes Cardinal: "90% of the book is incontrovertible"
Seidenspinner und ein weiterer User verlinken diesen Beitrag
Sofia M
Kardinal Marx, Boeselager und Malteserorden:
Boeselager und einige Verbündete, vor allem aus Deutschland und Österreich begannen anschließend bei verschiedenen Stellen zu intervenieren. Aus dem Vatikan ist zu erfahren, dass unter anderem Kardinal Marx in dem Zusammenhang aktiv wurde.
www.kath.net/news/57992
Boeselager, der sich zu Unrecht verfolgt fühlt, wandte sich zunächst an den Vorsitzenden …Mehr
Kardinal Marx, Boeselager und Malteserorden:
Boeselager und einige Verbündete, vor allem aus Deutschland und Österreich begannen anschließend bei verschiedenen Stellen zu intervenieren. Aus dem Vatikan ist zu erfahren, dass unter anderem Kardinal Marx in dem Zusammenhang aktiv wurde.
www.kath.net/news/57992

Boeselager, der sich zu Unrecht verfolgt fühlt, wandte sich zunächst an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx; schließlich wurde die Angelegenheit beim Vatikan anhängig. Der setzte – nach fruchtlosen schriftlichen Ermahnungen, den Konflikt brüderlich zu lösen – eine päpstliche Kommission ein, um die Vorgänge im Orden zu untersuchen.
Link: www.ovb-online.de/weltspiegel/papst-setzt-gro…
simeon f.
@Svizzero Auch der Blick Jesu, als er die Geldwechsler aus dem Tempel warf, dürfte wenig friedliebend gewesen sein. Ein jeder Blick hat seine Zeit ...
Gestas
"das einzige Gegengift zu dem, was in diesen Tagen geschieht, ist ein Papst der sein Amt auf eine traditionelle Weise versteht – als ein Amt, das Recht und Gerechtigkeit unterworfen ist, sowie als Garant für die Bewahrung des Glaubensgutes"
Hoffentlich haben wir bald einen solchen neuen Papst.