JosefBordat
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Tradition und Kontinuität
@elisabethvonthüringen
Ein kluger, tiefsinniger Text, den Sie da eingestellt haben. Ich würde ergänzen, Advent ist überall dort, wo wir in dieser Zeit anderen eine Freude machen, anderen Hoffnung geben, besonders denen, die keine Freude und keine Hoffnung mehr hatten. Dann gehen Lichtlein an, und es riecht nach all den schönen Düften.
elisabethvonthüringen
Lieber Advent, 🤒
leider muss ich dir sagen: in diesem Jahr habe ich meine Schwierigkeiten mit dir. Du schaffst es nicht, mein Herz zu erwärmen. Ich weiß – du duftest wunderbar nach Zimt, Spekulatius und Bienenwachs. Du zauberst den Städten und Dörfern bunte Lichter an die kahlen Häuser. Ich weiß – du lässt Kinderaugen leuchten.
Was ist da anders geworden, Advent, dass du mich mit deinem Zauber …Mehr
Lieber Advent, 🤒

leider muss ich dir sagen: in diesem Jahr habe ich meine Schwierigkeiten mit dir. Du schaffst es nicht, mein Herz zu erwärmen. Ich weiß – du duftest wunderbar nach Zimt, Spekulatius und Bienenwachs. Du zauberst den Städten und Dörfern bunte Lichter an die kahlen Häuser. Ich weiß – du lässt Kinderaugen leuchten.

Was ist da anders geworden, Advent, dass du mich mit deinem Zauber nicht mehr so tief berühren kannst. Bin ich einfach nur abgeklärt und weiß, dass ich mir Spekulatius auch im Sommer kaufen kann, wenn ich Lust drauf hab, und dass im Januar sowieso wieder alles von vorn beginnt? Vielleicht bin ich einfach nur vor vielen Jahren erwachsen geworden und musste dich zurücklassen zwischen rotglasierten Äpfeln, selbst verzierten Ausstechkeksen und dem ungeduldigen Warten, was im nächsten Türchen des Adventskalenders sein würde. Bist du in den Kinderschuhen stecken geblieben?

Ich denke an die ältere Nachbarin von Gegenüber. Sie hat vor einiger Zeit ihren Mann verloren. Sie sagte mir, dass sie in diesem Jahr keinen Sinn darin sieht einen Adventskranz zu flechten und Kekse zu backen. Ihr Leben erscheint ihr leer. Beziehungslos. Da hilft auch der Weihnachtsstern nichts.

Früher, Advent, warst du für mich voller Zauber. Auf Zehenspitzen bin ich früh morgens zum Adventskalender geschlichen und hab mit klopfendem Herzen das Türchen geöffnet. Vierundzwanzig Tage und Nächte lang warten. Warten auf den Moment, in dem die Tür aufgeht, das Glöckchen klingelt und alles wird neu. Ich konnte spüren, wie du mir eine andere Welt geöffnet hast.

Heute möchte ich dich fragen: gibt es dich auch für Erwachsene? Gibt es dich auch für uns, die wissen, dass die Welt nicht heil ist und wir das Träumen ziemlich verlernt haben, weil wir schon zu oft enttäuscht worden sind? Wie können wir dich spüren – mit allen Sinnen, Haut und Haaren?

Vielleicht fange ich einfach mit kleinen Dingen an: Nicht alles selbstverständlich nehmen zum Beispiel. Nicht den Duft von Zimt, Vanille, Tanne und Bienenwachs. Nicht das Lächeln meiner Nachbarin, die grad wirklich nichts zu lachen hat. Und mal anhalten. Nicht einkaufen, nicht schmücken, nicht backen. Einfach: Nichts tun. Die Füße hochlegen. In eine Kerze schauen. Die Sehnsucht wach halten, dass die Welt größer ist als mein kleines Universum. Das wünsche ich mir. Und das wünsche ich in diesen Wochen allen Kindern, allen Kindgebliebenden und allen Erwachsenen.

Das war mein Brief an den Advent. Vielleicht mögen Sie Ihren ganz eigenen schreiben. Oder auch einfach nur morgen die erste Kerze anzünden.
elisabethvonthüringen
O Gott...kann die BerlinerZeitung nicht einfach von Josef Bordat abschreiben...das ist ja "schröcklich"... 🤒 ...in welchem Stil die "Advent" beschreiben.