Katholischer Priester nimmt mit seiner Gemeinde am Abendmahl teil
WALDKIRCH. 500 Jahre Martin Luthers Thesenanschlag und Reformation: Das wurde auch im Elztal gefeiert. In Waldkirch lebte die Ökumene: Da lud die katholische Gemeinde ihre evangelischen Glaubensbrüder in die St. Margarethenkirche ein. In Elzach gab es einen gemeinsamen Gottesdienst der Kirchengemeinden Oberprechtal und Elzach. Auch wenn heute wegen der Frage, ob der Heilige Geist nur von Gott oder auch von seinem Sohn ausgehe, keine gegenseitigen Bannbullen mehr ausgetauscht werden (wie im mittelalterlichen filioque-Streit zwischen der westlichen und der östlichen Kirche) und grausame innerchristliche Glaubenskriege zumindest im lateinischen Abendland der Vergangenheit angehören, scheinen die konfessionellen Gräben noch längst nicht überall zugeschüttet. Deutlich zeigte sich dies beim diesjährigen Reformationsjubiläum, als in Freiburg von der evangelischen Kirche der Wunsch geäußert wurde, im Münster als einer nicht nur Bischofs-, sondern auch Bürgerkirche, eine Reformationsfeier veranstalten zu können. Dazu kam es nicht, denn von maßgeblicher katholischer Seite wurde dieses Ansinnen als eine eher skurrile Idee abgetan, schließlich würden die Briten den Brexit auch nicht im Europaparlament feiern, war unter anderem zu hören (die BZ berichtete).
Wesentlich versöhnlicher, gelassener und toleranter zeigten sich die Christen im beschaulichen Waldkirch in dieser Frage. Auch als Reaktion auf die Freiburger Diskussionen hatte hier der katholische Stadtpfarrer Heinz Vogel die evangelischen Gemeinden von Waldkirch und Kollnau in die katholische St. Margarethenkirche geladen, um am Reformationstag einen ökumenischen Gottesdienst nach evangelischer Liturgie zu feiern.
Diese Idee nahmen Gläubige beider Konfessionen an. Der evangelische Pfarrer Christian Lepper leitete den sehr gut besuchten Gottesdienst und betonte in seiner Predigt die gemeinsamen Grundlagen von Katholiken und Protestanten, auch wenn sie sich im Ämterverständnis der kirchlichen Amtsträger unterschieden. Der lutherische Glaube wurzele tief in den Lehren des Heiligen Augustinus (354-430), der den Katholiken als einer ihrer Kirchenväter gilt. Den Reformatoren sei es nicht um die Kirchenspaltung, sondern um den Streit in der Sache gegangen, da sie das Vorgefundene nicht einfach hinnehmen wollten. Streit und gleichzeitig Vermittlungsbemühungen habe es auch innerhalb der verschiedenen reformatorischen Richtungen gegeben und mit dem Konzil von Trient (1545-1563) habe der Katholizismus seine eigene "Reformation" hervorgebracht.
In Gesang und Gebet würden schließlich alle Völker und Religionen der Welt im Gotteslob übereinstimmen. Für die Christen sei der Gedanke maßgebend, dass Rechtfertigung, Frieden und Gerechtigkeit ohne Gottes Hilfe nicht zu haben und das Vertrauen in die göttliche Gnade grundlegend seien. Vor Gott seien alle Menschen als Sünder gleich, keiner aufgrund seiner Stellung oder Konfession stärker, mächtiger oder rechtschaffener als der Andere und der gemeinsame Glaube an Jesus Christus biete jedem eine neue Lebensperspektive.
Der ökumenische Grundcharakter der Feier zeigte sich auch darin, dass die Pfarrer Heinz Vogel und Christian Lepper gemeinsam im Wechselspiel mit den Gläubigen das Psalmgebet sprachen. Gemeinsam sangen und spielten, von Orgelmusik begleitet, die Sängerinnen und Sänger der evangelischen Elztalkantorei und des katholischen Kirchenchors Sankt Margarethen sowie der evangelische Posauenchor im Festgottesdienst. Ein Zeichen der Ökumene war ebenso das gemeinsame Sprechen des Nizänischen Glaubensbekenntnisses, das seit der Spätantike über alle Kirchenspaltungen hinweg evangelische, katholische und orthodoxe Christen verbindet und in dem von der "einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche" die Rede ist.
Ein Höhepunkt des Gottesdienstes war die gemeinsame Feier des Abendmahls nach protestantischem Ritus. Dazu lud Pfarrer Lepper auch die katholischen Gläubigen ein, sofern sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten, wie er sagte. Neben Pfarrer Vogel nahmen zahlreiche Gemeindemitglieder von St. Margarethen diese Einladung an.
"Ein feste Burg ist unser Gott", darüber sprach Pfarrerin Barbara Müller-Gärtner beim Reformationstags-Gottesdienst in Elzach, den der Posaunenchor Oberprechtal mitgestaltete: "Dieses Lied will gerade kein Helden- und Kampflied sein, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Es ist eher ein beharrliches Gebet. Der Reformator hadert, ihn quälen Ängste." Die Pfarrerin: "Viele von uns kennen abgrundtiefe Angst und seelische Not – egal, wie alt oder jung sie sind. Aber Gott ist der Halt, er hilft uns aus aller Not." (fa).
Vortrag zu Reformation: Am Mittwoch, 8. November, 20 Uhr, im Pfarrzentrum spricht Ulrich Ruh zum Thema: "Katholiken, Protestanten und das Reformationsjubiläum."
www.badische-zeitung.de/waldkirch/gemeinsam-gefei…
Wesentlich versöhnlicher, gelassener und toleranter zeigten sich die Christen im beschaulichen Waldkirch in dieser Frage. Auch als Reaktion auf die Freiburger Diskussionen hatte hier der katholische Stadtpfarrer Heinz Vogel die evangelischen Gemeinden von Waldkirch und Kollnau in die katholische St. Margarethenkirche geladen, um am Reformationstag einen ökumenischen Gottesdienst nach evangelischer Liturgie zu feiern.
Diese Idee nahmen Gläubige beider Konfessionen an. Der evangelische Pfarrer Christian Lepper leitete den sehr gut besuchten Gottesdienst und betonte in seiner Predigt die gemeinsamen Grundlagen von Katholiken und Protestanten, auch wenn sie sich im Ämterverständnis der kirchlichen Amtsträger unterschieden. Der lutherische Glaube wurzele tief in den Lehren des Heiligen Augustinus (354-430), der den Katholiken als einer ihrer Kirchenväter gilt. Den Reformatoren sei es nicht um die Kirchenspaltung, sondern um den Streit in der Sache gegangen, da sie das Vorgefundene nicht einfach hinnehmen wollten. Streit und gleichzeitig Vermittlungsbemühungen habe es auch innerhalb der verschiedenen reformatorischen Richtungen gegeben und mit dem Konzil von Trient (1545-1563) habe der Katholizismus seine eigene "Reformation" hervorgebracht.
In Gesang und Gebet würden schließlich alle Völker und Religionen der Welt im Gotteslob übereinstimmen. Für die Christen sei der Gedanke maßgebend, dass Rechtfertigung, Frieden und Gerechtigkeit ohne Gottes Hilfe nicht zu haben und das Vertrauen in die göttliche Gnade grundlegend seien. Vor Gott seien alle Menschen als Sünder gleich, keiner aufgrund seiner Stellung oder Konfession stärker, mächtiger oder rechtschaffener als der Andere und der gemeinsame Glaube an Jesus Christus biete jedem eine neue Lebensperspektive.
Der ökumenische Grundcharakter der Feier zeigte sich auch darin, dass die Pfarrer Heinz Vogel und Christian Lepper gemeinsam im Wechselspiel mit den Gläubigen das Psalmgebet sprachen. Gemeinsam sangen und spielten, von Orgelmusik begleitet, die Sängerinnen und Sänger der evangelischen Elztalkantorei und des katholischen Kirchenchors Sankt Margarethen sowie der evangelische Posauenchor im Festgottesdienst. Ein Zeichen der Ökumene war ebenso das gemeinsame Sprechen des Nizänischen Glaubensbekenntnisses, das seit der Spätantike über alle Kirchenspaltungen hinweg evangelische, katholische und orthodoxe Christen verbindet und in dem von der "einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche" die Rede ist.
Ein Höhepunkt des Gottesdienstes war die gemeinsame Feier des Abendmahls nach protestantischem Ritus. Dazu lud Pfarrer Lepper auch die katholischen Gläubigen ein, sofern sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten, wie er sagte. Neben Pfarrer Vogel nahmen zahlreiche Gemeindemitglieder von St. Margarethen diese Einladung an.
"Ein feste Burg ist unser Gott", darüber sprach Pfarrerin Barbara Müller-Gärtner beim Reformationstags-Gottesdienst in Elzach, den der Posaunenchor Oberprechtal mitgestaltete: "Dieses Lied will gerade kein Helden- und Kampflied sein, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Es ist eher ein beharrliches Gebet. Der Reformator hadert, ihn quälen Ängste." Die Pfarrerin: "Viele von uns kennen abgrundtiefe Angst und seelische Not – egal, wie alt oder jung sie sind. Aber Gott ist der Halt, er hilft uns aus aller Not." (fa).
Vortrag zu Reformation: Am Mittwoch, 8. November, 20 Uhr, im Pfarrzentrum spricht Ulrich Ruh zum Thema: "Katholiken, Protestanten und das Reformationsjubiläum."
www.badische-zeitung.de/waldkirch/gemeinsam-gefei…