DrMartinBachmaier
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Das Attende Domine auf Deutsch (nicht: "Bekehre uns, vergib die Sünde")

Das obige Bild stammt vom polnischen Maler Fałat Julian, 1.1.1881; auch im Wikipedia-Artikel "Aschermittwoch" zu sehen.

Ab Aschermittwoch und wohl auch die restliche Fastenzeit hindurch werden wir wieder öfters das Lied "Bekehre uns, vergib die Sünde" (GL 266, AGL 160) hören. Wir sagen also, wie ich das auf meiner Homepage hier

Die Antiphon Attende domine auf Deutsch - Merk auf, o Herr

ausführlich erklärt habe, Gott ganz frech ins Gesicht, dass er uns bekehren soll. Den Anschein, dass wir selbst dazu was beitragen wollen, erwecken wir dabei nicht. Und es fällt ja auch anderen auf, dass in dieser deutschen Version keine Reue-Tränen mehr vorkommen, keine Zerknirschtheit, nein: wir sprechen von der einen Sünde, der Sünde der Welt, die ja das Lamm Gottes ohnehin schon hinweggenommen hat, sodass wir uns auch nicht bekehren müssen. Aber wenn Gott es sich unbedingt einbildet, dass wir uns bekehren sollen, dann soll er es doch versuchen: "Bekehre uns (wenn du's kannst)!" Seien wir uns ehrlich; so hört sich das doch an! Auf der genannten Homepage habe ich diesen deutschen Text von Walter Röder in dieser Hinsicht, aber auch unter Einbeziehung der dort gezeigten Skulptur "Der Frechdachs" eingehend analysiert. Wenn dieser Text mit "Kommt zum Mahl der Freude" endet, hört er sich ohnehin mehr wie ein Osterlied an. Mit der Fastenzeit hat er auf jeden Fall nichts gemeinsam.

Auf der genannten Seite gibt es den lateinischen Text "Attende domine", die wörtliche Übersetzung sowie meine eigene Übertragung, die ich, ausnahmsweise mal, dem lateinischen Original und auch dem Röder-Text entsprechend, nicht gereimt habe, sodass sie mit der wörtlichen Übersetzung nahezu identisch ist. Nur bei "pro impiis damnatus" ("für Gottlose verurteilt") bin ich mit "für das Volk verurteilt" ein wenig vom Urtext abgewichen, um nicht zusätzliche Noten einfügen zu müssen, wie dies etwa der Liber usualis beim lateinischen "pro impiis damnatus" vorsieht.

Hier nur der deutsche Text (nach der Rhythmik im Gotteslob):

Refrain:
R.
Merk auf, o Herr,
und hab Erbarmen,
denn wir haben vor dir gesündigt.

1. Zu dir, o Höchster,
König und Erlöser,
erheben wir die
Augen voller Tränen.
Erhöre, Christus,
unser flehend' Beten. R

2. Du Hand des Vaters,
Eckstein deiner Kirche,
du Weg des Heiles,
Türe in den Himmel,
wasch ab die Flecken
unseres Vergehens! R

3. Wir bitten, Gott, dich
hocherhabnen Herrscher:
heiligen Ohres
hör auf unsre Seufzer,
unsere Sünden
seh uns nach, o Sanfter! R

4. Dir eingestehn wir
frevelhafte Sünden,
zerknirschten Herzens
beichten wir 's Verborgne.
Deine - Erlöser! -
Milde uns verzeihe! R

5. Gefasst, doch schuldlos,
abgeführt, kein Wehrkampf,
mit falschen Zeugen
für das Volk verurteilt.
Die du erlöst hast,
hüte du, o Christus! R

Der Röder-Text im Gotteslob und diese nahezu völlig wörtliche Übertragung haben nicht das Geringste miteinander zu tun. Aber man tut so, als sei Walter Röders "Bekehre uns, vergib die Sünde" an das "Attende domine" angelehnt.

Auf Lateinisch anhören

Anhören kann man sich das Lied auf lateinisch
hier
oder, von den Gloria.tv-Damen gesungen, auch
hier.
Es sollte auch auf gloria.tv schon hochgeladen sein, hab es aber auf die Schnelle nicht gefunden.
Vered Lavan
Dankesehr für die viele Arbeit! Ich werde mir das kopieren zum Lesen & Beten. 🙏
DrMartinBachmaier
@pio molaioni: Möchte mich noch bedanken für Ihren Hinweis. Hab diese Info auch auf meiner Homepage eingebaut.
DrMartinBachmaier
@pio molaioni: Natürlich stellt das die Asche-Auflegung dar. Dass da die liturgische Farbe nicht stimmt, ist mir nicht aufgefallen. Am Aschermittwoch sollte sie wohl violett sein. Ich vermute mal, dass da der polnische Maler einfach nicht darüber nachgedacht hat. Eine Bosheit steckt da wohl kaum dahinter, denn das Bild ist sehr lieb gemalt.