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Kardinal Marx: Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft ausbauen

(gloria.tv/ Erzbistum München) Für einen Ausbau des Dialogs zwischen Glaube und Wissenschaft plädiert der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. „Im Diskurs mit den Wissenschaften kann vom Standpunkt und der Überzeugung des Glaubens aus ein orientierendes Angebot gemacht werden, ohne dass damit die Freiheit der Forschung in Frage gestellt wird“, so Marx auf einer Pressekonferenz am Freitag, 28. Januar, im Rahmen des Europäischen Kongresses zur Universitätspastoral des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in München.

Gerade dort, „wo der Wissenschaft selbst ethisch-orientierende Haltepunkte fehlen, zum Beispiel in den Grenzbereichen des menschlichen Lebens“, könne ein für Glaube wie Wissenschaft „anregender Dialog“ entstehen, sagte Marx.

Ein solcher Dialog finde bereits im Rahmen der interdisziplinären Zusammenarbeit Katholisch-Theologischer Fakultäten mit anderen Fakultäten, aber auch im Bereich der Hochschulpastoral statt. Aus Sicht der Kirche sei immer wieder neu danach zu fragen, „welchen Zweck die Wissenschaft, die Forschung verfolgt auf der gemeinsamen Suche nach Wahrheit“, betonte Marx.

Jeder Erkenntnisgewinn müsse daraufhin befragt werden, ob er „lebensdienend“ eingesetzt werde „als Fortschritt und Perspektive für alle Menschen“ oder ob es „vordringlich um einseitige wirtschaftliche Interessen“ gehe. Mit Blick auf den so genannten Bologna-Prozess forderte Marx, dass „die Frage nach menschlicher, nach ganzheitlicher Bildung gerade auch im Rahmen der Hochschulreformen tiefgehend und ernsthaft diskutiert“ werden müsse.

Ein Konzept „ganzheitlicher Bildung“ müsse auch eine tragende Säule der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), der einzigen katholischen Universität im deutschsprachigen Raum, sein, erklärte Marx, der seit Herbst vergangenen Jahres das Amt des Großkanzlers der KU innehat: „Die Welt, das Leben, das Menschsein und damit verbundene neue Erkenntnisse der Wissenschaft vom Standpunkt des Glaubens aus zu sehen, kann helfen, dieses Wissen in ein größeres Ganzes einzuordnen und ihm einen ethischen Horizont zu geben.“

Gleichzeitig betonte Marx, es gehe „dabei gerade nicht um eine Engführung der Wissenschaft oder gar eine Verhinderung ihrer Freiheit. Die Freiheit der Wissenschaft ist geradezu Voraussetzung dafür, in einen ernsthaften und gewinnbringenden Dialog zu treten.“ Letztlich könne ein solcher Dialog auch keine nationale Angelegenheit bleiben, sondern müsse über Grenzen hinweg geführt werden. Das bringe auch der CCEE-Kongress in München zum Ausdruck, indem er „die gesamteuropäische Perspektive der katholischen Kirche unterstreicht“.