Kardinal Schönborn: Kirche hat sich Missbrauchskrise gestellt
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Der Wiener Erzbischof verwies in diesem Zusammenhang auch auf die «schwarze Pädagogik». Er selbst habe als Schüler erlebt, wie sein Direktor und alle Eltern weggeschaut hätten, als ein Lehrer Kinder krankenhausreif geprügelt habe. Bei der Aufarbeitung dieser Phänomene dürfe es nicht um Ausreden gehen.
Es müsse alles getan werden, damit solche Dinge «nicht wieder passieren».
Scharfe Kritik äußerte Schönborn am Umgang Österreichs mit Asylbewerbern. Die Praxis der Abschiebehaft sei ein «Schandfleck», auch wenn sich «die Beamten der Exekutive redlich bemühen». Im Asylbereich sei vieles «verbesserungsfähig». Es sei bedauerlich, dass es in Österreich keine Immigrationspolitik gebe wie etwa in Australien oder Kanada.
Schönborn verwies auch auf die Situation im Nahen Osten, wo es für die religiösen Minderheiten «eng» werde. Der «Arabische Frühling» habe sich als «Winter für die Christen» erwiesen. Niemand habe Interesse daran, die religiösen Minderheiten aus ihrer angestammten Heimat wegzulocken, aber es müsse die Möglichkeit zum «resettlement» geben, wenn die Situation unerträglich werde.
Deutliche Worte fand Kardinal Schönborn zur Korruption im öffentlichen Raum. Der «Genierer» sei abhandengekommen, dass man gewisse Dinge nicht tun dürfe. Schönborn verwies auf Italien, wo es Mario Monti als Ministerpräsident gelungen sei, eine «beeindruckende» klimatische Änderung herbeizuführen, aber auch auf die Antrittsrede des neuen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Der «Berlusconismus» - dem auch von kirchlicher Seite bestürzend lange «zugeschaut» worden sei - habe mit der Überzeugung «mit Geld kannst du alles machen» in katastrophaler Weise die Substanz des menschlichen Miteinanders zerstört. Vertrauen sei aber die Basis einer guten Gesellschaft.