M.RAPHAEL
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Wo der Hartl den Most holt

Dankenswerterweise hat das Stift Heiligenkreuz drei Vorträge von Dr. Johannes Hartl auf Youtube hochgeladen. In der Beschreibung zum ersten Vortrag sind die Adressen der beiden anderen aufgeführt:

youtube.com/watch?v=RnOhsVnl6-M

Die Vorträge sind wirklich gut, besonders weil sie das gesamte Problem der Konzilskirche auf den Punkt bringen, ohne dass dieses direkt angesprochen wird.

Dr. Hartl hält einen exzellenten Marketingvortrag. Fast alles was er sagt, könnte genauso gut auf einem Weiterschulungsseminar von Tupperware Beraterinnen oder Schraubenverkäufern gesagt werden. Das ist sehr professionell. Gerade deshalb kann die Kirche davon etwas lernen.

Im ersten Vortrag entfaltet er im Anschluss an Charles Taylors „Ein säkulares Zeitalter“ die schwerwiegenden gesellschaftlichen Veränderungen, mit der die Kirche heute konfrontiert ist. Er zeigt auf, dass die Selbstverständlichkeit der katholischen Institution wie früher nicht mehr gegeben ist. Die Menschen verstehen sich nicht mehr als kritiklose Mitläufer in einer traditionellen, sich nicht verändernden Heilsgemeinschaft, sondern sie sind wählende Konsumenten, die sich täglich mit unzähligen Lebensoptionsangeboten konfrontiert sehen. Wie sollen sie entscheiden? Da wird dann die Authentizität sehr wichtig, also die Frage, was ihnen am ehrlichsten und deshalb konkret hilfreich für die eigene Lebenssituation erscheint.

Das kann man gut am Unterschied zwischen meinem aufgelösten Kloster Himmerod und dem Stift Heiligenkreuz verdeutlichen. Als der Trierer Bischof Spital, Vorgänger von Marx und jetzt Ackermann, uns besuchte, beklagte er, dass uns die umliegenden Bauern keinen Nachwuchs mehr schicken würden. Da hatte er vollkommen Recht. Himmerod war ein ländliches Kloster, eigentlich ein Bauernhof (mit Milchwirtschaft), wie alle wahren Zisterzienserabteien. Die Bodenständigkeit und Direktheit waren sehr angenehm. Gelogen wurde praktisch nicht. Worte waren nicht notwendig. Es wurde geschwiegen, weil sowieso alles klar war. Niemand kennt das Leben so gut wie Bauern. Sie stellten unseren Nachwuchs. Aber diesen Bauernstand gibt es nicht mehr. Es gab für uns nur eine Zukunft, zurück zur radikalen Kontemplation und katholischen Tradition. Das wurde verhindert, also kam es zur Auflösung.

Das Stift Heiligenkreuz hat eine andere Tradition. Das konservativ katholische Bürgertum stellt den Nachwuchs. Es hat etwas mit Gesellschaft zu tun, mit Gymnasium, Wiener Musikverein und Opernball. Damit hatte Heiligenkreuz immer ein viel größeres Nachwuchspotential. Nachwuchs kam aus gut katholischen Familien aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Und jetzt kommt Hartl. Er hat Recht. Das katholische Bildungsbürgertum stirbt jetzt auch aus, wie vorher bei uns die gut katholischen Bauern. Die katholische Kirche als unhinterfragte gesellschaftliche Institution löst sich auf. Die gesellschaftlichen Werte haben sich durch Technologie und Geburtenkontrolle zu stark verändert. Der Nachwuchs einer blinden Folgsamkeit bricht weg. Was für Heiligenkreuz gilt, gilt mehr oder weniger für die gesamte Konzilskirche. Die Konzilskirche bekommt Angst. Sie muss sich selbst hinterfragen. Sie setzt auf Dr. Hartl, den Erfolgsmensch. Er verheißt Remmidemmi.

Dr. Hartl gefällt der Konzilskirche. Er teilt ihren Geist. Auch für ihn ist Metanoia nicht innere Umkehr als ein Loslassen der Welt, als ein Einstieg in die Kontemplation, als ein Blick zum Himmel, sondern nur ein wenig Buße. Auch für ihn ist Kirche vor allem Gemeinschaft. Einsiedler gibt es für ihn nicht. Seine Worte in Bezug auf Exodus 19 als eine Versammlung, die direkt mit Gott kommuniziert, müssen radikal in Frage gestellt werden. Gott redet immer nur zu einzelnen Menschen (hier Moses) niemals zu einer Gruppe, so als ob diese genau dasselbe hören würde. Eine entsprechende konziliare Communiotheologie ist unerträglich, weil sie die Gruppendynamik missbraucht, um den einzelnen vor der Hingabe an den wahren Gott zu schützen.

Dr. Hartl liebt die Freikirchen. Er sieht die Zukunft der Kirche in lauter Gebetsveranstaltungen für „brennende“ Gläubige. Er ist der Guru. Er ist der authentische und herzliche Popstar, der geschickt den Suchern gibt, was sie möchten, nämlich Gemeinschaftserfahrung als Antwort auf ihre Lebensangst. Es wundert nicht, dass er Bishop Barron lobt, die nette Plaudertasche, für den das Gegenteil der Liebe nicht Hass sondern Angst ist. Unglaublich:

youtube.com/watch?v=GX32w5Uxkwk

Die Konzilskirche ist ein Schutzkollektiv gegen die Angst. Damit ist sie Egoismus.
Dr. Hartl will den kollektiven Gemeinschaftsgeist. Bei seinen Veranstaltungen setzt er auf Gebetsvorbereitung. Das gibt es auch in Pop Konzerten. Es gibt eine Einführungsmusik, die eine gewisse Synchronizität zwischen den Popkonsumenten (äh Gläubigen) herstellen soll. Dann kommt das eigentliche Gebet, die Trance Musik. Wie die Wilden im Film, Indiana Jones und der Tempel des Todes, wiegen die Gläubigen ihre Körper im Gebetsrausch hin und her, mit den Handflächen nach oben: „Oh Kali, äh süßer Jesus, wir beten zu dir, vernichte unsere Feinde.“

Dr. Hartl will ein Schutzkollektiv etablieren. Gebet ist für ihn Trance, wie in einer Disko, wie auf einem Parteitag, wie in FDJ Veranstaltungen, wie in China oder Nordkorea. Das ist schlau. Kommt alle in die Gebetsdisko nach Augsburg. Wer das richtig macht, gewinnt. Es funktioniert immer und überall im Reich des Herrn der Welt. Das hat nichts mit der Heiligen Katholischen Kirche zu tun. Er will Freikirchen, nur die sind nicht katholisch.

Katholisch ist der Sakramentenempfang. Den gibt es nicht in Freikirchen. Katholisch ist es, dem starken, authentischen, optionalen Konsumenten zu sagen: „Höre auf, ein Nehmer zu sein. Wenn du wirklich vor Gott treten willst, lass deine egoistische Gier los und kreuzige sie, wende dich nach innen und nach oben und werde von einem Nehmer zu einem Geber. Gott und der Himmel sind nicht eine weitere Option, die um deine Aufmerksamkeit buhlen muss, sondern du musst Gott suchen und wollen. Es ist völlig anders rum, als sonst in der Gesellschaft, als in der Welt des Herrn der Welt, der Welt Satans. Einfach. Wenn du nicht demütig und selbstvergessen in einer traditionellen Messe knien kannst, dann musst du in die Hölle. Gott ist kein weiterer Cheeseburger in einer Augsburger Gebetsdisko mit Fachleuten für die Trance Lightshow.“
Salzburger
Ja, was bei den Pfingstlern als "Wehen des Hl. Geistes" angesehen wird, ist in Wahrheit ein AbSinken ins Viehische. Nicht besser als irgendein DrogenSüchtiger.
Salzburger
P.scr.: In den beiden Filmen zum ew. Br. Jonas war keine Rede von einer RückKehr von Himmerod zum echten Katholizismus (vulgo "Tradition", aber der Terminus paßt besser zu deBONALD oder deLAMENNAIS oder den Alten, die nur noch "aus Tradition" in den NOM gehen).
elisabethvonthüringen
<<Dr. Hartl will den kollektiven Gemeinschaftsgeist. Bei seinen Veranstaltungen setzt er auf Gebetsvorbereitung...<< ist ja super! Die Zeit wird kommen, wo Hartl auf Sakramentsvorbereitung setzen wird, weil's sonst niemand mehr tut! Dann ist die Zeit der Sakramentshäuschen wieder gekommen!