Weidel und Klingbeil streiten im TV »Sie haben mich und die Partei gerade als Nazis bezeichnet?« – »Ja«
10.06.2024, 01.31 Uhr
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Alice Weidel und Lars Klingbeil im n-tv-Studio
Foto: Kay Nietfeld / dpa
Der Ton wurde scharf in der sogenannten Elefantenrunde der Parteivorsitzenden bei n-tv im Nachgang der Europawahl. Das lag in allererster Linie an SPD-Chef Lars Klingbeil und AfD-Chefin Alice Weidel. Beide lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch. Klingbeil betitelte Weidel dabei am Sonntagabend als »Nazi«. Diese zeigte sich darüber empört.
Klingbeil sagte auf die Frage, ob er bei der Bundestagswahl 2025 mit einem ähnlichen Ergebnis wie bei der Europawahl rechne, beides könne nicht miteinander verglichen werden. »Ich glaube auch, dass das Ergebnis der Europawahl viele Menschen noch mal wachrüttelt, dass die Nazis bei dieser Wahl stärker geworden sind, und ich glaube, da wachen viele auf und kämpfen für die Demokratie«, fügte der SPD-Vorsitzende hinzu.
»Wen meinen Sie denn damit?«, fragte Weidel daraufhin scharf. »Das wissen Sie, dass ich die AfD und Sie meine«, entgegnete Klingbeil. Und auf Weidels Rückfrage: »Sie haben mich und die Partei gerade als Nazis bezeichnet?«, legte der SPD-Chef noch einmal mit einem klaren »Ja« nach. Weigel verwendete daraufhin mehrfach den Begriff »Unverschämtheit«.
Ausschnitt aus der Sendung (das Wortgefecht beginnt etwa bei Minute 1:10)
Die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht schaltete sich ein und sagte: »Man sollte auch mit der AfD etwas differenzierter umgehen.« An Weidel gerichtet, fügte Wagenknecht hinzu: »Sie haben schon Leute in ihren Reihen, das wissen Sie auch Frau Weidel, für die das zutrifft.« Als Beispiele nannte sie den Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke und den Spitzenkandidaten der AfD für die Europawahl, Maximilian Krah
Gutes Ergebnis der AfD – Denkzettel für Ampel
Die AfD ist in Teilen von Verfassungsschutzbehörden als gesichert rechtsextrem eingestuft. Die gesamte Partei wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall beobachtet.
Bei der Wahl hatten die Wählerinnen und Wähler in Deutschland den Ampelparteien einen Denkzettel verpasst. Die Kanzlerpartei SPD fiel am Sonntag Hochrechnungen zufolge auf Platz drei hinter die AfD zurück, die laut ARD und ZDF in Ostdeutschland stärkste Kraft wurde. Bundesweit mit Abstand am besten schnitt die Union ab.
Die stärksten Einbußen im Vergleich zur EU-Wahl 2019 verzeichneten die Grünen. Die neue Wagenknecht-Partei BSW schaffte aus dem Stand rund sechs Prozent.
jok/AFP
Europawahl: Lars Klingbeil nennt AfD Nazis – Weigel gibt sich empört