Trump, Karl der Große und die deutsche Atombombe oder das Europa der drei Geschwindigkeiten
In einem detailreichen Beitrag auf der Compact-Seite wird anhand einer Panorama-Sendung die Frage nach einer deutschen Atombombe analysiert: www.compact-online.de/nuklearer-zufallstreffer/
Die Hintergründe der aktuellen Debatte sind klar: die neue Ausrichtung der amerikanischen Außenpolitik drängt Deutschland in die alte und verhängnisvolle Mittellage. Faktisch ist der bisherigen Sicherheitsarchitektur Deutschlands die Grundlage entzogen. Die mit der amerikanischen Verteidigungszusage gekoppelte nukleare Abschreckung verwandelt sich im schlimmsten Fall sogar in die Möglichkeit eines begrenzten Krieges mitten in Europa.
Die deutsche Antwort auf diese Herausforderung muss primär politischer Natur sein und sie muss stark sein, stärker als eine Atombombe. Deutschland und Frankreich müssen sich untrennbar verbinden. Das kann nur im Sinne eines föderativen Staates erfolgen, der dann – wie das alte Rom von zwei Konsuln – von zwei Kanzlern in Berlin und Paris regiert wird und eine schwache präsidiale Mitte in Aachen / Köln erhalten kann. So kann Deutschland ohne Vertragsbruch und internationale Ächtung seine Sicherheit schützen. Vielleicht wird das ja die Aufgabe von Frauke und Marine, die Großen zu werden – als Kanzlerinnen der Deutschen und Franzosen. Der Rückgriff auf das Reich Karls des Deutschen, den wir den Großen nennen, kann nur in einer Rückbesinnung auf die kulturellen Grundlagen Europas erfolgen. Nur in der Rückbesinnung auf die gemeinsame deutsch-französische Kernidentität kann sich Europa davor schützen, zwischen den USA und Russland zerrissen zu werden.
Die Idee vom Europa der zwei Geschwindigkeiten greift zu kurz, denn Deutschland und Frankreich müssen zu einem Glauben an sich selbst zurückfinden, und das geht eben nur, indem der Sinn dieser europäischen Idee ein tieferer ist. Die Ehe Deutschlands und Frankreichs kann nur Rom segnen und verbinden. So war es und so ist es. So sehr die rechtspopulistischen Bewegungen zurzeit Instrumente einer politischen Destabilisierung im Interesse fremder Mächte sind, so sehr liefern sie auch Hinweise auf die Sehnsucht und den Traum von Europa. Ich erinnere an den Gründungskontext von 1870/71, als Karl Marx schrieb: „Diese Mittelklasse, welche in ihren Kämpfen für die bürgerliche Freiheit von 1846 - 1870 ein nie dagewesenes Schauspiel von Unschlüssigkeit, Unfähigkeit und Feigheit gegeben hat, war natürlich höchlichst entzückt, die europäische Bühne als brüllender Löwe des deutschen Patriotismus zu beschreiten. Sie nahm den falschen Schein staatsbürgerlicher Unabhängigkeit an, um sich zu stellen, als zwinge sie der preußischen Regierung auf - was? die geheimen Pläne eben dieser Regierung.“ AfD, PEGIDA und Front National liefern den ideologischen und kulturpolitischen Stoff, aus dem ein Europa der drei Geschwindigkeiten entstehen kann. Aber nur mit dem Segen Roms wird dieses Kerneuropa bestehen.
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