Gründonnerstag, Judas, PEGIDA
Am Aschermittwoch ist alles vorbei, so der Jeck.
Wieder schauen wir mit dem Aschekreuz auf das am Ende der Fastenzeit vor uns liegende Ereignis, dass wir vom Ergebnis her Ostern nennen. Am Palmsonntag aber ist das Ergebnis noch offen. Der Messias reitet, wie von den Propheten vorhergesagt, auf einen Esel in die heilige Stadt Jerusalem ein. Die Menschen jubeln. Hosianna. Sie wedeln mit Palmzweigen und bereiten dem Herrn seinen Weg in die Stadt. Auf dem Messias ruhen die Hoffnungen. Kann und wird er Israel aus der Knechtschaft Roms erretten können? Wird er die Macht und Herrlichkeit Israels wieder aufrichten können?
Die Entscheidung fällt am Gründonnerstagabend. Jesus, dem Mann aus Nazareth, steht der Angstschweiß auf der Stirn. Und er sagt, dass es nicht sein Wille ist, sondern der des Vaters. Dass er diesen Kelch lieber nicht tränke, aber dass der Wille des Vaters geschehe. Und die Worte, die Jesus an diesem Abend zum Dank und Gebet spricht, sind die Einsetzungsworte eines neuen Bundes, Worte, die wir noch heute in der Wandlung am Altar im Gottesdienst hören. Worte, die nunmehr 2000 Jahre der Erosion der Zeit trotzen, wie granitener Fels, dem Sand und Sturm nichts anhaben. Jesus, der Messias, tritt ein in das Pascha-Opfer am Vorabend des Frühlingsvollmondes und vollzieht so das alte Königsopfer aus längst vergangener Zeit. Und drei Tage später wird er sich durch seine Auferstehung als der Gottessohn erweisen, der er schon immer war.
Die Entscheidung am Gründonnerstag ist nicht unwidersprochen geblieben. Vermutlich gab es darüber einen heftigen Richtungsstreit, wie sollte es auch anders sein können. All diese politischen Hoffnungen auf die Wiederherstellung der Größe und Herrlichkeit Israels werden am Gründonnerstagabend in die Tonne gehauen. All die politische Arbeit der letzten drei Jahre, das Herumziehen über die Dörfer, die Mobilisierung der Menschen, all diese Arbeit soll vergebens gewesen sein? Und wenn Petrus zufällig bei der Verhaftung von Jesus ein Schwert aus der Scheide ziehen kann, um einem der Schergen das Ohr abzuhauen, dann deutet das nicht nur auf zu laxe Waffengesetze und Sicherheitsprobleme im alten Israel. Judas Iskariot ist der Sprecher der politischen Seite der messianischen Bewegung. Er kann nicht verstehen, wie das alles umsonst gewesen sein soll. Und er versucht den politischen Selbstmord des Mannes aus Nazareth zu verhindern, indem er – wie es oft in solchen Bewegungen passiert – mit dem Staat und dessen Dienern kooperiert. Der Staat aber handelt nach seinen Gesetzen.
Die Schuld, die Judas mit seinem politischen Verrat auf sich lädt, scheint irreversibel. Da ist keiner mehr, der ihm diese Schuld abnehmen könnte und so vollstreckt er die Strafe an sich selbst. Sein Selbstmord verweist auf das Ende des nationalrevolutionären Widerstandes in Israel, auf Massada. Kein Weg in dieser Zeit, kein politischer Ausweg, das überstieg das Verständnis des Judas Iskariot. Dass Israel mehr sein kann und mehr sein muss als ein Staat, dass Israel ein Bund mit Gott, dem Vater, ist und dieser Bund für alle Menschen bis an die Enden der Erde offen sein muss, dass versteht Judas nicht und auch die Apostel werden noch manche Schwierigkeit damit haben. Judas steht für die innere Sinnlosigkeit eines politischen Weges, der in den Abgrund führt. Vielleicht hat er es im Moment seines Verrates noch selbst erkennen können. Vielleicht. Massada blieb ihm erspart. Nicht der Blutacker.
Am Gründonnerstagabend werden wir, die Männer und Frauen des neuen Weges, zu Israel, dem wahren Israel des neuen Bundes. Zwei Jahrtausende hat der neue Bund standgehalten, aber seine Feinde mochten nicht ruhen. Und wieder wird Judas zur Schlüsselperson. Wenn am Gründonnerstagabend die Entscheidung fiel, Israel in einen neuen Bund mit Ihm aufzuheben, Israel also zu virtualisieren, um es so vor der Zerstörung durch Rom zu schützen, dann konnte das neue und virtuelle Israel nur zerstört werden, wenn das alte Israel wiederhergestellt würde und am besten durch eine erschütternde Tat, die dem neuen Israel unterzuschieben war. An dieser Stelle verwandeln sich die Judenvernichtung der Wannsee-Konferenz zum Holocaustum, zum Ganzbrandopfer, und der Anti-Antisemitismus zu einer neuen Heilstheologie, die auf die Aufhebung des Bundes vom Gründonnerstag zielt. Die Täter sehen sich selbst in der Tradition des alten Israels, des Staates, der Vernunft, und der Glaube an Gott ist ihnen ein inneres Empfinden. Viele Christen haben bis heute den inneren Kern der Veränderung der letzten drei Generationen nicht verstanden. Vielleicht ist Friedrich Nietzsche nahe dran: „Nachdem Buddha tot war, zeigte man noch jahrhundertelang seinen Schatten in einer Höhle – einen ungeheuren schauerlichen Schatten. Gott ist tot: aber so wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch jahrtausendelang Höhlen geben, in denen man seinen Schatten zeigt. – Und wir – wir müssen auch noch seinen Schatten besiegen!“ Ja, die neue nachchristliche Vorstellung eines diesseitigen Heilsversprechens wird nicht ruhen können, bis auch die Erinnerung ausgelöscht ist, bis wir die neue Heilsverkündigung für die schon immer dagewesene Verkündigung halten. Umformung der Erinnerung versus Erinnerung.
Wieder schauen wir mit dem Aschekreuz auf das am Ende der Fastenzeit vor uns liegende Ereignis, dass wir vom Ergebnis her Ostern nennen. Am Palmsonntag aber ist das Ergebnis noch offen. Der Messias reitet, wie von den Propheten vorhergesagt, auf einen Esel in die heilige Stadt Jerusalem ein. Die Menschen jubeln. Hosianna. Sie wedeln mit Palmzweigen und bereiten dem Herrn seinen Weg in die Stadt. Auf dem Messias ruhen die Hoffnungen. Kann und wird er Israel aus der Knechtschaft Roms erretten können? Wird er die Macht und Herrlichkeit Israels wieder aufrichten können?
Die Entscheidung fällt am Gründonnerstagabend. Jesus, dem Mann aus Nazareth, steht der Angstschweiß auf der Stirn. Und er sagt, dass es nicht sein Wille ist, sondern der des Vaters. Dass er diesen Kelch lieber nicht tränke, aber dass der Wille des Vaters geschehe. Und die Worte, die Jesus an diesem Abend zum Dank und Gebet spricht, sind die Einsetzungsworte eines neuen Bundes, Worte, die wir noch heute in der Wandlung am Altar im Gottesdienst hören. Worte, die nunmehr 2000 Jahre der Erosion der Zeit trotzen, wie granitener Fels, dem Sand und Sturm nichts anhaben. Jesus, der Messias, tritt ein in das Pascha-Opfer am Vorabend des Frühlingsvollmondes und vollzieht so das alte Königsopfer aus längst vergangener Zeit. Und drei Tage später wird er sich durch seine Auferstehung als der Gottessohn erweisen, der er schon immer war.
Die Entscheidung am Gründonnerstag ist nicht unwidersprochen geblieben. Vermutlich gab es darüber einen heftigen Richtungsstreit, wie sollte es auch anders sein können. All diese politischen Hoffnungen auf die Wiederherstellung der Größe und Herrlichkeit Israels werden am Gründonnerstagabend in die Tonne gehauen. All die politische Arbeit der letzten drei Jahre, das Herumziehen über die Dörfer, die Mobilisierung der Menschen, all diese Arbeit soll vergebens gewesen sein? Und wenn Petrus zufällig bei der Verhaftung von Jesus ein Schwert aus der Scheide ziehen kann, um einem der Schergen das Ohr abzuhauen, dann deutet das nicht nur auf zu laxe Waffengesetze und Sicherheitsprobleme im alten Israel. Judas Iskariot ist der Sprecher der politischen Seite der messianischen Bewegung. Er kann nicht verstehen, wie das alles umsonst gewesen sein soll. Und er versucht den politischen Selbstmord des Mannes aus Nazareth zu verhindern, indem er – wie es oft in solchen Bewegungen passiert – mit dem Staat und dessen Dienern kooperiert. Der Staat aber handelt nach seinen Gesetzen.
Die Schuld, die Judas mit seinem politischen Verrat auf sich lädt, scheint irreversibel. Da ist keiner mehr, der ihm diese Schuld abnehmen könnte und so vollstreckt er die Strafe an sich selbst. Sein Selbstmord verweist auf das Ende des nationalrevolutionären Widerstandes in Israel, auf Massada. Kein Weg in dieser Zeit, kein politischer Ausweg, das überstieg das Verständnis des Judas Iskariot. Dass Israel mehr sein kann und mehr sein muss als ein Staat, dass Israel ein Bund mit Gott, dem Vater, ist und dieser Bund für alle Menschen bis an die Enden der Erde offen sein muss, dass versteht Judas nicht und auch die Apostel werden noch manche Schwierigkeit damit haben. Judas steht für die innere Sinnlosigkeit eines politischen Weges, der in den Abgrund führt. Vielleicht hat er es im Moment seines Verrates noch selbst erkennen können. Vielleicht. Massada blieb ihm erspart. Nicht der Blutacker.
Am Gründonnerstagabend werden wir, die Männer und Frauen des neuen Weges, zu Israel, dem wahren Israel des neuen Bundes. Zwei Jahrtausende hat der neue Bund standgehalten, aber seine Feinde mochten nicht ruhen. Und wieder wird Judas zur Schlüsselperson. Wenn am Gründonnerstagabend die Entscheidung fiel, Israel in einen neuen Bund mit Ihm aufzuheben, Israel also zu virtualisieren, um es so vor der Zerstörung durch Rom zu schützen, dann konnte das neue und virtuelle Israel nur zerstört werden, wenn das alte Israel wiederhergestellt würde und am besten durch eine erschütternde Tat, die dem neuen Israel unterzuschieben war. An dieser Stelle verwandeln sich die Judenvernichtung der Wannsee-Konferenz zum Holocaustum, zum Ganzbrandopfer, und der Anti-Antisemitismus zu einer neuen Heilstheologie, die auf die Aufhebung des Bundes vom Gründonnerstag zielt. Die Täter sehen sich selbst in der Tradition des alten Israels, des Staates, der Vernunft, und der Glaube an Gott ist ihnen ein inneres Empfinden. Viele Christen haben bis heute den inneren Kern der Veränderung der letzten drei Generationen nicht verstanden. Vielleicht ist Friedrich Nietzsche nahe dran: „Nachdem Buddha tot war, zeigte man noch jahrhundertelang seinen Schatten in einer Höhle – einen ungeheuren schauerlichen Schatten. Gott ist tot: aber so wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch jahrtausendelang Höhlen geben, in denen man seinen Schatten zeigt. – Und wir – wir müssen auch noch seinen Schatten besiegen!“ Ja, die neue nachchristliche Vorstellung eines diesseitigen Heilsversprechens wird nicht ruhen können, bis auch die Erinnerung ausgelöscht ist, bis wir die neue Heilsverkündigung für die schon immer dagewesene Verkündigung halten. Umformung der Erinnerung versus Erinnerung.