Kirchen-Kater
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Fallstricke: Antiislamismus und Moderne

"Im Feld des Antiislamismus lauern die Fallstricke des Modernismus." Vielleicht würde ein Davila heute so sprechen, wir wissen es nicht. Die Diskussion hier über die Jungfräulichkeit allerdings, sie zeigt deutlicher als andere bisherige zum "Reizthema Islam", wie sehr die antiislamistischen Reflexe einer zeitgeistig modernen, vermeintlich freiheitlichen, Sozialisation - fernab politischer oder gesellschaftlicher Mentalität - geschuldet sind. Dass der Katholische Glaube wunderbar ist, auch wenn die Stürme des Konzilsgeistes diese Erkenntnis fast völlig zerstob; diese Erkenntnis erblindet spätestens vollends selbst bei den Konservativsten, die auch gegen den Islam in eine Abwehrstellung gehen: Eine Abwehrstellung, die sie in die Argumentation der Moderne treibt. Die sie auf das falsche Feld mit den Fallstricken führt. Mitgefangen, mitgehangen.

Die Konzilsgeistigen sind teuflisch schlau: Was den Atheisten die Islamisierung zur Zurückdrängung des Christlichen im Westen ist, ist sie diesen das Mittel, die Konservativen in die Moderne zu zwingen. Ich erinnere mich noch, dass diese sogar Bikini und Minirock verteidigten, nur um sich von den gläubigen Muslimen zu distanzieren. In Frankreich hingegen hat der dort starke Islam dazu geführt, dass die Gläubigen, unter Beibehaltung der Unterschiede, längst auch Gemeinsames erkannt haben: Im Sittlichen, im Zivilen; in den Prioritäten, die man zwischen Gott und der Welt setzt. Die Fallstricke des Modernismus sind kein Schicksal, doch ohne Reflektiertsein, ohne Unterscheidung, was die eigenen Motive sind und was die Wahrheit ist, geht es nicht. Vermeiden wir den Weg, der in die Falle lockt. Wählen wir den rechten Weg.
Salzburger
GOMEZ DAVILA hätte von "Moderne" gesprochen, aber sicher nicht von "Modernismus", da dieser Begriff von der PiusKirche ja völlig verhunzt worden war. (Jeder NichtARISTOTELiker ein "Modernist"...)
Freilich hat H.L.BARTH ganz recht, daß ein frommer Moslem unser (Stief)bruder ist, während irreligiös-homosexuelle Persönchen wie Frau Weidel von der AfD oder Herr Prof. Vogt von der SVP bestenFalls (oder …Mehr
GOMEZ DAVILA hätte von "Moderne" gesprochen, aber sicher nicht von "Modernismus", da dieser Begriff von der PiusKirche ja völlig verhunzt worden war. (Jeder NichtARISTOTELiker ein "Modernist"...)
Freilich hat H.L.BARTH ganz recht, daß ein frommer Moslem unser (Stief)bruder ist, während irreligiös-homosexuelle Persönchen wie Frau Weidel von der AfD oder Herr Prof. Vogt von der SVP bestenFalls (oder eher: schlimmstenFalls) politische Alliierte sein können.
Allerdings darf man nicht verkennen, daß der Islam - wie der verwandte CALVINismus - kryptomoderne Elemente trägt (gerade deshalb können sie auch heute auch am besten überleben). Ein "abergläubischer" Moslem oder BUDDHist, der ein HeiligenGrab besucht, um eine gute Ernte zu bekommen, ist unser Bruder; ein echterer ist es (fast) nicht mehr.
Kirchen-Kater
Danke für die Einschätzung! Tatsächlich hatte die Person, die mir das fiktive "Zitat" zukommen hat lassen, Moderne geschrieben. Und ich hatte es in Modernismus abgewandelt, weil kurz zuvor im Titel schon Moderne steht. So kann es kommen.
Über den Calvinismus sprach ich übrigens dieser Tage mit meinem muslimischen Kollegen. Er lehnte es ab, vom irdischen Wohlstand auf Verdienste im Himmel zu schließen …Mehr
Danke für die Einschätzung! Tatsächlich hatte die Person, die mir das fiktive "Zitat" zukommen hat lassen, Moderne geschrieben. Und ich hatte es in Modernismus abgewandelt, weil kurz zuvor im Titel schon Moderne steht. So kann es kommen.
Über den Calvinismus sprach ich übrigens dieser Tage mit meinem muslimischen Kollegen. Er lehnte es ab, vom irdischen Wohlstand auf Verdienste im Himmel zu schließen und erst recht vom argen Schicksal (qisma, قسمة) auf einen Mangel daran. Ein arges Schicksal, sei eine überaus gnädige Prüfung, Wohlstand einfach eine Entscheidung Gottes - und sei es nur, um andere zu prüfen. Also mehr ein göttliches Mittel als persönlich zuordenbarer Zweck.
Wenn man ins Detail geht, sieht man natürlich die Unterschiede der Religionen und schätzt die katholische umso mehr. Dass aber Glaube sei, scheint mir der kritische (entscheidende) Unterschied zum Aberglauben der Moderne.
Salzburger
WohlStand als Geschenk GOTTes klingt freilich sehr calvinistisch. Allerdings übertrieb M.WEBER die Rolle dieser Lehre, denn so offen&plump agierten selbst die YankeePuritaner meist nicht. Aber mit z.B. SPENGLER können wir die Gemeinsamkeiten erkennen: Theoretischer Determinismus, resultierend in praktischem Voluntarismus; dadurch AnSpannung, gefolgt von ErSchlaffung; TheoKratie, d.i. ImManentismus …Mehr
WohlStand als Geschenk GOTTes klingt freilich sehr calvinistisch. Allerdings übertrieb M.WEBER die Rolle dieser Lehre, denn so offen&plump agierten selbst die YankeePuritaner meist nicht. Aber mit z.B. SPENGLER können wir die Gemeinsamkeiten erkennen: Theoretischer Determinismus, resultierend in praktischem Voluntarismus; dadurch AnSpannung, gefolgt von ErSchlaffung; TheoKratie, d.i. ImManentismus; Bibel/Koran als LeitFaden, folglich statt heidnisch-chr. Riten Predigten; Agnostizismus; AntiMystiziemus; spektakulärer ErFolg mittels revolutionärem Egalitarismus usw.
Wie gesagt: Je einfacher die Moslems, umso echter der Glaube. Je gebildeter, umso mehr Richtung barbarischem Puritanismus gehend.
Salzburger
p.scr.: Bei den Moslems beklagen die Traditionellen & Konservativen & Sufis & die - freilich nicht allzu frommen - Ästhetizisten (a la N.KERMANI) auch den bestürzenden RückGang der alten Traditionen - nicht zuletzt durch die Fundamentalisten, die derlei - wieder wie unsere Puritaner - als superstition verteufeln. Und sich dabei ja auf "den Propheten" stützen können, während Mystik oder "AberGlaube …Mehr
p.scr.: Bei den Moslems beklagen die Traditionellen & Konservativen & Sufis & die - freilich nicht allzu frommen - Ästhetizisten (a la N.KERMANI) auch den bestürzenden RückGang der alten Traditionen - nicht zuletzt durch die Fundamentalisten, die derlei - wieder wie unsere Puritaner - als superstition verteufeln. Und sich dabei ja auf "den Propheten" stützen können, während Mystik oder "AberGlaube" im Islam bestenFalls geduldet sind.
Ein weiterer Kommentar von Salzburger
Salzburger
...womit diese kons. Moslems auch wieder an unsere kons. Protestanten gemahnen. Beide in der letztlich albernen Rolle, ein inhärent revolutionäres System konservieren zu wollen.
Kirchen-Kater
Bildquelle (Ausschnitt): Weggabelung, fietzfotos (pixabay)