Labre
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"WENN DER HIMMEL BLASS WIRD ..." Überlegungen zum Zölibat, Teil 2, v. Kaplan A. Betschart

Zölibat als Element einer umfassenden priesterlichen Spiritualität Wenn wir uns also um ein positives Verständnis des Zölibats bemühen, scheint mir besonders wichtig, dass wir ihn nicht isoliert, …Mehr
Zölibat als Element einer umfassenden priesterlichen Spiritualität
Wenn wir uns also um ein positives Verständnis des Zölibats bemühen, scheint mir besonders wichtig, dass wir ihn nicht isoliert, sondern auf dem Hintergrund einer umfassenden Spiritualität des priesterlichen Dienstes betrachten.
Weil die Übertragung des priesterlichen Amtes ein Sakrament ist, das Sakrament der Priesterweihe, kommt dadurch wesentlich zum Ausdruck, dass der Priester seine Sendung und seinen Auftrag sich nicht selber nimmt und auch nicht von Menschen delegiert bekommt, sondern von Christus empfängt. Und wir verstehen dieses priesterliche Amt selber als sakramentalen Dienst, weil wir davon überzeugt sind, dass im amtlichen Tun des Priesters Christus selber handelt, dass er Christi Werk vollbringt und dessen Heil wirkt, trotz der persönlichen Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit des Amtsträgers. Aber das bedeutet nicht, dass der Priester sich nicht um eine dem Amt entsprechende Lebensweise bemühen müsste. Wo …Mehr
archangelus
Kommentar zu K. Demmer von P. Michael Wildfeuer
K. Demmer schreibt: „Die Geschlechtlichkeit ist eine zentrale Schicht menschlicher Wirklichkeit. Dabei geht es nicht nur um Sexualität, sondern viel tiefer um Glück, Geborgenheit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft. Der Zölibat als freiwillige Absage an eine Erfüllung dieser tiefen und sich immer wieder regenden Erwartung ist mit einer offenen Wunde …Mehr
Kommentar zu K. Demmer von P. Michael Wildfeuer
K. Demmer schreibt: „Die Geschlechtlichkeit ist eine zentrale Schicht menschlicher Wirklichkeit. Dabei geht es nicht nur um Sexualität, sondern viel tiefer um Glück, Geborgenheit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft. Der Zölibat als freiwillige Absage an eine Erfüllung dieser tiefen und sich immer wieder regenden Erwartung ist mit einer offenen Wunde zu vergleichen. Sie macht zunächst das Leben zu einem Dasein im Fragment. Der Platz des Zölibatären ist dort, wo das Leben Fragment, Fraktur ist und offene Wunden nicht heilen.“

Dazu möchte ich folgende Gedanken äußern, und zwar als Zölibatärer, nämlich als kath. Priester:
1. K. Demmer unterscheidet selbst zwischen Sexualität und dem viel Tieferem, nämlich „Glück Geborgenheit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft“.
Der Zölibat ist nur Absage an das Erstere, nicht an das Letztere, d.h. der Zölibat ist nicht Absage an Glück, Geborgenheit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft. Der zölibatäre Priester ruht – wenn er den Zölibat richtig sieht – wie der Lieblingsjünger Johannes am Herzen des Heilandes. Welcher Ehemann bekommt ein solches Glück, eine solche Geborgenheit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft? Auch die liebste Ehefrau vermag nicht das zu geben, was ein Gott geben kann!

Es stimmt: Der Verzicht auf die Sexualität ist ein großer Verzicht, aber dafür wird dem Zölibatären etwas geschenkt, was diesen Verzicht unvergleichlich übersteigt. So sagt der Heiland: „Niemand verlässt um des Reiches Gottes willen Haus, Frau (!!!), Bruder, Eltern oder Kinder, ohne dass er ein Vielfaches dafür in dieser Welt empfängt und in der zukünftigen Welt das ewige Leben“ (Lk 18,29f).

2. Unser Herr Jesus Christus selbst lebte ehelos. War sein Leben ein Leben im Fragment? Er, in dem Gott „die ganze Fülle hat wohnen lassen“ (Kol 1,19)? Er, „in dem alles erschaffen ist im Himmel und auf Erden“ (Kol 1,16)? Er, der also auch die Geschlechtlichkeit erschaffen hat, Ihm sollte etwas mangeln? Nein, ich kann mir das nicht vorstellen. Die Wonnen, die Er zu geben vermag, übersteigen hundertfach die schönsten geschlechtlichen Wonnen. Ja, der Priester leistet einen Verzicht, aber er erhält Hundertfaches dafür, und zwar schon in diesem Leben. Von den Wonnen des Priesters aus gesehen, lebt der Ehemann im Fragment. Von der Fülle Christi aus gesehen, lebt der Verheiratete in der Fraktur.

3. Das Leben hier auf Erden ist nur ein Schatten des Zukünftigen. Im Himmel gibt es weder Heiraten noch Geheiratetwerden. Im Himmel gibt es nur höchstes Erfülltsein, unendliche Sättigung. Die geschlechtliche Liebe ist ja nur ein schwacher Abglanz der unendlichen Liebe, zu der der Mensch in seiner Vollendung berufen ist.